Kann er es schaffen...?

Guten Abend...
Ich hab seit etwa 3 Monaten eine "Beziehung". Eigentlich ist noch nicht richtig gesprochen, was es ist.Wir mögen uns auf jeden Fall sehr.Sein Problem ist das er, ich sags gerade aus, ein Alkoholproblem hat.
Am Anfang hab ichs gar nicht so mitbekommen,nun aber doch.Vorallem trinkt er, wenn er mit der Mutter seines 2 jährigen Sohnes streitet, da geht es um Sorgerecht, wann wer den kleinen hat und vieles mehr.
Anfang März hatte er einen Termin für den Einzug in eine Entzugsklinik, durch corona wurde der leider abgesagt, ich stand daneben, als die Klinik anrief.
Jetzt ist nun letzte Woche was passiert,ich wollte so was nie erleben...
Der Kleine sollte eine Nacht bei uns bleiben, er hat ihn am Mittag geholt, ich war noch arbeiten, komme nach Hause und er ist sternhagelzu, hat wieder mit der Ex gestritten... Er hat nicht mehr mitbekommen, wie sein Sohn neben ihm auf dem Balkon stand, gesagt hat Papa, Papa...
Ich hab dann so geschimpft und war sauer, dann wollte er abhauen mit dem Kind.
Ich hab mich dann mit seiner grossen Tochter in Verbindung gesetzt, die sagte ich soll ihn rausschmeißen.Er wollte aber nicht ohne den Kleinen gehen.Ich hab dann das Kind zur Nachbarin gebracht, hab zu meinem "Freund" gesagt, das sie von seiner grossen Tochter geholt werden und hab die Polizei gerufen, ich wusste keinen Ausweg mehr.Ich hätte mir nie verziehen, wenn er mit dem Kleinen gegangen wäre und dem wäre was passiert, der Vater war ja nicht mehr zurechnungsfähig.
Die Polizei hat ihm dann einen Platzverweis erteilt, ich hab den Kleinen dann zu seiner Mutter zurück gebracht.
Am Abend war mein "Freund" noch paarmal an der Türe, hat geklingelt, angerufen, hat weiter getrunken....
Meine Tochter und ihr Freund haben ihn dann irgendwann überreden können, das sie ihn in seine Wohnung fahren.
Ich habe jetzt seit paar Tagen nichts mehr gehört, nur durch seine Tochter, weiss ich das er am Dienstag ein Gespräch in der Klinik hat, damit er kommen kann und einen Entzug machen kann.
Meiner Tochter hat er nun eine Sprachnachricht geschickt, das er sich schämt, nicht weiss wie er mir wieder unter die Augen treten soll, was er sagen soll, er vermisst mich und meine Kinder, aber er schämt sich so total.Er will nun erstmal alles hinter sich bringen,in die Klinik gehen, den Entzug machen und alles was dazu gehört. Dann will er sich melden und mit mir sprechen. Jetzt schämt er sich einfach zu sehr und es geht ihm richtig mies.
Ich für mich weiss das ich alles richtig gemacht habe, ich würde es jeden Tag wieder so machen.
Ich vermisse ihn, weil ich ihn ja auch anders kennen gelernt habe.
Ich weiss nicht wirklich... Kann er das schaffen? Eine Beziehung mit einem Alkoholiker will ich nicht,kann ich nicht.
Ich will für ihn dasein, aber erst wenn ich merke er tut auch was dafür. Den ersten Kampf muss er jetzt kämpfen. Für sich selbst.Ich hoffe so das er das kann,ansonsten ist das für mich abgeschlossen, da bin ich mir selbst sehr treu.
Gibt es hier Paare die so etwas zusammen geschafft haben? Wie macht man das, ohne sich selbst zu verlieren?
Ich weiss das ich im Moment nicht wirklich was tun kann... Dabei bin ich ein Mensch der immer was tun will...

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Ganz ehrlich - Ihr seid erst 3 Monate zusammen, du hast keine tiefe Verbindung und auch keine Verpflichtung, und die schöne anfängliche unbelastete Verliebtheitszeit, die hattet ihr auch nicht, weil, er da schon die Beziehung durch das ständige Saufen belastet hat.

