Ich rede ihm zu viel

Hallo,

es gibt etwas, das mich bedrückt. Mein Mitteilungsbedürfnis stört meinen Mann anscheinend.

Wenn ich ihm etwas erzähle, antwortet er ganz oft gar nicht. Danach fühle ich mich immer schlecht, dass ich überhaupt was gesagt habe.

Und heute meinte er beim Spaziergang zu mir, dass ich zu viel rede. Danach ist mir aufgefallen, dass er dafür durchgehend mit unserem Sohn geplappert hat, bis wir zuhause waren.

Er stellt mir nie wirklich Fragen. “Wie war dein Tag?” oder so zu fragen, käme er nie auf die Idee. Früher immerhin als Rückfrage, wenn ich nach seinem Tag gefragt habe. Aber inzwischen nicht mal mehr das. Auch nach größeren Sachen, erkundigt er sich nicht. Er wollte nicht wissen, wie mein erster Arbeitstag nach der Elternzeit war oder was die Magenspiegelung ergeben hat.

Das macht mich traurig. Als ich ihn darauf angesprochen habe, sagte er nur: “Wenn was wichtiges wäre, würdest du es schon sagen.” Ja, aber dann muss es schon wirklich wichtig sein, damit er mir zuhört.

Es kann doch nicht sein, dass man sich in einer Partnerschaft nur über die ganz wichtigen Dinge austauscht und ansonsten nicht miteinander spricht, oder? Wie soll ich denn mit seinem Verhalten umgehen?

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Sollte der Titel nicht eigentlich lauten: Mein Mann interessiert sich nicht für mich?

Denn:
"Er wollte nicht wissen, wie mein erster Arbeitstag nach der Elternzeit war oder was die Magenspiegelung ergeben hat."
Ein Partner, der keinen Anteil am Leben des anderen nimmt und auch bei nicht alltäglichen Dingen kein Interesse mehr zeigt, ist nicht mal mehr Teil einer Eltern-WG, sondern hat sich aus der Partnerschaft verabschiedet.

Dass er dann noch meint, du redest ihm zu viel, empfinde ich vor dem Hintergrund als manipulativ. Er schiebt dir das Problem zu, statt offen zu sagen, was mit ihm eigentlich los ist, dass er von seiner Partnerin im wahrsten Sinn des Wortes nichts mehr wissen möchte und nur noch Vater sein will. Du bist nun auch noch verunsichert. Er redet ja offenbar gerne, nur nicht mit dir. Es reicht ja nicht mal mehr für so viel Höflichkeit, wie man einem Fremden gegenüber zeigen würde.

Ich empfehle dir dringend, das Gespräch mit ihm zu suchen und klar vorher zu sagen, worum es geht, damit er sich nicht überfahren fühlt. Sag ihm, du hast den Eindruck, dass er kein Interesse mehr hat und du dir Sorgen wegen einer gemeinsamen Zukunft machst. Sollte er dich dann damit abspeisen, dass alles ganz toll ist, wenn du nur brav die Klappe hältst und ihn nicht mit deine Angelegenheiten störst, würde ich ein Beratungsgespräch nicht in Betracht ziehen, sondern verlangen.

Will er auch das nicht, kannst du dir an deinen fünf Fingern abzählen, wo du stehst, die Konsequenzen kannst dann nur du ziehen.

Kein Mensch hat es verdient, so behandelt zu werden. Zieh die Reißleine, bevor du dir den Schuh noch weiter anziehst und dich irgendwann wertlos fühlst.

Alles Gute!

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Du triffst es auf den Punkt.

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Das klingt wirklich etwas traurig. Mein Mann ist auch nicht so gesprächig, vergisst auch oft nachzufragen wie irgendwas war. Aber wenn ich erzähle, dann fällt ihm auch wieder ein, dass ihn das ja doch interessiert.

Versuch es mal statt "Du fragst nie wie mein Tag war" mit "Ich wünsche mir, dass du dich auch mal nach meinem Tag erkundigst. Das gibt mir das Gefühl, dass du dich für mein Leben interessierst."
Und auch dass er dir manchmal gar nicht antwortet, da würde ich ihm sagen, dass dich das verletzt.
Ist ihm denn jetzt erst aufgefallen, dass du ihm zu viel redest? Vielleicht meint er aber auch gar nicht, du redest zu viel und sollst weniger reden, sondern einfach, du redest eben mehr als er und das ist okay so, aber er ist da nunmal anders

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Danke für die Anregung. Ich weiß nicht, ob das etwas verändert, aber ich kann es ja mal ausprobieren.

