Ich bin laut Familienmitgliedern seit meiner Kindheit mit Berührungen auf Kriegsfuß.
Ich mag es bei der gesamten Familie nicht, bei meiner besten Freundin und meiner Tochter ist es kein Problem. Mit meiner Tochter kuschel ich sogar gerne.
Was ich überhaupt nicht mag sind feste Umarmungen, aus denen man schlecht rauskommt. Mein Freund macht das manchmal aus Spaß, dass ich mich nicht mehr befreien kann. Für ihn ist das ein Spiel, für mich eine Bedrohung. Ich bekomme bei Berührungen Ekelgefühle, bekomme eine Gänsehaut und werde ganz starr. Dazu muss ich sagen, dass ich einen sehr guten Geruchssinn habe (leider) und ich den Geruch von Menschen nicht mag. Sei es Parfum oder der normale Hautgeruch. Ich finde es auch super eklig, angeatmet zu werden.
Ich kann mittlerweile mit fremden Menschen sehr gut reden, aber manche Kollegen kommen bei Gesprächen sehr nah und dann bin ich sofort eingeschüchtert und kann nicht mehr klar denken.
Ich kann es auch gar nicht leiden, wenn mir jemand plötzlich auf die Schulter tippt oder wegen einem Witz leicht drauf haut. Also unerwartete Berührungen sind noch schlimmer, da werde ich dann wütend.
Ich hatte auch nie Interesse an sexuellen Berührungen.
Kann das eventuell daran liegen, dass ich mit meinem Geschlecht nicht zufrieden bin (unterdrücke auch die Periode, in dem ich die Pille durchgehend nehme)? Hat hier noch jemand ein ähnliches Problem?
Hat hier noch jemand Berührungsängste?
Geht mir ähnlich, bin nicht so die Kuschlerin und mag es nicht, angefasst zu werden. Bei mir könnte es an Missbrauchserfahrungen liegen, aber das spielt auch keine Rolle. Würde mein Mann mich gegen meinen Willen aus Spaß festhalten, obwohl ich ihm bereits erklärt habe, dass ich das nicht ertragen kann, dann müsste er irgendwann damit rechnen, dass ich mich heftigst körperlich zur Wehr setze.
Würdest Du denn gerne herausfinden wollen, warum das bei Dir der Fall ist? Fühlst Du Dich "falsch" oder "nicht normal" und leidest Du unter Deiner Abneigung gegen Berührungen von Freund und Familie? Wobei ich ganz hart sagen muss, dass das kein lustiger Witz von ihm ist, wenn er Dich absichtlich bedrängt, sondern dann ist er übergriffig und setzt sich bewusst über Deine Empfindungen hinweg. Das ist weder empathisch noch hat das was mit Liebe zu tun.
Also ich habe kein Verlangen nach Berührungen und wäre ich Single, würde mich das nicht belasten. Das Problem ist aber, dass mein Freund darunter leidet und das belastet mich auch.
Meine Großmutter meint immer, dass Männer vielleicht einfach nichts für mich sind und ich es mal mit einer Frau versuchen sollte 😀
Magst du das Kuscheln allgemein nicht oder auch nur bei bestimmten Personen?
Generell habe ich kein aktives Bedürfnis nach Kuscheleien. Bei meinem Mann und Sohn ist es okay, mein Sohn ist ein Gernekuschler und kommt diesbezüglich einfach auf mich zu. Kurze Umarmungen im Alltag kann ich auch mal aktiv geben und einfordern, aber wenn mein Sohn mich dann zu stark drückt oder über einen längeren Zeitraum festhält, bekomme ich Beklemmungen und äußere das. Mein Mann weiß Bescheid und zwingt mich zu nichts, das würde mich auch eher von ihm wegtreiben. Er benimmt sich dahingehend nicht fordernd und eher passiv, was mir ermöglicht auf ihn zuzugehen. Passt also für uns.
Kolleginnen und Kollegen knuddeln kann ich durchaus, bei Geburtstagen oder so, das ist ja auch nur eine kurze Berührung. Meine Freunde begrüße ich ausgesprochen gerne mit einem Knuddler. Es geht im Grunde wirklich nur darum, dass ich mich nicht gezwungen fühlen darf.
