Hallo ihr da draußen,
ich liege mal wieder wach im Bett und mache mir Sorgen um die Zukunft.
Mein Mann ist Alkoholiker. Unter der Woche trinkt er keinen Alkohol, aber am Freitag oder Samstag Abend findet er kein Ende, er trinkt dann bis zum Totalausfall. Alleine in seinem Büro und hört dabei Musik. Trifft er sich mit einem Kumpel, kommt er gegen Mitternacht heim und betrinkt sich weiter alleine Zuhause. In seinem Zustand ist dann kein Durchdringen mehr zu ihm.
Wir sind seit zehn Jahren ein Paar, früher sind wir jedes Wochenende zusammen Weg gegangen. Da ist es mir nicht aufgefallen.
Dann begann unser Leidesweg: unerfüllter Kinderwunsch, einige Fehlgeburten, Kinderwunschklinik. Mobbing am Arbeitsplatz meines Mannes. Dies führte bei meinem Mann zu einer Depression.
Letztes Jahr war er sechs Wochen in einer Klinik zur Behandlung seiner Depression, trank 8 Wochen keinen Schluck Alkohol.
Sagte selbst, er hat ein Alkoholproblem und besuchte im Anschluss Treffen der Anonymen Alkoholiker.
Alles Gut sollte man meinen. Es wurde nach der Klinik aber alles schlimmer. Wochenende für Wochenende wird der Rausch extremer.
Nun das Hauptproblem:
Ich bin Schwanger 18.ssw. Ich war so naiv zu glauben, die Erfüllung unseres Wunsches, mit dem alles Angefangen hat würde ihn wieder wie vorher machen. Sonst hätte ich kein Kind mehr mit ihm gezeugt.
Aber es wurde nur schlimmer bzw. Ich nehme es als schlimmer war.
Wenn das Kind da ist und er einmal so betrunken ist, fliegt er raus. Das weiß er auch. Und genau das will ich vermeiden.
Er meint, wenn das Kind da ist trinke er nicht mehr. Aber das kann er ja gar nicht versprechen, da es eine verdammt Sucht ist.
Was soll ich also machen? An welche Stellen kann ich mich wenden und wo kann ihm professionel geholfen werden?
Mein Mann, sein Alkohol und ich
Liebe werdende Mama,
leider kannst du deinem Mann nicht wirklich helfen. Er kann sich nur selbst helfen, indem er es angeht. Was du allerdings für dich tun kannst ist dich ebenfalls beraten zu lassen.
Bei Selbsthilfegruppen gibt es teilweise Termine für Angehörige, in manchen sind diese sogar häufig dabei. Mach dich doch hier mal schlau.
Mein Vater ist Alkoholiker und mir haben ein paar Treffen dort sehr geholfen. Ich habe gelernt mich abzugrenzen, damit es nicht mehr so an mich herangeht. Ist bei dir mit Ehemann sicher schwieriger. Aber für mich war es super interessant das ganze aus der Sicht einiger trockener Alkoholiker zu sehen, den Perspektivenwechsel einnehmen zu können. Lass dich dringend beraten.
LG und alles Gute
Isabel
Wie meinst du es mich abzugrenzen? Eine Trennung steht aktuell nichts zu Diskussion. Allerdings darf er betrunken nicht mehr in das Schlafzimmer, er muss im Gästezimmer schlafen.
Er geht es ja sogar an. Er ist in Psychotherapie und bei einer Psychiaterin. Außerdem zu den Anonymen Alkoholikern. Nur ist er der Meinung, einen Tag in der Woche zu "feiern" wäre okay. Und wenn das Baby da ist, ist das eh vorbei. Nur genau das ist meiner Meinung nach nicht Möglich bei einer Sucht. Wer kann ihm denn dann noch professionel helfen, wenn er bereits die besagten Angebote wahrnimmt?
Nur er selbst kann sich helfen. Sonst niemand. Er kann 300 Therapien machen, wenn er nichts ändern will, dann wird er es auch nicht tun.
