Vernachlässigt oder übertrieben

Liebe Forengemeinde,

ich muss heute mal mich ausweinen - oder vielleicht sehe ich es auch zu schwarz. Bitte gerne hilfreiche Kommentare.

Mein Mann und ich haben beide viel um die Ohren. Wir arbeiten beide Vollzeit, wobei ich mich komplett alleine zusätzlich um Haushalt und Kinder kümmere, er macht dafür Reparaturen am Haus wenn man was sein sollte.
Nachdem er recht lange depressiv war und von daher eh schon alles schwieriger war (viel Streit, er sieht kaum eigene Fehler und tut sich schwer mit Verzeihen), hatten wir endlich mal eine schöne Phase die letzten 3 Monate. In diesen hat auch er sich merklich um Harmonie bemüht.

ABER: er war und ist ständig müde. Sind die Kinder im Bett verabschiedet er sich meist keine 30 Minuten später ins Bett. Selbst als wir im Urlaub waren haben wir keinen einzigen Abend in 14 Tagen gehabt, an dem wir uns mal länger als 20 Minuten unterhalten hätten.
Mich nervt das so. Ständig jammert er, er sei müde. Seit über 1 Jahr will er Blutwerte checken lassen - bis heute nichts. Ich kann es nicht mehr hören. Vor allem schläft er viel mehr als ich. Am Wochenende schläft er immer aus, unter der Woche bin ich über 1 Stund vor ihm wach und abends länger (ich schlafe 6-7h/Nacht).

Gestern ging er schon wieder ins Bett, gleich nachdem die Kinder schliefen und ich reagierte zugegebenermaßen genervt und sagte "schon wieder?" weil er nachmittags immerhin 1h geschlafen hat und wir noch zwei Themen besprechen wollten. Da pampte er mich an er habe keine Lust sich für alles zu rechtfertigen.
Aus dem Bett dann Nachrichten von wegen ich hätte alle Harmonie zerstört und heute Morgen wollte ich ihn in den Arm nehmen für einen Gutenmorgenkuss. Er stieß mich weg und sagte "schlechtes Karma kann ich nicht brauchen" und vom Büro aus schrieb er, er habe mit Frust in die Woche starten müssen, aber das würde wohl offensichtlich nun die Regel bei uns sein.

Ich bin einerseits wütend, andererseits wie vor den Kopf gestoßen und traurig.
Ich fühle mich überhaupt nicht wert geschätzt und so einsam.

Wie seht ihr das? Habe ich unnötig die Situation kaputt gemacht?

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Er scheint immer noch depressiv zu sein. Deshalb schläft er so viel. Erst sollte er wirklich mal sein Blut checken lassen. Wenn da alles stimmt, sollte er sich psychisch helfen lassen.

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Danke Dir, netti.
Er ist regelmäßig bei einer Psychologin. Als er vor über 2 Jahren dann endlich Antidepressiva nahm, dauerte es ewig bis er sich davon überzeugen ließ dass er diese braucht. Denke, er wird weiterhin darauf beharren, er braucht es nicht.

Was mache ich aber gegen diese innere Einsamkeit?
Er gibt nur wenn er Lust hat, meist komme ich gut zurecht und konzentriere mich auf mich und die Kinder aber vor allem wenn es mal schön ist, merke ich, dass er sich eigentlich nicht wirklich um mich kümmert oder bemüht.
Er hört mir manchmal gar nicht mehr zu...:-(

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Dir einen anderen suchen?

Ich habe wirklich Verständniss für depressive Phasen, aber Leute die dann alles am Partner auslassen kann ich nicht leiden. So einer scheint den Mann leider zu sein.

Stell ihn vor die Wahl: anständige stationäre Therapie, oder Trennung. Dann siehst du ja.

Ich bin selber chronisch krank und hatte schon viel mit Depressiven zu tun. Wenn da innerlich keine Einsicht und keine Selbsterkenntnis vorhanden ist, hast du KEINE Chance, du wirst über kurz oder lang nur selber depressiv. Traurig aber wahr.

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Moin!

Dauerhafte Müdigkeit kann körperliche Ursachen haben.
Dringend zum Arzt gehen und B12 Status bestimmen lassen. B12 Mangel durch ein unbemerktes Magengeschwür vermindert die Bildung von roten Blutkörperchen. Dadurch wird man immer müder, schwächer, unausgeglichener und unentdeckt kann es sogar zum Tode führen.

Ich weiß wovon ich rede, habe es selber und muss alle sechs Montate B12 intramuskulär spritzen, um den Speicher in der Leber wieder aufzufüllen. Der Magen nimmt es aus der Nahrung nicht auf.

Verzieh dich nicht in die Trauerecke. Du hast nichts falsch gemacht. Verdeutliche ihm deine Sorge um ihn und versuche, dass ihr einen Arzttermin für ihn macht. Danach kann man immer noch weitersehen.

