Guten Abend ihr Lieben,
mein Mann und ich befinden uns in einer Krise.
Unser Sohn hat Krebs, ich bin seit über einem Monat mit ihm im Krankenhaus.
Mein Mann besucht uns häufig, bleibt aber immer nur sehr kurz. Leider finde ich seine Besuche immer sehr anstrengend.
1. Er stellt immer sehr große, deprimierende Warum-Fragen: Warum unser Kind? Warum ist es uns nicht früher aufgefallen? ... Meine Bitte, damit aufzuhören, weil diese Fragen uns nur deprimieren und nicht weiterbringen, ignoriert er.
2. Er macht mir bei jedem Besuch Vorwürfe, die meiner Meinung nach alle nicht gerechtfertigt sind. Vielleicht als Kompensation? Weil er nicht mit der Situation umgehen kann? Und ich begebe mich immer wieder in eine Position, in der ich mich rechtfertige.
3. Ich weiß nie, wann und ob er kommt.
4. Ständig schmiedet er sehr wechselhafte Zukunftspläne. Manchmal steht es für ihn außer Frage, dass wir zusammen alt werden, dann wiederum ist er mir gegenüber sehr reserviert und meint, vielleicht passen wir einfach nicht zusammen.
Wir hatten schon mal eine Krise, als unser Sohn sehr klein war. Wir konnten sie überwinden, als wir wieder mehr Zeit füreinander hatten.
Vielleicht ist es auch jetzt so. Aber ich habe einfach nicht die Kraft, mich den ganzen Tag um unser krankes Kind zu kümmern, in diesem kleinen Krankenhauszimmer eingesperrt zu sein und die Launen meines Mannes auszuhalten. Wegen Corona darf uns sonst niemand besuchen.
Als er mir heute wieder Vorwürfe gemacht hat, habe ich zu ihm gesagt, dass wir uns trennen sollten, dass wir das jetzt noch zusammen durchstehen und uns danach getrennte Wohnungen suchen. Er meinte dann, es sei nicht der richtige Zeitpunkt, darüber zu reden.
Ich weiß, dass er nicht mit der Situation zurecht kommt. Aber deshalb hat er doch nicht das Recht, mir das Leben schwer zu machen.
Der Gedanke, mich von ihm zu trennen, tut sehr weh. Aber es ist mir einfach zu anstrengend, mit ihm zusammen zu sein. In den nächsten Tagen dürfen wir für eine kurze Zeit nach Hause. Leider kann ich mich nicht ausschließlich darauf freuen.
Wenn der Gedanke an eine Trennung so sehr schmerzt, ist es dann falsch, sich zu trennen?
Kann man so etwas überhaupt in einer Ausnahmesituation entscheiden?
Krisensituationen, Trennung?
Zunächst einmal tut es mir sehr leid für euer Kind & wünsche euch sehr, dass es wieder gesund wird.
Zu deiner Frage
Ich finde, dass du die schlechte Beziehung mit deinem Mann jetzt nicht so fokussieren solltest. Die Nerven liegen blank. Da kann man nicht immer klar denken. Ihr habt wenig Zeit für euch, keine schöne Umgebung -schwer Konflikte so zu lösen. ihr solltet jetzt meiner Meinung nach als Familie zusammenhalten. Denn so oder so: er bleibt der Papa. Er macht sich Sorgen ums Kind und darf auch zweifeln und vorwurfsvoll sein. Man hat bei einer Krebserkrankung manchmal sehr krasse Gedanken.. das ist "normal". Es ist nun eine Glaubensfrage, ob man die Gefühle dann rauslässt oder diese negativen Gefühle nicht zulässt. Ich bin da eher fürs "rauslassen". Auch wenn es manchmal verletzend sein kann, weiß man dann wo man dran ist. Außerdem möchte man doch auch ehrlich und aufrichtig sein in solchen schweren Momenten. Das würde ich ihm eher hoch anrechnen und nicht kritisieren.
Dennoch wäre ich in so einer Situation nicht zu voreilig, was eine Trennung betrifft. Da bin ich also auch auf der Seite deines Mannes.
