Hallo,
Mein Mann und ich hatten gestern eine kleine Diskussion, und ich komm gedanklich damit nicht ganz weiter.
Es ist so, dass er Vollzeit arbeitet und recht gut verdient (2500 netto, und dazu noch 600 Euro Elterngeld von mir und 220 Euro Kindergeld). Es geht uns also wirklich nicht schlecht, und mein Mann hat hart dafür gearbeitet, um gut zu verdienen. Vor unserem Baby habe ich schon nur noch halbtags gearbeitet und den kompletten Haushalt dafür gemacht. Ich bin "nur" gelernte Bürokauffrau und war gerne Hausfrau, hatte auch nie das Bedürfnis nach großer Karriere.
Wir haben vereinbart, dass ich 3 Jahre mit unserem (jetzt 8 Monate alten) Sohn zuhause bleibe, und dann wieder halbtags arbeite wenn er in den Kindergarten geht. Um mich rum müssen die meisten Muttis wieder nach 1 bis 2 Jahren arbeiten, weil das Geld sonst nicht reicht. Ich bin wirklich dankbar, dass das bei uns nicht so ist.
Mein Mann meinte gestern, er fühlt sich überhaupt nicht wertgeschätzt, dass er mir das ermöglicht. Ich meinte, doch klar bin I h froh, dass ich daheim bleiben kann und nicht arbeiten muss, aber den ganzen Tag mit Baby allein, ohne Verwandte in der Nähe, die mal übernehmen könnten, ist auch nicht ohne. Ich meinte, ich leiste meinen Beitrag zur Familie, und er seinen. Er: "....ja naja...". Ich: "Was denn? Ich ermögliche dir ja durch mein daheim bleiben, dass du so viel Geld verdienen kannst. Eine Putzfrau und ein Kindermädchen kämen teuer dafür, dass ich dann vielleicht 1200 netto dazu verdiene und unser Sohn von einer fremden Frau aufgezogen würde.". Er: "Ja schon, aber du machst das ja auch gern und bist mit unserem Sohn daheim." Daraufhin meinte ich, dass ich momentan gern halbtags arbeiten gehen würde und den Sohn zur Oma geben würde, wäre sie in der Nähe, einfach um mal Auszeit zu haben. Er meinte daraufhin wieder, dass es ihn undankbar vorkommt, dass er mir ermöglicht, 3 Jahre zuhause zu bleiben, während in anderen Familien die Mütter schnell wieder auf die Arbeit müssen.
Ich bin jetzt hin und her gerissen. Einerseits bin ich ja wirklich dankbar dafür, nicht arbeiten gehen zu MÜSSEN, und möchte ihm diese Dankbarkeit gerne zeigen (bloß wie?) Andererseits hab ich irgendwie das Gefühl bekommen, dass er denkt, ich gehe als Hausfrau und Mutter meinem Hobby nach und bin ja eh den ganzen Tag daheim.
Was meint ihr dazu?
Vollzeit arbeitender Mann vs. Stay at home mom und die Missverständnisse
Hallo😊
Ich denke ganz viele Männer unterschätzen es, was es heißt als Frau so lange in Elternzeit zu sein. Zuerst Mal ist da die Komponente, dass man arbeitstechnisch Null gefordert ist. Man verdient keinen Cent mehr und bekommt so auch nichts fürs Alter zurückgelegt. Man ist als Frau nur daheim und hat Haushalt und Kind (Hobbies sind schwer, wenn man niemanden hat, der mal nach dem Kind schauen kann). Dann ist man den ganzen Tag den Launen des Kindes ausgesetzt. Hat das einen miesen Tag, dann ist es wahnsinnig anstrengend. Wann führt Frau den Tag durch mal ein normales Gespräch? Ohne ständig unterbrochen zu werden? Und und und... das alles bekommt der Mann, der arbeitet nicht mit den Tag durch. Es ist auch psychisch schwer, wenn man plötzlich nicht mehr arbeitet, voll verdient und auf den Mann irgendwo angewiesen ist.
Dann noch, wie von dir schon erwähnt, die Kosten, die anfallen würden für eine Tagesmutter oder Kita. Das spart ihr euch dadurch auch und die können, je nach Bundesland, echt extrem sein (man werfe, als Bsp., einen Blick auf Baden-Württemberg).
Klar ist man dem Mann dankbar für seinen Job. Aber Elternzeit ist kein Urlaub. Da hilft vielleicht mal ihn ein bis 2 Tage komplett alleine zu lassen mit dem Kind. Er schläft, wenn das Kind schläft,macht sich Gedanken über die Essensplanung, kauf alles ein und kümmert sich einfach mal den ganzen Tag komplett alleine um das Kind. Es ist halt nicht so einfach... Und wie ein Job ist, weißt du ja😊 Klar ist man dankbar, aber die Frage ist doch auch die, ob der Mann bereit wäre zu tauschen. Kann man ja gerne machen😄
Liebe Grüße
>>Vor unserem Baby habe ich schon nur noch halbtags gearbeitet und den kompletten Haushalt dafür gemacht.<<
Halbtags bedeutet für mich 4 Stunden täglich. Du wirst doch nie im Leben 80 Stunden pro Monat für eine zwei Personen Haushalt aufgewendet haben.