Den Spruch von Deiner Großmutter kann ich nachvollziehen, das würde auch naheliegen, wenn Du wirklich lesbisch wärst. Also dass Du dann eben nicht mit Männern kuscheln magst. Das hätte aber wiederum nichts mit Deinem Körper zu tun. "Mit dem Geschlecht nicht zufrieden" wäre eher ein Hinweis auf transgender Gefühle, Du wärst nicht zufällig eigentlich lieber männlich?
Hallo Ella,
ich vermute bei dir handelt es sich um ein psychologisches Problem. Das was du hier schilderst könnte auf Missbrauchserfahrungen deuten. Hast du schon mal über diese Probleme mit einem Psychologen gesprochen?
Freundliche Grüße
blaue-Rose
Ich hatte schon viele therapien, ich würde früher öfter mal geschlagen (als Erziehungsmaßnahme) und bin als Pflegekind bei meinen Großeltern aufgewachsen. Meine Mutter hat Borderline.
Aber dieses nicht-kuscheln-wollen war wohl auch schon zu Babyzeit bei mir.
Manche Babys spüren schon früh die Atmosphäre im Haus.
Manche mögen es einfach nur nicht gekuschelt zu werden.
Bei einer Bekannten gingen die Misshandlungen schon in den ersten Tagen nach der Geburt los. Stimme, Art lieblos/gewaltvoll zu wickeln, Missachtung im Umgang mit dem Baby
das prägt sich ein.
Schuld wurde immer ihr gegeben, weil sie als Baby nicht kuscheln wollte. Schuld wurde ihr gegeben, weil sie den Eltern nicht gefallen wollte (Kind sollte Liebe geben, aber keine bekommen und durfte Eltern nicht zu nahe kommen, außer diese hätten es gerade dann erwartet)
Später als sie erwachsen war, hat eine nahestehende Person ausgeplaudert, dass die Misshandlungen wirklich schon als Baby losgingen und sie immer nur dann schrie. Im Krankenhaus sei sie noch ein fröhliches Kind gewesen.
Eltern machen ihr deswegen heute noch Vorwürfe, nur kommen diese nicht mehr bei ihr an.
Weil sie sich nicht zuständig sieht, die Pflege der psychisch kranken Eltern zu übernehmen, die sie bei jedem Kontakt nur beschuldigten, hat sie den Kontakt abgebrochen.
Hallo,
bei mir ist das auch so. Ich wurde als Kind geschlagen, psychisch und physisch misshandelt. Mit Missachtung und Prügeln bestraft. Umarmungen haben mich schon als Kind geekelt.
Mit meinem Mann und meinem Sohn ist es ok, aber bei meinen Eltern immer noch unangenehm.
Viele Grüsse
Hallo BitteohneName,
Misshandlungen hinterlassen meist langanhaltende Folgen. Zum Teil beeinflussen sie Betroffene ein Leben lang.
Es ist gut das du Nähe bei deinem Mann und seinem Sohn zulassen kannst. Vermutlich haben deine Eltern einen Anteil an diesen Misshandlungen und von daher ist es verständlich das dir Umarmungen von deinen Eltern unangenehm sind.
Hast du professionelle Hilfe um alles zu verarbeiten.
Freundliche Grüße
blaue-Rose
Hallo,
ganz lieben Dank für deine Antwort. Leider bin ich nicht in Therapie, was überhaupt nicht gut ist. Ich bin depressiv und es geht mir gar nicht gut. Gerade heute bin ich in einem tiefen Loch, vielleicht auch, weil ich das geschrieben habe und mich an meine Kindheit erinnert hat. Ich glaube, ich brauche wirklich Hilfe.
Danke dir für die lieben Worte. Bin nicht gewöhnt, dass sich jemand Gedanken um mich macht.
