Hallo Urbia.
Ich schäme mich für das, was jetzt kommt...aber ich kann es nicht anders ausdrücken.
Seit etwas über einem Jahr habe ich eine Beziehung mit meinem Partner. Er lebte schon länger in Trennung, als wir uns kennenlernten; inzwischen ist er geschieden.
Aus seinen vielen, vielen Erzählungen habe ich erfahren, dass es in seiner Ehe über Jahre hinweg hoch herging: Seine Exfrau hat ihn schikaniert, regelmäßig aus dem Haus geworfen und wieder zurückgepfiffen, wenn sie wieder Bock auf Ehe hatte.
Die Erzählungen wurden mir von seiner Familie bestätigt und was ich jetzt so mitkriege von ihr - alter Schwede...Sie bestimmt. Er macht. Bis heute.
Es gab auch körperliche Übergriffe von ihr gegen ihn in Form von Schubsen, Kneifen und an den Haaren ziehen, so die Übermittlungen an mich, auch von Seiten der Familie.
Das ist ja alles dramatisch usw. - aber einer macht, und einer lässt es mit sich machen, oder?
Ich bin zuhause ein sehr ruhiger, harmoniebedürftiger Mensch - ich könnte es mir nicht mal ansatzweise vorstellen, so mit meinem Partner umzugehen. Zwar liebe ich auch die klaren Ansagen, aber bitte sachlich und fair und zwar verbal, nicht über Gewalt.
Und jetzt kommt das, wofür ich mich echt schäme: Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, wie mein Partner mit dieser Frau, in dieser Ehe, ein Kind zeugen konnte?! Im größten Chaos - wie kriegt Mann denn da einen hoch?? Und wohlgemerkt: Um bewusst ein Kind in die Welt zu setzen - es war kein Unfall. Es war ihr Wunsch, nachdem sie wohl über Jahre hinweg konsequent gegen eigene Kinder war, und als dann Freundinnen um sie herum mit neuem Partner schwanger wurden, wollte sie dann wohl auch plötzlich Mama werden. Die Kleine ist jetzt 3 und das Gezetere geht ja jetzt weiter, übers Kind. Nach der Geburt hat sie ihn rausgeworfen.
Und nein - mein Partner ist nicht 25 oder so - er wird demnächst 50, sie auch.
Ich kann keinen Sex haben, wenn es in der Beziehung nicht stimmt. Und ich kann noch weniger mit jemandem ein Kind in die Welt setzen, mit dem die Beziehung nicht stimmt. Ich habe ein Kind und als mein Exmann damals den Wunsch nach einem zweiten äußerte, verneinte ich ganz klar, weil unsere Ehe eine Katastrophe war und eine Änderung nicht in Sicht schien, dafür aber das Ehe-Ende, was dann ein Jahr später der Fall war.
Zurück zu meinem Freund: Es gelingt mir einfach nicht, einen Haken dranzumachen und es zu sehen, wie es ist: Nämlich es ist halt so.
Es beschäftigt mich immer wieder, vor allem, wenn die Kleine halt hier ist.
Ich bemerke, dass ich irgendwie die Achtung vor ihm verliere - weil seine Ex mit ihm machen kann, was sie will - bis heute.
Das stößt mich von Monat zu Monat mehr ab...und ich habe mich selbst überschätzt: Ich dachte am Anfang, dass ich das mit Kleinkind und so unter einen Hut kriege - aber dieses ganze Drumherum fühlt sich für mich immer mehr seltsam an und es belastet mich, zumal er sehr gebildet und beruflich echt gut gesattelt ist - für mich passt da vieles nicht mehr zusammen?! Habe selbst auch eine Tochter, die nächstes Jahr ihr Abi macht und schon weiß, wie es für sie weitergeht.
Die Erkenntnis, dass es nicht so leicht ist, wie man denkt, wenn man jemanden mit "Anhang" kennenlernt, lähmt mich im Moment sehr. Er ist ein guter Mann, das macht es mir im Moment schwer, die richtige Entscheidung zu treffen. Aber dieses Kopfkino mit "Wir zeugen ein Kind, auch wenn wir uns täglich an die Gurgel gehen" lässt mich einfach nicht los - egal, was ich tue.
Ich verstehe es einfach nicht, dass man(n) so was macht; das Chaos und die Streitereien gehen ja jetzt grad weiter (Unterhalt, Umgang).
So. Jetzt kann der Shitstorm gegen mich beginnen...
Viele Grüße!
Ich verliere immer mehr die Achtung...