Gelegentlich vielleicht mal einen übern Durst zu trinken in Gesellschaft finde ich persönlich nicht schlimm.
Aber jedes Wochenende und dann sogar noch alleine im Büro weiter zu machen, muss nicht sein. Mit Baby daheim erst recht nicht.
Wenn du jetzt schon die Befürchtung hast, dass er es nicht schafft, dann solltest du jetzt bereits Konsequenzen ziehen,damit er versteht dass du es ernst meinst und zwar richtig ernst. Betrunken im Gästezimmer zu schlafen ist ihm wahrscheinlich egal.
Wenn er unterwegs ist mit Freunden, dann würde ich ihn eventuell gar nicht mehr nachts in die Wohnung lassen. Wenn du das nicht kannst/willst, dann sieh zu dass du ein paar Tage woanders unter kommst um ihm deutliche Zeichen zu setzen.
Guten Morgen,
Ich kann dir dieses Forum empfehlen.
http://alkoholforum.de//index.php
Die haben mir da damals sehr geholfen.
Was für Schritte ich machen muss und vor allem, dass ich nichts ändern kann!
Dein Mann muss es ändern weil er es will und nicht weil du das möchtest.
Sonst wird es auf kurz oder lang nichts.
Vorallem was schwer war, das man demjenigen aber auch konsequenzen zeigen muss.
Daran musst du auch denken, für dich und für euer Baby.
Ich wünsche dir alles Gute liebe Grüße.
Er sieht es ja selbst ein, dass er ein Problem hat. Er ist wegen der Depression bereits in Psychotherapie und bei einer Psychaterin. Spricht da auch offen über seine Alkohlsucht. Auch geht er zu den Treffen der Anonymen Alkoholiker.
Auch wenn am Wochenende mal ein Termin ansteht trinkt er nichts. Daher meint er wenn das Baby da ist würde er aufhören damit. Und genau da ist der Harken. Ich glaube nicht, dass er das einfach so schafft. Aber wie dann? Was wären die Voraussetzungen für eine Suchtklinik? Wie schaffen es andere mit der Sucht aufzuhören? In der Psychosomatischen Klinik war Alkoholverbot. Gut, da hat er sich Problemlos dran gehalten und Zuhause war es dann doppelt so schlimm als davor. Wie bei einem Kind, dem man die Süßigkeiten weggenommen hat und jetzt wieder darf und es kein Maß mehr kennt.
Aus der Alkoholsucht gibt es keinen Weg zurück zu gemäßigten Alkoholkonsum. Das Gehirn verändert sich durch die Sucht irreparabel. Was du beschreibst, dass er nach einigen Wochen Abstinzenz um so heftiger reingekippt ist, ist ganz klassisch. Diese Gefahr besteht bei trockenen Alkoholikern ein Leben lang. Selbst wenn er 20 Jahre trocken war - das Gehirn schaltet wieder auf "Sucht" um.
Falls Du das Buch noch nicht kennst "Nüchtern: Über das Trinken und das Glück" ist absolut empfehlenswert.
Es gibt Statistiken, wie hoch das Rückfallrisiko mit jedem Jahr Abstinenz ist. Das 1.Jahr ist wohl das schwierigste. Dein Mann soll SOFORT mit dem Trinken aufhören. Das nächste Mal, wo er betrunken ist, sprich die räumliche Trennung aus. Wenn er bis zur Geburt trocken bleibt, darf er wieder einziehen. Sonst ist es für die Kinder besser, er bleibt weg.
"Was soll ich also machen? An welche Stellen kann ich mich wenden und wo kann ihm professionel geholfen werden? "
Wende dich an eine Stelle für ANGEHÖRIGE von Alkoholkranken.
Ihm kann nur jemand helfen, wenn er es zulässt.
Du selbst kannst nur dir helfen. Das durchaus mit professioneller Hilfe.
Wie die Stelle heißt, wurde hier schon öfter geschrieben, ich vergesse es immer wieder.
Angehörige von ... brauchen auch Hilfe und diese können sie sich selbst holen.