Du solltest jedenfalls meiner Meinung nach auch deine Einstellung zu der Zeit im Krankenhaus nun überdenken. Sei doch bitte froh und glücklich, dass du für dein Kind da sein kannst! Ich höre diesbezüglich so viel Frust heraus. Du solltest meiner Meinung nach auch toleranter werden, was die Gefühle anderer belangt. Wenn dein Mann deprimierende "warum?" Fragen stellen möchte, dann tut er das halt. Er trauert.... das darf er...er ist der Papa. Du hast ihn dahingehend sicher nicht zu bevormunden...sonst musst du halt mal aus dem Zimmer gehen, wenn du das nicht ertragen kannst. Dann kann er mit dem Kind mal alleine zusammen sein und reden. Oder unterbindest du das etwa?
Du musst auch nicht wissen wann er kommt...wenn er häufig da ist, ist das ja eigentlich gut fürs Kind. Lies was wenn er da ist, oder umarmt euch alle mal.... verändere die Situation ein bisschen besser und nimm dich was zurück.
Du vermischst partnerschaftliches glaub ich zu sehr mit der Vater-Kind-Beziehung.
Ich wünsche euch jedenfalls allen ganz viel Kraft, eurem Kind gute Besserung & alles Liebe und Gute.
Danke für deine Antwort. Es stimmt, es ist nicht richtig, die Beziehung jetzt in den Fokus zu rücken. Es belastet mich einfach. Ich schaffe es, den ganzen Tag für unser Kind fröhlich zu sein, zu genießen, dass es ihm an den meisten Tagen momentan besser geht. Und natürlich bin ich dankbar, dass ich für ihn da sein kann und dass der Krebs entdeckt wurde und behandelt werden kann. Doch nach jedem Besuch von meinem Mann fühle ich mich ausgelaugt und frustriert.
Bei dem letzten Besuch und gestern während unseres Telefonats habe ich tatsächlich angefangen, vor unserem Kind zu weinen. Ansonsten habe ich zum letzten mal ganz zu Beginn der Behandlung geweint.
"Auch wenn es manchmal verletzend sein kann, weiß man dann wo man dran ist." Und wenn ich seinen Gedankengang nicht kennen möchte? Und nicht weiß, woran ich bin? An dem einen Tag sagt er nämlich, dass er Angst hat, noch ein krankes Kind zu bekommen, aber einen ganz starken Kinderwunsch hat und deshalb noch ein Kind mit einer anderen Frau haben möchte. Beim nächsten Treffen dann: Wir sollten es riskieren, noch ein Kind zusammen zu bekommen, am besten zwei. Danach: Wir bleiben zusammen, aber haben nur dieses eine Kind. Dass ich gerade nicht über die Zukunft nachdenken möchte, findet er ungerecht, weil er wissen möchte, woran er ist.
Und die Vorwürfe beziehen sich in erster Linie auf unsere Wohnung. Wenn wir zuhause sind, macht mein Mann fast nichts im Haushalt. Doch seit wir hier sind, kommt er manchmal zwei, drei Tage am Stück nicht, mit der Begründung, er müsse putzen. Dabei betont er immer wieder, wie dreckig und unordentlich ich sei, obwohl ich ihm zuhause ständig hinterher räume. Er redet dann davon, dass ich daran arbeiten müsse, regelmäßiger den Boden zu wischen. Ich habe bei solchen Gesprächen das Gefühl, dass er gar nicht wahrnimmt, was ich sowohl zuhause, als auch hier leiste. Dass ich gerade keine Kapazitäten und Möglichkeiten habe, daran zu arbeiten.
Oder er fragt, warum ich an manchen Tagen im Krankenhaus Leggins trage, statt in Jeans mit unserem Kind auf dem Bett zu sitzen. Ob es mir nicht peinlich sei, wenn Ärzte und Pfleger mich so sehen.
"Wenn dein Mann deprimierende "warum?" Fragen stellen möchte, dann tut er das halt. Er trauert.... das darf er...er ist der Papa. Du hast ihn dahingehend sicher nicht zu bevormunden..." Natürlich geht jeder anders mit der Situation um und ich weiß, dass es schwierig momentan ist. Aber ich finde nicht, dass er das Recht hat, mir immer wieder diese Fragen zu stellen. Denn ich brauche meine Kraft, um mich um unser Kind zu kümmern und mich auf die Genesung zu fokussieren.
