Hallo zusammen,
aufgrund eines Beitrags den ich heute in der Rubrik "Familienleben" gelesen habe in dem es darum ging sein Leben lang in einer Ehe zu verharren, obwohl man nicht mehr glücklich ist und da mir das Thema auch in meinem Umfeld begegnet, möchte ich hier mal die Frage in den Raum stellen, ob das eigene persönliche Glück für euch wichtiger ist, oder ob ihr eher der Meinung seid, „Man hat sich die Suppe eingebrockt, jetzt löffelt man sie auch aus.“.
Wird das Wohl der Kinder oft vorgeschoben? Leiden sie nicht stärker darunter, wenn die Eltern sich nichts mehr zu sagen haben und gibt man ihnen damit nicht ein schreckliches Vorbild? (Nur um dann vielleicht zu erleben, dass die Trennung vollzogen wird, sobald man aus dem Haus ist)
Sind es doch eigentlich mehr die Ängste davor seinen Lebensstandard und Status nicht halten zu können? Respektive den Standard, den man für die Kinder geschaffen hat?
Aus meinem Umfeld habe ich zum Beispiel folgende Argumente gehört:
- Ich biete den Kindern aber ein sicheres und schönes zu Hause
- Dann wäre die Betreuung nicht mehr machbar und einer müsste weniger, oder gar
nicht mehr arbeiten
- Wir müssten das Haus verkaufen, in eine kleinere Wohnung ziehen, ohne Garten etc.
- Die Kinder würden eine Trennung psychisch nicht wegstecken, das tue ich ihnen nicht
an
- Ich könnte meine Kinder nie mit meinem Mann/meiner Frau allein lassen. Dann würden all meine Erziehungsarbeit und die Schule den Bach runtergehen
Die Partnerschaften, aus denen ich das höre, sind alle ähnlich. Kommunikation gleich null, nur noch um organisatorisches und auch da oft mit Diskussionen verbunden. Keine Zuneigung mehr egal in welcher Form, außer ab und zu Sex. Völlige Ignoranz, jeder zieht seinen Schuh durch.
Ich verstehe das ehrlich gesagt nicht. Und es macht mich sehr traurig meine Freunde so zu sehen. So resigniert, so hoffnungslos. Immer mit Blick auf die Zeit, wenn die Kinder ihren eigenen Weg gehen. So lange wird halt ausgehalten. Oder es kommt das Fluchtfahrzeug in Form einer neuen Liebe daher.
Ich glaube, dass am Ende keiner gewonnen hat, wenn man sein Leben so lebt.
Was meint ihr dazu?
(Bitte keine Diskussionen bis aufs Blut ich würde mir einen konstruktiven Austausch wünschen)
VG
P.S. Ich selbst habe mich auch nach 10 Jahren Beziehung getrennt, musste einen kleinen Kredit aufnehmen, obwohl finanziell immer unabhängig und unser Leben fast komplett umstrukturieren. Aber heute, 6 Jahre später, geht es uns alles sehr gut und wir sind glücklich. Auch der Expartner, mit dem ein guter Kontakt besteht
Nachdenklich
Meiner Meinung nach wird heute einfach zu schnell und zu viel "weggeworfen", weil das Angebot im Internet so groß ist. Es hat jeder die Möglichkeit auf zig Seiten nach dem idealen Partner zu suchen............. und ist dann sicher schnell überzeugt das alte hinter sich lassen zu können/müssen.
Ich bin auch in einer nicht so rosigen Beziehung, aber ich denke es lohnt sich Zeit zu investieren in "Arbeit"..... denn eine Misere geht eigentlich immer von beiden Seiten aus..... und nur so kann ich was lernen, was ich vielleicht auch mal meinen Kindern "mitgeben" kann. Oder Freunden.
Und wenn jemand meint der Kinder wegen eine Beziehung aufrecht zuhalten, dann finde ich das ehrlich gesagt nicht schlecht - vielleicht finden sich ja die Eltern auch wieder.