Mein Mann hat auch eine furchtbare Ex, eine richtige Psychopathin. Wutausbrüche, Intrigen, Lügen, Manipulation bis zum geht nicht mehr...... Er hat sich aber dann bewusst entschieden, mit dieser Frau kein Kind zu bekommen. Aber sie hatte schon drei Kinder und er hängt auch an denen, und sie hat da auch durchaus die Kinder als Druckmittel eingesetzt. Sie hat ja keine Hemmungen, keine Schranken, die Kinder sind nur Mittel zum Zweck.
Es hat einige Jahre gedauert, bis er den Kontakt mit der Ex trotzdem abgebrochen hat - die Kinder sind ja inzwischen auch erwachsen. Und da hab ich schon ein bisschen Geduld gehabt, es ging durchaus vorwärts und er hat nicht alles gemacht, was sie wollte. Allerdings hat sie, wie gesagt, manchmal durchaus auch Situationen geschaffen, wo wir dann erst mal abwägen mussten, ob wir das jetzt ignorieren können, oder ob wir etwas tun müssen um Schadensbegrenzung zu machen. Ganz so einfach ist es nicht, wenn jemand wirklich geschickt schwierige Situationen schafft.
Zumindest finde ich könnte dein Mann versuchen, den Kontakt mit ihr einzuschränken und zu vereinfachen. Ich weiss ja nicht, ob es ihm schwerfällt sich aus den Streitereien zurück zu ziehen. Mein Mann wollte den Kontakt eigentlich nicht, aber war etwas zu ehrlich und zu freundlich. Ich hab ihm gesagt, er soll ihr halt mal nicht ehrlich sagen, dass er nicht mit ihr darüber reden will, sondern soll mal sagen, er kann gerade nicht redan, sie soll später anrufen. Irgendwann wird sie es leid.
Es ist ja noch nicht so lange her, die Trennung. Wenn jemand in so einer traumatischen Beziehung war - das dauert ein paar Jahre bis er das Ganze überhaupt klarer sehen kann. Dein Freund ist relativ neu-geschieden. Das Wichtige ist ja eigentlich, was er jetzt für eine Einstellung zu einer Beziehung hat, d.h dass er etwas daraus gelernt hat (was eventuell noch etwas dauert) und dass ihr euch einige seid, wie eure Beziehung aussehen soll.
Was ich meine: Für mich ist es eigentlich völlig uninteressant, ob mein Partner vorher eine schlechte Beziehung gehabt hat - Hauptsache er macht nicht in unserer jetzigen Beziehung so einen Blödsinn. Oft lernt man wirklich wichtige Dinge, gerade von den schlechten Beziehungen.
Stell dir vor, das hätte eine Frau geschrieben. Ein Mann fragt nach, wie er dann mit der Frau umgehen sollte....
Also ich kann deinen Gedankengang nur leicht verstehen. Wenn du nie ein Opfer von Gewalt warst wirst du es nicht verstehen können.
Helf ihm wieder auf die Füsse. Lass ihn ein Mann sein! Bietet der zusammen die Stirn!
Hallo und danke für deine Nachricht. Ich habe durchaus Gewalterfahrung gemacht, als Jugendliche im Elternhaus. Mein Vater trat und prügelte mich so, dass ich manchmal dachte, ich würde es nicht überleben. Meine Mutter sah hilflos zu. Mein Vater war Akademiker; niemand außen hätte vermutet, was sich bei uns hinter verschlossenen Türen abspielt. Aber diese Erfahrung hat bei mir gerade das Gegenteil bewirkt: Ich entwickelte eine unsagbare Wut und mich jagte ein Gedanke: „eines Tages zahle ich es Dir heim!“ ich habe es nie heimgezahlt; ich bin, als ich endlich konnte, gegangen und habe mich nicht mehr umgedreht. Ich bin sehr resolut wenn es um mein Wohl oder das meiner Familie geht, auch verbal. körperliche Angriffe versetzen mich nicht in Angst, sondern machen mich wütend (das weiß ich aus einem Selbstverteidigungskurs). Ich kann es schlicht und einfach nicht nachvollziehen, dass man sich Schikane aller Art gefallen lässt und dann noch solche Entscheidungen trifft (Kind). Und dann gleich zwei Mal hintereinander; mein Partner hatte zwei solche Frauen.
Menschen sind aber unterschiedlich und einige versetzt sowas in Angst und sie verhalten sich bei Gewalt anders. Vielleicht hat er es in seiner Kindheit so erlebt, dass man sich einer Frau unterordnen muss.
