Mein Perfektionismus macht mir mein Leben schwer

Guten Abend zusammen,

ich erhoffe mir von diesem Beitrag einigen Input von außen, unvoreingenommen, unbeteiligt und sachlich. Ich liege wach und reflektiere mich selbst kritisch, weiß keine Lösung und brauche einfach Hilfe 🤷‍♀️

Also folgendes:

Ich habe zwei sehr besserwisserische Eltern und leider (vielen Dank dafür 🙄) hab ich diese Eigenschaft volle Kanne mitgenommen. Ich habe lange überlegt, warum ich auch so geworden bin (Gene stellen ja wahrscheinlich nur einen Teil des Ganzen dar) und bin zu folgendem Schluss gekommen:
Ich bin ein Scheidungskind und da meine Mutter alleinerziehend war, war ich immer viel auf mich allein gestellt. Ich bin Einzelkind und habe demnach immer alles so gemacht (machen müssen), wie es für mich selber perfekt war bzw. funktioniert hat. Dadurch bin ich in vielen Dingen ins Extreme gerutscht. Ich habe irgendwie nie gelernt, dass es auch anders gut werden kann, sondern es immer auf meine eigene Art gelöst. Was lange nie ein Problem war, solange es mich selbst betroffen hat.
Die Art meiner Mutter hat zu diesen Extremen gewiss beigetragen. Es wäre zu komplex, darauf einzugehen, nur ein kurzes Beispiel: wir hatten einen Hund und wenn sie die Klamotten gewaschen hat, waren danach immer die ganzen Hundehaare in der Kleidung. Sie hat die Wäsche in der Wohnung aufgehängt, in der geraucht wurde, sodass diese nach Rauch gestunken hat. Das führte dazu, dass ich ab 16 meine Wäsche selber gewaschen habe und bis heute einen Tick habe, dass niemand meine Wäsche waschen darf. Ich habe einfach Angst, dass jemand es „falsch“ macht.

Leider belastet es mittlerweile auch meine Ehe sehr. Wenn ich sehe, wie mein Mann etwas macht, und ich denke, es könnte auf meine Art schneller/einfacher/besser gehen, dann hab ich es immer gesagt. Nie, weil ich dachte, er könnte es nicht, sondern weil ich „helfen“ wollte. In meinem Kopf war es auf meine Art und Weise zielführender. Ich habe es nie böse gemeint, auch wenn ich anfangs meine Bedenken und Einwände ehrlicherweise vorwurfsvoll formuliert habe. Verständlicherweise ist so ein Verhalten auf Dauer ziemlich nervig. Anfangs hab ich meine Einwände tatsächlich sehr besserwisserisch herübergebracht. Mittlerweile bemühe ich mich wirklich, es in einem freundlichen Ton zu sagen, einfach einen Tipp zu geben. Wenn mein Mann es dann nicht macht, merke ich richtig, wie es in meinem Kopf zu arbeiten beginnt, ich muss mich richtig zusammen reißen, weil es für mich auf meine Art eben zielführender wäre. Dazu kommt eben - leider - auch, dass mein Mann häufig einfach drauf los macht und ich als Kopfmensch viele Probleme vorher ahne und wenn sie dann eintreten denn ich mir „ich hab’s doch gesagt“. Als Beispiel: wir haben ein Treppenschutzgitter angebracht und mussten mit schwerem Gerät bohren. Ich habe mehrfach eingewendet, dass wir höher bohren müssen, um nicht an der Stufe hängen zu bleiben. Um das auszuschließen, hätten wir meiner Meinung nach mit der anderen Seite Angaben müssen, da diese vorgibt, wie hoch die Tür letztendlich hängt, wenn sie hängt. Nein nein wir machen das so, wie es in der Anleitung steht. Drauflosgebohrt, festgeschraubt, schief...🤷‍♀️ aufgrund der Bohrlöcher konnten wir da auch nichts mehr korrigieren, denn es ging nur um wenige cm. Da wäre das neue Loch zu nah beim alten gewesen...wie dem auch sei. Was ich damit sagen will ist, dass ich der strategische Denker bin, der solche Fehler von vornherein vermeiden will, und er eher der Macher ist, der sich dafür dann aber hinterher schwarz ärgert, dass es schief ist. Wenn es meistens funktionieren würde, wie er es macht, hätte ich ja sozusagen „Erfolgserlebnisse“, wenn ich mich zurückhalte. Also nach dem Motto „siehst du, es geht auch auf seine Weise“. Aber leider leider passiert sowas eben so häufig, dass ich indirekt nur darin bestärkt werde, meine Bedenken anzumerken und dadurch es mal wieder „besser“ zu wissen.

