Warum fällt es trotzdem so schwer?

Hallo Zusammen,
ich brauche bitte mal ein paar Ansichten von außen. Im Verlauf der letzten Jahre bin ich in meiner Ehe in eine Abwärtsspirale geraten, was mir leider erst sehr spät bewusst geworden ist. Mein Mann hat mich innerhalb dieser Zeit oft klein geredet, mich vor anderen bloßgestellt, mich gegrapscht, genötigt und noch einiges mehr. Das hat in den letzten etwa 2 Jahren immer mehr zugenommen. Selbst wenn ich gesagt habe, dass er das lassen soll oder er mir weh tut, hat es ihn nicht wirklich interessiert. Jetzt habe ich ihm mitgeteilt, dass ich die Ehe beenden möchte. Jetzt sagt er, wie leid ihm alles tut und wenn er es rückgängig machen könnte, würde er es tun. Er will sich jetzt Mühe geben, dass alles wieder gut wird. Ich habe gerade wegen dieser ganzen Sachen eine Psychotherapie angefangen und er meint ich solle die Therapie machen und dann werde ich schon wieder. Er will mich in den Arm nehmen und mit mir kuscheln. Sachen, um die ich Jahre lang betteln musste, um überhaupt nur ein wenig davon zu bekommen. Allein der Gedanke daran mit ihm wieder Körperkontakt zu haben lässt einen ganzen Körper rebellieren. Das Problem ist, dass man ihm das nicht zutrauen würde. Überall ist er als der nette, hilfsbereite Mann bekannt, von dem ich froh sein kann ihn zu haben. Manchmal zweifel ich an mir selbst. Liegt es an mir? Übertreibe ich? Was tue ich meinen Kindern an, wenn ich die Ehe beende? Ich weiß nicht mehr weiter. Gibt es Leute, die ähnliches erlebt haben? Was habt ihr gemacht?

1

"Ich habe gerade wegen dieser ganzen Sachen eine Psychotherapie angefangen und er meint ich solle die Therapie machen und dann werde ich schon wieder. "
Gerne darf man zweifeln, ob man so einen großen Schritt wirklich machen möchte, also eine Trennung. Aber nach der Aussage wüsste zumindest ich, das es genau der richtige Schritt ist. Denn für mich bedeutet diese Aussage nichts weiter, als das er gar nix gerafft hat und du ja diejenige bist, die nicht richtig "tickt". Oder er rafft es doch und manipuliert dich bewußt.

Beides keine Optionen um eine Ehe aufrecht zu erhalten.

Du willst seine Nähe nicht, also soll er gefälligst die Distanz halten.

Gerade weil er genau jetzt Dinge macht, die dir jahrelang gefehlt haben, würden bei mir alle Alarmglocken angehen. Du verkaufst dich doch nicht so billig, als das er jetzt damit durch kommt?

2

Hallo, ohne in einer solchen Situation gewesen zu sein: lass dir nicht einreden es wei deine Schuld oder du hättest es falsch verstanden. Lass dich nicht manipulieren. Wie ein Mensch auf andere wirkt, die nicht mit ihm leben, heißt gar nichts.
Beende deine Therapie, aber trenne dich, wenn du das möchtest. Es ist egal, wie das andere finden. Und bitte halte nicht an deiner Ehe nur für deine Kinder fest!
Alles Gute 🍀

3

Weil er überall als hilfsbereit und charmant rüberkommt, darfst du ihm natürlich nicht abhauen. Dann wäre der Schein einer normalen funktionierenden Ehe ja nicht mehr gewahrt.
Er wird sich so schnell nicht ändern. Wenn du schon eine Therapie wegen den Problemen mit ihm benötigst, ist es schon weit hin und er scheint zu meinen, dass danach alles in Ordnung ist - er also gar nichts mit deinen Problemen zu tun hat?
Ihr könnt es höchstens noch mit einer Paartherapie versuchen, aber so wie du es beschreibst solltest du vielleicht in der Therapie erarbeiten, wie du dich von ihm lösen und ein Leben beginnen kannst, in dem du respektiert wirst.
So ein Typ wäre nichts für mich.