Viele Grüsse
Das kenne ich, ich finde es auch ganz schrecklich berührt zu werden und fahre jedes Mal richtig zusammen. Auch sexuelle Berührungen sind nicht meins, wobei Sex ganz okay ist, solange er zügig vorbei geht.
Ebenso habe ich einen sehr feinen Geruchssinn und bin schnell von Gerüchen jeglicher Art irritiert.
Ich habe allerdings nicht so das Problem mit meinem Geschlecht, bin nur (unfreiwillig) ein dominanter Mensch.
Hat sich das bei dir erst in der Pubertät manifestiert oder hattest du auch schon immer Probleme mit Berührungen?
Das habe ich seit meiner Kindheit und nein, ich bin kein Missbrauchsopfer und konnte mich nicht über mangelnde Zuneigung beklagen.
Mein Sohn ist genauso, er ist nicht sooooo der Kuscheltyp. Mal nen Drücker, aber das reicht dann auch schon.
Ja, das kenne ich.
Ursachen sehr unterschiedlich - entsprechend auch, wie damit umgegangen wird.
Verschiedene Beispiele aus meinem Verwandten, Bekannten, Freundeskreis
ich: als ich starken Eisenmangel hatte, tat mir jede Berührung weh. Seit ich Eisentropfen nehme, wird es besser.
Freundin: starkes Hormonproblem. Kuscheln und co. ging gut. Sexuelles und anderes Ekel, Abneigung.
Seit sie mit der Heilpraktikerin ihre Hormonwerte und Blutwerte wieder in den Griff bekommt, wird es besser.
Weitere Personen:
- Schilddrüsenwerte entgleist, Ekel vor Berührungen, andere Symptome auch.
- Diabetis
- Missbrauch in der Kindheit (Familienmitglieder machen Person Vorwürfe, sie wäre falsch und würde sich ja sooooo gaaaaaar nicht berühren lassen wollen, sie sei empfindlich. Die Vermutung liegt nahe, dass die Mutter/weiblichen Familienmitglieder vom Missbrauch wissen/wussten und unterstützen, im dem sie der Person erklären, sie sei überempfindlich)
- Person wurde verprügelt. Ähnliche Äußerungen der nahen Familie/Täter=Familienmitglied. Sie sei überempfindlich und solle sich nicht so anstellen. Wenn es gerade keine Prügel gab, wurde sie geärgert. Anstupsen, überraschende Berührungen, vor allem von jüngeren Familienmitgliedern, die ihren "Spaß" daran hatten mitanzusehen, wie sie hochging
- Nebenwirkungen der Pille: einige Personen in meinem Freundes-/Umkreis hatten durch Pille und andere hormonelle Verhütung
Ekelgefühle bei Berührungen, Geruchsveränderungswahrnehmungen, depressive Stimmungen (die sofort mit Absetzen der hormonellen Verhütung wieder besser wurden), fühlten sich im falschen körper, Selbstmordgedanken (verschwanden sofort nach absetzen der hormonellen Verhütung), Verhütung durch sexuelle Unlust, Verhütung durch: Partner konnte mit den Wutanfällen/Gefühlsschwankungen nicht umgehen...
Frauenärzte nahmen sie teilweise ernst, teilweise erklärten sie sie auch für überempfindlich und sollten mal einen Psychologen aufsuchen, von den Hormonen könne das nicht kommen. Pille sei unbedenklich.
- Neurodermitis und andere Hauterkrankungen. Nicht immer akut, aber das "körperliche Gedächtnis" merkte sich etwas.
Manche wechselten das Präparat und es wurde besser, andere hörten komplett auf, weil ihnen die Nebenwirkungen zu krass waren.
Finde ich schon sehr ungewöhnlich. So viel ich weiß sind Berührungen ein ganz elementarer Bestandteil zwischenmenschlicher Kommunikation. Schon im Kleinstkindalter ist Hautkontakt zu den Eltern ganz eminent wichtig zum Beziehungsaufbau aber auch um Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln.
Keine Ahnung, woher diese Art von Phobie kommt, stelle mir aber ein Zusammensein mit jemandem, der am liebsten überhaupt nicht berührt werden möchte, sehr problematisch vor.