Emotionaler Ballast

Hallo,
ich versuche es kurz zu fassen. Mein Mann und ich sind 15 Jahre zusammen, 4 verheiratet. Er hat private Sozialkontakte ziemlich eingeschränkt, er ist eher introvertiert. Kennengelernt habe ich ihn anders. Wir haben 2 Kleinkinder.
Das erste Babynahrung ist nie einfach, aber ich kann -warum sich erst jetzt- über manches Verhalten von ihm nicht mehr hinwegsehen. Alle Leute meinen es immer gut mit ihm, möchten mit ihm ins Gespräch kommen, ja es liegt ihnen wirklich was an ihm. Wenn mein Mann mal etwas sagt, dann sind es meist Dinge, die das Gegenüber schon etwas als Beleidigung bzw. Abwertung einer Meinung verstehen könnte. Macht meist eine ernste Miene, ihm ist vieles gleichgültig usw.
Der große Redner war er noch nie, ich nahm ihn also immer in Schutz - eben mit dem Argument.
„Was ist mit deinem Mann los? Warum kommt er nicht mit?“ - er ist krank, hatte keine Lust, ... und wenn er mal wo mit hinkommt lässt er seinen Unmut über die Leute oder das Essen oder sonst was raus. So ist er eben habe ich immer gedacht. In immer seltener werdenden Momenten sagt er mir wie wichtig ich für ihn sei (und natürlich die Kinder, er ist ein toller Vater), dass er mich über alles liebt usw.
Vorhin ein Beispiel: er gießt das Nudelwasser ab, ich stehe mit meinem Sohn 1m hinter ihm. Sagt er:“was macht ihr noch hier?“
(Er hatte Angst, dass er uns wie sich immer mit dem kochenden Wasser trifft). Kann man es denn nicht vernünftig sagen oder stelle ich mich mittlerweile an? In so einem Ton redet er oft mit mir und ich weiß nicht, ob ich das für immer kann. Ich werde älter und möchte ein glückliches Leben führen.
Andersherum liebe ich ihn eben wegen seiner guten Seiten, die er meist nur noch mir und manchmal seiner Familie zeigt. Er vertraut mir, er sorgt an sich gut für uns als Familie, er ist hilfsbereit und versucht es allen recht zu machen. Es hapert eben nur am sozialen Miteinander, am Zeigen von Gefühlen usw.
Ich möchte auch, dass er privat mal mehr aktiv wird, sich mit Freunden trifft, versucht neue Freundschaften im neuen Ort zu schließen.

So, fast ein Silopo. Bitte verurteilt mich nicht oä und ihn auch nicht. Er hat ja wirklich seine guten Seiten. Gibt es hier Erfahrungen, ob sich so etwas nochmal
ändern kann? Wie? Er möchte wohl irgendwo Anschluss finden, geht aber den Schritt nicht. Ja, er ist erwachsen und kann nur für sich selbst sorgen.... hach....

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Was du beschreibst, erinnert mich an Asperger Autismus.

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Naja, nicht jeder ist gleich zu diagnostizieren, wenn ich einpasst Zeilen schreibe. Ich kann ja nicht alle Facetten abbilden.... viele Kriterien werden gar nicht erfüllt = kein Asperger Autismus 😉

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Hupsi, doch geoutet 🙂

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Hallo,

In dem ganzen Text bin ich vor allem über diesen Satz gestolpert: „ Ich möchte auch, dass er privat mal mehr aktiv wird, sich mit Freunden trifft, versucht neue Freundschaften im neuen Ort zu schließen.“

Solange er das nicht auch, kannst und solltest du nicht machen. Wenn er keine weiteren sozialen Kontakte braucht, ist das halt so.

Bei dem Verhalten deinen Freunden gegenüber, würde ich vielleicht noch mal ansprechen, dass die das falsch verstehen könnten. Mehr kannst du aus meiner Sicht nicht machen.

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Danke für deine Antwort. Mir ist natürlich klar, dass ich nicht viel machen kann und er als erwachsener Mensch seine eigenen Entscheidungen trifft. Es ist nur so komisch, weil er früher anders war. Wir sind der Arbeit wegen in einen anderen Ort weiter entfernt gezogen und falls mir mal etwas zustoßen sollte oder, oder.... wünsche ich mir für ihn, dass er noch mehr Leute um sich hat.
Ich habe sich das Gefühl, dass er dann evtl. etwas entspannter sein könnte.... und sich diese Entspannung wiederum positiv auf unser Miteinander auswirkt.
Naja 🙂

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Ist ja schwierig. Du kennst ihn schon so lange, glaubst du selber, er ändert sich?
Wenn zwei Kleinkinder kein Grund waren, was dann?

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Will er wirklich Anschluss finden oder wünscht du dir, dass er das will?

Mein Onkel war auch so ein Typ. Als meine Tante ihn kennengelernt hat, hat er sich anfangs zumindest noch mal bei Familienfeiern blicken lassen oder ist auch so mal mit ihr bei meinen Eltern zu Besuch gewesen. Da war er auch immer schon in sich gekehrt und man hatte immer ein bisschen das Gefühl, er mag eigentlich niemanden so richtig.

Später ist er überhaupt nirgendwo mehr mit gegangen, dass letzte Mal gesehen habe ich ihn vor über 15 Jahren, inzwischen ist er verstorben.

Meine Tante hatte sich einfach damit arrangiert, dass er nie irgendwo mit hin kommt. In der Familie war es auch irgendwann normal. Er hatte eben keine Lust auf Gesellschaft.

Daher meine Frage, ob ihm wirklich Anschluss fehlt oder ob du das bloß annimmst, weil du anders bist? Es gibt glaub ich Menschen, die sind einfach so. Und andere Menschen ändern geht sowieso nicht, das kann nur jeder selbst- sofern da überhaupt Bedarf besteht.