Nein, das war schon mal Thema. Daraufhin habe ich ein paar Sachen verändert: nicht direkt überfallen, wenn er nach Hause kommt. Akzeptieren, wenn er einer Frage ausweicht und dann nicht weiter nachhaken. Ihn in Ruhe lassen, wenn er schlechte Laune hat.

Das hat eigentlich ganz gut geklappt. Seit einer Weile ist er aber schneller genervt. Vielleicht liegt es auch daran, dass unser Sohn auch ein Mitteilungsbedürfnis hat und ihm das dann zu viel wird, wenn ich auch noch rede.

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Das dachte ich auch gerade mti Kind und überforderung. Ich bin ehrlich, ich bin Alleinerziehend und froh drum, wenn ich mir vorstelle auch noch einen Partner abends aushalten zu müssen wäre ich überfordert, Meinen Freund sehe ich ab und an mal und gut ist, aber ich bin ein Mensch der das braucht

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Ich bin ja auch eher Fraktion "Plappermaul" und mein Mann nicht so...

Kann es vielleicht sein das du deinem Mann auch wenig die Chance gibst selbst Dinge bei dir zu hinterfragen?
Also erzählst du ihm einfach so ungefragt gleich wenn er heim kommt zum Beispiel :
" heute war ja mein Termin und das Ergebniss ist so und so!" Etc.
Dies war nämlich auch lange Zeit unser Problem, ich hab meist schon gequatscht bevor mein Mann in der Tür war und er hatte nicht mal eine Chance von sich aus was zu erzählen oder zu fragen.
Irgendwann als wir deswegen stritten hat er mich dann darum gebeten ihn erst mal Zuhause ankommen zu lassen und ihn wenigstens 20 min. nach betreten des Hauses in Ruhe ankommen zu lassen.

Seit dem klappt es bei uns wesentlich besser, klar wenn er viel Stress auf der Arbeit hat dann vergisst er auch mal Dinge.
Aber es passiert jetzt sogar häufig das er mir nach einem Termin sogar mal von der Arbeit aus eine WhatsApp schreibt um zu erfahren wie es war bevor er überhaupt zu Hause ist...

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Danke für die Anregung. Die Regel haben wir auch irgendwann eingeführt.

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Wie ist es eigentlich bei euch andersrum? Hat er genug Zeit und Raum dir von seinem Tag, seine Gefühle und seinen Gedanken zu erzählen?

Ich kenne nur eine Person in meinem Leben, wo ich sagen würde, sie redet mir zuviel und das ist meine Mutter. Sie erzählt mir ungefragt die alle Empfindungen, Probleme von ihrem Leben, ohne dass ich das Gefühl habe, dass sie sich für mich interessiert. Sie fragt zwar nach meinem Tag, aber dann entert sie das Gespräch nach zwei, drei Sätzen und es geht dann wieder um sie und ihre Gefühle. Ich fühle mich wie ein emotionaler Mühleimer, ohne dass Gegeninteresse besteht. Ich habe aufgehört nach ihrem Tag zu fragen.

Grundsätzlich bei Gesprächen bin ich der ruhige Part. Ich rede vielleicht 30% und höre 70% zu. Es gibt aber auch Person, die verschlossener sind oder lieber zuhören, dann versuche ich, dass mein Redeanteil nicht über 70% steigt.

Ich meine auch damit, dass mein Gegenüber nicht nur die 30% Redeanteil hat, sondern dass wir in der 30% der Zeit über Themen reden, die ihn wirklich interessieren. Einstieg in solche Themen können sein: Sein Lieblingshobby, was beschäftigt ihn gerade, worauf freut er sich besonders, wie gehts ihm mit Covid etc etc.

Wenn man den Partner gut genug kennt, dann entwickelt man ein Gespür dafür, wenn er gerade etwas Ruhe braucht.

Sonst habe ich auch Freunde, die ununterbrochen plappern können. Solange ich weiß, dass Gegeninteresse ist da, empfand ich das Reden nie als „zuviel“.

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Mein Ex war auch so. E hasst Smalltalk, für ihn machen Gespräche nur Sinn, wenn sie auch Informationen enthalten, die er für interessant oder wichtig hält. Reden einfach nur um des Redens willen oder weil der Andere einem was erzählen möchte, was ihn selbst nicht tangiert und damit auch nicht interessiert, das war ihm immer ein Graus. Inzwischen weiß ich, dass er soziopatische Züge hat.