Hi,
danke für deinen Ansatz.
Das unsere Gesellschaft manchmal zu schnell aufgibt, da gehe ich mit. Eine Beziehung egal welcher Art erfordert Pflege und manchmal ist es auch Arbeit.
Und man sollte auch schwierige Zeiten aushalten können, aber was wenn nur einer bereit ist zu kämpfen?
Und für den anderen passt alles so wie es ist und Gespräche sowie Aktionen um wieder eine Paarbeziehung zu führen und nicht mehr nur Eltern zu sein werden abgeblockt?
Ist das dann immer noch zu schnell "wegwerfen"? Was kann man dann noch tun?
VG
>>Meiner Meinung nach wird heute einfach zu schnell und zu viel "weggeworfen"<<
Damit meine ich jetzt nicht dich, aber bei Urbia liest man das häufig als Argument von Menschen, die unglücklich sind, sich aber aus verschiedenen Gründen nicht trennen wollen/können.
Da wird ein ellenlanger Thread eröffnet und man liest einen schlechten Charakterzug nach dem anderen. Auf die Frage, was sie an ihrem Partner eigentlich lieben, wissen die Leute keine Antwort, ABER man wirft doch nicht einfach so die Beziehung weg! Der Partner hat auch seine guten Seiten... (die anscheinend nur nicht in Worte gefasst werden können) und heutzutage wird viel zu schnell zur Trennung geraten... böse Wegwerfgesellschaft...
Ich habe es unten schon geschrieben: Die Menschen haben früher nicht mehr an ihrer Beziehung gearbeitet als wir heute, nur weil sie sich nicht getrennt haben.
Meine Eltern haben sich oft gezofft, ich fand das furchtbar.
Aus mir ist ein harmoniesüchtiges Etwas geworden, was nicht in der Lage ist Konflikte zu lösen.
Meine Eltern sind noch immer verheiratet und seit ich das "beurteile" verstehe ich nicht warum.
Kurz: mein Aufwachsen war für mich ein Beispiel, das ich so nicht würde leben will. Ich bedauere das Scheitern meiner Beziehung gerade für mein Kind sehr, aber ich bin mit mir im Reinen.
Ich finde schon, dass es durchaus funktionieren kann für die Kinder zusammen zu bleiben, aber nur dann wenn man sich weiterhin mit Respekt und auf Augenhöhe begegnen kann. Und das geht eben nur, wenn man offen spricht und alle die gleiche Ausgangsposition haben.
Es funktioniert nicht, wenn einer das Ekel ist und der andere das erträgt, weil das Leben sonst unbequem wird.
Hi,
richtig. Respekt und Augenhöhe sollte das mindeste sein. Dann kann es vielleicht sogar sehr gut funktionieren.
Wenn es jedoch nur noch Streit, Ablehnung und geringschätziges Verhalten zwischen den Eltern gibt, was nicht immer verborgen werden kann, so sehr man es auch versucht, kann es doch in der Regel nicht gut sein für die Kindeseele. Gleiches gilt auch für getrennte Eltern btw.
Das ist zumindest meine unfachmännische Meinung
VG
Wenn einer/eine sagt: "passt schon", dann sicher nur um nicht reden zu müssen und einer Konfrontation aus dem Wege zu gehen. Mir kann keiner erzählen, dass es eine Beziehung gibt, in der es für einen passt und für den anderen nicht.......
Ja eben.
Aber was soll denn der kommunizierende unglückliche Part tun? Den anderen sinnbildlich an den Ohren zur Paartherapie zerren?
Nur mit Trennung drohen?
Eine Affäre suchen?
Oder dann doch tatsächlich gehen?
VG
Gehen.
Wenn ich unglücklich bin, meine Gesprächsversuche aber verhallen, dann löse ich mich.
Drohen sollte man nur mit Dingen, die man im Zweifel auch durchzieht.
