Kann ich den Vater lieben lernen?

Hallo ihr,
ich kenne den Mann seit einem Jahr, der Kontakt wurde nun mehr und es entstand eine liebelei.
Er ist ein sehr fürsorglicher guter Mensch. Sein Charakter ist goldwert!
Aber ich war oder bin mit Kleinigkeiten unzufrieden.
Der Sex ist nicht erfüllend, wir kommunizieren über das Thema aber bspw. seine männliche Größe kann man nicht ändern.
Mit "Zubehör" macht es mir tatsächlich keinen Spaß.
Der zweite Punkt ist das ich ihn einfach nicht sonderlich Attraktiv finde. Somit habe ich das beendet und nun bin ich Schwanger.
Er steht für das Baby ein, wir versuchen es grade weiter. Er liebt mich bedingungslos aber ich empfinde nichts. Es ist nett das er mal da ist aber das wars.
Ich möchte unglaublich an mir Arbeiten, ich möchte es versuchen und kämpfen aber ich komme aus meinem "Trotz" nicht ganz heraus. Es gibt Momente da bin ich dann echt verliebt aber das ist so ganz kurz und in mir blockt etwas ab.
All das ist nicht sein Fehler, ich bin die Grenze und muss und möchte an mir Arbeiten.
Wir freuen uns auf unser Baby, aber eine Beziehungsebene wünsche ich mir natürlich auch.
Habt ihr Tipps, Ideen? Oder wascht einfach meinen Kopf!

1

Möchtest du eine Partnerschaft aus Liebe oder Vernunft (weil du schwanger bist)?

Ohne Schwangerschaft wärst du nicht mehr mit ihm zusammen.

Ihr versteht euch gut, also steht dem Eltern sein nichts im Wege, aber auf getrennter Basis.
Liebe war von deiner Seite aus nie da.
Willst du wirklich so eine Partnerschaft?
Liebe ist entweder da oder nicht. Lernen kann man das nicht. Man gewöhnt sich höchstens an die Situation. Richtig glücklich wird man damit nicht und du verpasst dadurch vielleicht die Liebe deines Lebens.
Auch ihm gegenüber finde ich es nicht fair.
Er ist verliebt und du spielst ihm etwas vor.

Das daraus ein Kind entstanden ist, ist natürlich blöd, aber jetzt müsst ihr das Beste daraus machen. Eine Beziehung ist dafür nicht unbedingt nötig.

2

Ohne körperliche Komponente und emotionale Komponente ist die Beziehung schwierig.

Wenn ihr wegen des Kindes zusammenbleiben wollt, käme vielleicht ein offenes Konzept in Frage. Aber das müsste für euch beide langfristig in Ordnung sein.

Ich persönlich würde nicht mit jemand zusammenbleibe, wo ich emotional nichts empfinde.

3

Hallo du,

Ich kann dich verstehen. Mir ging es einmal ähnlich mit einem Mann: Es passte ziemlich gut zwischenmenschlich, wir hatten tolle Gespräche. Aber bei dem Gedanken ihm körperlich näher zu kommen, hat es mich irgendwie geschüttelt. Ich habe es dann beendet. Man kann sowas nicht erzwingen...

Mit meinem Ehemann passte es zu Beginn im Bett auch nicht so richtig. Mit der Zeit wurde es aber viel besser (wir haben auch offen gesprochen).🤫😊
Dafür passte halt sonst alles richtig gut und ich war auch schon total verliebt...

Wenn ich mir jetzt diese beiden Situationen kombiniert vorstelle, dann glaube ich nicht, dass es funktioniert.

Ihr habt da gerade eine ungesunde Asymmetrie in eurer Beziehung. Irgendwann kippt das ganze. Er fühlt sich nicht gut genug und du wirst immer genervter...

Kannst du dir ihn dir als Mann an deiner Seite vorstellen? So in 5 oder 10 Jahren? Und jetzt mal ganz unabhängig vom Baby...

Du wirst ihn vielleicht zu schätzen lernen, aber Liebe lässt sich nicht herbeireden.

4

Ich glaube zwar sehr, dass es sich lohnt und möglich ist, erloschene Liebe wieder zum Leben zu erwecken, wenn man will und sich Mühe gibt, aber in deinem Fall war die Liebe ja nie da.
Die Gründe sind dabei nicht mal so wichtig. Wichtig ist, dass du ernst nimmst, was du fühlst. Ihr könnt gute -wahrscheinlich sogar bessere - Eltern sein, die sich die Sorge teilen und eurem Kind eine wunderbare Kindheit ermöglichen, auch wenn ihr nicht das traditionelle Familienmodell lebt.
Ihr könnt euch überlegen zB zueinander in die Nähe zu ziehen, sodass es einfach ist, für das Kind da zu sein. Ihr könnt Tage als Familie gemeinsam planen.. Wie co-parenting.
Aber bei ihm bleiben, wenn dir essentielle Dinge fehlen führt unweigerlich zu Stress, Streit und im schlimmsten Fall Hass. Davon kann man hier im Forum ja genug lesen.
Versucht doch, euer eigenes Modell von Familie zu finden. Damit ist euch beiden mehr gedient, als ein lauwarmer Kompromiss. Du und er habt jemanden verdient, der euch wirklich liebt.