Ich verstehe ganz viele Dinge nicht. Mein Mann war zum Beispiel 4 Jahre mit seiner Ex zusammen, beide haben sich belogen, betrogen usw.
Ich hab ihn oft gefragt, WARUM sie denn dann noch zusammen waren. Er weiß es nicht. War halt so 🤷♀️
Ich denke, man wird einfach betriebsblind.
Ich würde natürlich darauf bestehen, dass er sich jetzt nach der Scheidung nicht mehr „kommandieren“ lässt.
Aber ansonsten - es ist seine Vergangenheit. Unveränderlich. Damit muss man abschließen, auch du. Wichtig ist, dass es zwischen euch anders läuft :)
Ich glaube "Achtung verlieren" ist tatsächlich der Anfang vom Ende.
Allerdings glaube ich auch, dass viele in Beziehungen gar nicht merken, wie schrecklich und verquer sie ist.
Ich habe in meinem Nahen Umfeld einen Fall, wo das Paar fast 30 Jahre zusammen war. Und die Beziehung war für Außenstehende von der ersten Sekunde an, eine einzige Katastrophe.
Er war ein wirklich widerlicher Mensch der sein Umfeld inklusive Partnerin abwertend und widerlich behandelte.
Trotzdem blieb sie bei ihm und auch die bekamen ein inzwischen erwachsenes Kind.
Dann, vor 2 Jahren kam die Trennung.
Daran hatte ich nicht mehr geglaubt.
In Gesprächen fiel mir dann aber auf, dass ihr das alles scheinbar nie bewusst war.
Also dass er anstrengend sein kann und so schon - aber dass er sie einfach nur schlecht behandelt hat wird ihr tatsächlich auch erst langsam nach 2 Jahren Abstand bewusst.
Mich schockiert daran, dass ich einfach weiss, wie ihr komplettes Umfeld über ihn gedacht hat. Aber sie auch das nicht bemerkt hat bzw. auch das als normal empfunden hat.
Und ich frage mich seit her, warum ich ihr nicht einfach mal klipp und klar gesagt habe, was ich sehe.
Ich dachte immer meine Meinung dazu wäre völlig offensichtlich - scheinbar aber nicht....
Aber ist auch egal - was ich sagen will: wenn man drin steckt, sehen die wenigsten so klar wie die Unbeteiligten.
Kannst du denn mit deinem Partner darüber reden?
Ich habe letztens einen schönen Spruch gehört: "Das Problem mit Menschen, die wenig Liebe erfahren haben, ist, dass sie Liebe nicht erkennen können, deswegen können sie leicht getäuscht werden. Sie sehen Dinge, die nicht da sind."
Ich glaube, das viele Menschen vllt manchmal nicht sehen und verstehen, was Liebe ist. Natürlich auch danach, wie sie aufgewachsen sind. Manchmal weiß man erst, was Liebe ist, wenn man sie erfährt und lässt sich vorab täuschen. Manchmal ist das vielleicht auch nötig, um wahre Liebe erkennen zu können.
An die TE: Hilf deinem Mann, lass die Vergangenheit Vergangenheit sein, macht euch beide stark ihr gegenüber.
Ist er dadurch ein schlechterer Mensch, weil er vllt blind vor Liebe war? Oder weil er zu nett war zu sagen, es reicht mir jetzt? Ich glaube das Gegenteil ist eher der Fall.
Lg
Manchmal ist echte Liebe dann auch beängstigend. Unvertraut, anders.
Einerseits ist da dann die Sehnsucht nach echter Liebe.
Andererseits macht das auch Angst, weil es unbekannt ist.
Die Tendenz sich zum Vertrauten zu entscheiden kann groß sein.
Es ist doof, man will es nicht. Aber schlechte "Liebe" kennt man und weiß zumindest damit umzugehen.
Bei echter Liebe ist die Angst da , Fehler machen zu können und diese zu verlieren.
Das gibt es auch.
Hallo.
Ich denke mal, dass seine Beziehung nicht immer so war. Genauso wie deine erste Beziehung zu dem Vater deines Kindes. Deshalb habt ihr ja ein Kind zusammen. Dass es sich in einer Beziehung nicht immer zum Guten entwickelt ist eben so.
Planst du mit ihm auch noch ein gemeinsames Kind? Ich denke mal nicht, also verstehe ich dein Kopfkino generell nicht. Ich würde ihn den Rücken stärken und nicht in den Rücken fallen. Was erwartest du von ihm. Solange sich die Ex nicht in deine Sachen einmischt, würde ich es beobachten.
