Hallo zusammen,
einmal die Eckdaten: Freund und ich beide 29, eine Stunde Autofahrt voneinander entfernt, ich habe ein Auto er nicht. Wir sind seit einem halben Jahr zusammen. Ich arbeite, er macht gerade seinen Abschluss/Masterarbeit und ist entsprechend gestresst.
Wir sind beide (eigentlich) recht unabhängige Menschen, sehen uns, weil ich ein Kind habe, in der Regel alle zwei Wochen am Wochenende und alle zwei Wochen mittwochs. So.
Wenn wir zusammen sind, ist alles sehr schön und harmonisch. Auch wenn wir - wie in den Ferien - mal eine Woche zusammen verbringen, ist alles toll. Allerdings habe ich zwei Probleme mittlerweile:
1. Es hat sich so eingeschliffen, dass ich fast immer zu ihm fahre, weil er abends lange arbeitet und uns sonst Zeit verloren ginge, wenn er nach der Arbeit erst mit dem Zug herkommen muss. Wäre ein kleines Problem, wenn nicht Nr. 2 wäre:
2. Ich muss nicht jeden Tag Kontakt haben. Er meldet sich aber in den letzten zwei Monaten fast nur noch, wenn es Organisatorisches (z.B. wegen seiner Masterarbeit, da schau ich manchmal drüber) zu besprechen gibt. Kein "Ich vermisse dich" oder "Schlaf schön" oder "Wie geht es dir", was "früher" oft kam. Ich habe es schonmal angesprochen nach einer Woche, in der es besonders auffällig war und er sich fast garnicht gemeldet (und mir auch nicht geantwortet) hatte. Da hat er es auf die aktuelle Situation geschoben. Aber ganz ehrlich. Der Tag hat 1440 Minuten - er hat keine zwei Minuten übrig, sich kurz zu melden? Ich habe die Befürchtung, dass sich auch das einschleift und ich bin einfach nicht glücklich damit, dass ich mich in der Zeit, in der wir nicht zusammen sind, auch nicht (mehr) wie in einer Beziehung fühle.
Heute folgendes: Er hat mich angerufen, weil er mein Paypal brauchte (da haben wir es wieder). Wir haben es nicht rechtzeitig hinbekommen, ich musste mein Kind abholen und sagte, dass wir uns ja heute abend sehen. Da war er überrascht - das hatte er sich anscheinend garnicht gemerkt. Letztens war auch schonmal so was ähnliches. Naja, ich bin sauer und drauf und dran ihm zu schreiben, dass ich heute nicht kommen werde und er ja weiß wo ich wohne, wenn er mich nächste Woche sehen möchte. Dann sehen wir uns allerdings schon wieder zwei Wochen nicht. Und ich will ja auch kein anderes Verhalten von ihm erzwingen. Nur so geht es auch nicht weiter . Also für heute absagen oder hat jemand einen besseren Vorschlag? Oder übertreibe ich?
Viele Grüße
Ich "investiere" mehr
Ich kenne das auch mit dem "mehr investieren". Zwar nicht bei einer Partnerschaft, sondern nur einer Freundschaft, aber es ist ähnlich.
Ich hab das gerade wieder mit demjenigen und ich ziehe mich gerade sehr zurück.
Es fällt mir zwar schwer, weil ich ihn vermisse, aber ich will auch nicht immer hinterherlaufen.
Sagen will ich es eigentlich auch nicht, weil ich ihm nicht ( so wie du es auch geschrieben hast ) ein anderes Verhalten aufzwängen will.
Ich habe also leider keinen richtig guten Tipp : (
Ich glaube, man kann über viele Unterschiede in einer Partnerschaft hinwegsehen - aber nicht über ein grundlegend anderes Bedürfnissen in Sachen Nähe und Verbindlichkeit. Wenn jemand sich nur selten meldet, der andere aber viel Kontakt braucht, lässt sich das meiner Erfahrung nicht gut auflösen - einer von beiden wird immer gegen das eigene Bedürfnis agieren müssen.
