Einseitiger (weiterer) Kinderwunsch- was ist aus euch geworden?

Hallo alle Zusammen,

ich muss mir einfach mal etwas von der Seele schreiben...
Mein Mann und ich sind seit 16 Jahren ein Paar, ich bin inzwischen länger mit ihm zusammen als nicht, er ist nicht nur mein Partner sondern auch mein bester Freund. Wir sind all die Jahre durch dick und dünn gegangen und haben auch so manche schwere Zeiten miteinander durchgestanden. Ich würde absolut behaupten, dass er immer mein Traummann war und ist.
Wir haben unseren ersten Sohn sehr früh bekommen, dass war so nicht geplant aber dann doch sehr erwünscht. Lange Zeit haben wir gedacht, dass er ein Einzelkind bleibt, haben da auch noch viele „Baustellen“ gehabt und haben uns dann vor drei Jahren entschieden, doch nochmal ein Baby zu bekommen. Nun so geplant war das natürlich nochmal eine ganz andere Sache und als unsere Tochter dann zur Welt kam, hätten wir nicht glücklicher sein können. Und dann passierte etwas für mich eigentlich völlig verrücktes: es schlich sich nochmal ein Kinderwunsch ein, ganz klammheimlich aber immer deutlicher. Anfangs behielt ich das Gefühl für mich, erzählte ihm dann aber bald davon. Zu meiner Überraschung war er gar nicht abgeneigt, wollte aber gewisse Dinge noch abwarten (Studium beenden, Haus fertig bauen), was für mich absolut in Ordnung war. Nun war es immer wieder mehr oder weniger Thema, bei mir wuchs der Wunsch immer mehr, ich wollte ihn aber auch nicht unter Druck setzen. Und dann kam für mich der Schlag ins Gesicht: er teilte mir mit, dass er es sich anders überlegt hätte. Anfänglich war ich wahnsinnig traurig und verstand die Welt nicht mehr, war auch innerlich wahnsinnig wütend auf ihn. Dann haben wir noch mehrmals darüber gesprochen und er hat mir seine Beweggründe erklärt. Er sieht hauptsächlich die rationalen Gründe und ehrlicherweise entscheidet man sich mit dem Kopf wahrscheinlich immer gegen ein Kind, außerdem hat er große Angst, dass das potentielle Kind nicht gesund sein könnte. Alles Gründe die ich zu 100% nachvollziehen kann, mit dem Kopf. Aber ich denke jeder, der schonmal so einen richtigen Kinderwunsch hatte, weiß dass dann keines der rationalen Gründe „zählt“ wenn das Herz doch so sehr möchte. Und das kommt von mir, einer Person, die sonst eher Kopfmensch ist. Na ja, auf jeden Fall weiß ich, dass ich seine Entscheidung akzeptieren muss. Aber was wird aus mir und vorallem aus uns? Obwohl ich sonst keinerlei „Zweifel“ an unserer Beziehung habe, wirft mich das Thema so sehr aus der Bahn, dass ich tatsächlich am zweifeln bin. Gebe ich meinen Wunsch für ihn und meine Familie auf? Was wäre die Alternative? Trennung? Etwas was ich eigentlich absolut ausschließe aber doch denke ich darüber nach.
Was möchte ich nun von euch? Ich möchte keinen Rat, was ich tun soll, denn die Entscheidung muss ich ganz für mich alleine entscheiden. Ich würde nur so gerne von jemanden hören, der mal in einer ähnlichen Situation war... wie ist es euch ergangen und was ist aus euch geworden? Habt ihr es tatsächlich geschafft, damit zu leben? Und welche Auswirkungen hatte es auf eure Beziehung kurzfristig und langfristig?

Danke fürs Lesen und eure Erfahrungen.

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Hallo,

gleich vorweg: Diese Geschichte habe nicht ich erlebt, sondern eine mir sehr nahestehenden Person, für die ich eine Vertrauensperson bin und auch zu der Zeit war. Ich habe es sozusagen miterlebt.

