Kann ich nicht mit mir alleine sein?

Hallo an alle,

ich poste jetzt mal hier, bei Bedarf bitte verschieben...

Ich frage mich in letzter Zeit immer wieder mal, ob ich nicht mit mir alleine sein kann bzw. süchtig bin nach sozialen Kontakten, und würde gerne wissen, ob es jmd schon mal ähnlich ging und wie er das wieder in den Griff bekommen hat.

Ich habe häufig das Gefühl, meine Zeit alleine nicht sinnvoll zu nutzen und mich auch nur schwer konzentrieren zu können. An sich behaupte ich immer, ich habe kein Problem damit, allein zu sein, Dinge alleine zu machen (Sport z.B.), und irgendwie stimmt es auch, aber wenn ich mal gerade nicht abgelenkt bin durch eben Sport z.B., fällt es mir schwer, mich auf anderes zu konzentrieren, z.B. Buch lesen o.ä. Ich hänge dann viel in Whatsapp, texte gerne mit Leuten oder hänge auch in Foren im Internet viel rum (ok, eigentlich nur hier). Wie so ein Klammeräffchen komme ich mir tatsächlich manchmal schon vor, oder auch jemand, dessen Gehirn sich einfach über die "einfachen" Dinge freut, weil es für alles andere zu viel Leistung (eben Konzentration) aufbringen muss #augen

Während mein Freund z.B. überhaupt kein Problem hat, mal einige Tage von nichts und niemandem (also aus dem Freundeskreis) was zu hören, er kann sich auch super auf eine Sache konzentrieren.

Irgendwie fühlt es sich auch oft nach so sinnlos vergeudeter Zeit an, wo ich doch so viele andere schöne Dinge machen könnte, als permanent in Whatsapp usw. reinzugucken.

Sorry das klingt total nach Luxusproblem, ich weiß, aber stimmt mich schon länger nachdenklich. Ist das vielleicht einfach unsere heutige Zeit, bzw. quasi auch eine gewisse Faulheit? Habe ich nicht genug erfüllende Inhalte in meinem Leben? Wem ging es ähnlich und wie habt ihr es in den Griff bekommen?
Ich lasse mein Handy jetzt schon öfter mal tagsüber daheim wenn ich in der Arbeit bin und meditiere gerade jeden Tag, um wieder bessere Konzentration zu erhalten. Apps hatte ich noch nie viele und hab vor ein paar Wochen noch mal viel gelöscht.

Ich muss sagen, früher war ich nicht so extrem...

Ich freue mich auf ernste, konstruktive Antworten :)
Viele Grüße

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Das klingt irgendwie danach, als fändest du dich nicht interessant genug und müsstest dich ständig von dir ablenken um gut unterhalten zu werden.

Vielleicht ist der Weg zum Glück dann, dich erstmal mit dir selbst zu konfrontieren. Dich selbst lieben zu lernen. Deine Bewegungen z.B. bei alltäglichem, kochen, gestalten, malen, spazieren gehen...

Vielleicht stimmt dich das anfangs erstmal traurig und du fühlst dich leer..
Das bedarf sicher etwas Zeit und Training.

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Ich glaube ich verstehe was du meinst. Dir ist dein „inneres Erleben“ nicht bunt genug und fragst dich, woran es liegt, oder? Deiner Vermutung, dass es auch ein Merkmal unserer Zeit ist, würde ich da ebenfalls zustimmen.. dadurch, dass man sich überall schnell und unkompliziert Unterhaltung von außen besorgen und diese 24/7 konsumieren kann, kann die eigene Fantasie total auf der Strecke bleiben.

Manchmal frage ich mich, welche Entdeckungen gemacht worden wären, welche Bücher geschrieben und welche Dinge getan werden könnten, wenn wir nicht alle wie betäubt unsere halbe (oder auch ganze Freizeit) lang an unseren Geräten hängen würden. Das macht mich manchmal traurig. Letzten Endes kann man aber nur an seinem eigenen Handeln (und Denken) etwas ändern.

Ich glaube, dass jeder seine Fantasie, seinen Ideenreichtum und inneres Erleben trainieren kann, indem man es übt. Ich stelle mir das Gehirn da wie einen Muskel vor. Je mehr Kapazitäten du für Eigenes freilässt, also dich nicht dauernd mit gedanklichem „Fast Food“ (wie Filme, Serien, Instagrambildern) zuballerst, desto eher wirst du eigene Ideen entwickeln.

Du hast ja schon bei kleinen Dingen angefangen, wie Handy zuhause lassen usw. Das klingt schonmal zielführend. Hast du denn Themen, die du generell interessant findest? Ich liebe es beispielsweise, in Bibliotheken zu stöbern und dort auf Themen zu stoßen, die spannend sind und auf die ich mit meinem üblichen Medienkonsum kaum gestoßen wäre. Tagebuch schreiben halte ich auch für eine Tätigkeit, die das Gehirn trainiert, oder Geschichten ausdenken, oder Spaziergänge machen, Podcasts hören hat mich schon auf unbekanntes Gebiet geführt, das ich dann für mich weitergedacht habe.. generell alles, was man gedanklich erstmal „zerkauen“, visualisieren, sich hineindenken muss, anstatt dass man es sich mal eben reinzieht, ist gut für das innere Erleben und die Vorstellungskraft. Und ein bisschen Langeweile, damit auch eigene Ideen Platz haben und Raum einnehmen können. So wie bei Kindern, die auch die wildesten Ideen bekommen, wenn ihnen mal langweilig ist.

