Hallo,
ich möchte euch um eure Meinung bitten. Mein Ex und ich haben 3 Kinder und sind seit 3 Jahren getrennt. Der Grund war, dass er immer wieder straffällig geworden ist und ich die Kinder schützen wollte weil er auch nicht einsichtig war und sie es mitbekommen haben. Seine Straffälligkeit hatte aber nichts mit den Kindern zu tun, also als Vater war er immer sehr gut und hätte alles für seine Kinder getan. Nun ist es so dass wir uns im Laufe des letzten Jahres wieder echt gut angenähert haben. Er war oft hier weil ich einen systemrelevanten Beruf habe und er dann die Kinder betreut hat und sie fanden das natürlich toll dass er wieder so viel an unserem Leben teil hatte. Ich fand es auch gut weil er mich so unterstützt hat. Wenn ich von der Arbeit kam hatte er oft aufgeräumt oder sogar etwas gekocht und es hat mir schon sehr geholfen. Er sagt ihm tut es sehr leid dass er früher alles kaputt gemacht hat aber er hat sich geändert. Und er möchte dass wir es nochmal versuchen. Aber ich bin da schon skeptisch das habe ich oft gehört früher und er hat es nie durchgehalten. Ich will mir und den Kindern nicht wieder eine Enttäuschung zumuten. Wenn es nach den Kindern ginge würde er ab sofort wieder hier wohnen und wir wieder eine Familie sein. Ich will auch nicht die Spielverderberin sein aber das von früher kann ich einfach nicht vergessen. Es war eine schwere Zeit für alle. Bin ich zu vorsichtig? Zu pessimistisch? Menschen können sich ändern, das denke ich schon aber es fällt mir so schwer mich darauf einzulassen weil ich Angst habe wieder enttäuscht zu werden.
Bitte sagt mir ein paar Meinungen dazu.
VG
Goozle
Mann ist vorbestraft
Hm, ich denke wir können dir da nicht helfen, was sagt dein Herz? Reichen die Gefühle denn überhaupt aus? Langsam angehen erstmal ohne gleich zusammen zu ziehen? Wäre auch eine Option, Menschen können sich ändern, positiv wie auch negativ. Und das musst du entscheiden, ob die Gefühle und alles ausreicht
Mein Herz hat Angst sich wieder auf ihn einzulassen. Es sind schon noch Gefühle da, er war früher mein Traummann. Doch dieser Traummann hat mich leider so oft enttäuscht und ich will das nicht noch einmal durchmachen. Aber sich aus Angst auf nichts mehr einlassen ist auch blöd. Wir lassen es schon die ganze Zeit langsam angehen weil ich dieser Wandlung nicht getraut habe und immer skeptisch war. Ich bin wie blockiert irgendwie.
Wenn ihr als Eltern gut funktioniert, bedeutet dass ja nicht zwingend, dass ihr auch auf der Paarebene wieder zueinander finden müsst.
Du machst das schon ganz richtig, langsam angehen lassen und nichts tun, zu dem dein Inneres nicht vorbehaltlos "Ja" sagen kann.
So wie ich das rauslese, ist er ja schon MEHRFACH vorbestraft, oder?
WIE VIELE Chancen gedenkt er denn zu brauchen?
Ja mehrfach, aber die Haftstrafe hat ihm dann die Augen geöffnet, auch weil ich mich dann getrennt habe und er gemerkt hat dass sein Leben so komplett den Back runter geht. Erst da hat er gemerkt er muss etwas ändern und nicht wie vorher wo er das alles nicht so ernst genommen hat. Er ist nun auch älter und reifer geworden.
Ui... Wenn es erst eine Inhaftierung braucht, damit ein Kerl reifer wird....
Für MICH wäre es nix.
Hallo.
Es klingt ganz danach, dass er wirklich neu starten will. Wie alt sind deine Kinder? Sonst würde ich das an deiner Stelle mit den Kinder besprechen.
Und ich würde ihm eine Chance geben, aber ihn nicht direkt wieder einziehen lassen.
Die Kinder sind 5, 9 und 11 Jahre alt. Was soll ich denn mit ihnen besprechen? Sie wollen dass er wieder hier einzieht und sie wieder mehr mit ihm machen und eine Familie sind. Die beiden Großen fanden es schlimm als wir und getrennt haben.