Ich will es nicht! Es belastet mich, dass ich so bin und dass es meinen Mann, den ich über alles liebe“ so dermaßen nervt, dass wir regelmäßig streiten. Und wir haben bis zu unserer Hochzeit vor zwei Jahren noch nie - NIE - gestritten. Mittlerweile geraten wir einmal die Woche aneinander. Ich will das nicht, aber es fällt mir so unendlich schwer. Ich brauche eine Strategie, an der ich mich orientieren kann, ein Mantra, irgendwas. aber ich habe nichts.

Es ist mittlerweile schon so schlimm, dass ich versuche, meine Tipps wirklich ganz lieb und freundlich, als frage verpackt oder als Bitte formuliert, rüberzubringen. Was unglaublich anstrengend ist, sich jedes Mal vorzutasten und Angst zu haben, wieder den falschen Ton getroffen zu haben. Und selbst das ist schon zu viel. Selbst die
Es würde darauf hinauslaufen, dass ich gar nichts mehr zu solchen Dingen sage. Wie schaffe ich das? Ich muss permanent aufpassen, ich bin unter Daueranstrengung, manchmal rutscht es trotzdem raus, weil ich es einfach vergessen habe oder nicht drauf geachtet habe. Ist es mein Schicksal, dass ich ihm keine Tipps mehr geben kann? Wird es wieder besser? Kann ich mich daran gewöhnen? Wie gehe ich das an? Beim wickeln von unserem Kind z.b. Hab ich mir schon angewöhnt, aus dem Zimmer zu gehen. Aber ich erwische mich dennoch dabei, dass ich mich über das Schlachtfeld auf dem Wickeltisch hinterher ärgere (auch wenn ich das mittlerweile als „typisch Mann“ akzeptiert habe). Ich möchte natürlich keinen perfekten Mann. Ich möchte, das ich lerne, mit anderen Herangehensweisen zurechtkommen, aber ich bin so eingefahren.

Ach ich weiß auch nicht, ob ihr mir helfen könnt, aber ich hab das Gefühl, ich brauche neutrale Meinungen. 🤷‍♀️

Danke schon mal 😊

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Das klingt schon sehr extrem bei dir, evtl. kann dir ein Therapeut da raushelfen? Mein Ex war genau so wie du hier dich selbst beschreibst. Er gab vor, wie ich wann welche Wäsche zu waschen hatte (so dass vom Timing her alles passte mit dem Trockner), wie der Geschirrspüler eingeräumt werden musste (Platz nicht optimal genutzt, ergo Wasser- & Strom verschwendet), dass ich den Haustürschlüssel nicht im Schloss stecken lassen durfte (weil es ja sonst die weisse Türe zerkratzt) etc etc.. JA, er hatte wohl mit allem Recht, wie du.. aber jeder Mensch ist anders und STÄNDIG von ihm so herablassend korrigiert zu werden führte schlussendlich zur Trennung. Ich kam mir minderwertig behandelt vor von ihm. Meine Familie und Freunde hassten ihn bereits längst für seine besserwisserischen Art mir gegenüber. So etwas geht einfach gar nicht! Du siehst dein Verhalten immerhin ein, such dir professionelle Hilfe.

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Danke für deine Erfahrungen. Ja anfangs war ich tatsächlich sehr penetrant, weil es für mich so offensichtlich war, dass es anders besser oder schneller oder einfacher geht. Ich habe mir immer gedacht „sieht er das denn nicht? Das muss er doch sehen!“ mittlerweile bin ich schon sehr dahinter, mich zurückzunehmen und ihn machen zu lassen, nicht mehr bei allem was mich stört etwas zu sagen.

Nur leider wird jeder noch so kleine Tipp mittlerweile als Besserwissen gesehen, sodass ich das selber schon gar nicht mehr differenzieren kann, wo ein Tipp jetzt angebracht wäre und wann ich lieber meine Klappe halten sollte.

Das mit der professionellen Hilfe ist tatsächlich eine Idee, darüber werde ich nachdenken! Ich glaube nämlich nicht, dass ich alleine von einer jahrzehntelangen Angewohnheit wegkomme. Vielen Dank dafür!

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Kannst du ganz in Ruhe mit deinem Mann darüber reden das deine Hinweise nicht böse gemeint sind, aber vielleicht deine Art und Weise wie du es rüber bringst nicht die beste ist. So wie ich es lese sind deine Hinweisen richtig und hilfreich. Somit solltest du sie auch nicht für dich behalten.

Du musst aber auch lernen das im Leben nicht alles nach Plan läuft und es auch kein Drama sein muss wenn etwas mal nicht so läuft wie es laufen könnte.

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Ich weiß, dass. Ich weiß nur nicht, wie!