Mir wäre der Zeitpunkt "Wenn das Baby da ist" zu spät. Wenn er denkt er kann aufhören, dann gibt es keinen einzigen Grund es nicht jetzt sofort zu tun.
Meine Begründung ihm gegenüber wäre, dass ich einen Partner brauche auf den ich mich verlassen kann und der nicht erst vorher ausnüchtern muss. Was ist wenn es mir im Laufe der Schwangerschaft von jetzt auf gleich schlecht geht und ich ins KH muss oder zumindest akut Hilfe brauche? Was wenn er betrunken ist wenn die Wehen anfangen?
Die Verantwortung beginnt nicht erst dann wenn das Baby da ist. Sie begann spätestens mit dem Schwangerschaftstest.
Hi,
es gibt bei den AA auch eine Gruppe für Angehörige.
Wichtig ist eben,,dass der Grund beseitigt wird, der zum Trinken führt.
Wenn das z. B. Mobbing ist, dann muss er den Arbeitsplatz wechseln, sonst wird es noch schwerer als sowieso schon.
Ansonsten: das Versprechen, er hört auf, wenn das Kind da ist, würde ich nicht ganz vom Tisch wischen. Es gelingt nicht allzuoft, aber da dein Mann unter der Woche nicht trinkt, hat er ja schon eine gewisse Selbstbeherrschung.
Der Vater meiner Schwiegermutter war auch Alkoholiker, als seine Enkel geboren wurden, hat er für sie von heute auf morgen aufgehört und nie wieder etwas getrunken.
Es kann also gelingen, aber natürlich ist es leichter gesagt als getan.
Den Job hat er bereits gewechselt.
Für ihn ist es unter der Woche keine Selbstbeherrschung. Er braucht ihn da einfach nicht, noch nie. Am Wochenende begründet er es mit Langeweile. Auch kann mein Mann kein Glück und pure Freude empfinden, nur den einen Abend in der Woche empfindet er sowas wie glücklich sein.
Als ich nach zwei Jahren endlich schwanger wurde, war es wunderschön. Es ging ihm endlich richtig gut. Dann habe ich das Kind in der 12.ssw verloren. Es folgten drei Weitere Fehlgeburten und eine Eileiterschwangerschaft.
Er hat diesmal wahnsinnige Angst wieder einen Verlust ertragen zu müssen. Daher kann er sich noch nicht 100% darauf einlassen.
Ich hoffe einfach, dass er durch das Kind endlich einen Sinn in seinem Leben sieht.
"Wochenende für Wochenende wird der Rausch extremer. "
Kenne ich, aus meiner ersten Ehe. Ich Vollidiotin habe damals auch geglaubt, er ändere sich nach einem Wunschkind und wurde schwanger. So kam ich zu einer tollen Tochter - aber mein Ex soff weiter, schmiss die Arbeit hin und wurde dann sogar gewalttätig, als ich ihn an seine Versprechen erinnerte. Anonyme Alkoholiker waren für die Katz, er fand immer eine Ausrede, warum er saufen musste, zum Schluss war dann ich die Schuldige. Er hat sich letztendlich totgesoffen, mit 44 Jahren. War mir aber längst egal, nach 2 1/2 Jahren hatte ich diese unsägliche Ehe beendet, wurde Gottseidank nie co-abhängig und habe nie Situationen schöngeredet und entschuldigt, so wie Du es gerade noch machst.
DU kannst ihm garnichts "helfen", das muss er schon ganz alleine entscheiden, wenn er sich nicht mehr vollaufen lassen will. Ich wähle absichtlich keine beschönigenden netten Formulierungen, die finde ich in dem Zusammenhang unehrlich.
Irgendwann kommst Du hoffentlich auf den Trichter, wie Du leben willst. Spaß macht Dir das Ganze sicher schon jetzt keinen, sonst hättest Du hier nicht geschrieben. Hoffe lieber nicht darauf, dass er weniger trinkt, wenn das Baby da ist, dann wirst Du wenigstens nicht so krass enttäuscht.
Alles Gute.
