Ich versuch mich mal kurz zu fassen.
Mein Mann und ich sind seit knapp 10 Jahren ein Paar und seit nun fast 8 Monaten verheiratet.
Ich war wirklich wie besessen von ihm. Die Vorstellung ihn nicht mehr bei mir zu haben.. Das war für mich fast wie Folter. Auch wenn er nicht immer der perfekte Mann war (was wohl in jeder Beziehung mal so ist) wollte ich ihn trotzdem am liebsten jede Sekunde bei mir haben auch wenn er mal wieder nicht ganz nett war. Ich war wirklich wie besessen von ihm..
Vor ca. 2 Monaten kam unser kleines Wunder auf die Welt. Sie war nicht geplant aber ich war mehr als glücklich darüber, dass sie entstanden ist ❤️
Die Geburt war leider anders als ich es mir gewünscht habe.. Aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls kann ich sagen, dass ab dem Moment in dem ich meine Tochter auf der Brust liegen hatte meine Gefühle meinem Mann gegenüber fast sie "weg" sind... Seit ihrer Geburt sind wir fast nur am streiten. Es ist mir egal ob er da ist oder nicht... Mir wäre es wahrscheinlich sogar egal wenn er gehen würde.
Auf der einen Seite bin ich so erstaunt von mir, dass ich diese Abhängigkeit ihm gegenüber ablegen konnte. Auf der anderen Seite macht es mir Angst, dass ich momentan so fühle.. Ich will doch eigentlich eine kleine glückliche Familie.. Mama Papa Kind..
Kennt das jemand von euch???
Hört dieses "egal-Gefühl" wieder auf? Finde ich wieder zu meinen alten Gefühlen zurück??
Und meint ihr es könnte was mit meinem Geburtserlebnis zu tun haben?
Gefühle für Partner nach Geburt komplett anders?!
Ich würde fast meinen von einem Extrem ins andere...?
Ich liebe meinen Mann auch so sehr, jetzt nach 8 Jahren viel mehr als am Anfang. Ich liebe seine Gegenwart und wenn er mal unerwartet einen freien Tag bekommt, dann finde ich das sehr schön. Ich kann mir ein Leben ohne ihn auch nicht vorstellen, sein Wohlbefinden und seine Meinung ist mir sehr wichtig. Aber ich würde mich nie als „besessen“ von ihm bezeichnen.
So aus der Ferne ist es natürlich schwierig zu beurteilen, wie es in eurer Beziehung tatsächlich zu und her geht. Aber wenn du selbst schreibst, dass du besessen von deinem Mann warst, dann herrschte doch eine gewisse negative Abhängigkeit deinerseits. Daher ist es aus meiner Sicht nicht mal schlecht, wenn du dich aus dieser „Besessenheit“ lösen konntest, wenn auch eher unfreiwillig.
Jetzt hast du ein neues Wesen bei dir, welches dein eigen Fleisch und Blut ist. Diese Gefühle können echt überwältigend sein. Diese neue Muttergefühle, zusammen mit der schlechten Geburtserfahrung, Wochenbetthormone, neue Situation, Schlafmangel, Schmerzen, Unsicherheiten, etc können ein Pulverfass sein für Streit. Das ist bei sehr vielen Paaren so. Mein Mann und ich haben auch erst seit den Kindern hitzige Diskussionen.
Dass die Männer erstmals „hinten anstehen“, empfinde ich jetzt mal als normal. Für die Frau ist dieses Ereignis einfach viel viel krasser und natürlich muss sie sich erstmal als Mutter zurecht finden. Die Hormone tun ihr übriges. Dennoch empfinde ich diese neue Gleichgültigkeit deinem Mann gegenüber als zu extrem. Was vorher zu viel war, ist jetzt zu wenig vorhanden. Hast du das Gefühl, dass er sich gut kümmert, fühlst du dich geliebt und auch unterstützt durch ihn? Nehmt ihr euch bewusst Zeit füreinander- damit meine ich nicht vordergründig sexuelles, sondern qualitative Zeit?.