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Wenn du echt meist recht hast und dein Mann so viel Murks macht (das mit den Bohrlöchern hätte mich z.B. auch schwarz geärgert, und wenn ich es vorher schon gesagt hätte und er macht es trotzdem und ist falsch, hätte der von mir auch was zu hören gekriegt) dann frag dich nicht, wie du das Besserwissen abstellen kannst sondern warum dein Mann so kritikunfähig ist und deinen Rat nicht annimmt. Neee sorry, mit dir ist alles in Ordnung in meinen Augen, dein Mann hat ein Problem, dass er keinen Rat annimmt und sich noch aufregt obwohl du Recht hast.

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weil es bei Kritik auch eine "Dosis Letalis" gibt und dann mag man es einfach nicht mehr hören.Egal wie nett formuliert und sinnvoll.

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Ich bin auch so ein Exemplar. Mit dem Unterschied, dass mein Mann es mit Humor nimmt.😊 Rede mit Deinem Mann in Ruhe und sag ihm, wie es Dir geht und das deine Tips nicht böse gemeint sind.

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Ich bin auch so ein Exemplar & mach es dann einfach selber.

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Das ist leider etwas kurz gedacht und keine Lösung des Problems 🤷‍♀️

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Es als Frage zu verpacken , und so fort, sind alles Strategien die es nicht besser machen. Du verhältst dich übergriffig deinem Mann gegenüber und solltest deine"Macken" bearbeiten bevor dein Kind sie übernimmt. Als Mantra fällt mir ein "Niemand mag Klugscheißer"😉. Es gibt einen guten Grund weshalb du ausgerechnet diesen Mann geheiratet hast. Wenn er wäre wie deine Eltern hättest du ihn wahrscheinlich nicht geheiratet, also mach ihn nicht zu deinen Eltern! Beiß dir in die Zunge, verteilt Aufgaben und halte dich bei seinen Aufgaben raus. Dein Kind wird soviel falsch und anders machen ( in deinen Augen falsch), da ist dein Mann doch schon eine gute Übung . Alles Gute!

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Das ist mir durchaus bewusst. Ich suche aber nach Strategien, die mir dabei helfen.

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Aufgabenverteilung ist doch eine Strategie. Verhaltenstherapie wäre dann der nächste Schritt.

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Ich würde Deine Einstellung nicht als Perfektionismus beschreiben. Dann würdest Du Dich selber unter Druck setzen, Dinge perfekt hinzubekommen. Das tust Du anscheinend nicht. Du bist nur der Ansicht, daß andere (speziell Dein Mann) alles falsch machen. Das ist schlicht Besserwisserei. Wenn Dein Mann nämlich nicht gänzlich lebensunfähig ist und Du kein Allroundgenie bist, wird es Dinge geben, die er genauso gut oder besser kann als Du.

Nehmen wir das Treppenschutzgitter: Wenn Du Dir schon 'nen Kopf gemacht hast, wo welches Loch hin muss, wieso hast Du das Gitter dann nicht selber angebracht? Weil Du das 'schwere Gerät' (ich gehe davon aus, Du meinst ein Schlagbohrmaschine) nicht selber bedienen kannst? Dann stünde es 1:1: Dein Mann ist besser an der Schlagbohrmaschine und Du beim räumlichen Denken.

Das Wickeln: Ist Euer Kind wund, läuft die Windel aus, nachdem Dein Mann es gewickelt hat? Nein? Dann wickelt er genauso gut wie Du. Dass er hinter sich nicht aufräumt, ist ein ganz anderes Thema.

Du brauchst kein Mantra, sondern eine andere Sicht auf die Dinge.

Grüsse
BiDi

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Wenn du wirklich so rechthaberisch bist, wie du dich darstellst, kann ich verstehen, dass du an dir arbeiten möchtest.

Allerdings passen die Beispiele, die du nennst, nicht dazu. Es wäre besser, das Gitter hinge nicht schief. Es wäre besser, der Wickeltisch wäre für den nächsten Gebrauch wieder aufgeräumt.

Ist wirklich dein Verhalten das Problem ?

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Du gehörst zu den Menschen, die zuerst denken und dann handeln. Dazu kommt noch dein Perfektionismus, der im normalen Leben sehr hilfreich ist.

Ich habe das von meinem ersten Chef gelernt. Er hat darauf gedrängt, jede Aufgabe schon beim ersten Mal richtig zu machen. Das erspart Nachbesserungen, erfordert aber vorheriges überlegen.

Dein Mann hat das offensichtlich nicht so gelernt. Wenn ihm etwas misslingt, leidet sein Selbstbewusstsein darunter. Wenn sich dann noch herausstellt, dass du mit deinen Bedenken recht hattest, wird es noch schlimmer für ihn.

Die beste Lösung für euch wäre, wenn dein Mann Nutzen aus deinem Perfektionismus ziehen könnte. Die Frage ist, wie er zu dieser Erkenntnis gelangt.

Versucht es mit einer Paartherapie.