Ja, Menschen k ö n n e n sich definitiv ändern.
Es liegt an ihnen selbst.
Mein Partner war früher "ein ganz schlimmer", auch vorbestraft, das ein oder andere Mal vor Gericht. Hatte eine kurze Zündschnur.
Heute ist er der gemütlichste Familienteddy den man sich vorstellen kann, selbst ich rege mich schneller auf als er.
Hätte er es mir nicht erzählt und hätte ich es nicht auch von anderen gehört, würde ich es gar nicht für möglich halten.
Danke für deine Antwort. Ist interessant zu lesen. Ich wünschte es wäre bei uns auch so.
Also, du schreibst selbst er ist mehrfach vorbestraft und es hat eine Inhaftierung gebraucht, damit er auf andere Gedanken kommt. Sprich er musste erst erwischt werden, was immer dafür spricht, dass er den Gedankenwandel jetzt nicht hätte, wäre er eben nicht erwischt worden. Und wenn irgendwer es ihm wieder so verkauft, dass "schon nix passiert", man nicht erwischt wird etc. dann tut er es auch wieder. Ist meine Meinung und ich habe lange Zeit mit Langzeitinsassen gearbeitet.
Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass seine Straftaten wirtschaftlicher bzw. vermögensrechtlicher Natur waren und du, sollte es nur ansatzweise um Straftaten gegen Leib und Leben gehen, so eine Frage gar nicht erst stellen würdest.
Trotzdem (nochmal): er hat mehrfach gegen das Gesetz verstoßen und erst aufgehört als er erwischt wurde. An deinen Formulierungen kann man hier raus lesen, dass du es dir sehr wünschst wieder mit ihm zusammenzukommen und dass deine Frage eher in die Richtung geht, dass wir hier so Sachen schreiben wie "Hör auf dein Herz" und "Wird schon schief gehen". Ich, und das tut mir Leid, kann sowas beim besten Willen nicht schreiben. Meine Kinder sollten so etwas nie zum Vorbild haben - das kann einen immensen Einfluss auf ihr Leben nehmen, schlimmer sogar: vielleicht auf ihr eigenes Verhalten. Irgendwann kommt alles raus.
Und außerdem: angenommen es funktioniert nicht, willst du deine Kinder dann ernsthaft nochmal durch das alles durchschicken? Für meine Begriffe wäre das unverantwortlich und da würde ich meine (vllt nur vorübergehenden) Gefühle in jedem Fall hintenanstellen. Herz über Kopf gilt nicht in jedem Fall!
Liebe Grüße und Alles Gute.
Hallo,
ich schreibe Dir hier als Vollzugsabteilungsleiterin in einer JVA. 😉
Der resozialisierendste Faktor nach einer Inhaftierung ist immer die Ausübung eines Jobs, der dann zeitgleich die Existenz sichert.
Welche Straftaten hat er begangen? Das macht schon viel aus, auch was eine Rückfallprognose angeht.
Ein gutes Zeichen ist, dass er deinen Erzählungen nach womöglich vorzeitig entlassen wurde und die Bewährungszeit ohne neue Straftaten hinter sich gebracht hat.
Wenn Inhaftierte im Gefängnis Qualifikationen erreichen, werden die Zeugnisse nicht umsonst so ausgestellt, dass der Aufenthalt in der JVA nicht ersichtlich ist! Wenn seine Vergangenheit nichts mit dem neuen Job zu tun hat, dann soll er gefälligst nicht erwähnen, dass er inhaftiert war! Genau das bedeutet doch Resozialisierung, jemand benötigt eine neue Chance. Diese verbaut er sich durch seine gut gemeinte Ehrlichkeit. Man muss in der Bewerbung nicht sein ganzes Leben offenlegen. Die Strafe hat er erhalten und abgesessen. Es muss dann auch mal gut sein. Solang er straffrei bleibt, ist alles super.
Nenne mir einen Menschen, der noch nie straffällig wurde. Das kann wohl kaum jemand von sich behaupten.
Also: ermutige ihn sich einen Job zu suchen, ohne dass er seine Inhaftierung angibt. Ich kenne so viele Inhaftierte, die gut arbeiten können 😉
Die Taten lehne ich natürlich ab, aber auch hinter diesen Menschen stecken Persönlichkeiten, die schon einiges mitgemacht haben. Ist keine Entschuldigung für das Verhalten, aber oft eine Erklärung.