Das ist ein schwieriges Thema und auch ich bin momentan in einer Partnerschaft in der ich nicht weiß in welche Richtung es gehen soll. Seid dem wir ein Kind haben ist es bei uns sehr schwierig geworden. Vorher hatten wir zu 95% die gleiche Meinung und jetzt wird gezofft und diskutiert was das Zeug hält. Selbst im Bett läuft es nicht mehr. Wir haben zusätzlich auch einen hohen Altersunterschied. Ich glaube auch das mein Mann an Depressionen leidet, wo er sich aber nicht helfen lassen möchte. Jetzt steh ich hier und bin mir unsicher ob ich gehen soll oder für mein Kind bleiben soll. Es ist nicht so, daß ich keine Gefühle mehr für ihn habe, aber es ist eher freundschaftlich. Ich stelle mir Beziehungen mit anderen Männern vor und sehne mich nach einem intakten Liebesleben. Und dann ist da mein Kind, das den Papa liebt. Wobei ich eh alles mit meinem Kind alleine mache, egal was wir vorhaben, mein Mann will lieber daheim bleiben. Hört sich doof an, aber dem kam die Ausgangsbeschränkung ganz recht....ach ich könnte immer weiter schreiben, da gibt es so viel. Selbst beim finanziellen ist es auch ein Problem. Aber soll man da auf den Prinzen auf dem weißen Pferd warten????
Mein Vater war ein Totalausfall: mehrfach süchtig, gewalttätig... Gott sei Dank hat meine Mutter sich getrennt, als ich 6 war. Und für sie war das megahart: sie hatte keinen Beruf, wir hatten keine Immobilie mehr, sie hatte drei Kinder. Trotzdem hat sie es gewagt. Und wir haben dem Kerl keine Träne nachgeweint. Aber ich glaube, solche extremen Beispiele meinst du nicht, oder?
Ich selbst habe mich nach 12 Jahren getrennt, mit Kind. Auch bei mir war das mit Statusverlust verbunden und natürlich mit dem Aufgeben eines Lebensplan, der so sicher erschien.
Anders als eine Vorschreiberin bin ich nicht der Meinung, dass heute schnell aufgegeben wird. Schaue ich mich in meinem Bekanntenkreis um, sehe ich da so einige Paare, die aus den von dir genannten Gründen zusammenbleiben und kreuzunglücklich sind und irgendwie "verblüht" sind. Die wirken so energielos und verhärmt, so völlig ohne Perspektive. Und als ich bemerkte, dass ich so werde, bin ich gegangen, nicht, um für irgendjemand ein Vorbild sein wollte, sondern weil ich kein zweites Leben im Kofferraum habe und mir eine schöne Beziehung wichtig ist. Und damit meine ich nicht, dass es dauerhaft Schmetterlinge fliegen müssen, aber mein Partner sollte mein Freund sein, mit dem ich gerne Zeit verbringe, jemand, den ich wertschätze und der mich wertschätzt. Ich konnte meinem Partner keine Wertschätzung mehr geben, wollte nicht mehr mit ihm befreundet sein. Wenn die Basis nicht mehr da ist, ist es m.E. besser zu gehen. Für alle.
Es gab vor langer Zeit hier mal einen Thread, in dem gefragt wurde, ob der Partner auch der beste Freund sei. Und ich war erschrocken, diese Frage für mich sofort mit "Nein" beantworten konnte.
Künftig würde ich nur noch Beziehungen mit solchen Menschen eingehen, wo neben erotischer Anziehung eine tiefe platonische Verbindung herrscht. Mir war nicht klar, wie wichtig mir das ist. Da hatte ich echt ein Brett vorm Kopf.
Und ich würde auch allen anderen raten, ihre Beziehung daraufhin zu prüfen, ob der andere noch "bester Freund" ist.
Ich mag deine Beiträge sehr gerne und stimme dir auch hier wieder 100% zu.
