Es kriselt gewaltig

Hallo ihr lieben,

Mein Mann und ich sind seid 5,5 Jahren ein Paar, seit einem halben Jahr verheiratet und ich bin in der 26. Woche schwanger mit unserem Wunschkind. Im Moment geht unsere Beziehung allerdings gefühlt den Bach runter. Die Schwangerschaft ist leider eine Risikoschwangerschaft. Das zehrt extrem an den Nerven. Dazu kommt ein gesundheitliches Problem in seiner nächsten Verwandschaft, die Sorge um den Job wegen des Corona Virus.

Wir haben uns in den letzten Wochen 3 mal gestritten, gestern ist es wieder eskaliert. Das Thema ist immer das gleiche: wir streiten wegen meiner Familie. Das Thema gab es schon vor der Hochzeit. Er fühlt sich nicht angenommen, insbesondere von meinem Vater. Unsere Eltern sind extrem unterschiedlich. Seine sind „Glucken“, man wird laufend eingeladen, zweimal täglich wird telefoniert und sie wohnen im gleichen Ort. Meine haben wir in den letzten Jahren nicht so oft aber dennoch regelmäßig gesehen. Mein Vater ist sehr ruhig, kann auch mit mir nicht viel über privates, intimes sprechen. Aber trotzdem verliefen die treffen aus meiner Sicht immer gut. Nie abwertend oder feindselig meinem Mann gegenüber.

Mein Mann hat bereits vor einem guten Jahr geäußert, dass er sich mehr Kontakt wünscht. Seit etwa einem halben Jahr wird das auch kontinuierlich besser. Meine Eltern schlagen auch von sich aus treffen vor. Nun ist aber genau das, was er sich in der Vergangenheit gewünscht hat alles zu viel. Ein paar Beispiele:

Meine Mutter hat uns im Haushalt geholfen. Danach stand im Keller eine Tür offen und der Wischmop stand nicht wieder am alten Platz. Meine Mutter war aber nicht im Keller und ich hatte ihr gesagt sie solle den Mop zum trocknen erstmal an den „falschen“ Platz stellen. Das hat gereicht um zu streiten.

Oder nun müssen für das Baby noch einige Dinge besorgt werden, die ich selbst aufgrund der Risikoschwangerschft aber nicht darf. Meine Eltern hatten in seinem Beisein Hilfe angeboten, da war er auch einverstanden. Nun würden sie das gerne zeitnah erledigen - er fühlt sich unter Druck gesetzt. Es müsse ja immer alles nach meinen Eltern laufen. Nie würde man sich nach uns richten.

Ja - ich habe Verständnis dafür, dass er in meine Familie in den letzten Jahren nicht so integriert wurde, wie es richtig gewesen wäre. Insbesondere im Vergleich zu seiner Familie. Das tut mir auch sehr leid und ist zum Teil auch mein Versäumnis. Aber er schafft es nicht, die Hand, die im nun angeboten wird anzunehmen. Plötzlich ist alles was er gerne wollte zu viel, er fühlt sich bedrängt.

Wenn wir streiten bringt er mich zu Weißglut und es wird jedes Mal schlimmer. Ich weine, schreie. Er kramt dann Dinge hervor, die Monate oder Jahre her sind - Situationen die er als schlimm empfunden hat, was er mir aber nie gesagt hat. Und ich versuche ihm diese Situationen dann zu erklären, habe aber das Gefühl dass er nichts davon annimmt.

Auf der einen Seite sagt er er würde sich freuen, wenn sich das Verhältnis zu meiner Familie nachhaltig verbessert. Auf der anderen Seite macht er aber jeden Versuch in diese Richtung madig und boykottiert es.

Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Im Streit habe ich ihm auch gesagt, dass ich nicht so mein Leben verbringen will, mich für jeden falschen Blick meiner Familie rechtfertigen zu müssen.

Wir kommen auf keinen Nenner in diesem Thema. Es liegt teilweise sicher an der aktuellen Situation, dass es so eskaliert, aber das Problem bestand schon vorher und ich weiß einfach Licht mehr wie ich es lösen soll. Ich habe auch riesige Angst um das Kind durch diesen Stress.

Vielleicht hat jemand einen Rat für mich wie wir diese Situation lösen können.

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Hallo, ihr steht gerade unter Strom. Setzt euch mal zusammen (ohne akuten Streit zuvor) und schreibt jeweils drei Dinge auf, die ihr euch wünscht, um die angespannte Situation zu entschärfen. Schreibt bitte dazu in der Ich-Form und möglichst konkret.
Auch schreibt ihr drei Dinge auf, für die es sich lohnt, daran zu arbeiten, dass die Situation besser wird.
Wenn ihr fertig seid, tauscht ihr euch aus.
Alles Liebe

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Ja es kocht sicher so extrem hoch weil wir eben unter Strom stehen durch die vielen Sorgen rund um das Baby und die Gesundheit in der Familie. Ich werde ihm deine Idee vorschlagen, vielleicht hilft uns das weiter.

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Auf mich wirkt es so, als zeige er jetzt, nach der Hochzeit, sein wahres Gesicht.

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Hey,

ihr habt beide eure Baustellen und deine Familie wird jetzt als Prellbock genutzt.
Wenn es mal entspannt ist, nehmt euch Zeit für ein gutes Gespräch ohne Vorwürfe, verwendet die Ich-Form und benennt, wie es euch geht. Konkret Gefühle äußern.

Dein Mann hat einen Mund. Wenn er sich nun unter Druck gesetzt fühlt, kann er selbst doch deinen Eltern sagen: „oh toll, danke für das Angebot. Darf ich mich bei euch melden, wenn ich Zeit habe?“ oder halt „wann würde es euch am besten passen? Ich hätte 3 Termine zur Auswahl“ usw.
Du allein bist nicht verantwortlich für die Integration in die Familie, auch er muss sich einbringen und dann kann er automatisch bestimmen, wie sehr er es möchte oder auch nicht.

Klärt es bitte bald.
Wenn das Baby da hat, habt ihr für solche Kinkerlitzchen keine Zeit mehr und wenn noch Schlafmangel hinzukommt, werdet ihr nicht entspannter. Bei den meisten kriselt es im ersten Babyjahr auch so schon - ohne anderweitige Familienprobleme 😉

LG

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Danke für deine Antwort. Ja, ich würde mir wünschen er würde in solchen Moment dann gleich reagieren und sagen „ja gerne, können wir es so und so machen“ oder auch „danke für das Angebot, ich melde mich wenn ich eure Hilfe brauche“.

Dass es nicht einfacher wird wenn das Baby da ist weiß ich. Zumal bei uns eine Frühgeburt droht. Umso mehr hätte ich gerne alles organisatorische gerne zeitnah erledigt. Und dafür nehme ich auch in Kauf, das ich mich nicht selbst um alles kümmern kann sondern auf Hilfe angewiesen bin - das ist für mich auch alles anderes als einfach. Für ihn ist momentan das organisatorische alles belanglos. Ich werde wohl mal ein paar Tage vergehen lassen und versuchen ihn dann nochmal zu sprechen.

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Ich denke das ist eine gute Idee.
Weiß er über alles mit der drohenden Frühgeburt etc genau Bescheid und auch, dass dich das so beschäftigt und du gern alles für den neuen Erdbewohner fertig hättest?

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