Ich bin ehrlich, wäre mein Mann vor den Kindern auf die Idee gekommen, hätte ich ihm wohl einen Vogel gezeigt und mich ausgenutzt gefühlt. Vermutlich hätte ich auch keine Familie mit ihm gegründet.
Von einer jungen Frau erwartet man schon, dass sie selbst für ihren Lebensunterhalt aufkommt.
Die Betreuung eines Babys ist natürlich kein Freizeitspaß, trotzdem wird er dein Verhalten von vor der Geburt im Hinterkopf haben.
Du hast selbst geschrieben, du bist gerne Zuhause und machst den Haushalt, wolltest deshalb ja auch nur noch Teilzzeit arbeiten. Daher ist sein Gedankengang bzgl Hobby nachvollziehbar.
Ich kopier einfach was ich weiter unten schon geschrieben hab:
Ich wollte es jetzt nicht so im Post ansprechen, aber ich bin aus psychischen Gründen nur noch halbtags arbeiten gegangen. Ich habe seit gut 15 Jahren Depressionen und andere psychische Krankheiten. Ein Amtsarzt vom Gesundheitsamt hat mir damals bestätigt, dass ich nicht mehr als 19,5 (woher auch immer die Zahl kommt) Stunden arbeiten darf. Ich hätte damals auch Frührente beantragen können aufgrund der schwere der psychischen Erkrankung, das wollte ich dann mit 25 aber doch nicht. Zwischen 17 und 25 hab ich auch noch Vollzeit gearbeitet.
Das weiß dein Mann aber auch? Deshalb verstehe ich seine Aussage nicht. Hat er vielleicht auch ein Problem mit seinem Selbstwert? Wie soll die Anerkennung aussehen? Kindererziehung ist doch auch nicht zu verachten. Stell dir vor, es kommen noch Therapien dazu, die euer Kind braucht. Man ist da schon als Mutter oder Vater sehr eingespannt. Du hast keine freie Minute für dich, musst immer abrufbereit sein.
Wie hätte er denn gerne, dass du das wertschätzt? Das würde ich mal hinterfragen. Sollst du jeden Tag „danke lieber Herr und Meister“ sagen, oder fehlt ihm etwas, was du an Aufgaben erledigen solltest.
Warum hast du vorher schon Teilzeit gearbeitet? Da käme ich mir als Mann schon ein wenig ausgenutzt vor.
Ich war insgesamt 9 Jahre zu Hause - nun sind wir selbständig - mein Mann hatte den gleiche. Job wie ich vorher, und war eigentlich immer unterwegs. Ich war sehr dankbar, so leben zu können. Und er war dankbar, dass ich ihm „den Rücken frei halte“, und er sich hier um nichts kümmern musste. Ich wusste, was er leistet, er was ich leiste. Tauschen wollten wir beide nicht. 🤣
Beide Seiten müssen so ein Leben wollen, beide sollten den anderen achten und wertschätzen.
"Warum hast du vorher schon Teilzeit gearbeitet? Da käme ich mir als Mann schon ein wenig ausgenutzt vor."
Me, too.
Vor allem in Hinblick auf das Elterngeld ist das ja absolut - sorry - dumm gewesen. Und letztlich ist es wieder was, was dein Mann jetzt finanziell ausgleichen muss.
Ich kopier einfach was ich weiter unten schon geschrieben hatte:
Ich wollte es jetzt nicht so im Post ansprechen, aber ich bin aus psychischen Gründen nur noch halbtags arbeiten gegangen. Ich habe seit gut 15 Jahren Depressionen und andere psychische Krankheiten. Ein Amtsarzt vom Gesundheitsamt hat mir damals bestätigt, dass ich nicht mehr als 19,5 (woher auch immer die Zahl kommt) Stunden arbeiten darf. Ich hätte damals auch Frührente beantragen können aufgrund der schwere der psychischen Erkrankung, das wollte ich dann mit 25 aber doch nicht. Zwischen 17 und 25 hab ich auch noch Vollzeit gearbeitet.
Mal ganz platt gefragt: Sagst Du Deinem Mann, dass Du ihm dankbar dafür bist, dass Du nicht schon wieder arbeiten"musst"?
Oder kommt dann gleich, das was Du hier geschrieben hast "ja, aber ich habe hier auch voll den anstrengenden Job!"? Der Spruch, dass Du ihn billiger kommst, als Nanny und Putzfrau, ist auch nicht gerade wertschätzend.
Ich verstehe, dass Du Deinen Part für Euer Familienleben wertgeschätzt wissen möchtest. Dass Du den Haushalt führst und das Kind betreust. Und ich weiß auch, dass das zum Teil ganz schön anstrengend und undankbar ist (das war für mich einer der Gründe, nach 13 Monaten wieder arbeiten zu gehen). Aber er möchte halt auch Wertschätzung für das, was er tut. Und bei Euch macht doch jeder das, was er gerne macht und gut kann. Daher finde ich den Wettbewerb darum, wer den schwereren Job hat, auch unnötig.
