Melden oder nicht

Hallo liebes Urbia-Völkchen,

ich bin ziemlich ratlos. Ich hatte einen Freund, eine Liebesbeziehung. Es stellte sich heraus, dass er bipolar ist. Er kreist um sich und kann sich schwer entscheiden.
Wir hatten eine sehr schöne intensive Zeit, wenn wir zusammen waren, die Zwischenzeiten waren eher "leer". Im Nachhinein weiß ich, dass er häufig sagte er hätte was zu tun, aber er lag zu Hause im Bett und kam nicht auf die Beine.
Er tut mir sehr leid. Er hat wirklich große finanzielle und berufliche Probleme, von privaten Problemen und bindungsschwächen abgesehen. Er wurde als Kind vernachlässigt. Ich verstehe alles und ich weiß ich kann ihn nicht retten.
Dennoch glaube ich habe ich einen Fehler gemacht. Ich habe ihn auf sich zurück geworfen. Ich habe mich zurück gezogen, natürlich habe ich es ihm erklärt aber ich war schon sehr klar. Nun habe ich seitdem nichts von ihm gesehen und gehört. Er hält sich daran. Ich hatte gehofft, das er nochmal auf mich zukommt. Ich bin sehr Frau in der Beziehung. Aber nun, habe ich das Gefühl, dass ich ihm vielleicht doch sehr weh getan habe, nachdem ich einige Zeit großes Verständnis für ihn hatte und dann ganz plötzlich der Cut als es ihm total schlecht ging.
Ich würde imch gerne melden, aber dann ist da mein Stolz und die Gewissheit, er muss erstmal sein Leben in den Griff bekommen. Mein Vertrauen in ihn ist auch nicht sooo groß. Und ich glaube er hat auch kein großes Vertrauen in sich.
Was kann ich nur tun? Einerseits um ihm zu zeigen, dass ich an ihn denke und er nicht allein ist. Andererseits um meinen Frieden zu finden?
Habt ihr Ideen, ähnliche Situationen erlebt? Wie ging es aus?

Ich danke Euch schonmal für Eure Nachrichten.
Liebe Grüße und einen schönen Freitag.

1

Lass es so wie es ist und mache nichts! Das ist das Beste für Dich!

2

Hallo,

du hast eine Entscheidung getroffen. Und das sicher aus gutem Grund. Das, was dich jetzt umtreibt, ist die Tatsache, dass du denkst, du hättest ihn im Stich gelassen und evtl. auch das Mitleid, das du mit ihm hast.
Aber: Du kannst ihm nicht helfen. Du vertraust ihm nicht wirklich.

Sei froh, dass er es respektiert, dass du keinen Kontakt möchtest. Ich habe da weitaus schlimmere Erfahrungen dieses Jahr gemacht und nie wieder würde ich mir ein schlechtes Gewissen einreden lassen, nur, weil man auch an sich denkt und an seine Grenzen.

5

Hallo, magst Du denn über diese Erfahrungen berichten? Gerne auch via PN wenn ich dich anschreiben darf? LG

8

Hallo,

ich versuche es mal in Kurzform ;)
Wir haben uns kennengelernt, gut verstanden, wir hatten KEINE Beziehung, eher so ein Sex-Ding, aus dem wir dann so etwas wie Freundschaft+ machten, wobei ich jetzt mal nicht sagen würde, dass wir richtige Freunde waren. Irgendwann nach einigen Monaten "gestand" er mir, dass er Depressionen habe. Okay - aufgrund einiger Dinge hatte ich mir sowas schon gedacht. Wir redeten etwas drüber, behielten unseren Kontakt bei wie gewohnt. Nach ca. 1 Jahr kippte er total. Aus dem Nichts fing er an, mir 24/7 zu schreiben. Mich auszufragen, wann ich mit wem Sex hatte, wie der Sex war, wie die Männer aussahen, ob es besser war als mit ihm. Er unterstellte mir, ich hätte ihn immer angelogen, wäre Schuld daran, dass er einige Monate zuvor eine schlimme depressive Phase hatte, ich sei die größte Schlampe auf Erden, es sei ja kein Wunder, dass er sowas von mir denke, ich hätte ihn schlecht behandelt, wenn ich keine Zeit hatte, dann selbstverständlich, weil ich Sex mit anderen hatte. So ging das ca. 3 Monate lang.
Wenn ich mal nicht antwortete, rief er an, immer wieder, schrieb immer wieder "aha, aha, du bist wohl 'beschäftigt'" (damit meinte er natürlich, dass ich Sex hätte). Obwohl er wusste, dass ich ja auch arbeite, bombardierte er mich. Ich hatte Angst, nicht zu antworten, weil ich dachte, dass er dann plötzlich vor meiner Tür steht oder sowas. Manchmal hatte er "helle" Momente, entschuldigte sich für sein Verhalten. Dann ging es nach einigen Tagen wieder los. Wenn ich sagte, dass ich keinen Kontakt mehr wolle und er mich in Ruhe lassen soll, sagte er Sachen nach dem Motto ich würde ihn im Stich lassen, nur weil es ihm jetzt schlecht geht und wenn er sich umbringe müsse ich ja damit leben, dass es meine Schuld sei. Wochen um Wochen. Irgendwann fand er mich bei Instagram, screenshottete meine Listen (wem ich folgte, wer mir folgt), schickte mir Profilnamen von Männern, um zu fragen, ob ich Sex mit denen hatte.
Dann fing er an, meine Freunde anzugucken, mich über die auszufragen ("ob es mich geil mache, dass meine Freundin sich so und so darstelle auf ihrer Seite") - an dem Punkt konnte ich nicht mehr, hatte einen totalen Nervenzusammenbruch und traute mich endlich, ihn überall zu blockieren.