Dennoch darfst du dich von ihm natürlich nicht unter Druck setzen lassen, du musst auf dein Gefühl hören. Vielleicht könnt ihr es auch einfach langsamer angehen lassen ...
liebe Grüße
Servus,
Ich würde es so belassen wie es grade ist. Und das Wort Spielverderberin passt da meines Erachtens nicht rein weil es geht um dich und die Kinder grade um die Kinder dein ex kann viel sagen und dir den kopf verdrehen wenn der tag lang ist. du bist skeptisch und das mit gutem grund höre auch auf dich und dein bauchgefühl. Wenn du dich dafür entscheidest erstmal nicht mehr mit ihm zusammen zu kommen und er bockig schnippig wütend ect wird, weisst du das du die richtige Entscheidung getroffen hast. Wenn er positiv reagiert habt ihr eine sehr gute Basis trotzdem Familie/freunde zu sein. Und er kann sich "beweisen" Job finden nicht mehr straffällig werden ect. Dann kannst du es immer noch versuchen.
Ich denke, der Unterschied zwischen seinen früheren Beteuerungen und heute ist, dass er für seine Taten bestraft wurde. Empfindlich bestraft, ein Gefängnisaufenthalt ist keine Kur. Das kann bei einigen Menschen tatsächlich eine Veränderung in ihrem Denken und Handeln bewirken. Zudem ist er älter geworden, ich weiß nicht, wie alt er ist, aber auch das kann ein wichtiger Faktor sein.
Kannst du denn mit dem leben, was er getan hat? Um welche Straftat es sich handelt finde ich nicht unwichtig. Ein Kreditbetrug ist etwas ganz anderes als Körperverletzung oder, noch schlimmer, ein Sexualdelikt. Letzteres wäre etwas, das ich auf keinen Fall verzeihen könnte, damit käme ich nicht klar und würde eine gemeinsame Zukunft unmöglich machen. Bei allem anderen muss man eventuell auch die Umstände in Betracht ziehen und dann eben für sich entscheiden, kann ich es abhaken oder nicht.
Mit abhaken meine ich dann aber auch, abhaken. Es macht keinen Sinn, wenn du ihm noch einmal eine Chance gibst, dann aber bei jeder Gelegenheit seine damaligen Taten wieder ausgräbst von wegen: Hätte ich doch nur nicht, ich wusste, du änderst dich nicht, und ähnliches.
Es ist natürlich nicht in Ordnung, wenn er dich emotional unter Druck setzt, aber vielleicht wollte er das mit seiner Äußerung, ob er denn jetzt für alle Zeiten bestraft wird, auch gar nicht. Für ihn fühlt es sich vielleicht einfach so an. Denn was soll er noch machen? Er wurde bestraft, hat die Strafe verbüßt, führt seit zwei Jahren ein 'normales' Leben und trotzdem ist es nicht genug. Da kann es schonmal zu solchen Äußerungen kommen, würde ich nachsehen.
In einer Bewerbung würde ich auch niemals einen Gefängnisaufenthalt erwähnen. Auch wenn der Lebenslauf Lücken hat, sei es drum. Die meisten Arbeitgeber denken da wohl erst einmal an Arbeitslosigkeit. In seinem Beruf wird er sich wohl eher nicht auf Stellen bewerben, die die Vorlage eines Führungszeugnisses verlangen. Je nachdem, um welche Straftat es sich handelt, kann er das nach oder in einem Bewerbungsgespräch immer noch zur Sprache bringen, wenn er meint, es müsse sein. Auch da gibt es dann Unterschiede. Als Chef eines Juweliergeschäfts wäre ich wohl auch verhalten, wenn es darum geht, jemanden einzustellen, der wegen räuberischer Erpressung im Gefängnis war oder einen Juwelier ausgeraubt hat. Hat der Bewerber im Suff jemandem geschubst, der sich dann schwerer verletzt hat, ist das einfach was anderes. Nichts besser als das andere, aber ich denke, du verstehst, was ich meine.
Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute, lass dir Zeit für deine Entscheidung, höre in dich rein und entscheide keinen Tag früher, als es sich für dich richtig anfühlt.