"sonst musst du halt mal aus dem Zimmer gehen, wenn du das nicht ertragen kannst. Dann kann er mit dem Kind mal alleine zusammen sein und reden. Oder unterbindest du das etwa?"
Wenn er da ist, nutze ich die Zeit gerne, um duschen zu gehen. Ich brauche wirklich nicht lange, aber ab einem gewissen Zeitpunkt klopft mein Mann fast jedes mal an die Tür: "Er weint. Er will, dass du wiederkommst. Beeil dich!" Manchmal weigert unser Sohn sich auch von vornherein, bei seinem Papa zu bleiben. Als ich einen wirklich notwendigen Zahnarzttermin ausmachen wollte, war mein Mann ganz schockiert, weil unser Kind mich jetzt braucht.
"Du musst auch nicht wissen wann er kommt" Er kündigt es oft an, sagt, er komme "gleich" und kommt dann fünf Stunden später oder doch erst am nächsten Tag. Toll, wenn du damit gut umgehen kannst. Mir fällt es schwer, weil ich hier keinen Ausgleich habe, manchmal auch einfach duschen oder fünf Minuten Pause brauche.
"verändere die Situation ein bisschen besser und nimm dich was zurück"
Hast du vielleicht Anregungen, wie ich die Situation verändern könnte?
Es geht bei seinen Besuchen natürlich immer um unser Kind. Um mich geht es kurz, wenn er mir Vorwürfe macht. Ich weiß nicht, wie ich mich da mehr zurück nehmen sollte.
"Du vermischst partnerschaftliches glaub ich zu sehr mit der Vater-Kind-Beziehung" Wie meinst du das?
Danke für deine lieben Wünsche.
Hallo nella.
Tut mir sehr leid, dass der Tumor nun scheinbar doch bösartig ist. Habe eure Geschichte hier verfolgt.
Ich hoffe, der Kleine ist bereits erfolgreich operiert und ihr seid schon im Genesungsprozess.
Dein Mann leidet wahrscheinlich genauso wie du - nur geht er komplett anders mit dieser Ausnahmesituation um und kann seine Gefühle nicht wirklich zeigen. Zumindest nicht so, wie du es momentan so sehr brauchen würdest.
Macht es halt einfach so, dass ER mit dem Kleinen alleine bleibt im Zimmer, wenn er auf Besuch kommt. Tut der Vater-Sohn-Beziehung vielleicht auch ganz gut. Und DU gehst inzwischen mal ne halbe Stunde oder ne Stunde raus an die frische Luft. Tut auch dir gut!
Über eure Beziehung solltet ihr euch erst dann Gedanken machen, wenn der Kleine wieder auf dem Damm ist und ihr zuhause seid.
Zwei derartig schwere Situationen solltet ihr nicht auf einmal zu bewältigen versuchen.
Gebt euch die Zeit, die ihr für diese Entscheidung braucht und brecht jetzt nichts übers Knie.
Alles Gute!
Vielen Dank für deine Antwort.
Ja, leider. Es wurden noch zwei Metastasen entdeckt, die aber zum Glück auch operativ entfernt werden konnten. Die Heilungschancen sehen recht gut aus.
Du hast natürlich Recht. Auch mein Mann leidet. Er kann mit der Situation nicht umgehen. Ich finde es schade, dass wir es nicht schaffen, diese Zeit als Team zu bewältigen. Das würde es wahrscheinlich für uns alle leichter machen.
Ich nutze seine Besuche oft, um duschen zu gehen. Aber länger könnte ich nicht wegbleiben. Denn es ist schon schwierig für die beiden, diese kurze Zeit zu überbrücken.
"Zwei derartig schwere Situationen solltet ihr nicht auf einmal zu bewältigen versuchen"
Ja, das wäre bestimmt zu viel.
Nochmals Alles erdenklich Gute von mir!
Ihr werdet das schaffen!!! Vielleicht auch als Familie.
