Er treibt mich in den Wahnsinn

Hallo zusammen,

mein Mann (34) und ich (32) sind seit 11 Jahren zusammen, seit 8 Jahren verheiratet, unsere Kinder sind 5 und 1,5 Jahre alt.
Ich bin vor 10 Jahren von meiner in seine Heimat gezogen, weil er hier Arbeit gefunden hat (1,5 Std Fahrzeit einfach).
Er geht vollzeit arbeiten, ist von 6-17 Uhr aus dem Haus. Corona bedingt muss er zur Zeit Früh-/Spätschicht arbeiten.
Ich bin in Elternzeit und fange im Mai wieder Teilzeit zu arbeiten an.
Die Große ist bis Mittag im KiGa, die Kleine fängt nächste Woche mit der Eingewöhnung in der Krippe an (Mi-Fr).
Soweit zu uns :)

Mein Problem ist, dass ich total k.o. bin. Psychisch. Mein Kopf ist gefühlt kurz vorm platzen und trotzdem prasseln ständig Dinge auf mich ein. Die Kinder brauchen mich (wie Kinder halt mal so sind). Wobei die Kleine schon ein ganz schönes Kaliber ist. Sie klettert überall rauf, haut die Große, schläft sehr schlecht... ich kann sie nicht aus den Augen lassen. Die Große ist pflegeleicht, allerdings eine totale Quasselstrippe.

Mein Mann ist, wenn er zu Hause ist, nur am machen und tun. Am Haus, im Garten, in seiner Werkstatt... Wenn ich frage, ob er das mal lassen könnte um mir zu helfen, macht er das zwar, aber nur unter gemecker und gejammer, dass er wieder mal nichts fertig bekommt. Er setzt allerdings auch sehr komische Prioritäten. Z.B. hat er den Kellerabgang renoviert und ich meinte dann, fliesen könnten wir ja dann im nächsten Winter/Frühjahr, weil ich ihn eben bräuchte mit den Kindern. Gar kein dran denken, ER möchte das jetzt fertig machen. Und so geht es mir immer. ER möchte sein Ding durchziehen, ICH darf derweil Mutter und Hausfrau sein, den ganzen Tag nur Kinder hüten und Haushalt machen. Hab mir schon einen Putzplan gemacht, jeden Tag ein bisschen was, aber nicht mal das klappt.

Wir leben sehr ländlich, er hat kein Hobby außerhalb und meins (1 Abend pro Woche) kann grad wegen Corona nicht stattfinden. Freundinnen hab ich hier genau 2, die aber selber sehr viel zu tun haben. Er hat keine Freunde.

Mich nervts nur noch. Ich hab keine Zeit für mich, keine Zeit für mein Hobby Nähen oder für sonst was anders. Im Gegenzug wird immer nur gefordert von mir.
“Der Lavendel muss noch eingepflanzt werden, die Äpfel zusammen gerächelt, die Rechnung gezahlt...“ Die aktuelle Rechnung der Reparatur SEINES Autos ist übrigens schon seit vier Wochen offen und lieber nervt er mich vier Wochen damit, als sie selbst zu überweisen. “Das wirst du doch jetzt mal schnell machen können?!“ Ich bin nur noch sauer auf ihn, aber alles reden und schimpfen ändert nichts, das stimmt ja alles nicht, was ich sage.

Ich kann nicht mehr! Am Schlimmsten ist, zu wissen, dass ich hier auf ewig festsitze. Im Falle einer Trennung muss er ja einem Umzug zustimmen, oder?

Neulich war ich eine Nacht bei meiner Familie auf einer Feier, das gab eine mega Ehekrise, weil ich ihn und die Kinder nicht mitgenommen habe. Für ihn gibt es seit der Hochzeit nur noch WIR, kein ich und du mehr. Das erdrückt mich. Aber da bin ich ja nicht normal mit meiner Einstellung, sagt er. Ich wollte einfach mal meine Ruhe haben und bin bis halb drei morgens mit alten Freunden zusammen gesessen. Es war sooo schön. Mit ihm wäre ich wohl um elf ins Bett und er hätte ständig was zu meckern gehabt.

Er ist introvertiert, wenig tolerant. Diesbezüglich total anders als ich. Was gerade im Bezug auf neue Leute kennen lernen total schwierig ist.

Ich kann nicht mehr, hab ich das schon erwähnt? :) Paartherapie lehnt er übrigens ab.