Und selbst nach den ganzen Beleidigungen, nach dem ganzen Bedrängt werden hab ich zwischenzeitlich überlegt, ob ich ihm mal schreibe und ihn frage, wie es ihm geht. Aber dann denke ich daran zurück, wie ich mich all die Wochen gefühlt habe und lasse es. Ja, da kann man auch mal egoistisch sein und zuerst an sich denken. Er ist krank - ja! Aber das ist keine Rechtfertigung, mir psychisch so zuzusetzen.

weitere Kommentare laden
3

Warum willst Du ihn nochmal verletzen, nur um Deinen Frieden zu finden? Wenn Du ihn noch liebst oder mal geliebt hast, dann lass ihn frei.
Die Situation ist jetzt nicht anders als vor ein paar Monaten.

4

Hallo,

ich weiß gar nicht ob ich ihn verletzt habe. Warum denkst Du das ich ihn nochmals verletze wenn ich mich entschuldige oder ihm sage, dass ich ihn noch nicht vergessen habe. Er sagte auch Dinge die mich verletzt haben, das war ja der Grund meines Rückzugs. Ich war zwar die, die Konsequent war aber nicht die, die den Stein ins Rollen brachte. Das kam durch sein Verhalten.

LG

6

Sehr, sehr schwierig.

Die Sache ist ja die: Man kann noch so viel reden, versuchen zu klären, aufzuarbeiten. Am Ende bleiben trotzdem immer noch Fragen, die man niemals beantwortet bekommt. Entweder weil man sie nicht gestellt hat (aus Anstand, Selbstschutz, etc.), weil sie einem erst später in den Sinn kommen oder weil durch die Zeit einfach neue Fragen aufgekommen sind, gerade weil eben NICHTS passiert ist. Man fragt sich unweigerlich, wie es dem anderen Menschen geht. Aber es ist schon die Frage, wieviel egoistisches eigenes Interesse da reinspielt.

Sprich, eine Trennung in Frieden ist erstrebenswert, aber man kann eigentlich nur die gröbsten Brocken aus dem Weg räumen und selbst das ist ungeheuer schwierig, weil man ja zu diesem Zeitpunkt in keinem emotional stabilen Zustand ist, in dem man halbwegs objektiv auf die Dinge schauen kann.

Was ich damit sagen will: Man dreht sich faktisch im Kreis und neue Worte und Informationen machen das nicht unbedingt besser, so zumindest meine Erfahrung.

Aber luftleerer Raum ist natürlich auch irgendwie komisch. Und genau da liegt das Problem: Weil man selbst nicht genau weiß, was richtig ist und noch weniger, was der andere tatsächlich möchte, ist es schwer, die Art und Menge des zukünftigen Kontakts zu gestalten. Die Varianten sind ja durchaus da, zwischen "aus dem Leben streichen" und wenn es ganz gut läuft, gesunder Freundschaft sind ja sehr vielfältig.

Ist ein bisschen wie Schrödingers Katze. Wenn ich versuche, den Zustand der Katze zu bestimmen, hat er sich durch meinen Versuch bereits verändert...sprich, wenn Du Kontakt zu ihm aufbaust, ändert das bereits etwas an der Situation an sich...

7

"Ich würde imch gerne melden, aber dann ist da mein Stolz und die Gewissheit, er muss erstmal sein Leben in den Griff bekommen. "

Wie soll er sein Leben in den Griff bekommen, wenn er krank ist und höchstwahrscheinlich gar nicht geheilt werden kann?

Es ist aber legitim, wenn du sagst, dass du damit nicht leben kannst und willst.

9

Hallo,

warum denkst Du er kann nicht geheilt werden?
Ist eine Bipolare Störung etwas lebenslanges das nicht therapiert werden kann?

Blöde Frag vielleicht. LG

13

Ja.

14

Er ist bipolar. Das ist nicht heilbar. Er muss nicht nur ein paar Dinge regeln, ein paar Monate Therapie machen und dann wird er ein neuer Mensch.

Lass ihn in Ruhe. Es ist besser für euch beide glaube ich.

15

Du stellst jeden zweiten Tag ungefähr diesselbe Frage. Bist du dir sicher, dass deun Ex der ist mit der psychischen Erkrankung?