Ich muss ständig meckern

Hallo!
Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht oft meckern muss. Ich habe es selber gar nicht mehr unter Kontrolle. Es wird immer schlimmer und ich bin total unglücklich. Am liebsten wäre ich tot.
Wir haben einen 8 jährigen Sohn. Dessen Erziehung liegt gefühlt fast nur in meiner Hand. Wenn es nach meinem Mann ginge, dann müsste unser Sohn fast nie sein Zimmer aufräumen, dürfte ständig Tablett spielen, müsste niemals zuhause nach der Schule lernen, darf den ganzen Tag mit seinem mit Nutella verschmiertem Mund rumlaufen. Sobald ich Regeln aufstelle (die wunderbar funktionieren solange mein Mann nicht zuhause ist), tritt mein Mann sie wieder nieder. Unser Sohn hört gerne Hörspiel (laut übers Handy). Meine Regel lautete: Nicht im Wohnzimmer (denn ich möchte auch mal meine Ruhe haben). Dann kommt mein Mann nach Hause, spielt mit unserem Sohn ein Brettspiel im Wohnzimmer und nebenbei läuft die ganze Zeit diese Geschichte auf dem Handy. Ich habe mich inzwischen überhaupt nicht mehr im Griff. Kaum, dass wir uns ausgesprochen haben, geht es gleich wieder über zum nächsten Grund, weswegen ich schon wieder meckern muss. Unser Sohn soll nicht mit dreckigem Mund aus dem Haus. Gerade sagte ich ihm er soll seinen Mund abwischen. Dann war er beleidigt. Mein Mann meinte dann, ob das denn wirklich immer nötig sei, gerade da er da so sensibel reagiert. Ich erwiderte: Warum reagiert er wohl so sensibel? Weil Du immer alles durchgehen lässt... Zack, der nächste Streit. Unser Sohn bekommt alles mit. Ich halte es nicht mehr aus. Heute habe ich schon einen Abschiedsbrief geschrieben, weil ich sterben möchte. Aber keine Angst, ich tue mir nichts an. Ich habe Angst davor, dass bei einem Selbstmord im Jenseits für immer und ewig dafür bestraft werde. Also muss ich bleiben. Wenn ich weg wäre könnten die beiden den ganzen Sonntag auf der Couch liegen, nur ungesunde Sachen essen, beide Tablett spielen, nebenbei den Fernseher laufen lassen und zusätzlich auch noch Hörspiele übers Handy. Sie müssten nichts wegräumen und unser Sohn bräuchte niemals etwas lernen. Ich kann einfach nicht mehr. Mein Mann treibt mich noch in den Wahnsinn!!! Ich bin schon so weit, dass ich gar nicht mehr weiß ob ich verrückt bin oder er. Tatsache ist: Ich halte es nicht mehr aus! Unser Sohn ist ein absolutes Papakind. Er sieht aus wie Papa, darf bei Papa alles und Papa ist sein bester Freund. Ich fühle mich wie das fünfte Rad, das notwendige Übel, welches versucht für Struktur und Ordnung zu sorgen. Letztens war ich mit meinem Sohn bei einem Kinderpsychologen. Ich war total erstaunt, denn der Mann hat mir in allem Recht gegeben. Unser Sohn bräuchte ganz dringend Struktur, ganz klare Anweisungen, möglichst wenig Freiraum usw. Nun steht auch noch ein Termin mit meinem Mann an, weil er es mir nicht glaubt. Ich bin eine richtige Meckertante geworden und ich hasse mich selber dafür. Ich, die Schreien in der Erziehung total verabscheut, habe nun meinen Mann vor unserem Sohn schon mehrmals angeschrien. Ich bin einfach auf, ich kann nicht mehr. Zuhause halte ich es nur nur im Keller aus. Dort habe ich mir einen Raum mit Schreibtisch und Bett eingerichtet. Nach oben traue ich mich gar nicht mehr gehen, denn ich habe Angst, dass ich mich wieder ärgern muss. Wenn ich wüsste, dass ich für einen Selbstmord im Jenseits mit keinen Konsequenzen rechnen muss, dann wäre ich schon lange tot. Solange mein Mann arbeitet verstehe ich mich mit meinem Sohn, da ist alles prima. Aber sobald mein Mann nach Hause kommt, fühle ich mich hier wie in einem Irrenhaus und flüchte in den Keller. Er jammert, weil ich mich zurückziehe, aber ich halte es einfach nicht aus! Freitag habe ich ein Tabletverbot für dieses Wochenende ausgesprochen, da unser Sohn einen Tobsuchtsanfall hatte. Gestern (Samstag) hat mein Mann ihm das Tablet erlaubt. Als ich ausgeflippt bin, meinte er das könne ich ihm (unserem Sohn) nicht antun. Ich bin so auf 180! Anfangs hatte ich mich noch im Griff, aber je länger und öfter ich diesen ausweglosen Situationen ausgesetzt bin, desto mehr entwickle ich mich zur richtigen Meckertante. Ich finde inzwischen sieht man es mir auch schon an. Ich sehe einfach nur noch schrecklich aus. Ich habe mein Leben gegen die Wand gefahren und komme hier nicht mehr raus.