5

Selbst wenn du es auf Beziehungsebene versuchst stößt du spätestens dann an deine Grenzen, wenn du jemanden kennengelernt, in den du dich richtig verliebst. Das wäre dem Vater deines Kindes gegenüber unfair. Daher zwinge dich nicht, sondern schaffe klare Verhältnisse.

6

Es ist jetzt schon abzusehen, dass Du mit diesem Mann keine erfüllte Beziehung führen wirst und damit Deinem und seinem Glück im Wege stehst, wenn du nur für das Kind einen auf heile Welt machst. Spätestens wenn dir der erste andere Mann begegnet, auf den du abfährst auch optisch, wirst Du ihn verlassen oder fremdgehen, das kannst Du Dir doch jetzt schon ausrechnen.

Also ist es doch besser, du bleibst alleinerziehend und gibst ihm die Möglichkeit, sich als Vater einzubringen, aber eben nicht als dein Partner. Denn wenn Du erst Mal einem Kind diese heile Welt vorgespielt hast, wird es sehr viel schwerer, sich wieder zu trennen, als wenn das Kind es von Anfang an so kennt, dass es zwar Vater und Mutter hat, die Beiden aber nicht als Paar zusammen sind. Du stürzt nur Euch alle drei ins Unglück, wenn du jetzt versuchst, etwas zu erzwingen oder vorzutäuschen, das einfach nicht da ist. Es wäre für Dich jetzt nur der bequemere Weg kurzfristig, aber langfristig schaffst du dir so nur Probleme.

7

Hallo,

für das, was du dir erhoffst, lebst du im falschen Jahrhundert ;-)

Meine Urgroßeltern wurden miteinander verheiratet. Hatten gemeinsame Kinder. Haben Flucht und Vertreibung miteinander durchgestanden, da waren die Kinder schon erwachsen. Sie haben gemeinsam ihre Enkel betreut.
Meine Mutter erzählt, die beiden waren einander im Alter sehr zugetan.

Allerdings haben die voneinander auch nicht das erwartet, was wir heute von einer Partnerschaft erwarten.

Damals war die Frau zufrieden, dass sie finanziell versorgt war. Dass ihre Kinder genug zu essen hatten (dafür hätte sie alleine kaum sorgen können). Dass sie nicht als Magd arbeiten musste, sondern Bäuerin, also Chefin, sein durfte. Dass ihr Mann sie nicht schlug, denn auch das kam in anderen Familien vor...
Der Mann war zufrieden, wenn pünktlich das Essen auf dem Tisch stand, es auch noch schmeckte (hätte er alleine ja auch nicht hingekriegt) und die Kinder ordentlich erzogen waren.

In einem Buch, dass nochmal hundert Jahre früher während einer Hungersnot spielte, habe ich den Satz gelesen:"nur deine Kinder liebst du ewig und wirst deinem Mann dankbar sein, wenn er sie ernähren kann".

Ich glaube kaum, dass ihr beide (!) mit so wenig zufrieden seid.
Was passiert denn, wenn du dich wirklich verliebst, in einen anderen? Oder der Vater?

Heutzutage kann man sein Leben auch mit Kind alleine auf die Reihe kriegen.
Jeder von Euch kann sich selbst versorgen und das Kind mit.
Ergo seid ihr nicht aufeinander angewiesen.
Deshalb glaube ich nicht, dass ihr aus Vernunftgründen bzw für euer Kind euer komplettes Leben miteinander verbringen wollt.
Denn solche Vernunftgründe enden ganz schnell, wenn irgendwo die Liebe dazu kommt ;-)
Und: was hat euer Kind davon, wenn die Eltern sich exakt nach seinem Auszug in die Studentenbude trennen, weil sie eh nur für's Kind zusammen waren? Schöne Kindheit, aber das Gefühl, das alles nur Fassade war? Klingt jetzt weit weg - aber Familie ist mehr, als ein Kind zu versorgen.

Sicher kann Zuneigung wachsen, vielleicht auch zu Liebe werden. (Heiratsvermittlerin in "Anatevka": die Liebe kommt mit der Zeit...)
Die Bedingungen dafür sind heutzutage schlecht.
Ihr könnt es ausprobieren - aber bedenkt, was man mit dem Kind macht, wenn es nicht funktioniert. Eine Trennung, die bewusst erlebt wird, ist kein Weltuntergang aber sicher schlimmer, als wenn es immer schon zwei Haushalte gab.
Und ihr solltet euch unbedingt einig sein...

LG!

8

Sorry, aber warum um Himmels Willen verhütet man dann nicht?!?!?!?

9

Ich danke euch für eure Antworten.
Warscheinlich habt ihr recht. Natürlich habe ich die Erfahrung gemacht total Verliebt zu sein und einfach total glücklich zu sein.
Diese Beziehung gibt Sicherheit für mich aber das war es einfach auch.
Früher oder später endet es ja dann auch in einer schweren Situation was ich natürlich für unser Kind nicht möchte.
Ich stoße ihn ja völlig vor den Kopf, all die Bedürfnisse empfindet er ja. Ich leider überhaupt nicht.
Wir wissen von der Schwangerschaft jetzt seit 4 Tagen das kommt zu dem ganzen Chaos ja auch noch dazu.