Beziehungsformen - muss monogamie sein?

Ich schreibe hier aus aktuellem Anlass...Mir fällt immer wieder auf das hier im Forum die Monogamie als einzig wahre Beziehungsform angesehen wird. Aber dennoch gehen 50 % der vergebenen Menschen fremd. Ich habe mich aktuell sehr mit dem Thema beschäftigt und einiges darüber gelesen, podcasts gehört etc. Mein Mann und ich haben viel darüber geredet und für uns festgestellt das für uns der Herzensmensch (wir) wichtiger ist als die Beziehungsform.
Und ich frage mich, warum trennt man sich bei untreue? Ist dann all die schöne Zeit und das gemeinsame Leben nix mehr wert?

Auch wenn ich hier von vielen Moralaposteln lese (mir würde sowas nie passieren etc.), so glaube ich das sich davor niemand Schützen kann. Wenn plötzlich ein besonderer Mensch ins Leben tritt der einen völlig umhaut...Du aber eigentlich glücklich in deiner Beziehung bist...aber neugierig bist du auch...dann fällt das verzichten doch arg schwer...
Und warum muss man immer verzichten? Am Ende des Lebens bedauern wir nur die Dinge die wir nicht gewagt haben. Natürlich ist es immer schöner wenn alles ehrlich gelebt wird. Aber leider gibt unser Verständnis von Moral das nicht her. Ist es dann so verwerflich heimlichkeiten zu leben? Für die Engstirnigkeit in unserer Gesellschaft sind wir selbst verantwortlich...

Wäre das Leben nicht bunter und schöner wenn wir uns gegenseitig (unserem Partner und Mitmenschen) schöne Gefühle in allen Formen gönnen können?

Ich bin gespannt wie sehr ich mit meiner Meinung alleine da stehe

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"Mir fällt immer wieder auf das hier im Forum die Monogamie als einzig wahre Beziehungsform angesehen wird."

Dann bist Du hier entweder noch nicht sehr lange unterwegs oder Du hast noch nicht viel gelesen. Erst kürzlich hatten wir dazu eine sehr angeregte Diskussion.

"Ich bin gespannt wie sehr ich mit meiner Meinung alleine da stehe"

Gar nicht. Viele sagen, Polyamorie ist okay, solange der Partner dabei nicht belogen und betrogen wird. Manche möchten das für sich selbst, andere nicht, aber die Meisten können super damit leben, wenn Paare sich für eine offene Beziehung entscheiden.

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Ich persönlich finde du wiedersprichst dir selbst.
Wie soll ich meinem Partner etwas "gönnen", wenn er es heimlich auslebt?

Wenn beide Parteien offen über Wünsche und Bedürfnisse sprechen wird sich vielleicht eine Lösung finden. Aber bei heimlichkeiten wird nunmal immer einer hintergangen und das könnte ich nicht verzeichen.

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Man sollte sich vorher schone einig sein, welche Beziehungsform man führen möchte. Vielleicht hat man das Glück und der aktuelle Partner tickt in dieser Hinsicht gleich.

Und ich denke es wird schwierig, wenn schon Kinder mit im Spiel sind.

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War es nicht im Ursprung sogar so, dass wir Menschen eigentlich gar nicht für die Monogamie gemacht sind?
Wenn beide Partner einer offenen Beziehung nachgehen wollen, finde ich es absolut in Ordnung. Nicht ganz ins Konzept passt dabei, es heimlich auszuleben.? Das würde dann doch schon wieder Richtung Untreue gehen-vermute ich.
Ich kann darüber nicht urteilen, da es für mich persönlich nicht infrage kommen würde. Allerdings urteile ich auch nicht über Paare, die anders leben.

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Hallo, ich finde, Du hast das sehr schön geschrieben und sprichst mir da ganz aus dem Herzen.
Natürlich gibt es jetzt wieder einige, die Deine Worte bis ins kleinste Detail zerpflücken.

Ich habe immer das Gefühl, dass bei Beginn einer Partnerschaft die Partner sofort die eigene Identität und ihre eigenen Bedürfnisse komplett aufgeben müssen. Gerade die Frauen stellen sich immer gerne als Wächter der Beziehung dar. Die Männer dürfen keine Pornos mehr gucken, sie dürfen nicht mehr mit anderen Frauen schreiben oder sprechen oder gar flirten. Sie dürfen auch andere Frauen nicht mehr angucken oder hinterhergucken.

Tiefe Liebe hat nichts damit zu tun, dass man seinen Partner in ein Gefängnis steckt, sondern dass er seine Persönlichkeit ausleben darf. Ein anderer Mensch gehört einem nicht, auch sexuell gesehen.

Und wenn ich Lust habe zu flirten, dann flirte ich. Das ist doch das Salz in der Suppe, auch mal nach links oder rechts schauen zu dürfen.

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Ich finde Betrug ist keine Beziehungsform sondern gemein, hinterhältig und geringschätzig. Derjenige der betrügt stellt den Partner vor vollendete Tatsachen und begeht in meinen Augen einen Vertrauensbruch. Davon abgesehen ist derjenige, der betrügt meist nicht dazu bereit seinem Partner gleiches zuzugestehen. Also nein, Betrug ist in meinen Augen schändlich und für mich nicht zu verzeihen.
Wobei ich auch niemanden verurteile, der das verzeiht. Es wäre nur für mich ein No-Go.