Habt ihr Tipps, Anregungen, etc?

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Okay, ich lese: Arbeit, Kinder, Handwerkereien, Garten, Rechnungen, Putzen. Jeder hat seinen Bereich, jeder für sich, sogar Weggehen plant und macht jeder alleine.
Aus was genau besteht Eure Ehe? Was ist es, was Du an ihm liebst?

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Unsere Ehe besteht tatsächlich aus Liebe (das hab ich mich in letzter Zeit öfter gefragt und ja, ich liebe ihn und er mich auch) und die gemeinsamen Werte und Zukunftsvorstellungen. Also so Sachen wie Eigenheim, Kinder usw.
Ich liebe an ihm, dass er mich auf dem Boden hält. Mir zeigt, dass nur wenige Dinge wirklich wichtig sind im Leben. Dass er überhaupt mit mir klar kommt, einfach bin ich natürlich auch nicht.

Er würde mich ja an allem teilhaben lassen. Wirklich an ALLEM. Er erklärt mir genau, welches Teil seiner Maschine kaputt ist, was er braucht um es zu reparieren usw. Nur, das interessiert mich einfach nicht. Er möchte immer alles gemeinsam entscheiden. Wenns wirklich unwichtige Sachen sind und ich sag “Du, is mir egal, mach wie du möchtest“ passt ihm das nicht. Ich MUSS mich mit seinen Themen auseinander setzen und mitentscheiden. WENN ich aber eine Entscheidung getroffen habe, wird dagegen argumentiert.
Er tarnt es als Demokratie, im Endeffekt läuft aber alles so, wie er es will.
Das ist der Punkt. Mein Kopf ist schon mit den Kindern voll, da möchte ich mich auch mal einfach auf ihn verlassen können, dass er was alleine gebacken bekommt.

Und ja, jeder hat seinen Bereich. Leider. Ich würde ihm gerne helfen. Manchmal nehme ich ihm was ab, wenn er viel zu tun hätte, aber nicht dazu kommt. Aber er nimmt mir nix ab. Wir sind in einem ständigen Wettstreit. Wer hat am schlechtesten geschlafen, wer hat den meisten Stress? Und natürlich gewinnt immer er, seiner Meinung nach.

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Schön, wenn da noch Liebe ist. Alleine scheint es an einem gewissen Respekt zu mangeln. Es kommt mir so vor, als richtet er sich sein Leben passend ein, lebt es so, wie er es sich vorstellt und Du bist die Frau an seiner Seite, die ihm zuarbeitet. Zu sagen hast Du aber nichts, zu meckern hast Du auch nicht und wenn Du mal entscheidest, etwas für Dich zu tun und alleine wegzufahren, gibt es ordentlich Stress. Denn das hat er ja nicht gestattet.

Er ist ein egoistischer Pascha und das ist ganz sicher keine Liebe. Zumindest ist das keine Beziehung auf Augenhöhe. Aber vielleicht liebt er Dich ja auch nur dafür, dass Du so gefügig bist? Das kann natürlich sein. Wann hat er Dich zuletzt gefragt, was er Dir Gutes tun kannst, was Du brauchst, ob Du mal in Ruhe baden willst? Sind Deine Bedürfnisse und Wünsche in Eurer Ehe überhaupt relevant oder existieren die für ihn schlicht gar nicht? Und existieren sie für Dich, wie würdest Du Dir denn eine Stunde Zeit für Dich ermöglichen?

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Also ich wir sind auch eher so wie dein Mann. Schon bevor wir Kinder und Haus hatten (daher noch mehr Freizeit) haben wir diese zusammen verbracht (freiwillig, weil wir gerne Zeit zusammen verbringen und nicht, weil wir denken es gehört sich so). Wir haben den selben Freundeskreis und das gleiche Hobby.
Aber ich würde niemals sagen, dass das normal ist. Viele finden das sicher nicht normal. Wir sind halt so und für uns funktioniert es.

Zu dem anderen Thema kann ich dich sehr gut verstehen. Ich bin das erste Baby Jahr fast wahnsinnig geworden. Mein Partner hatte dafür allerdings Verständnis. In der Elternzeit hat er mir, wenn er gemerkt hat mir wird das alles zu viel Baby und Haushalt, auch mal meinen Teil abgenommen, obwohl er von der Arbeit kaputt war. Aber ein Arbeitstag als Mutter endet ja auch nicht um 17 Uhr. Und Wochenenden gibt es auch nicht mehr. Man muss die ganze Zeit maximal wachsam sein mit so kleinen Kindern. Das schlaucht irgendwann. Und das sollte auch der Partner verstehen. Wenn er es nicht versteht, dann muss er die Erfahrung selber mal machen. Niemals hätte mein Partner gesagt ich habe noch das und das zu erledigen. Da wäre aber auch die Hölle los gewesen.