Hallo meine Liebe,
es tut mir sehr leid, dass euer Sohn so krank ist und wünsche ihm eine schnelle Genesung
In solchen Situationen müssen Eltern sehr stark sein und ihr eigenes Leid in den Hintergrund stellen. Manche können das besser, manche schlechter. Dein Mann kann das eher schlechter. Du musst jeden Tag stark sein und alles gut meistern, obwohl du noch mehr darunter leidest da du mit dem Kind jeden Tag im Krankenhaus gefangen bist. Ich kann verstehen, dass dich die Art deines Mannes noch mehr runter zieht. Allerdings würde ich ebenso wie andere hier nicht in einer Krise solch eine Entscheidung treffen. Ihr könnt alle nicht klar denken und seid mit existenziellen Fragen beschäftigt. Ich würde warten bis ihr diese schwierige Zeit hinter euch habt und wieder Normalität einkehrt, wo ihr euch wieder finden könnt. Und dann in Ruhe darüber sprechen und in euch hineinhören.
Ich wünsche euch alles Gute für die Zukunft.
Liebe Grüße
Juliane
Vielen Dank für deine Antwort, liebe Juliane. Du hast Recht, wir müssen diese Entscheidung nicht jetzt treffen.
Kannst du nicht im Krankenhaus mal nachfragen wo ihr Hilfe in der Zeit bekommt. Das ist ja nun mal eine Emotional sehr belastende Situation und dafür wird es sicherlich auch Ansprechpartner geben.
Vielleicht auch direkt im Krankenhaus.
Du bist ja viel mit dem Kind alleine, was sehr anstrengend ist da Du ja Tag täglich damit konfrontiert bist und dein Mann kommt dann und wann, sicher auch ein Zeichen dafür das er nicht weiß wie er damit umgehen soll.
Ich hoffe das ihr Unterstützung bekommt in dieser schweren Zeit.
Danke für deine Antwort.
Es gibt hier einen Psychologen, aber unsere Gespräche waren bisher eher oberflächlich. Mir würde es schwer fallen, ihm von tieferen Gefühlsebenen oder unserer Beziehung zu erzählen. Mein Mann möchte gar nicht mit ihm sprechen.
"Ich weiß, dass er nicht mit der Situation zurecht kommt. Aber deshalb hat er doch nicht das Recht, mir das Leben schwer zu machen."
So ist es.
Hast du therapeutische Begleitung? Seelsorger im Krankenhaus?
Das würde ich anfragen.
Trennung würde ich so noch nicht aussprechen. Auch wenn ich verstehen kann, dass dir danach ist.
Zuerst würde ich mit einem Seelsorger oder therapeutische Begleitung im Krankenhaus sprechen. Du für dich.
- Situation wie es dir geht, damit du für euer Kind da sein kannst
- Situation mit dem Vater des Kindes.
Mein erster Gedanke war: dann darf er halt nicht mehr kommen. Das würde zwar dir Nerven erhalten. Aber an anderer Stelle Probleme mit sich bringen. Er ist weiterhin der Vater (ob ihr getrennt seid oder nicht). Und sein Verhalten würde so weiter gehen. Oder sich sogar verschärfen.
Das heißt NICHT, dass du das hinnehmen oder aushalten musst. Im Gegenteil.
Du zeigst deine Grenzen und so schwer es für ihn auch* ist, er hat seinen Teil dazu beizutragen.
Ja, es geht ihm schlecht in der Situation. Dir aber auch! Vor allem aber eurem Kind.
Er ist Vater. Das heißt, er hat auch die Verantwortung sich so zu verhalten, dass es eurem Kind gut geht dabei.
Damit er das können kann, sollte er sich auch therapeutische, seelsorgerische Begleitung suchen/annehmen.
Gibt es im Krankenhaus Sozialberatung? Diese sollten Adressen kennen. Noch besser wäre es, wenn es direkt im Krankenhaus jemanden gibt. Direkt über Station, dass gezielt zu eurer Situation begleitet werden kann.
Du für dich
Er für sich
Ihr gemeinsam als Eltern.
