Umgang mit psychisch kranken Partner

Hallo zusammen,

ich würde gern von Euch wissen, ob jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat
und wie er diese für sich "lösen" konnte bzw. wie er damit umgegangen ist.

Mein Partner hat vor einigen Jahren angefangen sich mit dubiosen Themen zu beschäftigen (Verschwörungstheorien). Mit der Zeit wurde es immer schlimmer
und in einem seiner "Anfälle" hatte das ganze an Wahn (Vorstellung ) gegrenzt.
Ich denke, daß er diese "Welt" als Ventil für sich nutzt, da er mit einigen Problemen in seinem Leben nicht umgehen kann. Das Problem dabei ist, daß er mich dann oft als Feind ansieht, obwohl ich ihm nur helfen möchte. Sicherlich ist eine Depression
gegenwärtig gepaart mit einigen narzisstischen Anteilen in ihm, was z.B. einen Gang zum Therapeuten unmöglich macht.
In einer Sekunde klammert er sich an mir und sagt ich wäre sein Lieblingsmensch und er bräuchte Hilfe. Ich habe ihm schon zahlreiche Ratschläge gemacht,
wie er zumindest gedanklich runterkommen und sich auch mal auf die schönen Dinge im Leben konzentrieren könnte. Bislang hat er aber nichts umgesetzt.
Somit ändert sich nichts. Ich weiß daß ihn z.B: seine Arbeit belastet, ich habe ihm schon zahlreiche Stellenangebote rausgesucht. Leider hat er bislang keine Bewerbung weggeschickt, zudem kommen finanzielle Probleme dazu.
Er ist meiner Meinung nach mit seinem Leben überfordert.

Ich weiß daß ich ihn nicht retten kann, sondern kann ihn nur dabei unterstützen.
Habt ihr eine Idee, was ihn dazu bewegen könnte, den ersten Schritt zu machen?
Ich bin nervlich am Ende und mich belastet es sehr . Beispiel:
Eine einzelne Email (Werbung) reicht schon aus, um in ihm einen einzelnen Wutanfall
zu erzeugen, der dann den ganzen Tag wehrt, ganz abgesehen davon, was der Absender diese Email sich anhören muss. Wenn ich versuche ihn zu beruhigen, bin ich dann diejenige die zu den anderen steht.

Welche Erfahrungen könnt ihr mir dazu mitteilen?

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Such dir Hilfe für dich selbst!

Nur du selbst kannst den ersten Schritt tun.

In dem Moment, in dem du "ihn dazu bringst" etwas zu tun, würdest du ihn manipulieren und seine Theorie bestätigen.

Suche dir dringend!!! Beratung für Angehörige von psychischen Erkrankten.

Du kannst ihm nur dann eine Hilfe sein, wenn du selbst weißt, was du willst, selbst für dich sorgen kannst, selbst für dich da bist.
Wenn sich deine Welt um ihn dreht, bist du abhängig von ihm. Co-abhängig.

Warum machst du das alles mit?

Kommst du ohne ihn auch gut klar? Prima. Dann kannst du entscheiden, ob du ihm hilfst / wo deine Grenzen sind.

Kommst du ohne ihn nicht klar? Fehlt dir etwas? Sieht deine nächste Beziehung ähnlich aus?
Dann brauchst du auch Hilfe. Selbst wenn er nicht wäre, wie er ist, würdest du den nächsten Menschen brauchen, der ähnliche Mechanismen zeigt.
Dann ist die Frage, wer von wem abhängig ist.

Willst du, dass er gesund wird? Kannst du damit umgehen, wenn er gesund ist?

Wann habt ihr euch kennen gelernt?
Als er schon so war oder hat er sich verändert?

Um Menschen, die sich zunehmend verändert haben, die ich gesund kennen gelernt habe, kämpfe ich anders/mehr. Da geht es mir dann aber nicht darum, dass sie mich brauchen, sondern versuche dort zu unterstützen, was ich kann und lasse sie entscheiden, was sie wirklich brauchen.
Wer das nicht annehmen kann oder will, ist schade aber ok. Entweder kommen sie wieder, wenn es ihnen besser geht - oder auch nicht. Das ist nicht meine Verantwortung.

Meine Verantwortung ist bei mir. Was möchte ich, was kann ich. Wenn ich nicht weiter weiß, dann informiere ich mich.
Wie kann ich damit umgehen. Was braucht der jenige durch die Krankheit. Kann ich das geben? Will ich das geben? Wie gehe ich damit um?

Den ersten Schritt kann nur ich tun - für mich.

Alles andere wäre Manipulation.
Er kann nur für sich selbst den ersten Schritt tun - oder auch nicht.