Nun arbeite ich wieder und mir geht es deutlich besser. Ich habe wieder täglichen Kontakt zu anderen Erwachsenen und auch wieder etwas anderes zu tun.

Habt ihr keine Familie, die mal auf die Kinder aufpassen kann, damit ihr als Paar zusammen Zeit verbringen könnt? Oder eben einen Babysitter. Ich denke es würde euch beiden Mal gut tun etwas raus zu kommen. Wann wart ihr das letzte Mal im Urlaub etc.?

Für mich hört es sich allerdings auch so an als ob du innerlich schon angeschlossen hast, wenn du dir Gedanken machst, ob du mit den Kindern weg ziehen darfst. Ich würde ja sagen vielleicht passt ihr einfach nicht zusammen, aber ihr seid ja sicher nicht ohne Grund 11 Jahre zusammen gewesen. Er wird doch schon immer introvertiert gewesen sein oder?

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Wenn demnächst schon Eingewöhnung ist, dann wird dir das zumindest in Sachen "Zeit für dich" ja schon mal etwas helfen. Bis zum Mai hättest du ja dann noch ein paar Stunden frei bis Mittags Mi-Fr (wenn ich das richtig verstehe). Diese Zeit könntest du ja nutzen, um neue Kontakte zu knüpfen. Ich weiß allerdings, dass das auch nicht einfach ist, da die meisten zu der Zeit ja arbeiten sind. Und wenn man dann selber wieder arbeitet hat man meistens die Zeit nicht mehr diese Kontakte zu pflegen.

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Genau das ist es: er sagt zwar, er versteht mich, aber er zeigt es mir nicht. Er käme nie auf die Idee zu sagen “komm, geh mal ne Stunde raus, ich übernehm die Kinder“ oder sowas in der Art. Da müsste ich immer erst ihn fragen und er machts zwar, aber halt immer mit Gemecker.

Seine Eltern würde sehr gerne aufpassen und die Kinder auch über Nacht nehmen. Mit der Kleinen geht das aber leider nicht, die ist so dermaßen auf mich fixiert... das letzte Mal übernachten hat leider gar nicht geklappt.

Im Urlaub waren wir heuer erst, aber selbst da haben mich unsere “Mitfahrer“ bemitleidet, weil bzgl Kinder immer alles an mir hängen bleibt.

Klar war er schon immer so. Aber ich habe das Gefühl, es wird immer schlimmer. Meine Familie z.B. hat immer das Gefühl, er würde sie nicht mögen. Obwohl das gar nicht stimmt.

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Du schimpfst ja ganz schön über deinen Mann, aber der war ja vermutlich schon immer so? Meckerst du eigentlich seit elf Jahren an ihm herum und erwartest, dass er dies und jenes ändert, was er aber nicht tut?
Das Problem mit dieser Auto-Rechnung wirkt auf mich ein bisschen kindisch. Ich nehme an, dass du einfach grundsätzlich extrem genervt bist und daher oft auf stur schaltest.
Wenn du freie Zeit brauchst, fordere sie ein. Ohne wenn und aber. Mach ihm klar, dass Gemecker nichts bringt, denn du brauchst die freie Zeit trotzdem. Er hat auch nicht zu sagen, dass du nicht normal bist, so etwas respektloses und verletztendes sagt man zu seinem Ehepartner nicht. Abgesehen davon, dass es überhaupt nicht stimmt.
Vielleicht könnte dein Mann jeden Tag nach der Arbeit eine Stunde mit den Kindern verbringen. Baden, vorlesen, spielen, egal.
Bei großen Projekten muss sich vorher abgesprochen werden. Wieviel Zeit nimmt das in Anspruch, ist es gerade ungünstig weil die Kinder extrem anstrengend sind usw. Wenn er trotzdem schon wieder den Fliesenkleber in der Hand hat und Richtung Keller marschiert, GANZ deutliche Worte finden. Nicht schreien, jammern, sondern ruhig bleiben. Aber so deutlich, dass auch er es versteht. Nicht "Och muss das sein..." sondern "Ich möchte nicht, dass du das jetzt machst, weil ich dich mit den Kindern brauche. Das sind unsere gemeinsamen Kinder und wir kümmern uns auch gemeinsam um sie".
Seine Introversion wirst du wohl nicht ändern, das ist sein Charakter.