LG Moni
Hallo meine Liebe,
dein Mann muss für sich entscheiden, dass er eine Therapie benötigt und machen möchte. Es gibt hier spezielle Einrichtungen.
Mein Mann ist trockener Alkoholiker, war er auch schon als wir uns kennenlernten. Er hat für sich an einem Punkt entschieden dass er das Problem selbst angehen muss. Er hat jeden Abend zuhause 1-2Flaschen Wodka Orange etc getrunken, also war sehr heftig. Tagsüber ist er ganz normal arbeiten gegangen.
Er hat sich dann in die für 1 Woche in die Geschlossene einweisen lassen zum Entzug, danach ist er für knapp 4 Monate stationär in eine Einrichting gegangen. Diese war auch von seinem damals aktuellen Wohnort gut 150 km weg, dafür in der Nähe meines Geburtsortes. Zum Ende der Therapie hat er sich einen neuen Job in dieser Gegend gesucht, damit er einfach auch von dem Umfeld, Freunde, schwierige Familie etc. wegkommt, damit er für sich neu beginnen kann.
Denn meist fängt eine Sucht ja langsam an, mit Freunden weggehen, bissel was trinken und irgendwann sitzt man allein zuhause und trinkt allein.
Als wir uns kennenlernten und es ernst wurde habe ich ihm klipp und klar zu verstehen gegeben, dass wenn er wieder trinkt ich ihn verlasse, auch mit Kinder zur Not.
Mittlerweile sind wir verheiratet und haben zwei kleine Jungs und er ist ein toller Papa. Es ist oft immer noch schwierig für ihn. Aber nicht weil er Gelüste nach Alkohol hat, sondern weil er überall aufpassen muss, ob Alkohol enthalten ist (z.B. Mundspülung, Hustensaft, Essengehen etc.)
Also ich an deiner Stelle würde ihm sehr deutlich machen, dass er sein Problem jetzt angehen muss, denn mit Kind wird euer Leben komplett auf den Koof gestellt, da sollte er stabil sein, damit er bei der ersten wachen Nacht nicht zum Alkohol greift. Er soll dich ja mit eurem Würmchen unterstützen können und nicht noch zur zusätzlichen Belastung werden.
Ihr könnt ja gemeinsam nach einer möglichen Einrichtung schauen, wenn dein Mann dazu bereit ist. Denn ohne seine Bereitschaft das Problem anzugehen, nutzt keine Therapie, egal in welcher Form.
Ich wpnsche dir alles Gute für die Schwangerschaft und euch, dass ihr die Sucht in den Griff bekommt.
Erst einmal würde ich raten, sei nicht zu streng zu dir/euch. Grenze dich ab, in dem du Regeln aufstellst. Was geht für dich noch, was nicht? Er trinkt in seinem Zimmer am We. Gut. Leidet er unter seiner Situation? Oder kriegt er noch alles unter einen Hut? Könntet ihr eure Wohnsituation ändern? Also ist eine räumliche Trennung möglich? Wenn du jetzt schon sagst, er fliegt raus, wenn er einmal betrunken ist, worauf wartest du noch? Wenn das Baby da ist wird es auch nicht einfacher, konsequent zu sein. Man schiebt es nur raus. Möchte er Hilfe ? Ich vermute, er medikamentiert sich selbst und trinkt aufgrund der Depression, da ist die Chance höher, davon auch wieder wegzukommen.
Du schreibst, Trennung steht noch nicht im Raum, dann überlegte dir einen Rahmen, der es möglich macht, zusammenzubleiben.
Danke für deine konstruktive Antwort,
Bis darauf, dass er am nächsten Tag bis Mittags schläft und sich Nachmittags nochmal hinlegt hat es keine Auswirkung auf sein oder mein Leben. Er ist auch nicht aggressiv, wenn er getrunken hat.
Er hat sich wegen der Depression bereits Ärztliche und Therapeutische Hilfe geholt. Seit Januar wird er Medikamentös eingestellt und es scheint sehr gut anzuschlagen. Auch das Fortschreiten der Schwangerschaft, mein wachsender Bauch gibt ihm Zuversicht, dass diese Schwangerschaft ausgetragen wird.