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Ja "Zahnweh" du hast in vielen Sachen recht. Ich weiß daß ich auch meine Anteile habe. Ich kenne ihn seit 22 Jahren also mein halbes Leben und das was am meisten weh tut ist zu sehen, wie der Mensch geworden ist bzw wie er sich verändert hat.
Sicherlich komme ich auch ohne ihn klar, ich würde ihn allerdings furchtbar vermissen, trotz dessen was ich momentan "mitmachen" muss.
Mein Verstand weiß ganz genau was zu tun ist, nur das Herz kommt leider nicht mit.

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Ich habe eine Mutter, die so drauf ist wie Dein Partner. Ich könnte einige "Unarten" und "Sonderheiten" oder "Special Effects" von ihr aufzählen -aber das bringt Dir ja nichts.
Ich habe vor 3 Jahren den Kontakt abgebrochen, weil diese Sümpfe, in die sie mich und meine Tochter gezogen hat, immer tiefer wurden. Da sie sich selbst mit ihrem Verhalten nicht gefährdet, kann man auch schlecht externe Hilfe einschalten. Man kann sich nur selbst helfen und in meinem Fall war es: Abstand nehmen.

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Ich habe nicht die anderen Nachrichten gelesen aber kann ein wenig aus Erfahrung reden. Mein Mann hatte vor Jahren eine schwere Depression die unsere Existenz in Gefahr gebracht hat (also im Sinne von wovon sollen wir jetzt bitte leben?). Ich wusste nicht mehr ein noch aus. Er vegitierte vom Bett an den PC, tauchte in online Spielwelten ab und wanderte zurück ins Bett. Kleine Lichtmomente waren wie Tropfen auf den heißen Stein. Ich ging selbst zur Psychologin um mir Hilfe zu suchen und die Antwort überraschte mich. Psychisch kranke Menschen können nicht "Von allein drauf kommen". Ihre Windungen sind derart falsch gepolt, dass sie sehr wohl die Ausfahrt sehen aber quasi auf dem selben Weg direkt zurück fahren und zum Geisterfahrer werden.
Du kannst ihn also sehr wohl retten, wenn er zum nächsten Mal sagt, er braucht Hilfe, fährst Du postwendend mit Ihm zum Arzt oder direkt in die psychiatrische Ambulanz. DU musst Termine ausmachen Du musst für die Einhaltung dieser sorgen. Dein Mann ist nicht fähig dazu, er kann es schlicht nicht. Es ist nicht das er es nicht will, oder du nicht wichtig genug bist. Er ist nicht fähig solche Dinge zu tun. Das ist scheisse anstrengend und man hat definitiv eine gewisse Zeit ein weiteres Kind zu Hause, Medikation kann zunächst zur Verschlechterung führen ehe es bergauf geht und es wird immer und immer wieder Phasen geben in denen es kritisch wird, aber so ist ein Leben mit einem Menschen dessen Psyche erkrankt ist.

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Kurzes Edith, nachdem ich jetzt eine sehr sehr gute Antwort gelesen habe. Am wichtigsten vor allem anderen, bis aber immer du. Wenn du das nicht kannst, musst du, am allerbesten mit Unterstützung, einen Schlussstrich ziehen. Niemand ist gezwungen den Erziehungsberechtigten für einen anderen Erwachsenen zu miemen. Den harten Weg, den ich oben beschrieben habe, sollte man bewusst gehen, nicht aus Pflichtgefühl oder sentimentalen Gründen. Ich wüsste dass ich meinen Mann liebe, dass irgendwo in diesem "Anderen" der Mann steckt der an mich, meine Träume glaubt, mich unterstützt, der sich auf unser Baby gefreut hat, der selbst große Träume hatte. Ich war am Punkt zu sagen, vielleicht reicht Liebe nicht aus, aber als er daraufhin einen lichten Augenblick hatte und meinte bitte hilf mir, packte ich es an und wir sind heute als Familie weitgehend stabil. Vor einigen Wochen hatten wir wieder einen ziemlich tiefen Punkt, aber auch hier habe ich sofort durchgegriffen. Als nächstes kommt hinzu, dass mein Mann mir sehr dankbar in den Augenblicken ist. Es gibt Menschen die sich mit aller Kraft dagegen wehren, sowas muss man ebenfalls nicht unendlich lange dulden. Man ist sich selbst am allermeisten verpflichtet.

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"aber als er daraufhin einen lichten Augenblick hatte und meinte bitte hilf mir, packte ich es an"

Das ist wohl das entscheidende. Er hat selbst um Hilfe gebeten.
Auch wenn es nur kurz war.