Ergänzend würde ich noch sagen: Zu glauben die Kinder bekämen die kalte oder gegebenenfalls schlechte/feindselige Stimmung zwischen den Eltern und deren individuelles Unglück nicht mit ist ein Irrglaube! Sogar wenn die Eltern sich noch mit Respekt begegnen: ist ein Elternteil unglücklich, dann wirkt sich das auch immer auf die Kinder aus. Sie haben ein sehr feines Gespür dafür, und es wird zum Teil sogar schlimmer wenn die Eltern versuchen "den Schein zu wahren", denn dadurch können die Kinder sich das Unglück nichtmal erklären.
Ausserdem: Auch wenn man Kinder bekommt ist man noch eigenständiger Mensch, und muss, entgegen dem wohl gängigen Urbia-Glauben, beileibe nicht auf sein eigenes Glück verzichten!!
Liebe Grüsse,
dragonflies
Danke schön, ich lese dich auch sehr gerne!
Mich hat der Beitrag ziemlich getriggert, ich habe richtig viel darüber nachdenken müssen undzwar aus zwei Gründen:
1.
Meine Eltern haben, bis wir erwachsen waren, in einer unfassbar unglücklichen Ehe gesteckt. Mir war als Schulkind schon klar, dass die beiden niemals glücklich zusammen sein werden.
Es gab sehr viele Streits, einmal flogen sogar leere Flaschen.
Ich erinnere mich an ganz viele Momente, die von dem Stress meiner Eltern geprägt waren. Davon, dass sie sich nur ankeiften wenn sie überhaupt miteinander sprachen. Davon, dass sie sich eben einfach nicht liebten.
Die Trennung (ich war 18) war ein 10 Jahre langer Rosenkrieg bei dem beide nicht ein einziges Mal an uns Kinder dachten. Generell haben sie sich völlig egoistisch verhalten auch in den letzten Jahren wo sie noch zusammen waren. Ich frage mich heute, wieso sie sich verdammt nochmal nicht eher getrennt haben.
2.
Ich denke selbst über Trennung nach. Mein Mann und Ich sind seit 15 Jahren zusammen, haben Kinder und sehr viel durchgestanden. Aber das hat uns verändert. Ich habe den Eindruck, wir entfernen uns von einander.
Dazu kommt, dass ich verliebt bin seit 10 Jahren in einen anderen Mann bzw DEN Mann.
Er hat ebenfalls Familie und Kinder und wir haben seit 2 Jahren den Kontakt ganz bewusst abgebrochen, bevor wir unsere Familien zerstören. Aus Vernunft also.
Wir sehen uns ab und zu zufällig, weil wir in der Nähe voneinander wohnen. Ich vermisse ihn sehr (ja auch nach 2 Jahren noch), es gab noch nie jemanden, dem ich mich so verbunden fühlte, mit dem ich solche Gespräche führen konnte, wo die Interessen so gleich waren, den ich so tief geliebt habe. Das wird wohl auch niemals aufhören.
Und deshalb habe ich natürlich auch ein sehr schlechtes Gewissen meinem Mann gegenüber.
Ich gaukle ihm etwas vor, was nicht ist.
Wir beide sind gute Schauspieler, würden niemals streiten vor den Kindern, sind immer freundlich/liebevoll im Umgang aber untendrunter brodelt eine Menge. Und ich muss sagen, dass ich wirklich müde bin, zu schauspielern.
Wenn ich mich trenne, dann aber nicht wegen des anderen Mannes. Ich würde von mir aus selbstverständlich nicht noch einmal den Kontakt zu ihm suchen, immerhin ist er noch immer verheiratet. Es hat nicht sollen sein, der Zeitpunkt war falsch. So ist es eben manchmal im Leben.
Es würde durch eine Trennung aber auch sehr viel Last abfallen und ich könnte wohl endlich wieder Ichselbst sein, endlich mal alles aufarbeiten und den Herzschmerz verarbeiten den ich seit 2 Jahren unterdrücke.