Die vielen Fehlgeburten setzten ihm sehr zu, zusätzlich zu seiner Vergangenheit war das zu viel.
Na dann ist doch alles gar nicht schlimm, warum machst du dann einen Thread auf und denkst drüber nach, ihn rauszuschmeißen, wenn sich das bis dahin, wenn das Baby da ist, nicht ändert? Du entschuldigst, erklärst, relativierst und am Ende ist alles doch gar nicht so schlimm... und fragst, wo du Co.-abhängig bist? Genau DAS ist Co.-Abhängigkeit, meine Liebe, ebenso wie nur Ratschläge hören wollen, die die eigene Komfortzone und Angst vor einer Entscheidung nicht zu sehr triggern. Ginge es nur um dich, würde ich sagen, mach was du willst, aber da du ein Kind in dieses Leben wirst, rate ich dir, deine Entscheidungen weise zu treffen.
Hey liebe TE!
Ich kann auch nicht verstehen, dass du nicht jetzt für klare Verhältnisse sorgst. So ein Quatsch, dass "ihm das Baby einen neuen Sinn gibt und er dann wirklich aufhört."
Eigentlich ist das Baby doch jetzt schon da in deinem Bauch. Wieso also jetzt nicht aufhören?
Wenn das Baby erstmal da ist, sitzt du bei ihm fest. Dann ist es zu spät und du mit anderem beschäftigt, als dein Leben in andere Bahnen zu lenken. Du brauchst dann ein stabiles Umfeld.
Du sagst an anderer Stelle, dass es ja eben eine Sucht ist- das wird es auch nach der Geburt noch sein.
Ich finde es auch sehr befremdlich, dass du dem Baby die Verantwortung gibst, seinem Leben einen Sinn zu geben. Eigentlich sollte man Babys aus den Dunstkreisen von Alkoholikerin raus nehmen um sie zu schützen. Aber die Existenz deines soll ihn heilen? So legst du den Stein für die Co-Abhängigkeit deines eigenen Kindes.
Auf der anderen Seite könntest auch du deinem Partner einen neuen Sinn geben oder der neue Job. Aber sowas ist eben irrelevant- denn richtig, Alkoholismus ist eine Sucht. Da übernimmt der Alkohol den neuen Sinn.
Ich kann dir das o.g. Forum auch helfen. Die Schreiber haben mir viele Tipps gegeben, mich aus der Co-Abhängigkeit meiner Mutter zu lösen. Vielleicht werden sie dir auch helfen können.
Ich dachte naiverweise auch immer, dass es nur eine Diagnose braucht, um die Alkoholiker wachzurütteln und Einsicht herzuzaubern. In meiner naiven Welt will jeder einsichtige Alkoholiker vom Alkohol wegkommen.
Meine Mutter hat kurz nach meiner Geburt angefangen zu trinken. Auch relativ kontrolliert... Ich wollte sie jahrelang zum Arzt bewegen- da erlangt sie dann Einsicht, mein Glaube. Sie muss nur mal mit einem Arzt sprechen.
Irgendwann ist sie mit einer Alkoholvergiftung zusammengebrochen und ich konnte endlich den Arzt rufen. Der Notärztin sagte ich noch: "Jetzt wird alles gut." Die antwortete mir nur:"Das ist der größte Irrglaube."
Am nächsten Morgen konnten wir sie total aggressiv mit den heftigsten Entzugserscheinungen von der Intensivstation abholen. Die Pfleger haben zwar mit Engelszungen auf sie eingeredet. Aber statt ihren Entzug zu planen, hat sie dort nur über ihre schlimme Ehe gejammert. Die Schuld hatten wieder mal andere- dieses mal wir, die unser Leben darauf ausgerichtet hatten ihr zu helfen. Das war der Moment, in dem ich begann zu begreifen.