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Meine Güte, was für ein Text ...

Als erstes Mal: Höre auf von Selbstmord zu reden! Auch wenn du glaubst, dass wäre die Lösung, so ist es nicht. Die Hinterblieben werden mit so etwas dermaßen hart bestraft, das kannst du dir nicht vorstellen. Und ja, ich weiß wovon ich rede, konnte meinem Dad beim seelischen Verfall gradezu zugucken, nachdem sich seine Frau vor 5Jahren das Leben genommen hat.

Dann als Zweites: Ihr solltet als Familie zu einem Psychologen gehen, der auf Familien- und Einzelsitzungen spezialisiert ist. Nicht nur du hast ein Problem, sondern ihr als Familie seid das große Problem.
Während du nicht ernst genommen wirst, fehlt deinem Sohn die Struktur und der familieläre Zusammenhalt. Und was deinen Mann betrifft, der lebt anscheinend von einem Tag auf den anderen, sieht die Notwendigkeit einer Erziehung nicht und stellt somit deine Entscheidungen in ein schlechtes Licht.
Dein Sohn macht es sich da natürlich einfach, er hält zu demjenigen, bei dem der lockere Umgangston herrscht.

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Also zuerst mal: lass diesen Selbstmord Blödsinn wegen einem Mann. Kein Kerl der Welt ist es wert.
Nimm dir eine Auszeit. Fahr zu deinen Eltern, Freunde, Hotel und lass die beiden feinen Herren mal ein paar Tage allein. Dann merkt dein Mann, dass die Regeln Sinn machen. Dein Sohn ist mit 8 ja auch nicht mehr so winzig. Das Handy würde ich gleich mitnehmen.
Schreien ist übrigens menschlich und passiert eben mal. Lieber einmal ordentlich gebrüllt, als tausendmal "putzi putzi bitte bitte".
Wenn du ein Mann wärst würde ich dir raten, dir Eier wachsen zu lassen. Du wirkst leider wie das typische "Opferlamm". Es gibt immer einen der macht, aber auch einen der machen lässt. Also setz dich durch.

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Hallo,

das hört sich alles ganz schön verfahren an. Ich denke auch das du dir dringend profesionelle Hilfe holen solltest.

Für jetzt spontan akut würde ich mich vom Hausarzt krank schreiben lassen und mich für mind. 4 Wochen vertschüssen.
Sollen sie doch eine Weile mal schauen wie sie ohne deine Struktur und Ordnung auskommen. Wirklich nicht ansprechbar sein. Keine Unterstützung deinerseits. Nur die zwei Jungs (mehr ist dein Mann ja wohl nicht) und die schnell versiffte Wohnung, dazu Wäscheberge, kein All incl.

