Hallo,
mein Freund und ich sind seit drei Jahren zusammen und haben einen gemeinsamen Sohn. Manchmal finde ich das sehr erstaunlich, weil es immer wieder Krisen und Streit gibt. An anderen Tagen ist er mein Traummann, mit dem ich mein Leben verbringen will.
Ich bin sehr behütet aufgewachsen. Meine Eltern haben sehr viel wert auf ein respektvolles Miteinander gelegt und jeder kleine Streit unter Geschwistern wurde endlos ausdiskutiert, bis sich alle verstanden gefühlt haben.
Bei meinem Freund war es das Gegenteil. Der Vater hat oft Schläge angedroht, laut meinem Freund „nur“ einmal umgesetzt, aber Sätze wie: „Du fängst dir gleich eine.“, „Halt dein Maul.“, „Ich hasse dich.“ und Beleidigungen gehörten zum Alltag.
Leider hat sich mein Freund das zum Teil angewöhnt. Im Streit wird er sehr schnell laut und sagt oft unschöne Sachen. Ich heule dann meistens. Ich heule super schnell. Er findet das manipulativ, aber ich schaffe es leider nicht, das zu ändern (Tipps?). Anfangs hatte mein Freund ein schlechtes Gewissen, wenn ich geweint habe, inzwischen nervt es ihn nur noch. Meistens wird er dann sogar noch wütender.
Das Problem ist
Er hast es, dass ich “aus allem ein Problem mache”
dass ich sehr niedergeschlagen bin, bis wir den Streit geklärt haben. Er hat aber gar kein Interesse an einer Klärung. Er will den Streit einfach vergessen.
Manchmal entschuldigt er sich bei mir, wenn der Streit schon lange vorbei ist und gerade alles zwischen uns gut ist. Aber in der Situation kann er es irgendwie nicht.
Ich denke oft, dass ich irgendwie stärker werden muss. Vor allem nicht vor unserem Kind weinen! Aber wie?
Ich danke euch für jeglichen Input.
Was sagt er denn in solchen Situationen für unschöne Sachen? Wie oft kommt sowas vor?
Ich bin auch sehr behütet aufgewachsen und mein Partner nicht, beleidigend wird er trotzdem nicht.
So Zweimal im Jahr haben wir ca einen großen Streit, wo er dann lauter wird und das kann ich nicht ab sodass ich gehe. Sind seit 9 Jahren zusammen.
Am nächsten Tag entschuldigen wir uns, wir kennen das also schon.. sobald ein Mann lauter wird ergreife ich die Flucht, finde das geht gar nicht. Er würde mich aber zB nie beleidigen.
Nun eine derartige Streitkultur solltet ihr nicht vor dem Kind austragen.
Das du dir das weinen abgewöhnen musst, würde ich nicht sagen, aber ja, es muss nicht vor dem Kind sein.
Wird dein Partner also laut oder fies und das auch noch vor dem Kind, würde ich das umgehend stoppen.
Zum einen, um deinem Kind zu zeigen, es ist nicht in Ordnung den anderen so anzugehen, aber auch, damit du gar nicht erst ins heulen kommst.
"Stopp, so sprichst du nicht mit mir. Wir reden, wenn du runter gekommen bist"
Aus dem Raum gehen.
Meine Eltern haben sich auch vor uns Kindern laut gezofft. Sie sind jetzt seit 44 Jahren verheiratet, aber seit ich mich erinnern kann, versteh ich nicht wieso. Immer noch nicht.
Ich habe somit auch keine vernünftige Streitkultur gelernt. Ich kann das auch nicht und bin parallel so wahnsinnig harmoniebedürftig... Meine Beziehung ist ua auch daran gescheitert. Ich war immer nur leise bockig, habe nie was ausdiskutiert und habe im Zweifel geheult. Das kann den Gegenüber schon nerven.... versteh ich total.
Ich schriebe dir schon mal obwohl ich ja sehe das bei dir noch ein zweiter Teil kommt.
Ich bin auch behütet und geliebt groß geworden - ich war sogar Papas Liebling weit und breit ☺️ Ich bin mit so manchem davon gekommen 🙃
So ich stell mich aber auf seine Seite nicht um Partei zu ergreifen (das ja Quatsch da manches aus deiner Erzählung auch ganz schlimm klingt) nur theoretisch, da bei uns ziemlich laut gestritten wurde und der der laut seine Meinung vertreten konnte wurde teils dafür anerkannt hat sich also was erstritten - so hab ich also streiten gelernt und gebe nicht gern frühzeitig etwas auf was ich für puren Mist finde und lasse mir schon gar nicht vorschreiben was ich denken oder wie ich mich artikulieren soll um dafür geliebt zu werden weil ich ne tolle Puppe bin 😤 so da ist die rage schon und ich streite mich hier selbst mit meinen geschrieben Worten.