Wo ihr die Möglichkeit habt, Grenzen auszusprechen und Wege, wenn es nicht aushaltbar ist. Z.B. dass er geht, wenn er es nicht aushält. Das ist zwar hart, aber u.U. (je nach Situation) besser, als wenn er Vorwürfe macht. Dass er Raum hat, wo er all diese Fragen und Vorwürfe stellen kann. NICHT an dich!
Du, dass du weißt, wann und wie du ihm Grenzen setzen kannst. Wann du ihn "rausschmeißen" darfst/wenn er Grenzen überschreitet.
Signalwörter, wann sein Verhalten ein Limit erreicht.
Ruhige Gespräche könnt ihr momentan nicht führen. Nicht im Beisein des Kindes und auch sonst zusammensetzen ist schwierig.
Du kannst nicht alleine Verstädnis für ihn aufbringen, für euer Kind sorgen UND er übergeht deine Grenzen. Das ist zu viel auf einmal.
Daher die Idee mit Seelsorger/therapeutische Begleitung.
Dann bekommt er, als Vater, der damit nicht umgehen kann, AUCH Hilfe. Was er dann im Beisein seines Kindes besser anwenden kann, als ohne.
Und du für dich Raum, nicht alleine die tragende Kraft zu sein, die starke, die .....
für euren Sohn bist du da, keine Frage. Deinen Mann ALLEINE mittragen ist zu viel. Er ist erwachsen, es ist eine verdammt harte Situation. Er muss sich als erwachsener ein Stück weit selbst mittragen, damit er dich mittragen kann. Dazu Begleitung! Er muss nicht alleine stark sein. Er darf aber nicht seinen Frust an dir abladen und dich noch mehr in die alleine tragende Position bringen.
Trennung ist verständlich. Als Vater wird er dennoch einen Weg finden müssen. Wird er mit der Situation irgendwie klar kommen müssen. Selbst wenn ihr nicht mehr als Paar vor eurem Kind seid. Wenn er dir als anderes Elternteil Vorwürfe macht, ist nichts gebessert. Außer dass euer Kind evtl. auch noch Trennungsängste der Eltern mitbekommt.
Wenn möglich, sprich im Krankenhaus mit jemandem darüber. Damit du nicht alleine mit der Situation sein musst. Damit du auch abgeben kannst und mitgetragen werden kannst. Das darf sein.
Ich wünsche euch viel Kraft.
Vielen Dank für deine Antwort.
Es gibt hier einen Psychologen. Wir haben uns zwei mal unterhalten, aber es ist immer recht oberflächlich geblieben und wir haben ausschließlich über mein Kind, den Krebs und die Atmosphäre im Krankenhaus geredet. Ich fände es seltsam, mit ihm über meine Beziehung zu reden, weil mir der Zugang zu ihm fehlt.
Mein Mann hat gar nicht mit ihm geredet, sondern ein Gespräch von vornherein abgelehnt.
Du hast Recht, er ist der Vater. Ich möchte auch auf jeden Fall, dass er weiter unseren Sohn besucht. Auch wenn das für mich manchmal schwer ist. Heute hat er fast gar nicht mit mir gesprochen.
Die Idee mit der Sozialberatung ist gut, aber natürlich müsste mein Mann auch bereit sein, Hilfe anzunehmen.
Ich würde in der Situation überhaupt nicht über die Beziehung entscheiden.
Priorität hat jetzt euer Sohn und dessen Genesung.
Du scheinst die Stärkere von euch beiden zu sein. Versuch sein Jammern an dir abperlen zu lassen.
Als meine Mutter schwer krank war, war mein Vater völlig aus der Bahn. Man konnte nichts mehr mit ihm anfangen. Ähnlich wie bei deinem Mann.
Jetzt hatte ich auf der einen Seite die kranke Mutter, der ich meine Kraft gegeben habe und auf der anderen Seite hat mein Vater mich Kraft gekostet. Ich weiß bis heute nicht wie ich das geschafft habe, aber man entwickelt ungeahnte Kräfte.
Ich habe ihn einfach reden lassen und es ist irgendwie an mir abgeperlt. Denn seine Probleme waren längst nicht so wichtig wie die meiner Mutter.