Immer noch besser wie Selbstmord, das wäre ja für dich blöd.
Aber ich würde wirklich raus aus der Situation und mir ein Stück eigenes Leben aufbauen - zur Not auch ohne die Beiden. So gehst du ganz offensichtilich kaputt.

Ob Ihnen das so gefällt?
Und wenn sie doch feststellen, das sie ohne dich nicht gut zurecht kommen, dann werden die Karten neu gemischt - und auch deine Regeln in Zukunft befolgt!

Aber such dir wirklich Hilfe, wäre ja schade für dich und dein Leben!

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Achtung, der Schuss kann brutal nach hinten losgehen.

Bei einem Freund hatte sich die Frau auch in eine Kur verabschiedet, aus ganz ähnlichen Gründen.

Und was ist passiert? Das Vater/Sohn Dreamteam hat sich auf einen gemeinsamen Nenner geeinigt. Wohnung war für Ihre Begriffe sauber, Wäsche wurde gewaschen, wenn nichts sauberes mehr da war, Bügeln eh komplett eingestellt, Staubsaugen reicht 1x pro Woche, Staubwischen wird ohnehin überbewertet und Pizza Dienst 3x pro Woche geht als gesunde Ernährung durch, wenn man einen Salat dazubestellt.

Die 2 fanden es super und konnten noch viel weniger verstehen, warum Mutti so einen Aufstand wegen dem bisschen Haushalt macht.

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...ich bin voll stolz auf mich wenn ich es hinkriege 1× die Woche Staubzusaugen XD

Ähm ein Bügelbrett gibt es in unserem Haushalt nicht und trotzdem läuft keiner von uns schlampig herum. Aber Jeans und Kaputzenpullis muss man auch nicht bügeln
Schon spannend wie unterschiedlich die Haushaltsstandarts sein können

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Du machst das schon richtig mit dem Kinderpsychologen, vielleicht hat dein Mann ein Einsehen.

Eigentlich musst du dich gar nicht umbringen, du kannst einfach mit dem Kind ausziehen und dich scheiden lassen.

Und alles so machen, wie du möchtest, der Papa dann lediglich an den Besuchswochenenden.

Ich hoffe, du findest die Kraft noch, warte nicht, bis es zu spät ist.

Überlege, was du deinem Sohn mit deinem Suizid antuen würdest, das würde er nicht überstehen.

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Danke für Deine Antwort.
Weißt Du was das Problem ist?
Er würde bei Papa bleiben wollen. Ich wäre dann eine Mutter, die ohne ihr Kind leben müsste, die es nur an Wochenenden usw. sehen würde. Damit würde ich nicht klar kommen. Das würde mich tatsächlich dazu treiben... :-( Ich hätte gar keinen Einfluss mehr und ich hätte ständig Sehnsucht nach meinem Sohn.

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Such Dir Hilfe, DU brauchst einen Psychologen. Am besten gestern.

Es ist nicht normal, egen solcher Kinkerlitzchen an Selbstmord zu denken.
Leben gegen die Wand gefahren #augen

Wenn Du ncht mehr kannst und lieber tot wärst, dann wäre es vielleicht ganz gut komplett aus der Situation zu kommen und Dich einweisen zu lassen.

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Mein Eindruck ist auch eher, dass da bei der Themenerstellerin psychisch mehr dahinter steckt als ein paar unterschiedliche Einstellungen zur Kindererziehung.

Ich würde auch dringend zum Besuch beim Psychologen (für Erwachsene!) raten.

Ich finde zwar auch, dass die TE recht hat mit ihrer Einstellung zum Kind und zu Regeln und der Vater derjenige ist, der Steine in den Weg wirft, aber deswegen von "Leben an die Wand gefahren" sprechen und sich umbrignen wollen und das nur nicht tun, weil man mit "Bestrafung im Jenseits" rechnet ist auch in dieser sicherlich belastenden Situation nicht normal..