LG
Ich verstehe Dich. Du hast dein Leben im Griff, ein fast erwachsenes Kind, bist eine gestandene Frau, die sich jetzt eigentlich entspannt auf die ruhige zweite Lebenshälfte freut, und dann hast Du mit Deinem Partner jetzt wieder die totale Unruhe im Haus mit Kleinkind und stressiger Ex. Dass Dein Partner das Kind mit ihr in die Welt gesetzt hat, war vielleicht auch einfach die Hoffnung, dass die Frau irgendwann mal zufrieden ist. Viele Beziehungen, in denen einer immer fordert und der andere immer gibt, leben von der kurzzeitigen Zufriedenheit des Fordernden, wenn man seine Bedürfnisse befriedigt hat. Dabei merkt der Gebende oft aus Gewohnheit gar nicht mehr, dass er sich selbst schon lang aufgegeben hat und alles nur auf die Bedürfnisse des Anderen ausgerichtet ist, und die Partnerschaft nur gut läuft, wenn man ihn/sie zufriedenstellt. Sowas auszuhalten erfordert viel Kraft, dein Partner ist - so ironisch das klingt - ein sehr starker Mensch, dass er das ausgehalten hat.
Die Ex klingt narzisstisch, dass er da auch gerade wegen des Kindes weiter Schadenbegrenzung betreibt, um das Kind vor den Launen der Ex zu bewahren, ist leider wohl nicht zu verhindern, solange das Kind zu klein ist, sich selbst dagegen zu wehren. Du kommst selbst aus schlechter Kindheit, deine Mutter hat hilflos dagestanden und dich nicht beschützt, er versucht für sein Kind da zu sein.
Nun ist die Frage, wie Du damit umgehst und ob du die nächsten 10-15 Jahre das mitmachen und haben möchtest in Deinem Leben. Ich sag ehrlich, mir wäre es wahrscheinlich too much, das müsste schon ein sehr toller Mann sein, den ich seeeehr liebe, dass ich denke, mit dem möchte ich auf jeden Fall alt werden und kein Anderer wird mich je wieder interessieren als er. Dann würde ich sagen, sch... auf die 10-15 Jahre, danach machen wir uns noch 20 zu Zweit schön.
Wenn ich aber das Gefühl hätte, dass er nicht DER ist, den ich bis ans Lebensende will, würde ich es wohl beenden, denn die nächsten 10-15 Jahre sind - in unserem Alter - einfach die besten, die noch kommen, und da würde ich mir echt 3x überlegen, ob ich die mit dem falschen Menschen verbringen will, statt sie zu genießen und zu leben, wie ICH es will. Dann würde ich mir wohl lieber jemanden suchen, dessen Lebenskonzept besser zu meinem passt und notfalls dann eben auch lieber erst Mal wieder allein leben. Bin selbst Ende 40, alleinerziehend mit zwei Teenies, und hätte auch wirklich null Komma null null null Bock, hier jetzt wieder ein so kleines Kind wieder um mich zu haben mit all der dafür erforderlichen Rücksicht in den nächsten Jahren auch was Urlaubsreisen betrifft etc.!
Hi,
naja, das was für dich gilt, gilt für andere Menschen nunmal nicht auch zwingend. Wer in einer toxischen Beziehung gefangen ist, kommt da oft schwer raus, aber ihm ist es, zumindest zum Teil, gelungen. Das ist doch eine Leistung.
Dennoch denke ich, dass es Menschen gibt, die leichter in einer solchen Beziehung landen und dort stecken bleiben als andere. Warum auch immer. Wenn ich dich jetzt so lese, macht seine Art etwas mit dir. Sie bringt eine Saite in dir zum klingen, die du bislang offenbar gar nicht von dir kanntest - genervt, ein bisschen aggressiv.
Wenn du die Achtung vor ihm verlierst, weil er Altlasten hat und nicht über die nötige Stärke verfügt, sich adäquat gegen seine Ex durchzusetzen, passt du vielleicht doch zu gut in sein Beuteschema. Was er jetzt braucht ist eine Unterstützerin, aber bestimmt keine Partnerin, die seine schwache Seite so unattraktiv findet.
Ich muss aber ehrlich gestehen, dass ich mich frage, ob es mir nicht fast ähnlich erginge wie dir (das macht es aber natürlich nicht besser - es spricht halt nur nicht für mich🤷♀️).
vlg tina