Ich würde dir raten: Lauf und schau nicht zurück. Ein Alkoholiker bleibt immer Alkoholiker und die Rückfallquote ist nach einem Entzug enorm hoch, die Hälfte säuft nach spätestens 5 Jahren wieder, und die Lust wieder zu trinken, ist allgegenwärtig und erfordert eine enorme Willenskraft, täglich zu widerstehen. Im Leben gibt es immer Krisen, Streit, Probleme, er hat jetzt schon gezeigt, dass er genau dann (Streit mit der Ex) zur Flasche greift. Dieser Impuls, Probleme mit saufen zu lösen, wird IMMER bleiben, lebenslang, und da ist es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis dann irgendwas wieder so schlimm ist, dass er wieder anfängt zu trinken und alles wieder von vorn losgeht. (Jobverlust, Beziehungskrise, Todesfall im Umfeld.... Säufer finden immer einen Grund zu trinken.)

Ich würde mir das ehrlich nicht ans Bein binden, wirklich nicht, such dir einen anderen Mann und vergiss ihn, ruiniere dir nicht dein Leben mit so einem Partner. Ich komme aus einer Alkoholikerfamilie, mein Opa hat 5 Entziehungskuren gemacht und sich dann umgebracht, weil er nicht mit und nicht ohne mehr leben konnte. Mein Onkel ist mit 50 an Speiseröhrenkrebs elendig krepiert, auch vom Saufen. Mein erster Mann war Trinker und hat sich besoffen umgebracht. Mein 2. Mann war auch Trinker, hat nach einem Entzug und 5 trockenen Jahren wieder angefangen zu trinken dann plötzlich angefangen, im betrunkenen Zustand gewalttätig gegen mich und die Kinder zu werden bishin zu Morddrohungen. Das einzige, was man schafft, wenn man mit so jemandem zusammen bleibt, ist dass man mit kaputtgeht an dem Scheiß.

Von daher, nein, nein, nein, lauf, sonst blickst du in 20 Jahren zurück auf dein Leben wie ich und bedauerst, dass du damals nicht anders abgebogen bist.

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Puh! Das ist hart, was du erlebt hast.

Ich habe 18 Jahre lang die Sucht meiner Mutter erlebt. Als gebranntes Kind unterschreibe ich direkt bei dir. Niemals würde ich in der Situation der TE an der Beziehung festhalten, wenn ich vorher nicht auch ein paar glücklichere Jahre gehabt hätte.

Ich kenne genug Fälle, in denen Freundinnen/Kolleginnen/Bekannte mit einem Alkoholiker zusammen kamen und ihn sogar noch heirateten. Damit haben die sich ihr unbeschwertes Leben verbaut und sind nun für einen Pflegefall verantwortlich, der sie im gesamten Leben einschränkt.

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Hallo,

Mensch, dass berührt mich wirklich sehr, was du hinter dir hast....schlimm, schlimm....

LG

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Hey!

Eine Beziehung hatte ich so nicht, aber eine Mutter.
Du hast alles richtig gemacht. Er kann es schaffen, ja. Wenn er will und einsichtig ist. Manchmal sind solche Tiefpunkt heilsam.
Ich war früher auch öfter in der Rolle des Kindes und meine Mutter oft sternhagelvoll. Da mein Vater alles unter den Teppich kehrte, ist da ansonsten auch nicht viel passiert.
In der Beziehung mit einem Süchtigen wirst du das bekommen, was du akzeptierst. Daher war deine Reaktion perfekt und anscheinend auch wirksam.

Wenn du dich später bereden lässt, immer wieder vertrösten.. Dann wird es nie besser.
Wichtig ist es daher, dass du dir Grenzen setzt und überlegst, was du willst. Sobald es in die falsche Richtung läuft, solltest du reagieren und Konsequenzen ziehen.
Deine Einstellung ist die richtige!