Diesen Punkt zu erwischen und direkt zu nutzen.
Auch die Form wie du den Punkt genutzt hast. Direkt zum Arzt/psychiatrische Ambulanz. Nicht das drumherum ihm alles nachtragen. Sondern seinen Hilferuf hören und direkt an die Stelle geben, die wirklich helfen kann.

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Die Frage ist einfach, wenn er sich selbst nicht wert ist, sich Hilfe zu holen, ob Du es ihm dann vielleicht wert bist? Kann er überhaupt erkennen, wie Du unter seinen Wutanfällen leidest?

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Wenn er wirklich psychisch krank ist, kann er das nicht erkennen. Seine Hormone werden fehl produziert. Das ist nicht allein eine Kopfsache. Er ist sozusagen tatsächlich körperlich nicht in der Lage die notwendigen Stoffe zu bilden, die ihn langfristig "klar" machen.

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Deswegen frag ich ja die TE. ;-)

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Du kannst solchen Personen nicht helfen. Er kann sich nur selbst helfen. solange er sich und andere nicht gefährdet darf er so verrückt sein wie er will. Du kannst nur dich selbst schützen und dich distanzieren. das bedeutet nicht, dass du ihn im Stich lässt. rede in einem Moment mit ihm wo du denkst dass er aufnahmefähig ist. Ich würde ihm sagen, dass ich so nicht mit ihm zusammen leben möchte. Entweder er sucht sich Hilfe oder du ziehst aus. Auch das bedeutet nicht die Trennung oder dass du ihn im Stich lässt, sondern dass du dich selbst schützt. Er darf dich gerne in Momenten besuchen wenn er zurechnungsfähig ist. vielleicht kommt er so selbst drauf sich helfen zu lassen, wenn nicht, dann fällt auch die Trennung leichter.

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Hallo,
Ihn in ein Wartezimmer zu setzen hilft vermutlich nicht viel wenn er keine Krankheitseinsicht hat. Er muss die dann verordneten Medikamente ja auch nehmen. In einer Klinik ebenfalls. Du kannst ihm höchstens die Wahl lassen zwischen dir und dem Wahn bzw. zwischen Trennung und Medikamente nehmen. Aus dem Wahn herausholen kannst du ihn nicht. Du schreibst von Wutanfällen. Das kann gefährlich werden. Bedenke, dass er dich als Feind sehen kann wie du schreibst und eventuell übergriffig werden kann weil er denkt sich wehren zu müssen. Ggf können eine Zwangseinweisung oder die Einrichtung einer gesetzlichen Betreuung helfen. Natürlich müssen dafür die entsprechenden Bedingungen erfüllt sein.
Pass gut auf dich auf!

Alles Gute
Linnlie

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Dein Partner braucht professionelle Hilfe. Er ist vermutlich ernsthaft psychisch erkrankt. Du kannst ihm nicht helfen.

Das musst Du ihm deutlich machen, zur Not über Euren Hausarzt, der Dich bei einer Einweisung unterstützen kann.

Dein Partner kann niemandens Partner sein in seinem Zustand. Aber sehr schnell dein Ruin.

Wenn du Unterstützung aus deinem privaten Umfeld hast, nimm auch diese in Anspruch.

Sei nicht wie er und ignoriere sondern setze dieses Vorhaben um.

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Ich danke euch für Eure Meinungen und Nachrichten.

Mein Partner würde niemals zu einem Psychologen gehen oder sich seinem Hausarzt
anvertrauen. Jeder sei sein eigener Psychologe und er sehe diesen Beruf auch nicht als einen Beruf an und die, die es ausüben "Schaukeln sich bloss die Eier..."
es ist mir sehr unangenehm diesen Wortlaut zitieren zu müssen, zum einem weil er
sehr primitiv ist und zum anderen weil er von diesem Beruf eigentlich kaum was weiss.

Ich habe es einmal geschafft ihn zu einem Selbsthilfegruppe "Burnout" zu schicken.
Natürlich weiß ich nicht, wer die Gruppe geleitet hat und wie diese Runde verlaufen ist, aber natürlich kamen nur lauter negative Ansichten von ihm darüber.
Es blieb dann auch nur bei der einen Sitzung.

Das weitere Problem was ich sehe ist: sein Bruder ist ebenfalls ein Anhänger dieser Ansichten und so haben sie sich immer was zu erzählen ( Zitat: wir führen wirklich ernsthafte Gespräche und wissen wie die Welt funktioniert) zum anderen
sieht der Rest der Familie nicht das Ausmass dieser Geschichte an, oder aber sie wollen es nicht sehen. Ich möchte hier nicht auf die ganzen absurden Theorien eingehen, über die es hier geht, aber wer mal etwas im Internet gestöbert hat, weiß was ich meine.

