Wie kann ich Frieden schließen und den Hass ablegen ?

Hallo,

Ich, 31, verheiratet und habe 3 Kinder.

Mit 16 lernte ich meinen ersten Freund kennen.
Ich war verliebt
Mit 17 wurde ich schwanger ( Unfall ) ich entschied mich das Kind zu behalten.

Mein Ex zeigte in den nächsten Jahren immer mehr und mehr seine gewalttätige und aggressive Seite von sich. Es hat gedauert um von ihm loszukommen.
Er fand mich überall
Er bedrohte mich
Er schlug mich mitten auf den Straßen
Sagen wir einfach...er hat mir mein Leben zur Hölle gemacht.
Das Ganze ist nun so lange her, ich bin mittlerweile glücklich verheiratet und trotzdem verfolgt mich dieser Hass...
Mein Sohn (12) weiß die Vorgeschichte und möchte keinen Kontakt zu seinem leiblichen Vater ( muss dazu sagen es bestand auch nie Interesse seiner Seits)

Nun sagte mir meine Oma etwas worüber ich nachdenken muss und zwar..

„ Du musst lernen zu verzeihen um Frieden zu finden „

Bloß wie soll sowas gehen 🙁

Wie kann man sowas verzeihen ? Wie kann ich den Hass ablegen ?
Leider haben jegliche Therapien bei mir nicht angeschlagen weil ich zu verbissen bin und diese Person verachte

Hat jemand ähnliche Erfahrungen? Wie konntet ihr damit abschließen?

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Diesem Mann würde ich nicht verzeihen sondern mir selbst, weil ich nicht früher gehandelt habe.

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Sie schrieb ja dass sie gehandelt hat aber es dauerte eben seine Zeit...
Ich kenne auch solche Typen, man meint wenn man früher handelt und abhaut dass es sich damit erledigt hat aber tut es leider nicht...
Es gibt so ekelhafte und kranke Menschen die in der Lage sind Dinge zu tun die mag ich gar nicht erwähnen..

Falls jemand den Film kennt mit JLo - Genug, der weiß wovon ich rede, denn genau so wie es sich im Film abspielte, erlebte meine beste Freundin ihr fast halbes Leben lang, nur das Ende war dann nicht ala Hollywood

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Ich hab auch nichts anderes gelesen. Nur macht es eben einen Unterschied ob ich nach dem ersten Mal schlagen gehe oder Jahre und zig Schläge später.
Das meinte ich mit der Verzeihung an mich selbst.
Dem Typen würde ich nicht mal am Sterbebett verzeihen.
Frieden schließen mit mir selbst und dem Erlebten ist was anderes. Es ist ein Abschnitt im Leben, den man nicht mehr ändern kann.
Man kann nur für sich selbst die Initiative ergreifen um damit abzuschließen.
Der Typ ist es nicht wert, dass man noch einen Gedanken daran verschwendet.
Man darf es selbst nicht zulassen, dass er im jetzigen Leben noch Raum findet.

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Einfach verzeihen, nicht mehr und nicht weniger.
Nur, wenn du verbissen bist und nicht loslassen kannst, dann wird es nichts.

Alles Gute für dich 🙂

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Liebe TE,
auch ich habe mich lange mit dem Hass gegen eine ehemals geliebte Person gequält, einfach, weil ich nicht verstand, wie man einem Menschen so etwas antun kann, wie bspw. dein Ex dir.
Ich persönlich glaube an Karma. Nicht mehr und nicht weniger. Ich bin der Überzeugung das Menschen irgendwann in ihrem Leben das zurückbekommen, was sie sich selbst verdient haben. Das hat mir irgendwann die Ruhe gegeben meinen Hass in Gleichgültigkeit zu wandeln, denn bei vielen Menschen durfte ich das schon sehen - sowohl positiv, als auch negativ.
Vielleicht hilft es dir.
LG und alles Gute

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Hi,
eine Bekannte hat ein Vergebungsseminar besucht. Das was sie erzählte, hörte sich sehr interessant, aber auch ganz schön abgefahren an. Das ist sicherlich nicht jedermanns Sache, weil sehr spirituell, aber die Idee dahinter ist so verkehrt nicht. Ihr hat’s wohl geholfen (muss sagen, dass sie aber auch der Typ dafür ist).

vlg tina

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Ich habe so einiges an sehr schlimmen Sachen verziehen.
U.a. habe ich durch die Gewalt meines Expartners ein Baby verloren.