Letztlich hat der Alkohol unsere Familie zerstört. Mein Bruder und ich haben nur zugesehen, schnell weit wegzukommen. Mein Vater harrt immer noch bei ihr aus und hat im Grunde sein Leben weggeschmissen. statt ein erfülltes Leben aufzubauen mit den Möglichkeiten, die er hatte, dreht sich sein Leben weiterhin nur um den Konsum meiner Mutter. Er ist nun über 70 und hat mit diesen 30 Jahren die beste Zeit seines Lebens geopfert. Im Grunde war es aber seine Entscheidung. Mein Bruder und ich haben ihm bis heute nicht verziehen, dass er uns nicht geschützt hat, sondern mit ins Boot gezogen hat. "Kümmert euch mal um eure Mutter, wenn ich weg bin." " Eigentlich sollte es einer Mutter wegen ihrer Kinder besser gehen. Vielleicht seid ihr zu anstrengend."
(Letzteres klingt in Ansätzen wie der neue Sinn, den du nun erwartest.)
Ich wurde dessen belehrt, dass meine Mutter, ihr Vater und auch andere Bekannte sich bei voller Einsicht zu Tode trinken.
Bei deinem Partner hätte ich auch Angst, dass er zu dieser Kategorie gehört. Wenn Einsicht, Therapie und Schwangerschaft bisher zu keinem Umdenken geführt haben.
Wäre ich du, würde ich mich trennen, um das Kind zu schützen und ihm einen guten Start zu ermöglichen.
Vielleicht ist das der Tiefpunkt, den dein Partner braucht.. Co-Abhängige erkennen oft nicht, dass sie der Grund sind, aus dem Alkoholiker keinen Anlass sehen, aufzuhören. Es läuft ja alles nett weiter und das Nest bleibt warm. Dafür sorgt der Co. Also bleibt alles beim alten.
Wie gesagt, trenn dich. Vielleicht habt ihr danach noch eine Chance, wenn er merkt, dass er das wirklich ändern muss, weil ihr dennoch seine Priorität seid. Oder er trinkt einfach weiter, weil der Alkohol für ihn die Nr1 ist. Das hätte er dann auch in eurer Beziehung weitergemacht. Trotz Kind.
Ihm helfen kannst du nicht, das kann nur er selbst. Aber du kannst dir und deinem Kind helfen, dass er nicht in so einem Sumpf aufwachsen muss.
Liebe Grüße
Schoko
Liebe Schoko,
danke für diesen Beitrag. Leider könnte er mit ein paar Abwandlungen auch von mir sein....
Liebe TE,
keiner kann ermessen, wie schlimm es für ein Kind ist, zu etwas zu erleben, mit anzusehen, damit aufzuwachen.
Auch ich habe es meinen Eltern bis heute nicht verziehen. Dem einen nicht, weil er getrunken hat, dem anderen nicht, weil sie mich nicht beschützt hat. Und soll ich Dir etwas sagen...erstaunlicher weise bin ich mehr wütend auf meine Mutter, die mich nicht beschützt hat. Eigentlich habe ich überhaupt keine wirkliche Bindung zu ihr, da immer ich die „Starke“ sein musste...sie hat ja immer alles „so schlimm ist es ja nicht“ geredet.....ich hatte leider keine Geschwister.....aber das macht es nur am Rande schlimmer......ich hätte den Schutz gebraucht....auch ich habe wie Schoko erst im Erwachsenenalter einen Weg „raus“ gefunden. „Raus“ in Anführungszeichen....denn Kind bleibt man ja immer....ich verstehe bis heute nicht, wie eine Mutter einem Kind so etwas zumuten kann....nun gut, jetzt kann man natürlich sagen, wer co-abhängig ist, ist auch krank......aber dem Kind hilft das in der Konsequenz leider nix.
Ich wünsche Dir die Kraft, Dich diesem Thema zu stellen und die weisen Hinweise hier nicht ungehört sein zu lassen. Ich wünsche Dir Kraft, dass Du Dein Kind vor dieser Situation bewahrst. Ich wünsche Dir alles Erdenklich Gute....
Alles Liebe