Also erstmal, eigentlich normal, was ihr erlebt. Aber dass es von einem Extrem ins andere geht, empfinde ich nicht als gesund für dich und für eure Beziehung.
Anmerkung zu deiner Frage:
Ja ich denke das Geburtserlebnis hat sicher dazu beigetragen. Sowie die Hormone, die darfst du nicht unterschätzen. Meine Erfahrung ist: wenn man sich bewusst Zeit nimmt füreinander, an sich und an der Beziehung arbeitet, dann kommen die Gefühle wieder. Auf gesunde Art und Weise.
Die Geburt an sich wäre für andere wahrscheinlich ein Traum gewesen... Für mich war es auf Grund von vielen Faktoren leider das Gegenteil... Um nur kurz darauf einzugehen.. Mein Traum war die Geburt im Geburtshaus ganz ohne interventionen - Geburtshaus war leider über Ostern zu deswegen musste ich dann doch ins Krankenhaus .. Ich habe meinem Mann immer eingetrichtert, dass er zur Geburt (wenn ich ins Krankenhaus muss, was ja dann leider so war) niemals zulassen darf, dass sie etwas mit mir machen was ich nicht will und habe sogar aufgeschrieben, dass ich nur Schmerzmittel bekommen möchte wenn ich meinem Mann AUSDRÜCKLICH darum bitte, dass sie mir was geben...
Naja und wie man das ja so kennt war die Hebamme leider nicht so einfühlsam und geduldig .. Anstatt mir Mut zu machen meinte sie immer nur ich würde es eh nicht schaffen und halte die Schmerzen definitiv nicht aus.. Ich habe trotz extremer Wehen und Wehensturm gesagt, dass ich nichts haben will.. Als sie dann meinte sie will mir jetzt ne PDA geben habe ich auch diese verneint.. Daraufhin kam der Satz von meinem Mann "Schatz, willst du nicht doch lieber ne PDA setzen lassen" ich habe das Gefühl, dass dieser Satz alles kaputt gemacht hat.. Mein Urvertrauen ihm gegenüber ist wie weg. Ich weiß, dass er es nur gut gemeint hat aber das war so so so schlimm für mich..
Meine Tochter war im übrigen ca 20 Minuten später auf der Welt.. Kerngesund, ganz ohne irgendwelche interventionen und das, nach nichtmal 3,5 Stunden Wehen.. Es gab also zu keiner Zeit Gründe für eine PDA oder sonstiges..
Man sagt nicht umsonst man redet nicht über Trennung im ersten Babyjahr. Die Hormone sind krass - besonders im Wochenbett. Auch durch das Stillen werden Hormone ausgeschüttet, die Bindung zwischen Mutter und Kind stärken. Dafür ist die Zweisamkeit zwischen den Eltern erstmal reduziert. Das sorgt auch dafür, dass die Gefühle für den Partner reduziert erscheinen können.
Dich scheint die Situation sehr zu belasten, aber krampfhaft würde ich nun nicht nach einer Lösung suchen. Ich denke die Chancen stehen gut, dass es sich wieder einpendelt und ihr dann auch automatisch weniger streitet.
Wenn du sagst "nicht krampfhaft nach einer Lösung suchen" was empfiehltst du mir dann?
Hallo liebes,
Unsere Tochter ist mittlerweile knappe 15 Monate.
So wie du beschreibst war ich von meinem Mann wie Bessesen ohne ihn wollte ich mir nicht mehr ausmalen.
Als unsere Tochter auf die Welt kam hat er mich gestört wie oft ich mir gewünscht hätte ich wäre alleinerziehend 😂🤦🏽
Wir haben soviel gestritten und ich habe so oft an Scheidung gedacht .
Als unsere Tochter 1 Jahr wurde dann plötzlich wurde es viel besser und jetzt streiten wir fast gar nicht wir nehmen uns bewusst wieder Zeit und genießen die .