4

Erstmal: Deinen Kindern tust du einen Gefallen, wenn du diese Ehe beendest.

Und alleine die Äußerung, du "würdest schon wieder", wenn du die Therapie (die du seinetwegen überhaupt erst "nötig" hast), ist ja wohl der Gipfel und sollte dir auch eindeutig zeigen, dass sich dein Mann mitnichten geändert hat. Hat er auch nicht vor. Er hat halt keine Lust, dass du ihm davonläufst, er aus dem gemachten Nest fliegt und sich womöglich eine Neue, die er fertig machen kann, suchen muss. Der wird schneller wieder in alte Muster verfallen als du schauen kannst.

Mein Ex war von nem ähnlichen Schlag, da waren Gaslighting und Wutausbrüche seinerseits irgendwann an der Tagesordnung. Körperlich ist er mich zwar erst nach der Trennung mal angegangen, aber psychisch hat es definitiv Spuren hinterlassen. Ebenjenes Verhalten hätte ihm auch niemals jemand zugetraut, daher war es ein Leichtes für ihn, mich nach der Trennung als psychisch labile, bindungsgestörte Person hinzustellen.
Bitte pack dein Zeug und geh.

5

Jetzt, wo Du Dich trennen willst, kann er plötzlich sein Verhalten schlagartig ändern und liebevoll und freundlich sein. Überleg mal, was das bedeutet: Er wusste also die ganzen letzten zwei Jahre sehr genau, was er da tut und was das mit Dir macht! Er hat also nicht jetzt aus Liebe zu Dir sein Verhalten geändert, sondern aus Liebe zu sich selbst, damit er nicht verlassen wird.

Was Du Deinen Kindern antust, wenn Du diese Ehe beendest, ist ganz klar: Sie bekommen eine fröhliche und lebenslustige Mutter und keine depressive und verängstigte Frau als Vorbild. Schlimmstenfalls lernen sie nämlich sonst noch, dass es normal ist, so behandelt zu werden oder andere so zu behandeln.

9

Ich kann allen hier nur zustimmen!!! Geh bloß schnell weg mit deinen Kindern und lass dich scheiden. Du wirst sehen, dass er dir sehr schnell wieder sein hässliches Gesicht zeigen wird, sobald er merkt, dass es kein zurück gibt. Und spätestens dann wirst du wissen, dass es die richtige Entscheidung war!!

Wie hier schon jmd schrieb, er wusste; was dir fehlt und was du dir von ihm wünschst und er hat es dir vorenthalten. Bewusst. Und jetzt hält er dich für so dumm und naiv, dass du schon bei ihm bleibst, wenn du erstmal die Therapie gemacht hast und er dich jetzt wieder erstmal ne Weile in den Arm nimmt.

Häusliche Gewalt gab es ja schon mal Und das wird er wieder tun, sei dir da sicher. Ich würde die Kinder zur Oma bringen und ausziehen und dann die Scheidung einleiten. Ende Gelände.

6

" Er will sich jetzt Mühe geben, dass alles wieder gut wird. Ich habe gerade wegen dieser ganzen Sachen eine Psychotherapie angefangen und er meint ich solle die Therapie machen und dann werde ich schon wieder. "

Er übergeht deine Grenzen
und meint, du wirst schon wieder mit Therapie?

So wie früher, unterwürfig und dass er wieder alles mit dir machen kann?

Natürlich kuschelt er JETZT mit dir!
Jetzt ist er sich seiner Position nicht sicher. Er muss ja was tun, damit du bleibst.
Na ja, so lange, bis er dich wieder am Wickel hat und er es genießen kann, dass du bettelst.


Er will sich Mühe geben?