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Danke Dir! Ja, Du hast vollkommen recht. Normalerweise rede ich auch nicht so offen, aber hier ist man so schön anonym. Ich würde sonst niemals zu jemanden sagen, ich hätte mein Leben gegen die Wand gefahren. Hier im Forum kann ich ehrlich sein ohne mich schämen zu müssen. Nach außen bin ich die, die ihre komplettes Studium knallhart durchgezogen hat, immer Kraft hatte, immer durchgehalten hat... In Wirklichkeit bin ich das genaue Gegenteil. Ich hatte eine schreckliche Kindheit (mein Vater war das Gegenteil von meinem Mann, das absolute Gegenteil) und bin aufrund dieser traumatischen Kindheitserlebnisse auch zu 50 % schwerbehindert (das weiß fast keiner, denkt sich auch keiner, man merkt es nicht). Mir wurde schon als Kleinkind gesagt, dass ich nichts wert bin und ich mich umbringen soll. Ich musste das oft als Kind als Strafe 100 x untereinander aufschreiben. Vor ein paar Wochen habe ich meine Medikamente abgesetzt und seitdem geht es mit meinen Gefühlen rauf und runter. Ich kann sie nicht mehr nehmen, da sie mich chronisch krank gemacht haben. Du hast das richtig erkannt, ja. Leider ist das so. Es beruhigt mich, dass die ganzen Punkte, die mich so ärgern und traurig machen, scheinbar einen "normalen" Menschen nicht gleich dazu bringen zu denken, das Leben wäre im Eimer. Es beruhigt mich und daran denke ich nun. Aber dennoch ist es gerade bei mir wichtig, dass ich meine Gefühle ernst nehme. In meiner gesamten Kindheit wurden sie ignoriert. Es ist mir wichtig, dass ernstgenommen wird, dass mich diese ganzen erwähnten Dinge stören. Ich fühle mich sonst wie in einer Falle aus der ich nicht mehr rauskomme.

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Hallo,

Du hast Dein Leben nicht an die Wand gefahren.
Und bitte hör auf mit diesem Selbstmordgedanken - vertraue Dich auch mal einer psychologischen Hilfe an, denn ein Suizid ist (wie hier jemand schon schrieb) eine der grausamsten Dinge, die man seinem Umfeld antun kann.

Fang doch zu allererst mal bei Dir an.

Tu Dir was gutes, denke mal an Dich.
Du schreibst, man sieht es Dir schon an.
Dann gönne Dir wirklich mal ein Wochenende Auszeit, mit einer Freundin oder so, verdufte mal. Und wen das nicht geht, dann schließ mal abends hinter Dir die Badezimmertür ab, hüpf in die heiße Wanne, inkl. Gesichtsmaske, schöner Musik, einem Glas Sekt und denke mal nur an Dich.

Wenn Dir das Meckern wegen der beiden Männer mal wieder in den Hals steigt, geh raus. Mach einen Waldspaziergang, atme mal durch.

Dass Du beim Kinderpsychologen warst, finde ich gut und Dein Mann soll unbedingt mitkommen. Er handelt nach dem Laissez-Faire Prinzip, das ist nicht gut.
Strukturen sind wichtig und es sind eben auch Regeln, die eingehalten werden müssen.

Du verlangst nicht zu viel, wenn Du Euren Sohn bittest, sein Zimmer aufzuräumen.
Auch das Lernen ist wichtig, hier lege ich meine Große auch regelmässig an die Kandare.

Mit dem Nutellamund - da würde ich ihn "auflaufen lassen".
Sorry. Normal weiß ein 8-jähriger, dass man sich nach dem Essen nochmal den Mund und die Hände abwischt und mal kurz in den Spiegel schaut. Wenn er darauf keinen Bock hat, dann lass ihn GENAU SO zur Schule gehen. Mit Nutella-Mäulchen.
Spätestens wenn seine Mitschüler am Schulhof oder im Klassenzimmer doofe Sprüche reißen ("Bäh, Du Ferkel" etc) oder der Lehrer ihn anweist, aufs WC zu gehen und sich zu waschen, wird er es kapieren.