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Nein, natürlich meckere ich nicht schon seit elf Jahren :) eigentlich erst, seit die Kinder da sind. Beim ersten Kind hab ich mich wahnsinnig im Stich gelassen gefühlt, hauptsache, er hatte alles erledigen können. Vor dem zweiten hab ich dann gesagt, das wird nur passieren, wenn das diesmal ganz anders läuft. Hat er versprochen und nicht gehalten. Ich denk mir jetzt halt immer: wars das jetzt? Läuft so mein restliches Leben, bis die Kinder aus dem Haus sind?

Klar ist das mit der Rechnung kindisch. Hat sich aber auch über Jahre hoch geschaukelt. Er kann mit Papierkram nix anfangen. Gut ok, ist nicht jedermanns Stärke. Aber er hats ja nicht mal fertig gebracht, sich die Bankapp herunterzuladen und den Kontostand zu prüfen, oder ob die und die Zahlungen schon getätigt wurden, geschweige denn, eine Rechnung zu zahlen. Das musste immer ich übernehmen. Und das ging mir mit der Zeit so auf den Senkel, dass da jetzt ständig Streit entsteht.

Freie Zeit einfordern klappt auch nicht gut. Anfangs hatten wir einen festen Tag in der Woche für mich geplant. Klappte nie, weil wenn schönes Wetter war, MUSSTE er draußen zu Hause arbeiten. Wenn wir es spontan machen, hatte er sich gedanklich schon auf was anderes eingestellt. Also wieder Diskussionen. Und ich hab einfach keine Lust mehr drauf.
Neulich war ich zum Frühstück verabredet und hab das extra auf seine Spätschicht Woche gelegt, weil er da vormittags eh nicht viel schafft (seine Worte). Rate? Ich musste mir was anhören.

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Habt ihr vielleicht generell das Problem, dass ihr euch beide vom anderen nicht wertgeschätzt fühlt?
Dein Mann wird sich um Haus und Hof kümmern, damit ihr es schön habt. Dafür erntet er nur Schelte.
Du kümmerst dich Tag und Nacht um die Kinder und sollst parallel noch aufoktroyierte Aufgaben machen, was seine mangelnde Wertschätzung ausdrückt.
Du schimpfst, er sei intolerant, meckernd und introvertiert, er hält dein Bedürfnis nach einem Leben neben der Ehe für krank...

Wenn du willst, könntest du das durchbrechen. Du könntest aus deiner Haltung aus Ablehnung und Vorwürfen rauskommen und ihn vielleicht in dem wertschätzen, was er tut? Manchmal wirkt das Wunder, wenn einer auf den anderen zugeht. Bei euch klingen die Fronten aber sehr verhärtet, also würde ich bei dir selbst ansetzen: wie kannst du wieder glücklicher werden?
Kannst du mit den Kindern mal für eins, zwei Wochen zu deinen Eltern, zu Freunden? Tapetenwechsel, raus aus dem Alltag, vielleicht kann jemand auch mal nachts das Kind hüten. Wenn ich zu wenig schlafe, werde ich depressiv und aggressiv... nach einer Nacht Schlaf sieht die Welt oft schon wieder besser aus. Wie kannst du, ohne die Hilfe deines Mannes, deinen Tag entspannter gestalten? Kinder sterben nicht, wenn man sie mal eine Stunde vor dem Fernseher parkt. Da könntest du Pause machen und etwas tun, was dir Spaß macht.
Wenn es mir richtig dreckig geht und ich die Schuld bei anderen suche, fällt mir manchmal ein: Hey, du hast ja dich! Wenn sich niemand kümmert, gibt es fast immer etwas, womit ich es mir selbst schöner machen kann. Ein warmes Bad im Kerzenschein, wenn die Kinder schlafen, ein Stück Kuchen mit Sahne, eine Folge Netflix, ein kurze Meditation, ein Spaziergang draußen, ein paar Seiten lesen, ein schönes Musikstück anhören, ein Powernap neben den Kindern vorm TV...
Man sitzt oft in einem Käfig voller Missmut und sieht gar nicht mehr, dass da auch Türen sind...

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Danke, du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich werde mir einiges zu Herzen nehmen.