Ich finde, ihr habt beide eine etwas verzerrte Wahrnehmung.
Natürlich werden da Frauen dabei sein, die wieder zügig arbeiten müssen, weil es finanziell nicht anders geht, aber es gibt heutzutage auch genug Frauen, mich eingeschlossen, die auch hätten x Jahre Zuhause bleiben können, aber ich mich einfach abolsut nicht wohlgefühlt hätte, würde ich alle meine Einkäufe etc pp... naja... "rechtfertigen" müssen, weil es nicht mein eigenes Geld ist.
Ich fühle mich abolsut nicht wohl dabei, jemanden so auf der Tasche liegen zu müssen und die Vorstellung, dass es über Jahre so gehen soll, ist abolsut nicht meins.
Du bist halt genau das Gegenteil, was auch vollkommen in Ordnung ist... Dass man aber schon vor der Schwangerschaft nur noch halbtags arbeitet, ist auch echt selten mittlerweile.
Man muss ja auch an die Zukunft denken etc, zwecks Rente zB, egal ob mein Mann gut verdient oder nicht und zu 2 hat man ja auch nicht DIE Hausarbeit, sodass man stundenlang zu Hause bleiben muss.
Dein Mann darf allerdings auch nicht denken, dass eine 24/7 Betreuung des eigenen Kindes nur ein Hobby ist, dass das echt super anstrengend, schwierig, kräftezerrend etc sein kann.
Vielleicht setzt ihr euch noch mal in einer ruhigen Minute zusammen und redet noch mal drüber.
Es geht ja beim wieder arbeiten gehen nicht nur darum, Ausgaben zu rechtfertigen.
Ich kann immer kaufen was ich möchte und muss meinem Mann keine Rechenschaft über den Einkauf ablegen, unabhängig davon, ob ich in EZ bin oder nicht.
Ich habe für MICH gearbeitet. Um etwas anderes zu sehen, um eine andere Aufgabe zu haben, um gefordert zu werden. Ich finde die Hausarbeit und Kinderbetreuung wenig anspruchsvoll. Klar hat man was zu tun aber es ist doch was anderes ob ich putze und Wäsche mache oder ob ich meiner eigentlichen Arbeit nachgehe. Mir war es einfach zu langweilig, nur zu Hause zu sein und nichts anderes als Kind und Haushalt zu sehen. Ich kenne einige Mütter, denen es auch so geht. Die MÜSSTEN vom finanziellen her nicht arbeiten aber machen es gerne.
Mit Rechenschaft war das so auch nicht gemeint, ich muss auch keine ablegen.
Aber da mein Mann eh schon überhaupt immer der Meinung war/ist, ich gebe zu viel aus für seine Definitionen, hätte ich mich einfach absolut nicht wohl dabei gefühlt und das nur von seinem Geld zu machen, obwohl das Sachen sind, die man kaufen muss und nicht aus Jucks, mein Mann ist da einfach in der Hinsicht blind.
Aber dennoch, ich kann es nicht haben, ohne nichts dazustehen und dann feuchtfröhlich das Geld einfach wieder ausgeben.
Und später, wollen wir ja nicht hoffen, aber dann trennt man sich aus welchen Gründen auch immer und hat kaum Rente oder überhaupt Berufserfahrung, um problemlos wieder irgendwo einzusteigen und steht wieder erst mal blöd da...
Was das andere angeht, bin ich bei dir.
Hausarbeit und Kinderbetreuung ist anstrengend ja, aber mental ist man einfach nicht gefördert.
Wo ist denn seine Dankbarkeit dafür, dass du den Haushalt wuppst und das Kind durchgehend betreust? Kind zuhause betreuen ist für dich ja mehr als ein Vollzeitjob, du kümmerst dich ja 24/7 um das Kind und er hat nach seinem Job anscheinend Ruhe? Und auch durch deinen Halbtagsjob vorher musste er zuhause nichts mehr tun. Ich finde es sehr schade, dass er da so denkt.
Ihr macht beide einen Vollzeitjob und er hat sogar mehr Entspannung danach, anstatt Dich mal zu entlasten.
Wollte er, dass du vor dem Kind nur halbtags arbeitest oder wolltest du das?
Eigentlich ist das bei einem 2 Personen Haushalt doch nicht nötig oder besitzt ihr eine riesige Villa mit Park?
Wenn er nicht weiß wie anstrengend es ist ein Baby rund um die Uhr zu betreuen, dann kann er ja gern mal in Elternzeit gehen und du arbeitest. Tauscht doch einfach mal die Rollen. Selbst wenn es nur mal für ein Wochenende ist.
Vielleicht erkennt ihr dann, dass gegenseitiger Neid fehl am Platz ist, da ihr beide viel leistet.
Solange Männer wie deiner, dass was Frauen zuhause tun nicht als Arbeit ansehen, solange wird es diese unsäglichen Diskussionen geben.