Guten Abend,
wer von Euch hat/hatte eine Beziehung mit jemand der an ADS litt/leidet? Wie wirkt sich das auf eine Beziehung aus? Ich bin für jede Meinung und Erfahrung dankbar.
ADS und Beziehung, wie funktioniert das?
Hallo, mein Mann hat ADS. Es ist nicht immer einfach, aber wir kommen zurecht. er fühlt sich oft unverstanden von mir und jedem in seinem Umfeld, hört nicht zu Wenn's ihn nicht interessiert, ist vergesslich, Konzentration nimmt nach einer gewissen Zeit ab.. ABER er bemüht sich. Und ich bemühe mich auch, indem ich Verständnis zeige aber dennoch meine Grenzen ziehe, er merkt dann von selber wenn's langsam zu viel für mich ist. Oh man, klingt eigentlich gemein von mir wie ich über ihn schreibe, als wäre er so ein Kleinkind, aber manchmal benimmt er sich so 😂 nichtsdestotrotz ist er sehr intelligent, wenn ihn etwas interessiert beharrt er immer auf dieser Sache, er liebt sein Handwerk, er kümmert sich so gut um unseren Sohn, wir lieben uns seit der Jugend, und ich akzeptiere ihn so. Ja er ist ein wenig anders, aber eben einzigartig 😍
Hallo,
Dankeschön für Deine Antwort.
Was würdest Du sagen, ist die größte Herausforderung? In welchen Situation wird es kompliziert?
Wo liegen die "Fallstricke"?
Ich habe ADS und bin seit 18 mit meinem Mann zusammen und 10 Jahre davon glücklich verheiratet. Das funktioniert, weil wir nicht versuchen den jeweils anderen zu ändern und uns so akzeptieren wie wir sind. Mit mir ist es sicher nicht immer einfach. Ich bin halt eine Chaotin. Aber nur weil mein Mann kein ADS hat, ist er ja nicht gleich fehlerfrei und perfekt. Auch er seine Ecken und Kanten. Ich glaube dass wir so gut miteinander auskommen liegt auch daran, dass wir uns wohlwollend betrachten und uns auf die positiven Seiten konzentrieren.
Hallo,
Danke auch für Deine Antwort.
Natürlich ist jemand ohne ADS nicht fehlerfrei.
Ich kenne mich damit überhaupt nicht aus, habe aber jemand kennengelernt, der als Kind betroffen war (noch ist?) und ich möchte mich informieren, ohne ihn so "auszufragen", vielleicht versteht er es falsch und ich will ihm nicht verletzen.
Ich verstehe das du ihn nicht verletzten möchtest. Mir geht's auch so wenn ich auf Menschen treffe die eine Einschränkung haben. Ich frage immer vorsichtig ob sie mir darüber erzählen möchten und ob sie fragen beantworten würden. Meiner Erfahrung nach sind die Leute dankbar und froh wenn man fragt und nicht einfach annimmt und glaubt. Was du nicht machst. Ich durfte eine Frau kennenlernen die gerne ein Mann gewesen wäre. Es war sehr interessant.
Also frag freundlich und sag auch das du ihn nicht verletzten möchtest. 😊😉
Ich hab ADS, mein Mann kommt seit bald 14 Jahren ganz gut mit mir klar. Wie weiß ich nicht, aber er kommt klar.
Mein Mann hat zwar keine gesicherte Diagnose, aber ich bin mir sicher, dass er auch ADS hat, so wie sein Sohn auch und da passt vieles.
Er ist sehr kreativ, liebevoll, kann wirklich alles. Interessiert sich für viele Dinge, liest dann auch nach und informiert sich weiter zu einem Thema.
Es ist aber auch so, dass er nie lange an einem Ort sein kann, still sitzen fällt ihm immer noch sehr schwer. Er ist sehr ehrlich, trägt sein Herz auf der Zunge. Eckt damit aber auch sehr oft bei anderen an.
Er diskutiert sehr gern, wird da auch mal ausfallend.
Aber was am wichtigsten ist, dass er sehr treu ist mir und unserer Familie gegenüber. Dass er alles für uns macht und uns immer beschützt.
Jeder Mensch ist anders, egal ob ADS oder nicht.