Warte darauf, dass er sich meldet. Ich denke, das solltest du ihm nicht abnehmen.

Liebe Grüße!
Schoko

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Ich finde sein Verhalten komisch. Ich hab schon viel Manipulation durch Alkoholiker erlebt. Komisch ist, dass er sich bei deiner Tochter meldet, vom schlechten Gewissen (zu recht!)redet, sich schämt.. aber ihr gegenüber nicht, sondern nur dir gegenüber? Ich meine, sich schämen ist doch nicht von der Person abhängig.
Ich bin bei sowas total skeptisch. Er wäre nicht der erste, der nach einem Eklat über Umwege die Wogen glätten will, aber sich nicht direkt bei der Person meldet, bei der er sich dringendst entschuldigen sollte. Ist so einfacher.
Er kann ja davon ausgehen, dass seine Worte bei dir ankommen.
Manche Frauen würden nun triefende Nachrichten schicken, ihm direkt über Whatsapp alles verzeihen "ist ja nicht so schlimm, alles gut gegangen.." und sich bei ihm melden, weil sie den Kontaktabbruch nicht aushalten.
Zuckerbrot und Peitsche. Die üblichen Spielchen in der Beziehung mit einem Coabhängigen.
Pass da auf und lass ihn den Gang nach Canossa mal schön selbst antreten.

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>>>Eine Beziehung mit einem Alkoholiker will ich nicht,kann ich nicht.<<<

Ein Alkoholiker bleibt lebenslang Alkoholiker und ist immer gefährdet.

Ich würde so ein Risiko nicht eingehen, ihr kennt euch doch noch kaum.

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Ja, er kann es schaffen, aber die Wahrscheinlichkeit ist gering durch die hohe Rückfallquote.

Es kam bereits nach 3 Monaten zum ersten heftigen Eklat.
Das er sich schämt ist kein Indiz, dass es nicht mehr vorkommt.
Alkoholiker finden immer einen Grund zum Trinken. Der häufigste ist wohl die Sucht zu befriedigen.
Er müsste schon eine sehr starke Persönlichkeit sein um auf Lebzeit dem Alkohol zu widerstehen.
Wäre ich die Ex, würde er unser Kind nicht mehr alleine bekommen. Nur noch mit begleitetem Umgang. Man kann ihm nicht vertrauen.

Du bist wirklich in einer verzwickten Lage.
Einerseits hat jeder eine Chance verdient, auch ein Alkoholiker,denn auch er hat eine Seele, die belastet ist.
Andererseits steht euch eine schwere Zeit bevor.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich mit einem Alkoholiker keine Beziehung möchte.
Eine Freundschaft ja um ihm beizustehen und zu helfen, aber mehr nicht.

P. S. : Mein Vater war ein Pegeltrinker.

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Hi,
du schreibst von deinen Kindern, je nachdem wie alt sie sind, brauchen sie dich ja noch irgendwie. Deine Energie solltest du nicht in eine Beziehung mit einem Alki stecken. Wärst du ungebunden, sähe das vielleicht anders aus, aber du bist es nicht.
Es gibt trockene Alkoholiker, von daher kann er es natürlich schaffen, zumal die Einsicht sich helfen zu lassen ja da ist, sonst ginge er nicht in eine Klinik. Dennoch finde ich, dass in dieser für ihn sensiblen Phase eine neue ungefestigte Beziehung nicht das Richtige ist. Er muss sich jetzt erstmal neu sortieren und ob da eine frische Beziehung Platz hat, ist fraglich.

vlg tina

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Liebe TE

Erstmal möchte ich Dir sagen dass Du Dich absolut richtig verhalten hast und das Kind geschützt hast.

In meiner Familie ist es bis heute so dass meine Mutter stark Alkohol abhängig ist. Sie war nach diversen Stürzen sogar in der geschlossen Psychiatrie. Kalter Entzug. Das schlimmste was ich je sehen musste. Sie gibt mir bis heute die Schuld.
Meine Brüder sind beide Co abhängig.