Du musst dich nicht jetzt entscheiden ob du die Beziehung weiter willst oder nicht. Nicht in dieser Situation. Mach dir darüber jetzt keine Gedanken. Das kann warten.
Wichtig ist jetzt nur dein Kind.
Deinen Mann würde ich bitten, dass er sich wenigstens beim Besuch zusammenreißt. Für euer Kind. Das Kind bekommt doch mit wie der Vater reagiert und das muss nicht sein. Euer Sohn braucht soviel Normalität wie möglich.
Ich hoffe sehr für euch, dass die Prognosen für euren Sohn gut sind.
Sei stark, bleib stark. Du schaffst das.
Vielen Dank für deine Antwort. Wie hast du es geschafft, dass es einfach an dir abperlt?
Du hast Recht, ich muss gerade keine Entscheidung treffen.
Die Prognose für unseren Sohn sieht zum Glück ganz gut aus. Wir brauchen einfach Durchhaltevermögen.
Es war mir einfach irgendwann wurst, weil seine Probleme im Gegensatz zu denen meiner Mutter für mich gesehen Problemchen waren. Die konnte man später behandeln.
Es kamen von ihm auch so Sätze wie er verliert seine Frau, wir Kinder "nur" unsere Mutter. Klar tut das erstmal weh,denn eigentlich hätte er für uns da sein müssen. Ich war gerade mal 20,mein Bruder 22.
Aber er war zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Meine Mutter wollte nicht mal, dass er zu ihr ins KH kommt, weil er dort nur gejammert und geheult hat. Er war eben der Schwächste von uns allen. Man konnte es nicht ändern. Ich hab ihn dann eben einfach reden gelassen und mich damit abgefunden, dass er eben so ist.
Es freut mich sehr für euch, dass es für euren Jungen gut aussieht.
Es tut mir wirklich leid, dass ihr diese Scheiße durchmachen müsst! Ich weiß noch, wie schrecklich es war, das bei meinem Vater zu sehen, ich mag mir gar nicht ausmalen, wie viel schlimmer es ist, wenn es ums eigene Kind geht!
Mein Mann und ich waren in unseren großen Krisensituationen Teenager, deshalb weiß ich nicht, wie viel ich dir wirklich helfen kann. Bei uns war meistens mein Mann der, der mich durchtragen musste.
"1. Er stellt immer sehr große, deprimierende Warum-Fragen: Warum unser Kind? Warum ist es uns nicht früher aufgefallen? ... Meine Bitte, damit aufzuhören, weil diese Fragen uns nur deprimieren und nicht weiterbringen, ignoriert er."
Ich war so wie dein Mann. Immer "Warum?" und "Wenn ich xy gemacht hätte, dann ..."
Als mein Mann das nicht mehr ertragen hat, hat er mir den Krankenhausseelsorger geschickt. Das war super hilfreich. In einer anderen Situation hat er mir gesagt, ich soll solche Fragen lieber meinen Eltern stellen, weil sie für ihn zu viel sind.
Bei mir mussten die Fragen raus. Er hat mir dann andere Ansprechpartner gezeigt, damit es für beide von uns ein guter Weg ist.
Einmal, da kann ich mich noch sehr gut dran erinnern, hat er gesagt: "Nicht warum. Wozu?" Erst habe ich gesagt: "Das ist doch das Gleiche." Aber es hat mir dann doch geholfen, weil es meine Gedanken vom Destruktiven hin zum Konstruktiven gewendet hat.
Dabei hat mir übrigens auch eine Tradition aus der Familie meines Mannes geholfen: Nämlich, dass man jedes Jahr an Silvester überlegt, was man in diesem Jahr Positives erlebt und gelernt hat.
Und mein Mann hat immer wieder Klagepsalmen aus der Bibel mit mir gelesen. Mir hat besonders Ps 22 gutgetan (das ist der, den auch Jesus am Kreuz gebetet hat). Die Psalmen haben immer genauso angefangen, wie ich mich gefühlt habe (mein Gott, warum hast du mich verlassen?) und dann die Kurve zum Lob bekommen. Dieses "es geht weiter", "nicht stehen bleiben", das war dann, was mir geholfen hat.