Mein Mann hat NICHT streiten gelernt und da wurde alles brav im ruhigen Ton besprochen und auseinander genommen und zusammen gesetzt und manchmal dabei sogar das Thema vergessen 🤪🙄
Glaub mir nichts nervt mich mehr - ich würde gerne mal streiten (das ist ja kein hass) aber demonstrativ seinen Standpunkt vertreten - für ihn ist das unmöglich 😂 und er fühlt sich nicht Gewehrtschätzt als Familien Oberhaupt 😂 als Mann im Haus ...
Es ist echt anstrengend und auch für mich dass ich immer und immer mit meiner Art der Liebe Friede Willen zurück stecken muss macht keinen Spaß und ich fühle mich auch nicht gut damit immer lieb Freund sein zu müssen.
Gesund mal streiten und dann ist gut!
Du bist in dem Fall mein Mann und ich sag dir das nervt ungemein...
Keiner kann sich von Grund auf ändern - euch verstehen lernen ist aber ein guter Ansatz ..
Viel Glück 🍀 und alles liebe
Sry fürs viele bla bla ..
Vielen Dank für den Perspektivenwechsel.
Wenn du weinen musst oder möchtest, dann ist es völlig okay, dass du weinst.
Es gibt kein Grund dich dafür zu entschuldigen oder dich schuldig zu fühlen, wenn du Gefühle hast und diese zeigst.
Nur weil dein Freund keinen Umgang mit Gefühlen gelernt hat und weder eigene noch die Gefühle anderer Menschen zulassen kann, heißt es nicht, dass du einen gesundes Empfinden deiner Gefühle ablegen musst.
Ich würde in der Beziehung darauf bestehen weiter Gefühle empfinden zu dürfen und auch weinen zu dürfen.
Wut ist ein typisches Ausweichgefühl. Das haben Menschen, wenn sie nicht gelernt haben eigene Gefühle wahrzunehmen und zu artikulieren. Dann wird nicht „Hilflosigkeit“, „Scham“, „Verzweiflung“ wahrgenommen oder nur „Wut“.
Es gibt mMn keine andere Möglichkeit für dich als dass er sich an dein Standard für Streit anpasst. Jegliches Abwenden von dir deiner Emotionen gegenüber wird dich langfristig unglücklich machen und lebt dem Kind ein schlechtes Vorbild vor.
Ich sehe eine externe Beratung als Möglichkeit, aber letztendlich muss er auch wollen und verstehen, dass Emotionen von anderen immer legitim und keine Erpressungen sind, auch wenn er es gerade so empfinden mag.
Ich musste schlucken, als du sagtest du musst stärker werden und das mit dem weinen in den Griff bekommen... Äh nein...? Er beleidigt dich... Und du sollst härter werden? Ich glaube nicht.
Ich bin selbst auch sehr sensibel und Weine schnell. Mein Partner kann trotzdem nicht einlenken...
Wir gehen jetzt zu einer paarberatung /paartherapie. Wir wollen beide schauen wie wir besser und adäquater streiten können, ohne dass Gefühle verletzt werden... Egal von welcher Seite.
Dein Partner hat eine sehr unangenehme Streitkultur und passt mit deiner nicht zusammen. Vielleicht solltet ihr euch auch eine Paartherapie überlegen.
Und sollte er das Problem nur bei dir sehen und das nicht für nötig halten... Bei aller Liebe, dann ist die Beziehung zum Scheitern verurteilt.
Da würde ich auch heulen, ich würde ihm klar sagen das er lernen soll gesund zu streiten. Ich will nicht sagen das man immer Harmonie haben muss, aber beleidigen und drohen geht eben nicht und das ist sein Problem, nicht du musst lernen weniger zu heulen sondern er kultiviert zu streiten. Ich würde vorschlagen das er sich da hilfe holt, er hat es eben so gelernt, jetzt muss er lernen das es auch anders geht.
Ich weiß nicht, ob das mit der Art und Weise des Aufwachsens zu tun hat. Ich bin auch sehr behütet aufgewachsen,...aber wenn mein Gegenüber sofort bei einer Meinungsverschiedenheit anfängt zu weinen, bin ich raus. Das wäre so gar nicht meins.
Wir haben so ein Pärchen in der Bekanntschaft, die weinen bei jedem bißchen. Ich hab was das angeht also eher Partei für deinen Mann.
Was ich auch furchtbar finde, ist alles klein zu reden und zu diskutieren. Warum?! Auch da bin ich eher bei deinem Mann.