Ich würde aber vielleicht keine Ausreden mehr für ihn erfinden. Er hatte keine Lust mit zu kommen. So ist er halt. Punkt.

Du bist nicht verantwortlich für das Verhalten deines Mannes und wenn andere ihn komisch finden, hat das auch erstmal nichts mit dir zu tun.

Wie du das selbst findest und ob du dich dauerhaft damit arrangieren kannst, das wiederum kannst Du nur selbst wissen.

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Danke für deine Antwort. Er äußert manchmal schon, dass er gern mehr Anschluss hätte, aber nicht weiß, wie er mit fremden Menschen in Kontakt treten soll bzw. was er sagen soll...

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Hallo,

Mir scheint es, dass dein Mann so wie es ist, zufrieden ist. Warum willst du ihn biegen, damit sein soziales ansehen steigt? (mehr ist es leider nicht - denn es scheint mir, dass du ein schlechtes Gewissen hast, wenn er wenig Freunde hat, aber warum?)

Ich würde auch nie die marotten von meinem Mann versuchen vor Freunden zu entschuldigen, denn ich stehe hinter ihm. Wenn er grummlig oder sarkastisch ist, dann ist das so - dafür brauchst du sich weder entschuldigen, noch rechtfertigen.

Du möchtest, dass er mehr soziale Kontakte hat.. Er scheinbar nicht. Warum möchtest du ihn dennoch in diese Rolle drängen?

Eine andere Vermutung, die aber absolut unschön ist und wahrscheinlich auch nicht zutrifft wäre : er hat keine Freude mehr an seinem Familienleben - kümmert sich nur um seine Pflichten und kommt denen nach - aber möchte einfach nur vor sich hin leben. Aber das glaub ich nicht, das ist sehr extrem und trifft nur auf wenige Männer zu. (sowas kann man auch nur schlecht einschätzen)

Liebe Grüße

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Danke für deine Antwort. Ich möchte ihn nirgendwo hindrängen. Er äußert den Wunsch selbst manchmal, aber er ist so und weiß nicht wie er es ändern soll...

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Ja und was machst du da mit Kind wenn er mit kochendem Wasser hantiert? Es sicher schon mal kommuniziert war warum er das nicht will?

Ich empfinde diesen Satz völlig normal

Und warum müssen alle gesellig sein?

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Okay, danke für den recht empathielosen Beitrag. Wir waren weit genug entfernt, das kochende Wasser schon abgegossen und manchmal wünschte ich mir, dass er eher formuliert:“Du, pass eben auf, ich gieße grad heißes Wasser ab“ oder so ähnlich... Naja.
Verantwortungsbewusst bin ich selbst schon genug.

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Du empfindest
Mich empathielos
Ich deinen Mann normal

Demnach würde ich sagen - trenn Dich

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Liebe TE, ich würde eher sagen, Du hast da einen kleinen Stoffel an Deiner Seite.

Ich bin introvertiert, aber es würde mir nie in den Sinn kommen, mich so wie Du es beschreibst, anderen Leuten gegenüber zu verhalten. Du schreibst, wenn er mal mitkommt, lässt er seinen Unmut über die Leute, das Essen usw. raus. Ein bißchen Höflichkeit darf man ruhig an den Tag legen. Auch Dir gegenüber als Partnerin. Gerade Du solltest ihm ein bißchen mehr Worte wert sein, bist Du doch der Mensch, den er liebt.

Ich selber habe auch nicht so viele soziale Kontakte, bin aber auch ein Mensch, der es liebt, alleine zu sein. Wenn ich nach einem langen Arbeitstag nach Hause komme und den ganzen Tag Input hatte, bin ich wirklich froh über meine Ruhe zu Hause. Ich kümmere mich dann um meine beiden Männer und genieß es auch, für mich zu sein. Ich brauche da wirklich keine Telefonate mit Freunden mehr oder Treffen in größerer Runde.
Vielleicht geht es Deinem Mann so ähnlich.

Mir als Introvertierten fällt es sehr schwer, auf andere Menschen zuzugehen und bei mir dauert es auch länger, mit anderen Menschen warm zu werden. In dieser Hinsicht kann ich wirklich nachvollziehen, wenn Dein Mann da Schwierigkeiten hat. Du solltest ihn da nicht unter Druck setzen. Wenn mein Mann von mir dieses erwarten würde, könnte ich ihm den Wunsch nicht erfüllen, da es meiner Persönlichkeit nicht entspricht. Natürlich kann man an sich arbeiten, trotzdem werde ich keine Extrovertierte, die die Welt im Handumdrehen erobert.

Was ich sagen möchte: Versuche nicht, ihn umzukrempeln, aber bitte ihn, seinen Umgang mit Dir ein wenig liebevoller zu gestalten. Ich glaube, dass Du das erwarten kannst.

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Hallo,
vielen Dank für deinen Beitrag. Er übt die Kritik nicht bei den Gastgebern direkt, sondern nur, dass ich es höre. Ich habe oft das Gefühl zwischen den Stühlen zu stehen, sagen zu müssen: „Hey, er ist gar nicht so wie ihr alle denkt“. Es kommt manchmal falsch rüber, wenn er etwas sagt. Er meint es dann gar nicht so und kann es nicht anders artikulieren.
Ich möchte ihn keinesfalls umkrempeln, er ist wie er ist und ich liebe ihn.
Es macht mir nur Sorge, dass er sich weiter zurückzieht. Noch vor ein paar Jahren war das anders, er war nicht immer so introvertiert wie jetzt.
Über das liebevollere Miteinander haben wir schon so oft gesprochen... es klappt ein paar Tage gut, dann geht es von vorne los 🤷🏼‍♀️
LG