Ich hätte das früher auch unterschrieben, dass einer immer mehr investiert - weil ich es nicht anders kannte. Jetzt, in einer wirklich glücklichen Beziehung, glaube ich, das stimmt nicht. Wenn einer mehr investieren muss, ist es keine ausgeglichene Beziehung; wirklich glücklich wird man nur, wenn beide so sein können, wie sie sind.
Danke für die Antwort :). Anfangs lief alles sehr organisch bei uns, wir sind irgendwie automatisch in Kontakt gewesen und haben uns auch mal einfach was nettes geschrieben. Dass ich mehr investiere, hat sich jetzt so eingeschlichen.
Nö, ich finde nicht, dass du übertreibst. Lange arbeiten ist eine Sache, dass es sich zeittechnisch besser ausgeht, wenn du zu ihm fährst, ist nachvollziehbar. Dass man sich während stressiger Phasen einfach weniger Zeit für den Partner nehmen kann, ebenso.
Aber dass er sich ansonsten überhaupt nicht meldet, es sei denn, er braucht was von dir, ginge für mich gar nicht. Kein Mensch kann mir weis machen, dass er keine zwei Minuten übrig hat, um ein paar Worte ins Handy zu tippen (und sei es, während er gerade auf der Toilette sitzt). Zumal momentan ohnehin keine großartigen anderweitigen Freizeitbeschäftigungen drin sind.
Eine Bekannte von mir hatte mal Ähnliches erlebt, da wars keine Masterarbeit, sondern die Prüfungsphase, die ihn drei Monate lang davon abgehalten haben will, sich mal ein paar Stunden "freizunehmen" oder auch nur mal was Anderes als "ich geh jetzt schlafen", wenn überhaupt, zu schreiben. Auf Nachfragen hat er genervt reagiert. Als das anfing, waren sie ebenfalls gerade mal sieben Monate zusammen. Sie hat es dann beendet.
Ich würde nicht zu ihm fahren, würde ihm aber auch ehrlich sagen, weshalb. Sachlich. Aber darauf, auf Abruf die nette Ablenkung zu spielen, hätte ich keine Lust.
Hey,
danke. Er nimmt sich schon frei und wir haben das Schreiben teilweise durch Telefonieren ersetzt. Aber insgesamt ist es mir einfach zu wenig. Es fühlt sich so an wie du sagst - die Zeit zu zweit ist schön ("nette Ablenkung"), aber groß drum kümmern muss man sich nicht und wenn es nicht klappt, ist es auch egal.
Naja, ich glaube die Frage ist nicht, ob du hinfahren sollst oder nicht sondern ob eure Beziehung so (noch) Sinn macht.
Ihr habt unterschiedliche Erwartungen bzw. Bedürfnisse hinsichtlich Nähe. Ich finde, das kann keiner dem jeweils anderen zum Vorwurf machen, aber man sollte das durchaus ansprechen und klären. Im Idealfall findet ihr einen Kompromiss (der für beide! umsetzbar und zufriedenstellend ist), im schlimmsten Fall erkennt ihr, dass es keinen Kompromiss gibt und eure Beziehung so mehr belastend als bereichernd ist.
Aber dieses „wenn ich nicht fahre vermisst er mich hoffentlich und erkennt, was er falsch gemacht hat“ ist meiner Ansicht nach nicht zielführend.
"Aber dieses „wenn ich nicht fahre vermisst er mich hoffentlich und erkennt, was er falsch gemacht hat“ ist meiner Ansicht nach nicht zielführend."
Ja, schade eigentlich . Aber du hast Recht.
Warum seht ihr euch nur alle 2 Wochen weil du ein Kind hast? Kennt er dein Kind nicht? Warum? Ihr seid fast 30, für mich klingt es etwas nach Teenie-Wochenende-Spaß“beziehung“.
Reicht dir das generell? Auch wenn er zu mir fahren würde, alle 2 Wochen is doch unglaublich selten.