Das schlechte Benehmen dir gegenüber rechtfertigt es jedoch nicht. Und das würde ich auch klar kommunizieren. Beleidigen lassen muss man sich nicht. Auch unter erwachsenen Eheleuten nicht.

Alles Gute mit Gruß
vom Klos

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Danke Dir für Deine Antwort, Klos.

Er hört da leider gar nicht auf mich.
Wie gesagt ist das mit der Müdigkeit schon länger und er macht nichts.
Wenn ich sage ich sorge mich wischt er es weg mit den Worten er sei eben nur müde weil er nicht so leben könne wie er normalerweise würde. Ich habe bestimmt schon 10x gesagt er solle nen Termin machen.

So langsam frage ich mich leider, ob er mir nicht absichtlich aus dem Weg geht und eine andere hat ... #schmoll
Diese Einsamkeit nagt an meinem Selbstbewusstsein...

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Dann bitte ihn in einer ruhigen Minute um ein Gespräch und verdeutliche ihm deine Situation. Und er möge sich bitte die Situation mal umgekehrt vorstellen. Wie es ihm damit erginge, wenn du dich so verhalten würdest, wie er es tut.

Mürrische Einwendungen versuchen zu ignorieren. Dringlich machen, dass du dich sorgst und gerne für ihn einen Arzttermin machen würdest.

Fruchtet alles nichts und er lässt dich mies auflaufen und tut alles ab, dann würde ich ihn fragen, ob er in eurer Partnerschaft noch Zukunft und Potenzial sieht. Auf die Dauer sollte keiner in einer solcehn Partnerschaft ausharren müssen.

Alles Gute
vom Klos

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Manche Menschen brauchen einfach mehr Schlaf als andere. Mir geht es auch so: bekomme ich nicht genug Schlaf, fühle ich mich erschöpft und werde ich unausstehlich. Würde mich mein Mann abends nicht dann schlafen gehen lassen, wenn mir die Augen zufallen, würde ich das als richtiggehende Quälerei empfinden.

Deshalb: ja, ich finde, du hast dich an jenem Abend so benommen, als ob du seine Bedürfnisse nicht ernst nehmen würdest. Dein Mann hat dich ja nicht alleine gelassen mit den Kindern, sondern gewartet, bis diese im Bett waren. Man kann sich sicher auch in einem anderen Moment sei Themen besprechen?

ABER: ich fände es grundsätzlich ungerecht, wenn du mehr Schlaf brauchen würdest als du momentan abbekommst. Da solltet ihr dann eine Balance finden.

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Ständig müde würde ich ernst nehmen.

Mein Glück, als ich ständig müde war: Freunde haben mich zum Arzt begleitet. Besser gesagt, sie haben mich so lange unterstützt, bis ich anrufen konnte. Das war echt heftig. Sonst kümmere ich mich komplett selbst um meine Termine. Ich will gesund sein.

Zu der Zeit ging das nicht.
Sie haben mich dann auch bis zum Wartezimmer begleitet. Natürlich nicht alle aufeinmal. Aber so, dass ich es geschafft hatte, mit Hilfe.


Depressiv war ich nicht. Aber krank offensichtlich schon, wie die Untersuchung ergab.

Beim Eisenmangel lief es ähnlich. Da konnte ich mich zwar die ersten Male selbst noch aufraffen zu Ärzten zu gehen (die Blutwerttestungen ablehnten - zu teuer, macht keinen Sinn, Praxen voll).
Das machte mich auch psychisch fertig, weil ich eh schon keine Kraft mehr hatte.
Wie ich es dann doch geschafft habe, weiß ich nicht. Freunde spielten da eine Rolle.
einige Ärzte rieten mir zu Antidepressiva und meinten, dass ich nur faul sei. :-[
Freunde haben mit mir mit recherchiert, bis ich einen Arzt OHNE Patientenaufnahmestop gefunden habe, der tatsächlich und wirklich noch einen Bluttest gemacht hat. Tadaaaaaaaaa, Auffälligkeiten.

Ich weiß inzwischen nur so viel: Antidepressiva könnten mich umbringen! Das, was in meinen Werten zu niedrig ist, wird durch Antidepressiva noch mehr gesenkt. Die Anzeichen hatte, die einer Depression ähneln! Aber die Ursache ist es nicht.
Psychiater sagte ganz klar: erst sollen seine Kollegen ihren Job tun und alles prüfen!! bevor er mir etwas verschreibt, nur weil es für seine Kollegen billiger ist, wenn er es verschreibt.


Eisenwert zu niedrig. Noch einiges anderes nicht ok in den Blutwerten. Mit Eisen geht es mir schon besser.