Wo ich absolut bei dir bin ist, dass seine Ausdrucksweise gar nicht geht. Da muss wirklich an der Streitkultur gearbeitet werden. Aber von euch beiden! Ich würde da den Raum verlassen und drauf hinweisen, dass ich da erst weiter rede, wenn er sich beruhigt hat. Aber das du da auf jeden Fall noch was zu sagen wirst. Das scheint dir ja wichtig zu sein.
Aber was kann man sich in drei Jahren so viel streiten? Mein Mann und ich sind mittlerweile knapp 20 Jahre zusammen. Meinungsverschiedenheiten kann man an einer Hand abzählen. Wirklich gestritten haben wir uns nie.
Danke für eure Antworten. Ich lasse mir alles durch den Kopf gehen.
Wenn du Englisch liest, ist das beste Buch, was ich in Richtungen Beziehungen und Streitkultur gelesen habe, das „Relationship Cure“ von John Gottmann.
Es geht auch auf den Umgang mit Emotionen und den Streitkultur vom Elternhaus ein und ich kann mir vorstellen, dass das gut auf eure Situation passt.
Auch wenn ich die Hauptarbeit bei ihm sehe, glaube ich, dass du mit dem Buch viel Verständnis gewinnen könntest, was euch in der Beziehung weiterhilft.
Danke für den Tipp.
Naja ich kann euch da schon beide irgednwie verstehen. Mich nervt es auch gewaltig wenn jemand immer sofort anfängt zu weinen.
Und dieses ewige ausdiskutieren wäre auch nichts für mich. Da ist es doch besser man streitet einmal kurz und dann ist es wieder gut.
Ich bin seit 7 jahren mit meinem mann zusammen und wir streiten auch bei kleinigkeiten, ABER da streiten wir mal kurz für 2 min und dann ist es auch sofort wieder gut.
Wir sprechen einfach sofort alles an wenn uns was stört und fressen nicht alles rein.
Ich kenne paare die stritten sich 10 jahre lang nicht, und dann gab es 1 mal streit und die beziehung war vorbei.
Bei uns klingt es für ausenstehende auch immer schlimmer als es dann im endeeffekt auch war.
Wir nehmen es uns einfach gegenseitig nicht so zu herzen, wir wissen ja dass es nicht böse gemeint war.
Also ich finde schon man braucht auch einfach ein bisschen ein dickeres fell im leben. Und weinen ist ja auch nicht DIE lösung.
"Und dieses ewige ausdiskutieren wäre auch nichts für mich. Da ist es doch besser man streitet einmal kurz und dann ist es wieder gut."
Und wie funktioniert das?
Ich meine, normalerweise streitet man so lang, bis das Problem geklärt ist. Kleinkram kann ja in zwei Minuten locker geklärt sein, was soll man da noch länger diskutieren. Aber ein vielschichtiges Problem hat man ja nicht in zwei Minuten vom Tisch, indem einer laut wird und postuliert, Recht zu haben?
Bei uns kracht es einfach mal kurz, jeder macht sich mal luft und dann ist es wieder gut.
Oftmals hilft es doch einfach schon alleine dass man den frust mal rauslässt.
Bei uns funktioniert es seit 7 jahren so und wir haben schon vieles zusammen gemeistert wo andere daran gescheitert sind.
Wir streiten meistens kurz auch mal lauter, dann ist der frust schon mal raus und dann treffen wir uns meistens in der mitte oder 1 gibt nach. Und ja bei uns ist es auch bei größeren themen schnell geklärt. Wir kennen uns einfach sehr gut und mein mann muss oft gar nichts sagen, weil ich es ihm schon ansehe was er sagen will. Und wir wissen auch wann wir es uns gegenseitig nicht persönlich nehmen dürfen.
Und die te beschrieb ja dass bei ihrer familie auch kleine streitigkeiten ausdiskutiert wurden. Das wäre mir zu anstrengend ehrlich gesagt.
Dein Freund ist dir gegenüber psychisch gewalttätig.
Die Gründe dafür sind egal - er hat nicht das Recht, ein solches Verhalten dir gegenüber an den Tag zu legen.
Du verdienst es, mit Respekt behandelt zu werden.
Das, was er tut, ist nun einmal zum Heulen.
Alternativ könntest du dich endlich mal wehren und dir verbitten, dass er so mit dir weiterhin "kommuniziert", er sich stattdessen wegen seinem verbal gewalttätigen Verhalten professionelle Hilfe holen soll. Oder auch alternativ, du gehst, um dir nicht weiter dein Leben und dein Selbstwertgefühl von einem Gewalttäter zerstören zu lassen.