Ich würde zwar nicht sagen ich hätte ihm wirklich verziehen. Aber ich konnte das geschehene los lassen und frieden schließen.
Hass und wut fressen einen auf, sich immer damit beschäftigen oder mit einem "Kampf" dagegen (bei mir war es zb die Anzeige. Nach 3 Jahren habe ich der Staatsanwaltschaft das ok zur Einstellung gegeben). Ich wollte nur noch meine Ruhe vor diesen Menschen.

Seitdem lebe ich sehr gut. Mit Psychotherapie etc natürlich. Und ab und zu habe ich noch Alpträume oder Panik (habe ne Komplexe PTBS davon), aber die Symptome sind sehr zurück gegangen.

Ein Leben danach ist möglich.
Diese Menschen müssen nichts davon wissen.

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<<<Ich würde zwar nicht sagen ich hätte ihm wirklich verziehen. Aber ich konnte das geschehene los lassen und frieden schließen. >>>

Genauso mach ich es auch. Vergessen wird man nie und ab und an kommt es wieder hoch, aber ich kann mittlerweile auch damit umgehen und es von mir wegdrängen.

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Wenn man eine solche Gewalt erfahren hat ist es sicher schwer davon los zu kommen.

Ich denke das der Mensch von Jahr zu Jahr sich weiter entwickelt und erfahrungen sammelt.

Anstatt in der Vergangenheit zu schmollen kannst du auch versuchen Rückschlüsse daraus zu ziehen wie dein Werdegang dadurch beeinflusst wurde.

Immerhin hast du mehr Beständigkeit in deinem Leben als damals. Du hast wundervolle Kinder und einen Mann der dich über alles liebt und auch hoffentlich deinen Sohn liebt.

Dazu kommt das ihr beide Jung wart und dein Ex mit Sicherheit überfordert war und auch keinen Rückhalt kennt, so auch nie gelernt hat anders mit so einer Situation um zu gehen. Was sicher nicht seineTaten gut heißt. Erst recht das er dich noch verfolgt hat und dir Gewalt angetan hat...

Schau wie gesagt dagegen wo es dein Leben zum Glück hin geführt hat.

Ich hoffe das dir die Worte ein wenig helfen darüber nach zu denken und für dich eine Möglichkeit zu finden mit der Vergangenheit ab zu schließen.

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Nun, das "verzeihen sollen" sagt sich so leicht. Das treibt mich immer wieder die Wände hoch.
Ich entscheide, ob ich jemandem verzeihe oder nicht.

Was mir allerdings hilft, ist eine Art von Gleichgültigkeit.
Ich muss niemandem verzeihen. Es reicht schon, wenn mir die Person am A**** vorbei geht ;-)

Nicht hassen, nicht emotional reinsteigern. Verzeihen ist auch wieder zu viel Gefühl, was ich nicht entgegen bringen möchte.
Wenn, dann verzeihe ich mir selbst! Zu lange gewartet. Nicht so gehandelt, wie es Bilderbuch oder Lehrbuchkorrekt wäre.

Es stimmt schon. Hass bringt viele Emotionen hoch, die vor allem mir selbst schaden. Die Person lacht sich noch ins Fäustchen. Muss nichts (mehr) machen und ich den Schaden habe ich trotzdem.
Deswegen: Hass ist definitiv kein guter Weg.

Deswegen muss ich noch lange nicht verzeihen.
Die Vorstellung, dass die Person irgendwann ihr Fett wegkriegt, reicht mir aus.
Egal ob das jüngste Gericht, Karma, Schicksal, eigene Dummheit, was auch immer.
Ich verhalte mich so, dass ich mir selbst gegenüber in den Spiegel schauen kann.

Wer sich nicht so verhält, wird irgendwann - ohne mein Zutun! - sein Fett wegkriegen.
Seit ich daran glaube, geht es mir schon besser.