Wenn er keinen Bock zum Lernen hat, dann lass ihn da auch auflaufen.
Spätestens wenn er sich beklagt, dass er eine schlechte Note oder eine Kritik bekommen hat, kannst Du sagen "Na, Du willst ja nicht lernen! Tablet ist Dir ja wichtiger!"
Und zum Elternsprechtag schickst Du seinen Vater hin oder nimmst ihn mit.
Der soll sich dann die Packung vom Lehrer selber abholen.
Bitte sehr, bitte gleich.

Mach Du Dein Ding mal eine Weile.
Kümmere Dich um deine Prioritäten.
Mach Deine Ecken im Haus schön und ordentlich - wenn das Zimmer Deines Sohnes ein Schweinestall ist, dann mach ihm auch mal das Bett nicht.

Denn Deine Männer scheinen den Eindruck zu haben "Mutter keift und meckert zwar rum, aber schlußendlich macht sie es dann doch selber!"

Wenn es am Sonntag aussieht wie Wutz im Wohnzimmer, würde ich zum Essen demonstrativ meinen Teller nehmen und mich woanders hin setzen im Haus.
Oder mich mit einer Freundin beim Italiener treffen oder bei ihr was kochen.

Und zuletzt: ein richtiger Urschrei hat noch keinem geschadet, ich bin auch schon explodiert. Jeder schmiss alles hin, alles flackte in den Ecken, leere Joghurtbecher, verschweinzte Küchenfronten, überall Chaos.
Und jeder suchte Ausreden. Ich habe meinem Mann seinen Mist auf den Schreibtisch geschmissen, ich habe nach einem leeren Karton getreten der im Flur lag (weil mein Mann zu faul war, ihn kleinzumachen und zu entsorgen), ich habe leere Duschgelpullen von der Badablage genommen und meinem Mann ins Büro geschmissen.
Ich habe gewütet wie ein fauchender Tiger und meine Drei hier waren erstaunt, geschockt und mucksmäuschenstill.
Nach dem Anfall habe ich türknallend das Haus verlassen und bin zu einer Freundin gefahren, bei der ich mich mal ausgekotzt habe. Und abends waren wir beim Chinesen.
Als ich nach Hause kam, war die Bude blitzblanksauber, die Kinder im Bett,. der Mann mucksmäuschenstill.

Daher nimm Dir so einen Wutanfall nicht zu Herzen, das muss auch mal raus.
Aber es muss dann auch konsequent rüberkommen.

LG

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Regeln sind eine super Sache, aber die Menschen haben nun mal verschiedene Meinungen, welche Regeln gelten sollen.

"Sobald ich Regeln aufstelle (die wunderbar funktionieren solange mein Mann nicht zuhause ist), tritt mein Mann sie wieder nieder."

Ihr habt ein kluges Kind, dass das schon gelernt hat: Verschiedene Menschen haben verschiedene Regeln. Was die Mutter aufregt ist für den Vater vielleicht kein Problem -- warum sollte es sich dann immer identisch verhalten?

Es gibt auch wichtige Regeln, die für _alle_ gelten sollen. Nur müssen die dann auch Mutter und Vater _gemeinsam_ aufstellen, also nicht "sobald _ich_ Regeln aufstelle..."

"Meine Regel lautete: Nicht im Wohnzimmer (denn ich möchte auch mal meine Ruhe haben)."

Genau, _Deine_ Regel. Das Wohnzimmer ist für alle da, also muss man schauen, wie man gegenseitig Rücksicht nimmt. Wenn Du aber gerade gar nicht im Wohnzimmer bist und die beiden kein Problem haben, gleichzeitig zu spielen und etwas zu hören, dann muss Dich das in diesem Moment eigentlich nicht interessieren.