Süß.
Wenn ich dem Finanzamt sage: ich will mir Mühe geben, dass ich vielleicht mal zahle....

oder wenn ich meinem Chef sage: ich gebe mir Mühe am morgen pünktlich zu sein. Aber bitte bitte nicht böse sein, wenn ich zu spät komme.....

In einer Beziehung reicht es aus, sich zu bemühen?

Wenn man jemanden liebt, dann bemüht man sich nicht. Dann tut man keine Gewalt an!
Wenn man jemanden liebt, möchte man, dass er dem Menschen gut geht.

Jemanden klein machen, fertig machen, Grenzen missachten
um sich nur dann zu "bemühen", wenn man sich der Fesseln nicht mehr sicher ist, die man den anderen einpfercht .... nun ja, wenn das Liebe sein soll?



Therapie ist gut
Beratungsstelle unf Frauentelefon wären auch möglich

Und such dir ein Umfeld, das ihn NICHT kennt.
Ein Umfeld, das deines ist, nicht eures.

Lass mich raten: er findet es gut, wenn ihr nur ein gemeinsames Umfeld habt und du nichts eigenes?

Dass er andere blenden kann ist logisch
- sie kennen ihn / glauben ihn zu kennen = eigefahrene Muster
- müsste man ja drüber nachdenken (auch darüber, warum man selbst so lange weggesehen hat)
- wenn man sich entscheiden müsste, dann im Zweifel für den Stärkeren

- wenn er dich klein redet und bloß stellt, wirkst du auf andere wie das Opfer, das Dummerle. NICHT weil du es bist, sondern weil er das Bild von dir verbreitet !
Womit er sich profilieren kann

- Menschen brauchen gewohnheiten.
Ihm glauben, dich als Dummerle sehen ist eine Gewohnheit.
Würde das platzen, müssten sie umdenken oder schlimmer noch sich eingestehen, dass sie einer Illussion aufgelaufen sind.

Letzteres fällt dir gerade auch selbst schwer. Du stellst dich in Frage, weil seine Illussion von deinem Selbstbild großen Raum einnimmt.

Baue dir ein eigenes Umfeld auf.

Lass mich raten, er findet 1000 Gründe, warum andere Kontaktpersonen nicht gut genug sind für dich (was er meint: warum sie eine Gefahr für seine Blase sind)


Wenn er dich liebt, übergeht er nicht deine Grenzen.
Wenn er sich dazu erst mal bemühen muss, dann muss er sich wohl erst mal bemühen zu überlegen, ob er dich dulden kann.

So lange er deine Grenzen übergeht, liebt er nicht dich, als Mensch,
sondern nur dass du es mit dir machen lässt.

und das gerät jetzt ins Wanken.
Also muss er sich bemühen - den alten Zustand wieder herzustellen,
muss sich bemühen, dass seine Blase nach außen hin nicht platzt

7

Vielen Dank für's Lesen und eure Antworten! Es ist irgendwie erleichternd und gibt mir das Gefühl, dass ich nicht spinne. Wir waren bereits bei einer Paartherapie. Er wollte nicht, dass ich ihr erzähle, was so vorgefallen ist. Alles hab ich auch gar nicht erzählen können. Er ist in der Zeit rausgegangen und kam viel zu schnell wieder. Wir haben Regeln festgelegt, damit wir erstmal weiter gemeinsam im Haus leben können, bis wir wissen, wie es weiter geht. Am nächsten Tag rief sie mich an und sagte, dass sie sich Sorgen mache. Sein Verhalten ähnelt dem eines unreifen 15 Jährigen. Er bräuchte auch dringend eine Therapie. Aber sie sehe auch, dass er dazu im Moment noch nicht bereit ist.
Die Kinder haben von diesen Vorkommnissen soweit ich weiß nie etwas mitbekommen. Die Große (8) hat mich gefragt, warum ich mittlerweile auf dem Dachboden schlafe. Ich konnte es ihr nicht sagen. Das wird so hart werden. Vorher haben ihn die Kinder dauernd genervt und er hatte nie Lust etwas mit ihnen zu machen. Jetzt lässt er plötzlich den "Super-Dad" raushängen und macht alles. Funktioniert auch bei den Kindern. Das tut mir echt weh. Ich konnte reden wie ich wollte. Aber jetzt wo er seine Felle davon schwimmen sieht...
Ich werde mir wohl eine Wohnung suchen, damit es mir endlich wieder besser geht. Danke nochmal!