Wir ergänzen uns perfekt und lieben uns einfach.
Hey,
ich bin mir eigentlich auch ziemlich sicher bei meinem Mann. Und hätte ehrlich gesagt gern eine Diagnose, oder eben nicht.
Wie sieht das denn bei euch aus?
Kümmert ihr euch um eine Diagnose? Also möchte einer von euch eine?
Mein Mann steht kurz vor der Verbeamtung und mag sich da nichts kaputt machen.
Aber ich bin auch sonst nicht sicher, ob er wirklich Interesse an einer Diagnose hat, ist vielleicht Angst.
Es ist sehr anstrengend.
Mein Mann ist ab und zu so spontan, dass er einfach mal ein neues Auto kauft oder die alte Küche rausreisst, ohne aber einen konkreten Plan zu haben, wie die neue Küche dann reinkommt. Geschweige denn, eine neue Küche zu haben.
Er bringt öfter unangemessene Sprüche, die er nicht böse meint, die aber dennoch sehr verletzend sein können.
Ich hab selbst ADS und mein Mann hat kein Problem damit. Er sagte erst heute, dass er es erstaunlich findet, wie viel ich mache, er findet ich mache das meiste besser als er. Ist zwar Unsinn, er ist einfach ein bisschen zu bescheiden da, aber auf jeden Fall scheint er nicht irgendwie Probleme damit zu haben.
Das, was vielleicht am ehesten auffällt bei mir, wäre dass es mir etwas schwerer fällt, Anderen längere Zeit zuzuhören. Ich hab aber auch Medizin, sonst wäre es etwas deutlicher. Ich hatte auch vorher mehr Stimmungsschwankungen und nehme deshalb auch eine kleine Dosis Antidepressiva. Es stört mich selbst auch, nicht nur meine Umgebung, wenn ich stimmungslabil bin. Aber so ist es gut.
Sonst... ich kann ein bisschen impulsiv sein, das ist ja typisch bei ADHS, aber mehr bei kleinen Dingen. Eher so, dass ich mal eine spontane Idee habe, dass ich irgendwas machen will. Es gibt auch ADHS-ler, die wirklich riskante Sachen mache - körperlich gefährliche oder finanzielle - aber längst nicht alle.
Wenig Geduld ist häufig. Hab ich auch. Und auch dass man keine Lust hat Dinge zu erledigen, die keinen Spass machen. Viele schieben Dinge ewig auf. Ich erledige vieles direkt, damit ich nicht in die Situation komme. Aber das klappt auch nicht immer. Struktur ist immer gut.
Komischerweise ist mein Mann oft derjenige, der nicht zugehört hat, und wenn man gerade eine Menge erzählt hat, sagt er plötzlich:" Was? Hast du was gesagt?" Ein Ex-Freund hatte offensichtlich auch ADHS, er konnte wirklich gar nicht warten. Ich finde eigentlich, als erwachsener Mensch muss man das ja können. Und wenn es einem wegen ADHS schwerfällt, dann muss man halt eine Strategie dafür finden, z.B. sich ablenken.
Es ist schon individuell verschieden. Du kannst ihn ja gern fragen. Aber auf die richtige Art halt. Nicht so ängstlich und mit Krankheits-Einstellung, sondern eher so dass du ihn kennenlernen willst, dass du dich für ihn interessierst. Möglichst positiv halt.
Ich habe vom Arzt ADS, Depressionen und borderline diagnostiziert bekommen, mein Mann hat ADHS.
Es klappt echt super, wir sind fast 10 Jahre zusammen, er war damals mein erster Freund, da war ich kurz vor meinem 14. Geburtstag und er war fast 17.
Wir haben eine ganz normale Beziehung, wie jede andere auch.
Klar gibt es manchmal Streit, aber das gibt es in jeder Beziehung. Wir "ad(h)sler" sind ja Menschen wie andere Leute auch.
Der einzige Unterschied ist, das ich der "träumer" von uns beiden bin, eine kleine trahntüte und er ein sehr ungeduldiger Mensch, dem nichts schnell genug gehen kann.
Ansonsten hat es gar keine Auswirkungen, ist ja keine schlimme Krankheit oder so