Vielleicht kann das auch deinem Mann - oder dir im Umgang mit ihm helfen.
"2. Er macht mir bei jedem Besuch Vorwürfe, die meiner Meinung nach alle nicht gerechtfertigt sind. Vielleicht als Kompensation? Weil er nicht mit der Situation umgehen kann? Und ich begebe mich immer wieder in eine Position, in der ich mich rechtfertige."
Vielleicht hilft es, da von vornherein einen Cut zu setzen. X ist jetzt nicht Thema, Thema ist jetzt Y. X können wir später besprechen.
"3. Ich weiß nie, wann und ob er kommt."
Helfen klare Terminabsprachen? Von dann bis dann ist er da und zwar pünktlich. Das brauchst du und auch euer Sohn, damit man auch im Krankenhaus seine Tagesstruktur hinbekommt. Und auch, damit man sich schon mal etwas freuen kann (hoffentlich😉).
"4. Ständig schmiedet er sehr wechselhafte Zukunftspläne. Manchmal steht es für ihn außer Frage, dass wir zusammen alt werden, dann wiederum ist er mir gegenüber sehr reserviert und meint, vielleicht passen wir einfach nicht zusammen."
Als ich selbst so lange im Krankenhaus war und auch als mein Vater Krebs hatte, haben wir einen Plan geschmiedet, was wir Schönes machen wollen, wenn es vorbei ist. Das war für mich und später dann für meinen Vater etwas, wo wir uns dran festhalten konnten und wo wir drauf hinarbeiten konnten.
Und alles andere haben wir vollkommen rausgestrichen aus unseren Lebensplänen und es ging nur um die unmittelbare Zukunft. Man muss ja erst mal diesen Gipfel überwinden, dann kann man wieder klar sehen.
Wenn er die Überlegungen über die Zukunft braucht, dann könnte er sie sich aufschreiben. Vielleicht in einer Art Tagebuch. Das kann ja auch helfen, wenn man sehen kann, welche Gedanken wie groß sind.
Aber gerade ist nicht die Zeit, um über Trennung oder weitere Kinder zu reden.
Ihr geht auf unterschiedliche Weisen damit um. Vielleicht ist auch das, was für dich wie ein nicht-Umgehen wirkt, für ihn ein Umgehen. Da ist es schwierig, sich gegenseitig zu tragen.
Wer zu schwer trägt, bricht auch irgendwann zusammen. Deshalb ist es total in Ordnung, wenn du einen Teil von der Last an andere abgibst. Zum Beispiel an einen Seelsorger. Oder an jemanden aus der Familie oder aus dem Freundeskreis, der deinen Mann jetzt emotional unterstützen kann.
Ich wünsche euch allen für die Zukunft viel Kraft und Gesundheit. Wir haben gerade schon für euch gebetet und das werden wir weiterhin tun!
Vielen Dank für die zahlreichen Anregungen, liebe Rahsil. Und auch dass ihr für uns betet, ist sehr nett.
Hallo, erstmal, es tut mir sehr leid, dass dein Sohn so krank ist und ich wünsche ihm, dass er sich jetzt auf dem Wege der Besserung befindet 🌸
Was deinen Mann betrifft : Ja, er kommt mit der Sache nicht klar, aber er darf es deswegen dir nicht noch schwerer machen. Eine komplette Trennung anzupeilen ist aber vielleicht doch noch zu früh, wäre nicht erstmal eine Trennung auf Zeit eine Option? Solange ihr noch im Spital seid, soll er nicht mehr auf Besuch kommen. Vielleicht könnt ihr dann beide ein bisschen zur Ruhe kommen und ausloten, ob eure Beziehung wirklich am Ende ist oder ob ihr nicht doch noch einen Konsens findet?
Wünsche dir noch alles Gute 🤗
Danke für deine Antwort.
Dass er nicht mehr zu Besuch kommt, ist keine Option. Schließlich ist es auch sein Kind.
Morgen dürfen wir erst mal nach Hause. Ich bin gespannt, wie sich alles entwickelt.
Du hast Recht, eine endgültige Entscheidung müssen wir jetzt nicht treffen.