Dazu habe ich nur eine Anregung: Denkst du denn tatsächlich, dass man so etwas über so viele Jahre glaubhaft schauspielern kann? Und dass ein solch tiefgreifender Verlust (denn das war der Kontakt zu diesem anderen Mann letzten Endes) und die dazugehörige unterdrückte Trauerarbeit dein Verhalten nicht im Geringsten beeinflusst haben?
Mit Geheimnissen und unzufriedenstellenden Situationen lebt es sich sehr, sehr schlecht und verbergen kann man sie auch nicht. Hierzu eine kleine Geschichte aus meiner Kindheit:
Mein Vater hatte immer ein sehr, sehr schlechtes Verhältnis zu seinem Vater, das irgendwann in einer totalen Entfremdung und einem vollständigen Kontaktabbruch endete. Er hatte eine Menge Wut auf ihn, die er nie loswerden konnte, und machte ihm viele Vorwürfe über Dinge, die nie geklärt werden konnten. Als sein Vater sich 15 Jahre später vor den Augen seiner dementen Mutter erschoss, brachen diese ganzen ungeklärten Situationen und Ereignisse aus meinem Vater heraus in Anfällen von rasender, cholerischer Wut- und richteten sich gegen uns, seine Familie. 1.5 Jahre lebten wir in einer einzigen Psychoterror-Atmosphäre, bis er sich plötzlich wieder halbwegs gefangen hatte. Trotz allem liess die ungeklärte Vergangenheit auch davor schon ihre Spuren, die im Tod des Vaters nur ihren absoluten Höhepunkt erreichten. Cholerisch war mein Vater immer. Als sein Vater starb, kannten wir dann auch den Grund dafür. Aber erst als wir grösser waren und die Zusammenhänge verstehen konnten. Schön war etwas anderes.
Letztens zu dem Thema einen Podcast gehört. Das "Problem" ist, dass heutzutage ganz andere Ansprüche an den Partner gestellt werden. Er muss einfach perfekt sein, muss Familie wollen, darf keine übermäßig nervigen Angewohnheit oder Krankheiten haben (schon gar nicht psychisch), sollte Interessen und Hobbys teilen und so weiter. Zudem verbringen Paare wesentlich mehr Zeit zusammen und im familiären Kleinkreis als noch vor sagen wir mal 50 Jahren. Auch das wurde im Podcast erläutert. Jemanden den du täglich siehst, hast du natürlich weniger zu erzählen, als jemanden den du nur einmal wöchentlich oder seltener siehst. Alles was du über deine Freunde berichtest ist sehr oberflächlich, und sicher das, was sie von sich Preis geben, was aber unter der Oberfläche sitzt, weißt du schlicht und einfach nicht. Vielleicht sind sie gar nicht so unglücklich und jammern nur auf hohem Niveau. Vielleicht haben sie auch Affären.
Ich habe weiß Gott keine perfekte Ehe, aber wenn ich mir jetzt in diesem Moment vorstelle ohne meinen Mann zu sein, wird mir schwer ums Herz. Auch wenn wir uns mal anschreiben oder anschweigen, ich mich ungerecht behandelt fühle, so liegen wir doch trotzdem jeden Abend im Bett, sagen uns, wie sehr wir uns lieben und nie ohne den anderen sein wollen. Und da liegt keiner dabei und hört das. So wie du auch nicht, bei deinen Freunden.
Hallo.
Ich glaube, dass die von dir aufgezählten "Argumente" dieser Paare nur Ausreden dafür sind, um ihr Leben dahin plätschern lassen zu können.
Im Grunde wollen sie keine Veränderung weil sie Angst davor haben.
LG
Hallo,
mir geht es wie dir. Ich verstehe oft nicht, warum manche Mensche sich nicht einfach trennen, wenn sie doch unglücklich sind. Unglückliche Eltern, die sich häufig streiten, bieten ihren Kindern auch kein schönes Umfeld, nur weil sie das tolle große Haus halten können.