Müdigkeit kann aber auch andere Ursachen haben
- Schilddrüse (viele Hausärzte erkennen es nicht!)
- Diabetis
- Herzprobleme/Wasser in der Lunge
- Eisenmangel

Wenn er nicht die Kraft hat zum Arzt zu gehen, dann begleite ihn. (Wartezimmer)

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Es passt nicht zum Thema der TE, aber ich muss mir Luft machen. Mir ging's wie dir. Alle Anzeichen einer schweren Depression, ich konnte gerade noch meinen Job irgendwie machen, sonst absolut nichts mehr. Hab dann AD verschrieben bekommen. Obwohl ich den Ärzten immer wieder von meinem Verdacht (Eisen, Vitamin D, B12) erzählt hab. Die Werte waren alle knapp unter der unteren Grenze, aber das ist doch nicht behandlungswürdig... Stattdessen solle ich lieber Psychopharmaka schlucken. Hab ich 1 Jahr lang gemacht, hat nix gebracht.

Ich hab dann einen Apotheker so lange angejammert, dass er mir das Zeug doch BITTE ohne Rezept und auf Selbstkostenbasis geben möge. Voila, ich hab wieder Freude an Leben und kann meiner Arbeit ordentlich nachgehen.

Da geht mir die Hutschnur hoch!!

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Schnaracht er oder hat Apnoe (Atemaussetzer)?

Meine Mutter hatte massive Apnoe. Manchmal merkte sie es sogar selbst.
Sie brauchte 14 Stunden Schlaf am Tag/Nacht.
Effektiv davon waren aber nur ..... 15-30 Minuten, Aussetzer, Aufschrecken, 15-20 Minuten Aussetzer, Aufschrecken

Einige Ärzte sagten ihr, sie sei depressiv. Sie sagte, sie schreckt dauernd nachts auf, bekommt keine Luft. Ein Arzt nahm sie ernst, schickte sie zum Lungenfacharzt. Der stellte fest: Lunge in Ordnung. Aber Herz und HNO Bereich komplett betroffen.

Schildrüsenprobleme kamen durch den Kardiologen dann auch heraus.


Viele Ärzte sagten aber, sie sei nur depressiv und würde nachts schlecht schlafen, weil sie wegen der Depressionen blöd träumen würde. :-[



wenn sich sein schlafbedarf im Vergleich zu ihm selbst, deutlich verändert hat, dann bring ihn zum Arzt.

Wenn er wirklich depressiv ist, braucht er Hilfe.

Wenn die Ursache aber gar keine Depression ist (oder mit eine Depression, aber AUCH etwas organisches), dann unterstütze ihn und zeige ihm, dass du ihn ernst nimmst.

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mir ging es vor zwei Jahren genauso - ich brauchte 8-10h und mir sind auch die Augen zugefallen... nur ich war beim Arzt: B12, D3 - alles, wirklich alles war top.
Es ging irgendwie schleichend, aber seit einem dreiviertel Jahr bin ich diejenige, die weniger Schlaf braucht. Ich komme mit 5h akzeptabel gut durch den Tag, mit 6-7h traumhaft. Was immer es war, es ist weg.

Vor zwei Jahren war es auch permanentes Stress-Thema zwischen uns. Kaum kam ich zur Ruhe gingen meine Augen zu. Und dauernd hatte der Mann was zu lästern. Ich bin zwar nicht nachtragend, aber ich habe dann auf der Couch auch alles getan, damit er wenigstens nicht sieht, wenn ich einschlafe, ändern konnte ich es ja eh nicht.

Meine Schlafphase hat auch über ein Jahr angehalten.

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Hat er mal seine Schilddrüse checken lassen? Es ist immer komisch, dass bei Depressionen gleich der Psychologe aufgesucht und Psychopharmaka geschluckt werden, anstatt eventuelle körperliche Ursachen (Darm, Schilddrüse, Hirn) untersuchen zu lassen um überhaupt die Ursache zu finden. Happypillen helfen da nämlich gar nicht.

Für mich klingt er, als hätte er eine Schilddrüsenunterfunktion oder Fehlfunktion, denn Müdigkeit, Aggression, Antriebslosigkeit und Depression sind schon deutliche Symptome dafür.

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Hallo.

Ich bin genauso wie dein Mann.
Ich leider unter Anemie (an der sich nichts ändern lässt) und ab und zu kommen auch Depressionsschübe hinzu.
Ich finde dein Verhalten schon etwas unfair, weil man gegen diese heftige Müdigkeit nur sehr schwer ankommt.
Deswegen wäre mein Tipp einfach mal Eisenpräparate zu kaufen und ihm nach der Arbeit ein Glas Orangensaft mit einer Tablette hinzustellen, damit er sieht, dass du dich kümmerst. Als meine Diagnose kam, war ich sehe schockiert.
Jährlich sterben mehr Menschen an Eisenmangel als an Lungenkrebs!
Und Eisenmangel kann auch Depressionen verursachen.
Wenn er sich nicht aufraffen kann um sich testen zu lassen, kannst du auch einfach gemeinsam mit ihm dagegen angehen, da es sich ja wirklich nach Anemie anhört.
Ich bekomme auch nicht vollstes Verständnis von meinem Freund und das zieht mich noch zusätzlich runter. Vielleicht recherchierst du ein bisschen über Anemie und tust etwas dafür, dass er da raus kommt.
Es gibt viele Wege!