Mein Mann geht mir gehörig auf die Nerven mit seinen Erinnerungen an “damals“. Wir sind seit 18 Jahren ein Paar und hatten 8 Jahre lang (gewollt!) keine Kinder. Danach kam unser Großer und vor zwei Jahren unsere Prinzessin. Beide Kinder gewollt und gewünscht.
Fast jeden Tag kommt von ihm “ach, weißt du noch damals, da hatten wir so viel Sex/Spaß/Freizeit/was weißich“, “damals warst du noch so dünn“, “damals war ich so jung/sportlich/dünn“ etc etc etc
Mir geht dieses “Nachtrauern“ auf den Wecker. Zum einen, ich will gar nicht “zurück“, ja, es war schön, aber ich hab mich weiterentwickelt, bin erwachsen geworden und mir die Nächte um die Ohren in der Disco schlagen würde ich auch ohne Kinder nicht mehr wollen. Ich habe zugenommen, ja. Trotzdem fühle ich mich wohl, ziehe mich schön an und merke ja auch, dass mich Männer attraktiv finden (wir sprechen hier von mehr Weiblichkeit als Verfetten). Natürlich ist er ebenfalls älter geworden, kann man nicht rückgängig machen, einpaar mehr graue Haare, einpaar mehr Falten, der Wohlstandsbauch. Ich verstehe nicht, warum er das JETZT nicht einfach genießen kann, sondern ständig zurückblickt? Es kommt mir vor, als würde er unser Leben dadurch “abwerten“, bzw mir unterschwellig einen Vorwurf machen, dass unser Leben jetzt nun mal anders ist - was es auch ohne Kinder geworden wäre, jeder Mensch entwickelt sich doch weiter und mit Anfang 20 hat man nun mal andere Prioritäten als mit jetzt Ende 30 (bzw er Mitte 40).
Was meint Ihr dazu?
Ständiges Schwelgen in Erinnerungen
Hallo
hast du ihn schonmal direkt darauf angesprochen?
Als erstes ist mir in den Sinn gekommen, ob ihm was fehlt? Bei einer Freundin von mir ist es so, dass er auch der Zeit nachtrauert, als sie noch keine Kinder hatten. Für mich sieht es so aus, als ob sie sich mehr auf die Kinder konzentriert und wegen ihnen nicht mehr mit ihm weggehen möchte und natürlich fehlt ihm das. Deshalb meine Frage, wie du auf ihn eingehst, seit die Kinder da sind. Seit ihr noch PAAR oder eher nur noch ELTERN? Dann würde es für dich eine Stellschraube geben, an der du arbeiten kannst, damit er dich mit dem Schwelgen in Erinnerungen nicht mehr nervt.
Seit wann macht er das denn?
Vielleicht ist er auch gerade in einer Stressphase und deshalb denkt er öfter nach, wie "leicht" das leben doch damals war und durch das nachdenken spricht er mehr darüber?
Vielleicht ist er in der Midlife Crisis.
Trauert er denn der Zeit wirklich nach oder schwelgt er nur in den Erinnerungen?
Aber wie es beschreibst, scheint er die Vergangenheit beser zu finden als das JETZT, will es aber nicht falsch interpretieren.
Mein Mann und ich denken auch gern mal an "früher" zurück, es war ja auch schön, eben auch völlig anders als wir noch Anfang-Mitte 20 waren, aber wir wollen die Zeit nicht zurück, nur gern mal daran denken.
Klingt nach Midlifechrises. Da sind Männer ja anfällig für 🙈😅
Ich würde dann einfach immer mal wieder aufzählen, was jetzt grade schön ist und was euch noch tolles in der Zukunft erwarten wird 😊😊
Da würde ich einfach mal fragen, wie er darauf kommt? Was er vermisst?
Oft kommt dann die Antwort, dass es gut so ist, wie es ist.
Manchmal aber auch eine ehrlich Antwort: ich vermisse xy, aber bin froh, das vwz.
Steckt hinter seinen Anspielungen ein wirkliches Vermissen. Paarzeit, Zeit für sich, was anderes? Das kann man ja dann mehr einbauen.
Ist es eher ein nicht damit klar kommen, dass er selbst älter wird und hat gar nichts mit dir zu tun?
Auch das gibt es.
Ist es der festgefahrene Trott? Er vermisst etwas, weiß nicht was? Oder hat Angst, dass es auf Dauer langweilig wird?
Vielleicht wäre ein gemeinsames neues Hobby etwas?
Als meine Eltern diese Phase hatten, meldeten sie sich gemeinsam zu etwas an, das sie gerne beide ausprobieren wollten. Etwas Neues, um "nicht nur Eltern und Arbeitende" zu sein. Danach kam dann ich als Nachzügler. Dazwischen brauchten sie aber etwas, das ihnen zeigte, dass sie nicht festgefahren waren. Etwas, dass ihnen zeigte, dass sie auch im Alter noch den Mut hatten etwas Neues auszuprobieren. Dass sie im Herzen jung blieben, um an sich selbst zu reifen.
Ach ich schwelge auch gern ab und an in Erinnerungen besonders an meine Figur damals xD und er heute haben mein Mann und ich gesagt haha weißt noch damals konnten wir das ganze We durch feiern und heute sind wir über mehr schlaf froh xD
Ich schwelge oft in Erinnerungen. Und das überhaupt nicht weil ich gerade unzufrieden bin. Im Gegenteil ich bin gerade sehr zufrieden. Aber oft fallen mir tolle Momente ein oder ich sage erinnerst du dich noch xyz.. mein Partner sagt dann immer: klar ich hab doch kein Alzheimer. Lol aber ich finde es schön an tolle Momente zu denken und diese positiven Gefühle nochmal zu erleben. Heißt nicht dass ich will dass es so ist wie früher.
Ich hab vorgestern mit meinem Mann eine Reportage über den Ort unserer Flitterwochen gesehen und auch in Erinnerungen geschwelgt oder hab meiner großen die Tage erzählt, wie es bei ihrer Geburt war, als im Umfeld ein Baby geboren wurde.
Deshalb ist das hier und jetzt auch schön.
Ich hab die Tage übrigens auch zum Mann gesagt: da hattest du noch nicht so viele graue Haare...
Der kann das ab und weiß dass ich ihn trotz mehr grauen Haaren jeden Tag ein Stück mehr liebe.
Spontan fällt mir midlifecrisis (oder wie man das schreibt) ein.
Habt ihr sonst genügend Zeit zu zweit? Wie wäre es, wenn ihr gemeinsam ins Fitnessstudio geht? Man muss "den Verfall des Körpers" nicht einfach so hinnehmen. Und wenn ihm persönlich das Ausgehen fehlt soll er doch mal einen drauf machen mit seinen Freunden. Klar, es wird nicht mehr so sein wie vor 20 Jahren, aber auch mit Mitte 40 darf man sich jung fühlen und das tun wonach man Lust hat.
Hast du es Mal mit einem liebevollen Gespräch versucht? Gefragt, was ihm fehlt, überlegt, wie man das, was er vermisst und verloren glaubt, wieder aufleben zu lassen im Hier und Heute?
Ich finde es immer sehr schade, wenn einem Widerstand und Ablehnung entgegenschlägt, wenn man in einer Partnerschaft seine Wünsche und Sehnsüchte äußert. Viel schöner und spannender ist es doch, gemeinsam dahinter zu schauen.
Grüße