Dass heute zu schnell aufgegeben wird, sehe ich zwiegespalten. Natürlich ist das Angebot größer und dadurch wird auch mehr die Neugier auf und das Verlangen nach etwas "Anderem" geweckt. Aber ist das unbedingt schlecht? Ist es nicht auch gut, wenn man die Chance hat, zu erkennen, was man wirklich möchte, was einen gkücklich macht?
Ich sehe aber durchaus ein, dass diese rastlose Zeit mit der immer größer werdenden Auswahl durchaus rastlose Menschen hervorbringt. Aber die hat es sicher auch früher schon gegeben.
Dass man früher nicht so schnell aufgegeben hat, halte ich für eine Verklärung vergangener Zeiten. Die Menschen haben früher nicht mehr oder besser an ihrer Beziehung gearbeitet als die Menschen heute - das wird aber gerne impliziert. Im Grunde genommen ist es doch aber so: Die Menschen haben sich nicht getrennt, weil sie es schlicht nicht konnten, weil es gesellschaftlich geächtet wurde. Also haben sie bestenfalls friedlich nebeneinanderher gelebt. Eigene Bedürfnisse haben offiziell keine Rolle gespielt und wurden mit der heimlichen Affäre ausgelebt.
Was ist das denn bitte für ein Vorbild? Wir wollen doch, dass unsere Kinder auf sich achten und spüren, was ihnen guttut. Das schließt auch nicht aus, dass man mit seinem Gegenüber respektvoll und achtsam umgeht - auch während und nach einer Trennung.
LG
Früher war die Ehe eh nur eine Institution, die das Gesellschaftliche Zusammenleben regelte. Affären waren Gang und Gäbe und niemand, weder Männlein noch Weiblein, erlag dem Trugbild, dass Romantik und Erotik ein Leben lang mit einem Partner funktionieren und erhalten bleiben. Es gab Zeiten, da war der Trauschein die Legitimation dafür, endlich auch mit anderen schlafen zu dürfen, Liebschaften zu haben.
Ich will kein hohes Lied auf diese alten Zeiten singen, ich glaube aber halt auch nicht, dass wir heute in einer Wegwerf-Gesellschaft leben. Die Existenz von Paartherapeuten und Ratgeberliteratur, selbst das Klagen hier im Forum zeigt doch, wie verzweifelt Menschen versucjen, ihre Beziehungen zu reparieren, dem Partner nicht gremdzugehen, sondern dem Ideal der romantischen Liebe ein Leben lang gerecht zu werden.
Heute wird Scheidung zwar gesellschaftlich nicht mehr so sanktioniert und Frauen leben emanzipierter, dennoch wird es doch häufig als Scheitern empfunden, wenn es einfach nicht gelingen will, dieses lebenslange Glück zu zweit.
Und das ist es doch gar nicht: es muss kein Scheitern sein, es kann auch ein "Sich-Freigeben" sein für einen neuen Partner, der besser passt, weil man sich anders entwickelt hat... und Rosenkriege: die sind doch eigentlich auch nur Ausdruck persönlicher Verletzung, die wir gar nicht empfinden müssten, wenn etwas mehr Einsicht darin bestünde, dass Hollywood eben nicht Realtität, sondern wenn überhaupt seltenes Glück ist.
Ich sehe es komplett wie Du. Die Ehen waren früher kein Stück besser, es wurde nur aus den von Dir genannten Gründen ausgeharrt. Frauen waren wirtschaftlich abhängig vom Mann.
Menschen entwickeln sich weiter, verändern ihre Ziele, ihre Interessen. Dieses Bild der ewigen Liebe ist nunmal überholt. Es gibt sie, die lang haltenden, gut funktionierenden Ehen, aber ich denke, in solchen Beziehungen sind die Partner eher genügsam, sie schauen nicht, ob sich irgendwie was besseres findet.
Warum manche in schlechten Ehen verbleiben? Ein Grund ist sicherlich auch, dass der Mut, sich alleine durchzuhangeln, nicht immer da ist. Letztendlich ist das auch die Entscheidung des Einzelnen, jeder hat seine Gründe für sein Handeln.