"Gerade sagte ich ihm er soll seinen Mund abwischen."

Erwachsene Menschen lassen sich grundsätzlich noch weniger gerne etwas sagen als Kinder. Mit Ansagen wie "Mach' dieses, mach' jenes" bekommt man vielleicht kurzfristig seinen Willen, aber langfristig schadet es der Beziehung und je mehr Vorgaben es gibt, desto mehr Rebellion säst Du damit.

"Mein Mann meinte dann, ob das denn wirklich immer nötig sei, gerade da er da so sensibel reagiert. Ich erwiderte: Warum reagiert er wohl so sensibel? Weil Du immer alles durchgehen lässt..."

Und warum lässt er so viel durchgehen? U.a. auch deshalb, weil Du so viel verbietest. Jedenfalls geht mir das so: Meine Frau verbietet in meinen Augen so viel und kontrolliert so kleinteilig -- da kann ich a) wirklich nur noch ein sehr speziellen Fällen pingeliger sein und b) frage ich mich dann, ob das nötig ist, wo doch eh schon so viel verboten ist.

Wenn meine Frau aber umgekehrt Freiräume offenlässt, dann muss ich plötzlich nicht mehr nur reagieren, sondern agieren und es kann sich etwas ändern.

"Unser Sohn ist ein absolutes Papakind. Er sieht aus wie Papa, darf bei Papa alles und Papa ist sein bester Freund. Ich fühle mich wie das fünfte Rad, das notwendige Übel, welches versucht für Struktur und Ordnung zu sorgen."

Da klingt für mich auch verletzte Eitelkeit durch und weil es auf der emotionalen Ebene vielleicht gerade nicht so klappt (das ändert sich ja auch immer wieder), möchte man dann als Elternteil auf anderen Feldern glänzen und macht besonders korrekt und ordentlich, was aber für das Kind wenig attraktiv ist und die Katze beißt sich wieder in den Schwanz.

"Letztens war ich mit meinem Sohn bei einem Kinderpsychologen. Ich war total erstaunt, denn der Mann hat mir in allem Recht gegeben."

Ähem... das kann ich jetzt nicht so ganz glauben. Psychologen klingen auf den ersten Blick immer sehr verständnisvoll, aber sie geben einem eigentlich nicht "recht" (und auch nicht das Gegenteil), sie wollen ja regelmäßig gerade nicht bewerten was richtig ist und was falsch.

Es sind eher die Patienten, die den Psychologen für eine Art irdischen Schiedsrichter halten, der jetzt sagt, wer recht und wer nicht und deshalb auch besonders empfänglich für jede Art von Bestätigung sind (und den Rest gerne ausblenden).

Ich würde versuchen, in wirklich zentralen Bereichen _gemeinsam_ Regeln aufzustellen, also z.B. wie viel Tablet pro Woche erlaubt ist, wie oft wer das Zimmer aufräumt etc. Jenseits dessen scheint es mir aber wichtig, auch in vielen Bereichen ein bisschen loszulassen und ertragen zu lernen, dass unterschiedliche Menschen unterschiedliche Bedürfnisse haben.

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Danke für Deine ausführliche Antwort!
Huch, ja es ist was dran. Du klingst wie mein Mann! Gemeinsam Regeln aufstellen, das müssen wir dringend machen. Das Problem ist: Er ist fast nur am Arbeiten (Ingenieur). Aber diese Zeit sollten wir uns tatsächlich regelmäßig nehmen (das ist auch sein Reden).

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Hol Dir dringend Hilfe! Wegen eines Nutella-verschmierten Mundes an Selbstmord zu denken? Da liegt einiges im Argen! Ich verstehe warum Du willst dass Dein Mann und Du an einem Strang ziehen sollten, das sehe ich auch so- aber Du bringst da Tragik und Drama rein wo wirklich nichts ist! Such schnell professionelle Hilfe!