8

Ich habe mich letztes Jahr auch getrennt, mit zwei Kindern, die haben aber schon mehr mitbekommen, weil sie älter sind. Ich habe ihnen beiden erklärt, dass ich mich trennen musste, weil ihr Vater zwar ein guter Papa, aber kein guter Ehemann ist, und dass er mir weh getan hat und ich nicht mehr mir weh tun lassen möchte. Kinder verstehen das.

Ich würde dir allerdings raten, wenn Du kannst, jetzt schon auszuziehen. Kannst Du nicht zu Deinen Eltern oder sonstwem mit den Kindern? Du musst auch anfangen, dich jemandem in deinem Umfeld anzuvertrauen, damit du Rückendeckung hast. Jemand muss erfahren, was los ist. Hilfe kommt dann vielleicht automatisch. Auf jeden Fall musst Du mit den Kindern aus der Schusslinie. Und ihm musst Du die Maske vom Gesicht reißen, dass die Leute sehen, wie er wirklich ist. Glaube mir, wenn ihm klar wird, dass Du dich trennen willst, wird er schlagartig wieder sein Verhalten ändern und noch schlimmer werden als vorher. Du musst weg sein vorher, er ist eine tickende Zeitbombe, die nur so lang nicht hochgeht, wie Du noch verfügbar scheinst. Wenn er vorher schon körperlich wurde, trau ich so einem alles zu, wenn er einsieht, dass er dich verloren hat. Zieh aus, besser heute als morgen. Geh zu einer Frauenberatungsstelle und lass Dir helfen.

10

Das klingt nach einer guten Erklärung für die Kinder! Ich hoffe sehr, dass sie trotz der Sache glücklich werden können. Ich hab so Angst, dass sie mich dafür hassen, dass ich die Familie sprenge (auch wenn ich weiß, dass es eigentlich richtig ist). Schlimm ist, dass es jetzt gerade für mich kaum möglich ist zu gehen. Ich arbeite als Krankenschwester in Teilzeit in Schichten. Wenn die Situation mit Corona sich verschlimmert, kann ich zum Dienst verpflichtet werden und das ist nichtmal unwahrscheinluch, da ich auf der Isolationsstation arbeite. Ich habe Angst meinem Mann so freie Schussbahn zu liefern und er nachher sagen kann, dass ich mit meinem Job ja nicht sicher für die Kinder da sein kann und so. Er ist mit seinen Arbeitszeiten etwas flexibler. Meine Eltern sagen leider nur, dass es im Moment ja nicht akut ist. Er lässt mich jetzt in Ruhe und ich soll die Situation jetzt einfach abwarten und aushalten, bis das normale Leben wieder anläuft. Dann soll ich versuchen, dass er auszieht. Wie ich mir das vorstelle, mit 2 Kindern in einer kleinen Wohnung, ob ich meine das überhaupt zu schaffen da es mir im Moment so schlecht geht, wer mir beim renovieren hilft, wer die neuen Möbel bezahlt, da ich ja nicht alles mitnehmen kann... Ich weiß, dass das alles Sachen sind, worüber ich mir Gedanken machen muss. Und für die Kinder ist es sicherlich gut, wenn sie in der ersten Zeit wenigstens ihre Umgebung behalten können. Aber was mache ich, wenn er nicht ausszieht? Vor über einem Monat hat er sich bereit erklärt sich eine Wohnung zu suchen. Jetzt meint er, er würde nur Absagen bekommen. Ich bin einfach nur noch müde. Wie hast du das geschafft? Wie geht es dir heute?

weiteren Kommentar laden