So versuche ich es zumindest zu handhaben. Ich hoffe, das ich damit jetzt nicht an deiner Frage vorbei spekuliert habe. Finde es grade sehr wertvoll, dass du diesen Gedanken hier angestoßen hast.

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Ich glaube das hat zurzeit auch viel mit covid zu tun.... meine Handy / Internetaktivitäten sind dadurch auch mehr geworden..

Ein sinnvolles Hobby wäre für dich gut! Aber zurzeit ist das ja auch schwer, zumindest ein Hobby, das man mit anderen Menschen ausführen würde, VHS und sowas... schwierig. Geh mal in dich, und versuche herauszufinden, was es noch für Interessen gibt, irgendwas was du immer mal machen wolltest.

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Ich finde diese Handypanik und -sucht generell sehr bedenklich.

<<Irgendwie fühlt es sich auch oft nach so sinnlos vergeudeter Zeit an, wo ich doch so viele andere schöne Dinge machen könnte, als permanent in Whatsapp usw. reinzugucken.<<
Zum Teil ist es auch völlig vergeudete Zeit.

Natürlich kommuniziert man mit Freunden wegen Corona jetzt mehr per Handy als sonst, ist auch toll, dass es das gibt.
Aber ich kann nicht nachvollziehen, dass man permanent am Handy hängt. Man kann wahrscheinlich wirklich verlernen, sich anders zu beschäftigen.

Wenig Apps ist ja schon mal gut. Ich habe auch nur ganz wenige, wenn dann so etwas wie TomTomDrive u.ä., was ich bei Bedarf eben nutze.

Bei der Arbeit habe ich es immer dabei, damit ich für das Pflegeheim zur Not erreichbar bin und für meine Familie, falls etwas ist und falls ich unterwegs ein Autoproblem oder Unfall habe.

Hast du denn nicht etwas zur Beschäftigung, was auch körperlich ist und die Hände benötigt? Garten? (okay, ist nicht gerade viel zu tun im November) Backen? Etwas Kreatives? Wellnesskram?
Dann wirst du vielleicht nicht so verleitet, die das Handy zu nehmen.

Mehr Ideen habe ich nicht, ich bin zwar teilweise auch viel hier, manchmal nur kurz abends, je nachdem, aber finde das auch schon oft zu viel.
Aber ich kann mich auch den ganzen Tag am WE anders beschäftigen.
Fürs Handy habe ich eigentlich gar keine Zeit.
Im Freundeskreis ist es auch so, dass man meistens erst Stunden später oder einen Tag später antwortet.

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Vielleicht bist Du einfach ein extrovertierter Typ. Diese Menschen holen sich ihre Energie und Anregungen von außen, können nicht so gut alleine sein.

Kannst ja mal googeln, vielleicht erkennst Du Dich da wieder.

Mein Mann ist zwar nicht extrovertiert, hat in seinem Leben aber noch kein einziges Buch gelesen aus freiwilligen Stücken. Deshalb weiß ich gar nicht, was so schlimm daran sein soll. Es ist einfach nicht seins und Deins vielleicht auch nicht.

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Hey, vielen Dank für eure Kommentare, die ich sehr interessant finde! :)

Das mit dem „sich mit mir selbst beschäftigen“ fand ich einen guten Anstoß, den ich mit meinen Mini-Meditationseinheiten aktuell schon umsetze, und ich spüre wir es mir gut tut, aber auch tatsächlich recht herausfordernd ist für mich (ich versuche mich eigentlich nur auf meine Atmung zu konzentrieren und nichts dabei zu denken – gar nicht so leicht). Schön wäre es, wenn ich das wirklich langfristig so hinbekomme.

Gedankliches Fast Food trifft es auch sehr gut, und vielleicht auch „aus der Komfortzone“ herauskommen, also das Gehirn.


Ich habe tatsächlich sehr viele Themen, die ich interessant finde, aber es fällt mir tatsächlich schwer, mich regelmäßig darauf dann zu konzentrieren, also so, dass das Handy dann mal 4 Stunden weg liegt. Leider hat der Tag ja auch nur 24 Stunden..
Habe ich das aber mal geschafft, fühle ich mich viel befreiter und mehr „bei mir“. Hmmm. Ein wenig wie bei Schokolade: Fange ich erst gar nicht damit an, habe ich keine Probleme damit; esse ich ein Stückchen, ist kurz darauf die ganze Tafel weg und ich fühle mich so ein klein wenig mies.

Vielleicht hilft wirklich, sich noch etwas (zusätzlich zum Sport) zu suchen, was mich so begeistert, dass es mir dann gar nicht mehr schwer fällt, mich wirklich darauf zu fixieren.

Ja es ist viel bestimmt auch durch Corona bedingt; infolge dessen laufen die Chats teilweise wirklich heiß. Auch hier versuche ich schon, nicht mehr auf alles zu antworten (in den Gruppen), sondern nur noch zwischendrin oder auf wichtige Dinge. Andererseits ist es natürlich toll, dass wir durch WhatsApp, Zoom etc. die Möglichkeit haben, auch in der Pandemie verbunden zu bleiben.

Ich bin eigentlich überhaupt kein extrovertierter Mensch, eher recht ruhig und introvertiert, aber tatsächlich sind mir meine sozialen Kontakte wirklich sehr wichtig. Ich rede zwar selbst nicht sooo viel (also im Vergleich zu „Vielrednern“ :D), aber ich genieße es, andere Meinungen, Ansichten und Erfahrungen zu hören und mich einfach auszutauschen; den direkten Kontakt zu Leuten zu haben.

Irgendwie hab ich das Gefühl, mir tatsächlich etwas Mühe zu geben, aber keine ausreichende Befriedigung bisher zu finden.

Viele Grüße