Hallo,
heute muss ich mich auch mal an euch wenden. Ich verstehe meinen Freund nicht. Wir sind seit 7 Jahren zusammen, nach anfänglichen Schwierigkeiten ist alles sehr stabil und glücklich gewesen. Darauf beschlossen wir, ein gemeinsames Kind zu bekommen (leben Patchwork). Es klappte auch sehr schnell. Seit Bekanntwerden der Schwangerschaft wollte er schon mal keinen Sex mehr, auch keine Zärtlichkeiten. Er hatte das Gefühl, unser Baby “sieht zu“. 🙄 Na gut, das habe ich ausgehalten, obwohl ich finde, Sex ist der Kleber einer Beziehung. Dieses „sich nicht mehr berühren“ hat eine gewisse Distanz zwischen uns geschaffen, von der ich dachte, sie wäre nach der Geburt wieder weg. Jetzt bin ich noch im Wochenbett, figurtechnisch nicht schlecht unterwegs, nur noch 4 Kilo mehr drauf als vorher. Und trotzdem ist er nach wie vor abweisend, redet wenn, dann nur über belangloses mit mir, zockt abends lieber stundenlang auf der PlayStation als sich mal mit mir eine nette Stunde zu machen, wenn die Kleine schläft. Er macht auch keinerlei Annäherungsversuche, nimmt mich von sich aus nie in den Arm oder ähnliches. Unsere Tochter liebt er heiß und innig und überschüttet sie mit Bussi und Kosenamen, mich übersieht er fast.
Normalerweise werden doch die Stimmungschwankungen der Frau in der Schwangerschaft als Beziehungsprobe gesehen, bei uns ist es umgekehrt. Ich war immer gut drauf, eine strahlende Schwangere und er war/ist abweisend und kurz angebunden. Ist das vielleicht evolutionsbedingt? Ist man für einen Mann abgeschrieben, wenn man für Nachwuchs gesorgt hat? Kennt das jemand von euch? Ich bin ratlos.
Seit der Schwangerschaft ist er abweisend
Was du schreibst könnte 1:1 von mir stammen. Allerdings hat es sich bei uns erst nach der Geburt so entwickelt.
Am Morgen wurde unser Baby schon gehetzt und gedrückt, während er mich noch nicht mal eines Blickes gewürdigt hat.
Ich habe das ... und vieles andere ... angesprochen und die Dinge wurden von ihm dann abgearbeitet. Allerdings merkte ich immer, dass er sich fast überwinden musste. Ich spürte fast körperlich, wie er sich bei jeder Berührung verkrampfte.
Innerhalb eines Jahres hat mich das fast kaputt gemacht. Sogar die Katze wurde liebevoller behandelt.
Ich hab dann die Reißleine gezogen. Danach hat er mir an den Kopf geworfen, was er vorher zu feige war mir ins Gesicht zu sagen.
Über den Grund kann ich nur spekulieren: ich denke bei ihm war eine Bindungsangst und das Gefühl durch mich jetzt in der Falle zu sitzen der Grund für den Hass, den er innerlich aufgebaut hat.
Reden hat nichts genutzt. Der Groll ist ja da, auch wenn irrationale Ängste bei ihm der Grund waren.
Hast du es mit reden versucht?
Geherzt.. nicht gehetzt
Ja, habe ihn gerade heute gefragt, was los ist, weil er seit 10 Monaten so distanziert ist. Die Lösung ist so simpel wie logisch: Ich bin seiner Meinung nach übersensibel und das sind noch die Hormone. 🙄
Ob seine irrationalen Vorstellungen während der Schwangerschaft nur vorgeschoben waren oder ob er wirklich meinte, das Gefühl, das Kind "sehe zu", hindere ihn am Sex, kann ich nicht beurteilen.
Aber wie auch immer - das erklärt jedenfalls auch nicht, warum er dich am langen Arm verhungern lässt, dir jede Zuwendung vorenthält und dich sogar weitgehend ignoriert. Kein Mensch wünscht sich derart liebloses Verhalten.
Ich kann gut verstehen, dass du ratlos bist, nach Ausreden für ihn würde ich da aber nicht suchen. Diese einfachen Erklärungen einer angeblichen evolutionären Entwicklung greifen zu kurz, damit kann man am Ende alles begründen, so z.B. umgekehrt auch, dass die Mutter nach der Zeugung jedes Interesse am Mann verliert, während der Mann ja immer will usw. Kaum ein Paar wäre noch zusammen, wenn mit dem Kind "alles erledigt" wäre und danach jeder seiner Wege geht.
Weiter unten schreibst du, dass du das Gespräch gesucht hast und er meint, deine Hormone seien schuld. Da fehlt mir jedes Verständnis. Seit geschlagenen 10 Monaten will er keinen Sex, keine Zärtlichkeit, will sich nicht mit dir austauschen - und an SEINEM Verhalten sollen DEINE Hormone schuld sein? Wo auch immer die Ursache liegt, über die er offenbar auch nicht reden möchte - so kann er dich nicht abspeisen.
Nachdem du dieses Trauerspiel schon lange genug ertragen hast, würde ich ihm klipp und klar sagen, dass du dir dein weiteres Leben nicht in Form einer WG mit einem dir gegenüber gleichgültigen Mitbewohner leben möchtest, sondern in einer Partnerschaft. Egal ob schmerzhaft oder nicht, wenn er mit der Paarbeziehung, warum auch immer, abgeschlossen hat, soll er es dir sagen, dann kannst du deine Konsequenzen ziehen. Sollte er wieder nur abwiegeln und versuchen, dir einzureden, das liege alles nur an deiner falschen Wahrnehmung, kurz: dich für blöd zu verkaufen, würde ich noch an eine Paarberatung denken, die dann aber auch im Weg zu einer Trennung enden könnte.
Du hast was Besseres verdient als eine lieblose Beziehung. Alles Gute!
Vielen Dank für deinen Beitrag, du hast es wirklich sehr gut zusammengefasst. Dann werde ich wohl nochmal das Gespräch suchen bei nächster Gelegenheit. Aber vielleicht schaffen wir es ja vorher, endlich mal wieder Sex zu haben und können dadurch wieder in Richtung alte Vertrautheit und Liebe rutschen...