Wie ist dein Mann mit andere Menschen? Mag man ihn, hat er Freunde, tauscht er sich da anders aus als mit Dir? Mein Ex mochte generell diese Gesprächskultur nicht und war damit auch nirgendwo beliebt. Wir hatten keine gemeinsamen Freunde. Ich bin sehr kommunikativ und finde schnell Kontakt, habe keine Schwierigkeiten, Leute kennenzulernen und Freundschaften zu schließen. Aber wenn ich dann z.B. andere Mütter kennenlernte über die Kinder, man sich nett fand und entschied, auch mal als Paar sich zu treffen, blieb es immer bei einmaligen Treffen, weil niemand meinen Ex mochte und nicht mit ihm warm wurde. Wie ist das bei Euch?

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War er schon immer so?
Wenn ja, warum hast du ihn dann geheiratet?
Wenn nein, dann wird er wohl inzwischen soweit sein, dass die rosarote Brille ab ist und er einfach genervt ist von der Situation. bzw. nur den Eheservice (Bett warm, Essen gekocht etc.) nutzen will aber kein Interesse an Partnerschaft (mehr? oder war es nie eine??) hat.
Ich rede auch gern und viel, und wer von mir dann immer genervt ist kann sich gerne eine andere Frau suchen. Es muss ja passen.

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Guten Morgen,

für mich klingt das leider eher nach Desinteresse als danach, dass Du zuviel redest.
Ok, vielleicht eine Mischung aus Beidem.

Ich finde den Tipp mit dem nicht alles sofort erzählen und erstmal ankommen lassen ziemlich gut.
Lass ihn von sich aus mal was fragen und Interesse entwickeln.

Bedenklich finde ich aber, dass er selbst nach so wichtigen Dingen wie einer Magenspiegelung nicht fragt.
Mein Mann und ich sind seit 15 Jahren zusammen und wenn ich Untersuchungen oder sowas außer der Reihe habe, meldet er sich auch von der Arbeit und fragt, wie es war.

Ich kann zwischen "hab gerade einfach keinen Kopf" und "es interessiert mich grundsätzlich nicht" ziemlich gut unterschieden, weil meine Herkunftsfamilie ganz klar in die zweite Kategorie fällt.

Wie ist denn Eure sonstige Kommunikation? Man spricht ja nicht nur über seinen Tag, den Job, die Kinder, Termine...
Man redet ja auch über gemeinsame Bekannte, über das Weltgeschehen, die Nachrichten, einen Film, darüber, wie scheußlich Nachbars neue Blumen sind... irgendwas.
Was erzählt er von seinem Tag, seiner Arbeit usw?

Irgendwie hab ich so ein Bild vor Augen, dass Du praktisch um ihn herumspringst und versuchst mit ihm zu reden und keine echte Resonanz bekommst, aber wenn Du gar nichts sagst passiert... was?

LG

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Da scheint wirklich ein Kommunikationsproblem vorzuliegen.

Grundsätzlich rede ich auch viel mehr als mein Mann. Frage nach, erzähle ungefragt viele Dinge usw. Ich rede halt gerne. Trotzdem fragt er auch bei mir nach, wenn was großes ansteht (und er dran denkt 😂).

Meine Schwester redet noch mehr als ich. Manchmal kann man da wirklich einfach nicht mehr zuhören. Würde man sie lassen, würde sie 24 Stunden reden. Da ist es legitim zu sagen „du es ist mir grade Zuviel, ich kann dir nicht mehr zuhören!“.

Aber es sollte natürlich definitiv Zeit geben, wo er dir zuhört. Zeigt er denn insgesamt noch Interesse an dir? Irgendwie? Irgendwo? Sonst würde ich tatsächlich über professionelle Hilfe nachdenken… bevor es zu spät ist!

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Hallo,

hier mal die Gegenseite. Mein Mann redet ständig. Immer. Und meist das Gleiche.

Er kann einfach keine 5 Minuten still sein - und ja, manchmal nervt mich mein Mann. Und ich würde mir mehr Rücksicht von ihm wünschen, zumal er weiß, dass ich auch mal meine Ruhe brauche. Und ich frage ih nauch oft, ob es okay wäre jetzt mal eine Weile nicht zu reden. Hält nur nie lange an :-p

Vielleicht holst Du Dir mal ein Feedback von guten Freunden, ob Du vielleicht wirklich zu viel redest oder ob bei Deinem Mann etwas anderes dahinter steckt.

Dir alles Gute.