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Doch, diese Art Mensch kenne ich zu gut aus Facebook aus diversen einschlägigen Gruppen. Ich denke, dass da möglicherweise eine ganz tiefsitzende Unzufriedenheit Ursache für dieses Verhalten ist, den Rest der Menschheit zu Idioten zu erklären.

Wenn das nicht dein Leben sein soll und ich denke, dass sein Verhalten euch immer weiter voneinander entfernen wird, musst du über ernst.gemeinte Konsequenzen nachdenken und ihm dies klar und deutlich sagen.

Das fällt ganz bestimmt nicht leicht aber wenn es ansonsten keine Ansatzpunkte gibt, ihm von außen zu helfen, dann kannst nur du selbst etwas ändern.

Wenn er die Folgen sieht, gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Er erklärt auch dich zu seiner Gegnerin/Feindin oder aber er hat ein Einsehen. An Letzteres glaube ich leider weniger. Oft dringen Botschaften in die Filterblasen dieser Menschen gar nicht mehr rein.

Sicher nicht das, was du hören möchtest.

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Er war also noch nie bei einem Arzt und hat auch keine Diagnose?

Bedenklicher finde ich, dass du Diagnosen und Erklärungen aus dem Ärmel schüttelst.
Dass er schräg tickt, ist offensichtlich. Aber an deiner Stelle würde ich Therapieversuche etc. lieber Fachleuten überlassen.

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Nein er war noch nie beim Arzt, allerdings würde er sich weigern mit überhaupt jemanden über sich selbst zu sprechen.

Ich bin kein Arzt, da gebe ich dir recht und ich habe auch keine Diagnose gestellt.
Welche psychische Krankheit es ist kann ich nur vermuten aber nicht bestätigen, eben deshalb, weil ich kein Fachmann bin.

Ich habe mich allerdings lange mit dieser Thematik beschäftigt und bin auch einmal in einer Selbsthilfegruppe gewesen; weiterhin habe ich einen guten Freund, der etwas Ausbildung darin hat, gebeten, mit ihm mal zu sprechen. Er war erschrocken über seine Wahrnehmung.

Ich bin kein Fachmann und würde mir nie anmuten eine Diagnose zu stellen, aber wenn dein Partner davon spricht, daß wir uns in dieser Welt schützen müssen, weil alle böse sind oder Idioten, weil die Erde flach ist und die Regierung es auf us abgesehen hat uns zu vernichten und....da machst du dir schon deine Gedanken.....

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Ich kam nur so darauf, weil du ....

Sicherlich ist eine Depression
gegenwärtig gepaart mit einigen narzisstischen Anteilen in ihm,.....

geschrieben hast. Zu den Erklärungen, dass er mit der Arbeit unzufrieden ist, er mit seinem Leben nicht klarkommt etc.

Ziemlich viel Erklärung, aber nichts in Sicht, was die Situation ändert, wenn er nicht will.
Muss er auch nicht. In Deutschland darf man Macken oder einen Dachschaden haben, wenn man sich selbst oder anderen nicht schadet.
Und selbst dann, kann nur ein Gericht die Zwangseinweisung verhängen.
Ewig festhalten können sie ihn auch nicht. Wenn er sich beruhigt hat und vermeintlich keine Gefahr mehr darstellt, spaziert er aus der Klinik, setzt die Medis ab und kann fröhlich weitermachen.
Unterstützt und befeuert von seinem ebenso schrägen Bruder.

Der Freund einer Bekannten wurde nach einer Messerattacke zwangseingewiesen (und der WAR schon in Behandlung. Hatte die Medis aber eigenmächtig abgesetzt). Nach 14 Tagen war er wieder draußen, setzte die Med. wieder ab und sprang 6 Monate später vom Dach.

Zwischendurch besuchte er sie mal. Mir war er total unheimlich und ich mochte ihm nichtmal den Rücken zudrehen.

Meine Schwester arbeitet beruflich mit solchen Menschen. Sie kennt ihre Klienten sehr gut. Dennoch achtet sie bei Hausbesuchen IMMER darauf, dass der Fluchtweg frei ist und ob evtl. hinter ihr die Wohnungstür abgeschlossen ist. Sie wurde auch schon angegangen u. die ein oder andere Brille musste dran glauben. Ihre Kollegin hat es fast mal das Leben gekostet als einer mit der Schere auf sie losging. Seither wurden alle MA nochmal sensibilisiert und sie schüttelt nur den Kopf, was Laien sich manchmal so zumuten/zutrauen.