Etwas völlig anderes ist es für mich, wenn die Partner vorher festlegen, dass sie eine offene Beziehung oder eine polyamore Beziehung führen wollen und zu welchen Bedingungen das für beide in Ordnung ist. Das kann für einige Menschen die beste Beziehungsform sein und wenn das mit gegenseitigem Respekt und auf Augenhöhe gelebt wird, warum sollte ich das verurteilen? Das "Problem" dabei kann nur sein, dass der Partner der das Thema anstimmt ein "Nein" erhält. Welche Konsequenzen müssten dann gezogen werden?

Für mich gilt leben und leben lassen, solange es niemandem schadet und mich nicht irgendwer ständig "bekehren" will. Jeder kann mit seinem Leben, seinem Partner und in seinem Schlafzimmer doch anstellen was er will, wenn es nicht grundsätzlich illegal oder schädlich für dritte ist.

Mein Mann und ich legen beide Wert auf die Treue des anderen und so leben wir auch. Macht uns das schlecht, weil wir das für uns beschlossen haben? Für uns ist Monogamie die richtige Beziehungsform, das heißt aber für uns beide nicht, dass es das für alle anderen Menschen auch sein muss...

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Du kannst doch tun was du möchtest- ich sehe das Problem nicht. Und weshalb ist die Gesellschaft engstirnig? Was tut sie dir denn, wenn dein Partner und du euch einig sein, euch jeweils auch andere Partner zu gönnen?

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Und mir fällt auf, dass das jetzt schon der dritte Thread zum Thema in wenigen Tagen ist.

Ich habe überhaupt nicht das Gefühl, dass "die Gesellschaft" ein Problem damit hat, wenn Menschen für sich entscheiden, eine andere Beziehungsform leben zu wollen.
Die Gesellschaft möchte nur nicht missioniert werden, dass Polygamie/Polyamorie das einzig Wahre und alles andere einschränkend und besitzergreifend ist.

Ich finde beim Sex und in Beziehungen alles in Ordnung, vorausgesetzt, *alle daran beteiligten sind damit einverstanden*.

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Gesellschaftlich gibt es da schon auch noch Probleme. Das ist natürlich besser geworden, aber offene Beziehungen haben schon noch Akzeptanzprobleme.
Ich lebe selbst in einer offenen Beziehung und habe da schon Einiges gehört. Teilweise direkt auf und bezogen, ein paar Leute wissen das über uns, teilweise im Allgemeinen gesprochen. Grundsätzlich gehen wirklich viele davon aus, dass offene Beziehungen nicht langfristig halten. Mir wurde auch schon mehrmals vorgeworfen, dass ich meinen Mann nicht leben würde. Es sei keine echte Liebe, wenn man sexuell nicht exklusiv ist. Es ist natürlich nicht jeder und es wird echt immer besser. Aber so ausgeprägt wie in diesem Thread ist die Akzeptanz nicht.

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Naja, ich wollte damit auch nicht sagen, dass das jeder toll findet.
Und Vorurteile kommen wahrscheinlich oft daher, dass man sich etwas für sich nicht vorstellen kann...na dann kann es ja beim Rest der Welt auch nicht klappen;-).

Um ehrlich zu sein...wirklich vorstellen wie eine offene Beziehung funktioniert, kann ich mir auch nicht. Aber es reicht ja, wenn es für die Leute funktioniert, die eine leben wollen.

Richtig vorstellen, dass man eine offene Beziehung wollen kann, kann ich mir auch nicht recht, aber da es so viele Dinge gibt, die ich nicht will, aber andere Leute durchaus mögen (Fleisch, Bananen, Achterbahnfahren, Badeurlaub...) scheine ich wohl nicht das Maß aller Dinge zu sein;).

Ich gehe schon davon aus, dass die Mehrheit denkt, vielleicht nichts für mich, aber andere Leute sollen doch leben, wie sie sich wohlfühlen. Und dann gibts immer so ein paar unangenehme Zeitgenossen, die so lange auf dich einreden, dass das, was du machst, falsch ist, bis sie dich überzeugt haben, sprich: sie fangen immer wieder damit an. Aber die gibts doch zu jedem Thema ("Wie kannst du dein Kind nur mit Medikamenten vergiften, das ist soo schädlich, das sind doch Drogen..." und trotzdem würde ich sagen, dass Medikation bei ADHS gesellschaftlich anerkannt ist).

Und insgesamt gibt es doch auf beiden Seiten Vorurteile oder Abwertung. Von denen mit der offenen Beziehung (nein, ich meine selbstverständlich nicht dich; ich empfinde deine Beiträge oft als sehr bereichernd, wollte ich schon lang mal gesagt haben:-)), liest man die Abwerung der monogamen Beziehung doch genauso.

Interessant finde ich das Thema durchaus. Wertfrei diskutieren (und gern was dabei lernen) würde ich es gern. Aber das ist hier halt oft etwas schwierig;-).

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Na das muss jedes Paar für sich selber entscheiden. Was andere machen ist mir ziemlich egal.

Für meinen Mann und mich ist Monogamie das einzig wahre. Würde einer Fremdgehen, wäre der Ofen aus. Ich möchte die Einzige sein, Exklusivität!

Wobei fremdgehen und Polygamie ja nicht zwingend das gleiche ist. Lebt jemand polygam, weiß das der Partner hoffentlich und lebt das mit.