Ich habe mich stark distanziert. Meine Kinder waren noch nie allein bei ihr und werden es nie sein. Sehen sie ohnehin kaum. Meine Kinder haben sogar Angst vor ihr. Mein vierjähriger sagt die ist komisch und stinkt. Recht hat er. Kette rauchen kommt dazu.

Ich weiß dass sie süchtig ist.

Ich weiß aber auch dass ich mir diese Belastung für meine Familie nicht antue.

Du bist noch nicht sehr lange liiert mit Deinem Freund. Auch ich kann Dir für Dich und Deine Tochter nur raten es sofort zu beenden.
Vermutlich wird er Dich anfangs weiter nerven. Alkoholiker sind oft sehr manipulativ. Schütze Euch.

Er wird den Rest seines Lebens abhängig sein. Jede Stress Situation könnte einen Rückfall bedeuten.
Dein eigenes Leben wäre eingeschränkt. Jeder Einkauf. Jedes Kochen. Jeder Restaurant Besuch.

Alles Gute für Euch

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Guten Morgen,
Mein Mann ist trockener Alkoholiker seit nunmehr 6 Jahren und hatte bis jetzt auch keinen Rückfall.
Ich habe ihn August 2012 kennengelernt und seit Januar 2013 sind wir ein Paar. Zu dem Zeitpunkt wusste ich es noch nicht, dass er ein Alkoholproblem hat. Während des Umzugs in die gemeinsame Wohnung im Mai wurde es sichtbar,da ich viele leere Flaschen gefunden habe. Habe ihm gesagt, dass er was tun muss. Es kam dann in der gemeinsamen Wohnung noch öfter zu Ausfällen, so dass ich ihm ein Ultimatum stellte zur Suchtberatung zu gehen oder ich möchte die räumliche Trennung.
Dies tat er auch, daraufhin probierte er es mit kontrolliertem Trinken,was (natürlich) nicht funktionierte, aber diese Erfahrung gestand ich ihm noch zu. Darauf war er selber so weit, dass er in die Klinik zur Entgiftung gegangen ist und seitdem ist er trocken.
Ich bin froh,dass er es geschafft hat, wäre aber definitiv gegangen, wenn nicht.
Du musst schauen, ob er wirklich etwas tut dagegen und sollte er dich weiter hinhalten, dann geh. Aber den Entzug muss er selber wollen, ohne das geht es nicht.
Und es ist definitiv eine Entschuldigung an dich fällig und nicht über Ecken.

Liebe Grüße

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Ich bin mit einem Alkoholiker zusammen. Als ich es gemerkt hab, war ich emotional bereits zu tief drin um mich zu trennen. Außerdem funktioniert er in seinem Leben sonst ganz gut.
Zu fest binden werde ich mich allerdings nicht an ihn, ist mir zu riskant.

Ich rate dir: mach den Schritt nach vorn ohne zurück zu schauen - ohne ihn. Dir selber zuliebe. Tu dir das nicht an.

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Du warst schon zu tief drin, aber zu fest binden tust du dich nicht - wie soll man das verstehen, wenn ich fragen darf?

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Feste Bindung im rechtsverbindlichem Sinne, wie etwa gemeinsame Schulden, Mietvertrag oder Eheschließung.

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Du kannst ihm nur helfen, wenn du dir selbst helfen kannst,
wenn du stark genug bist für dich einzustehen und durchhalten zu können, auch wenn er es nicht schafft.


Ich vergesse jedes mal den Namen...

für Angehörige gibt es auch Beratung für Angehörige von Alkoholkranken.
Hier im Forum steht es oft, wie diese Gruppen / Beratungsstellen heißen.


Er kann nur trocken werden, wenn er es selbst will.

Du kannst selbst nur damit umgehen / abgrenzen, wenn du weißt, was du brauchst, kannst und auch abgrenzen kannst.

Dazu ist es Beratung und eigene Begleitung wichtig. Damit aus gesund nicht co-abhängig wird. Co-abhängig ist auch eine Abhängigkeit.

Die Zusammenhänge, Möglichkeiten und Wege können dir Spezialisten besser erklären.