Damals als alle sagten das ist das 1 Baby Jahr dachte ich die haben doch alle keine Ahnung heute Kann ich sagen es war wirklich so mit den 1 Jahr .
💕
Ich hab innerhalb von den 2 Monaten leider auch schon so so oft an Scheidung gedacht 😩 und das obwohl ich der glücklichste Mensch der Welt war endlich vor aller Welt seine Frau sein zu dürfen.. Bis zu dem Moment der Geburt unserer Tochter 😔 ich stelle komplett alles was war und was wir haben in Frage... Keine Ahnung wie ich das noch länger aushalten soll... Ich wünsche mir wirklich fast täglich alleinerziehend zu sein.. Ich mach ja eh schon alles alleine 😅
Wie hast du das so lange ausgehalten bis es endlich besser wurde?
VG
Auch ich empfinde es als normal, dass sich die Beziehung nach der Geburt verändert. Man streitet wirklich viel mehr, das stimmt.
Meine Gefühle zu meinem Mann waren aber nie „weg“. Auch vor Geburt waren wir durchaus voreinander getrennt. Und haben uns dann vermisst. Und das ist auch immernoch so. Ich würde sogar sagen, ich liebe ihn noch mehr, weil er so toll mit unserer Tochter umgeht.
Bei dir klingt das alles irgendwie nicht mehr „normal“, aber ich bin auch kein Profi. Aber ich würde vllt doch mal zu einem Therapeuten. Es klingt eher, als würdest du dich von einer Abhängigkeit in die nächste stürzen und das kann eben auch ungesund fürs Kind werden. Vielleicht irre ich mich, aber lieber Vorsicht, als später das Kind nicht loslassen können (kenne leider ein paar so Fälle).
Jetzt mal ohne Witz... Ich habe gerade deinen Beitrag gelesen und hatte plötzlich wie nen Schlag ins Gesicht dabei... Ich hab das noch gar nicht so gesehen mit dem "von einer Abhängigkeit in die nächste" aber irgendwie macht mir das gerade wirklich Angst und ich befürchte fast, dass da was dran sein könnte 😩
Ich war/bin ja sowieso der Meinung, dass ich allein schon jemanden brauche um mein Geburtserlebnis richtig zu verarbeiten, nur hält mich mein Mann da schon für bekloppt🙄
Habe da gerade gestern etwas gelesen, was ich ganz interessant fand - ob der Schuh passt, kann ich nicht beurteilen.
"Beim "maternal gatekeeping" geht es aber gar nicht um die Kinder, sondern um die Beziehung der Mutter zu ihrem Partner. "Wir haben es hier mit einer Bindungsstörung zu tun", sagt die Münchner Paar- und Familientherapeutin Gabriele Leipold. Gatekeeperinnen seien - meist aufgrund eigener frühkindlicher Erfahrungen - unfähig, sich auf eine Beziehung mit mehr als einer Person einzulassen. Wenn in so eine Zweierbeziehung ein Kind geboren wird, kommt eine Gatekeeper-Mutter damit nicht zurecht und versucht, eine der Personen aus der neuen Dreierkonstellation hinauszudrängen - in den allermeisten Fällen den Vater. Gabriele Leipold: "Die betroffenen Frauen versuchen verzweifelt, für das Kind der wichtigste Mensch zu sein und darin den Vater, den sie als Bedrohung empfinden, zu übertreffen." Dabei setzten sie derart hohe Betreuungsstandards, dass der Vater, wenn er doch mal übernehmen darf, zwangsläufig scheitert."
https://www.sueddeutsche.de/leben/familie-und-partnerschaft-maternal-gatekeeping-ich-mach-das-schon-1.3202540
Ich bin gerade fast schockiert... In gewisser Art und Weise, erkenne ich mich da tatsächlich wieder 😳
Und es macht auch Sinn mit der "frühkindlichen Erfahrung" etc. ...
Vielen Dank, für Deinen Beitrag.