Hallo :)
Ich denke eine grundsätzliche Verträglichkeit der Bedürfnisse ist das a und o in einer Beziehung. Es kann durchaus gewisse Unterschiede geben, aber ich sag immer, man muss sich eingestehen, dass es eben Grenzen gibt. Ich hab sowas auch mal gehabt. Vor allem in einer Fernbeziehung ist ein regelmässiger (gewiss nicht zwingend täglicher) Austausch elementar. Der Unterschied und die Wertschätzung vom Gegenüber zeigt man eben genau dann, wenn die Kontaktsuche einem inneren Bedürfnis entspricht, losgelöst von allen anderen Abhängigkeiten. Wenn ich fühl da ruft jemand fast nie an und wenn, dann wegen einem Drittmotiv, dann bin ich ganz schnell weg vom Fenster. So funktioniert Beziehung nicht .....zumindest nicht bei euch zwei, denn ihr seid in diesem Punkt schon sehr unterschiedlich zu sein.
So als letzten Versuch würde ich klar merhr Kommunikation nicht nur wünschen, sondern verlangen. Und trag dem Herrn nicht alles hinterher sondern setz einen Marker der ihm zeigt, es läuft jetzt nimmer mehr nach seinem System. Viel Glück
Ich kann dich so nachfühlen!
Als ich mit meinem Mann zusammen gekommen bin, hat er noch bei seinen Eltern außerhalb gewohnt und ich in einer WG in der Stadt. Während der uni waren wir permanent zusammen, er hat mehr bei mir geschlafen als zuhause. Dann kamen die Semesterferien.
Ich hatte zog Nebenjobs und keine Zeit. Anfangs meldete ich mich häufiger, aber ich hatte das Gefühl das es nur von mir ausging. Irgendwann entschied ich, dass ich nur noch antworten aber nicht mehr von mir aus gespräche starten werde. Er hat ne Woche gebraucht bis er sich treffen wollte, weil er mich vermisst hat. Ich hätte beinahe Schluss gemacht, weil ich so sauer war.
Ich kann nicht da also verstehen, ich würde nicht fahren. Klar ist es mit Bahn anstrengender, aber du musst das mit dem Kind auch jedesmal wuppen.
Und nein, Masterarbeit ist keine Ausrede wenn man es sich gut ein plant. Ist natürlich was anderes, wenn man anfangs geschleudert hat. Aber auch da sollte man alle 2 Wochen Zeit finden. Dann muss er halt in der Woche mehr machen.
Guten Abend nochmal,
ich habe mich an euren Rat gehalten, angerufen, ihm die Lage geschildert (nicht gaaanz so vorwurfsfrei wie ich mir vorgenommen hatte, aber schon zu 95% sachlich) und gesagt, dass ich nicht kommen werde. Er war einsichtig (war er aber ja letztes Mal auch), hat sich entschuldigt, hat nochmal betont, dass die Situation vorübergehend ist und hat mir jetzt den ganzen Abend getextet .
Oh man, das hätten wir auch schöner haben können. Wenn er jetzt schreibt, fühlt es sich irgendwie schal an. Aber vielleicht sollte ich es einfach positiv sehen, dass er sich Mühe gibt. Hoffentlich pendelt es sich (wieder) ein.
Viele Grüße und danke für eure Hilfe! Ich kann ja in vier Wochen nochmal schreiben, wie es sich gehalten hat
Wieso gibst du ihm denn dein Paypal??? Wie alt ist der Typ denn, dass er seine Finanzen nicht selbst regeln kann?
Und wieso schaust du über seine Bachelorarbeit? Sowas würde ich generell zurückschrauben. Er ist erwachsen, es ist SEIN Leben das er selber meistern muss. Du hast deins UND ein Kind, willst du dir gerade ein zweites heranziehen? Du bist eine Frau, die Bedürfnisse hat. Ich würde es ehrlich gesagt auslaufen lassen und wenn da nix mehr kommt es hinschmeissen. Du hast mehr als einmal Sachen angesprochen, und er ändert nichts daran.
Es ist trotz Uni kein Ding der Unmöglichkeit, Ne sms zu schreiben, lass dich nich verarschen.
Du willst mir doch nich sagen, dass er seitdem er die Arbeit schreibt, mit NIEMANDEM mehr privat textet?! Auch nicht mit Freunden? Ich bitte dich. Das sind Ausreden.