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Manchmal hilft es die Perspektive zu wechseln um Situationen und Handlungen anders zu betrachten. Ohne jetzt näher auf die Einzelheiten einzugehen, hat dein Ex ein sehr gestörtes Verhalten an den Tag gelegt. So kommen die wenigsten auf die Welt. Es muss auch in seiner Vorgeschichte etwas vorgefallen sein, dass ihn so reagieren lassen hat. Das soll keine Entschuldigung für sein Verhalten sein. Nur eine Erklärung. Ich vermute er war ebenso jung wie du und so vermute ich emotional überfordert. Vielleicht hat auch er Gewalt in der Familie erlebt? Das sind jetzt alles Spekulationen. Was ich aber sagen will, ist, dass alles was er dir angetan hat, hat er vermutlich vorher selbst erlebt. Die Frage ist aber, warum du ihm überhaupt verzeihen solltest? Der Mensch spielt in deinem Leben doch eigentlich keine Rolle mehr, da ihr keinen Kontakt habt. Wo kommt eigentlich dieser Hass her und wodurch macht er sich bemerkbar? Richtet sich der Hass gegen ihn oder entsteht er aus einem Schamgefühl heraus?

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Ich denke weil er doch schon recht oft präsent in meinem Leben war ( allein wegen unserem Sohn )
Er funkte immer wieder dazwischen sei es auch nur sporadisch
Früher musste immer so tun vor meinen Sohn als wäre alles in Ordnung und habe ihn oft belogen weil er einfach noch zu klein war für gewisse Wahrheiten...
Er ist einfach kein guter Mensch
Mein Sohn tut mir so leid und das macht mich so wütend...
Mein größtes Problem war oder ist dass er nix desto trotz so durch sein Leben fröhlich läuft und in den Augen mancher Menschen sogar ein guter Mensch ist...da frage ich mich, wie kann ein Mensch gut sein der sowas tut ?
Ich bin mir auch ziemlich sicher dass ich nicht die letzte Frau war die er misshandelt und verprügelt hat...
Mein Hass kommt auch noch davon dass er viel Macht hat..
Er kennt viele Kriminelle...
Er bekam immer was er wollte
Ich hatte mehrere Wohnungen gewechselt gehabt
Er war immer da
Einstweilige Verfügung?? War für ihn kein Hindernis
Wie gesagt das dauerte einige Jahre bis es tatsächlich mit Polizei, beweisen und Gericht zur Sache kam...

Mich hat es einfach geprägt und ich er hat mir mein Leben ruiniert ( zumindest für die Jahre danach )
Ich war nicht in der Lage auszugehen geschweige denn jemanden kennenzulernen, jeder kannte ihn oder er kannte alle

Seine Kumpels waren entsetzt dass ich ihn angezeigt habe
Ich hatte einen schlechten Ruf deshalb gehabt
Keiner wusste genau wie er war nur ich...
Und das alles auf einmal löst meinen Hass aus bzw meine Wut die ich einfach nicht beseitigen kann 😟

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Hat er eine Strafe bekommen?

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Ich würde deiner Oma klar widersprechen. Man muss nicht jedem alles verzeihen, das wäre doch quasi ein Freifahrtsschein. Aber man sollte aufpassen, dass Wut und Hass einen nicht auffressen.

Ich hatte selbst eine üble Partnerschaft in meiner Vergangenheit. Ich habe den Kerl nach der Trennung gehasst für das was er mir angetan hat, aber insgeheim war ich mehr wütend auf mich, was ich mit dem Hass und der Wut auf ihn ausdrückte. Ich war wütend auf mich, dass ich auf so einen Mann reingefallen war, dass ich nicht früher losgekommen bin. Ich war sauer, dass ich soviel gelitten habe wegen dem Typen und das einfach nicht eher unterbunden habe.

Diese Gefühle konnte ich auch sehr lange nicht loslassen, bis ich dann versucht habe mich mehr auf mein Leben zu fokussieren und mir vor Augen zu führen, warum diese miese Beziehung am Ende doch etwas Gutes hatte. Ich versuchte mich eben nicht mehr nur in der passiven Opferrolle zu sehen, wo mir nur Hass blieb. Bei mir war es zum Beispiel so, dass ich aus der miesen Beziehung gelernt habe was für einen Partner ich künftig möchte und nach diesem habe ich dann gesucht und meinen ganz tollen Partner gefunden.
Dieser Perspektivwechsel hat dazu geführt, dass sich schließlich meine Wut in eine Egal-Haltung gewandelt hat.

Außerdem glaube ich auch an Karma, dass miese Menschen früher oder später die Quittung für ihr Verhalten bekommen bzw insgeheim ganz arme Persönlichkeiten sind.