Die Frau befand sich damals in einer ähnlichen Lage wie du. War schon seit Jahren mit ihrem Ehemann zusammen. Sie bekamen zwei Kinder relativ schnell nacheinander und dann ein paar Jahre später noch einen überraschenden Nachzügler. Das Paar hatte also drei Kinder. Schon nach Geburt des 3.Kindes war für die Frau klar, dass sie wie bei den großen zwei, ziemlich schnell noch ein 4. Kind haben möchte. Der Mann wollte das aber nicht, er wollte keine Kinder mehr. Die Frau versteifte sich in das Thema immer mehr. Wollte nicht akzeptieren, dass sie keine Kinder mehr bekommen kann. Es kam immer wieder zum Streit zwischen den beiden wegen des Themas. Sie war wie besessen davon ein 4. Kind zu bekommen. Fing an mit der Scheidung zu drohen. Hegte irrationale Vorstellungen davon, wie sie ihren Mann verlässt, jemand neues kennenlernt und mit dem ein 4. Kind zeugt. Dann schwankte sie wieder um und überlegte, wie sie ihrem Mann ein Baby unterjubeln könnte. Ich muss ehrlich sagen, obwohl ich diese Person sehr gern habe, zu diesem Zeitpunkt war sie nicht mehr sie selbst. Ihre Gedanken waren beherrscht von diesem Baby Thema, alles was man zu ihr sagte, prallte ab wie an einer Mauer. Als sich die Situation zwischen den beiden zuspitzte, entschied sich der Mann dazu, ein Vasektomie vorzunehmen. Mit diesem Entschluss konnte die Frau überhaupt nicht leben. Sie zog kurzerhand mit ihrem jüngsten Kind zu ihren Eltern. Zuerst dachte sie noch wirklich, dass sie sich nun einen neuen Mann suchen wird. Es dauerte ca. 1 Monat - danach war sie von ihrer Besessenheit vollkommen befreit und am Boden der Tatsachen angekommen. Sie merkte, was sie mit ihrem Egoismus angerichtet hatte. Sie hatte richtiges Glück, dass ihr Mann sie zurücknahm und ihr verzieh, es ist alles Gott sei dank gut ausgegangen. Heute noch sagt sie, dass sie nicht weiß, wie sie sich so hinein steigern konnte und wie sie es soweit kommen lassen konnte. Ihr ältestes Kind hatte es damals sehr schwer, hat alles hautnah miterlebt. Es hält heute noch mehr zum Vater und man merkt immer wieder, dass er das ganze der Mutter nicht richtig verzeihen konnte.

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Wow, das hat gesessen!
Danke dir für deine ehrliche Meinung und den Spiegel. Da werde ich in mich gehen.
Es ist nur wahnsinnig schwer, die Alternative ist die eigenen Gefühle zu unterdrücken und damit zu leben, etwas evtl immer zu bereuen... ich weiß einfach nicht, ob das auf Dauer für eine Beziehung besser ist.
Ganz lieben Dank für deine Antwort

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Das kann ich dir auch nicht sagen, ob das eure Beziehung standhält.
Ich weiß noch, wie sie immer sagte: "Ich bin nicht komplett ohne das 4. Kind. Mir fehlt etwas."
Dieser unendliche Wunsch konnte bei ihr wirklich nur durch diese kurzzeitige Trennung erlischt werden. Ob sie tief in sich je den Wunsch komplett überwunden hat, weiß ich nicht. Sie würde sich es wahrscheinlich auch nicht trauen zu sagen. Aber sie bereut ihr damaliges Verhalten zutiefst und war sehr froh, dass sie und ihr Mann wieder zueinander fanden.

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Eine Gleichaltrige aus unserer Schule hatte schon recht viele Geschwister (mind. 6 vom selben Vater). Die Mutter wollte unbedingt ein weiteres, erzählten mir Freundinnen.
Die Mutter bekam ihr weiteres Wunschkind, noch ehe die Älteste ausgezogen war.
Ein Jahr später zog der Vater aus und ließ sich scheiden.

Das ist aber nur ein Beispiel aus meinem Bekanntenkreis. Andere Paare sagten immer, sie hätten sich von Anfang an ein drittes, viertes etc. Kind gewünscht. Wie viel davon wahr ist, werde ich wohl nie erfahren ...

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Ich habe zwei Kinder 7 und 2 Jahrw und bin fertig.
Mein Mann hätte gerne noch ein oder zwei Kinder gehabt aber das ist für mich ausgeschlossen.
Daher habe ich mich sterilisiert lassen vor ca 1 Jahr.
Mein Mann war bis zum Schluss dagegen, wahrscheinlich weil er dann akzeptieren musste dass es endgültig ist, aber ansonsten hätte er sich womöglich noch jahrelang völlig umsonst Hoffnungen gemacht dass ich meine Meinung ändere könnte.
Seitdem ist das Thema vom Tisch, und auch er sagt nach einem Jahr, dass er es als Erleichterung empfindet, dass das Thema beendet wurde durch mich.
Mein Vater hat es umgekehrt gemacht, er hatte schon zwei Kinder und mit seiner Neuen Partnerin eins.
Sie wollte unbedingt noch ein Kind, er nicht.
Also hat er eine Vasektomie machen lassen obwohl sie das überhaupt nicht akzeptiert hat.
Danach war das Thema vom Tisch zwangsläufig
Mein Vater hat das für sich entschieden, sie hätte ja gehen können um mit einem anderen ein Kind zu bekommen, das Risiko war ihm bewusst.
Sie sind heute noch zusammen und mein Halbbruder ist erwachsen.

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Meine ehemalig beste Freundin hat ihr erstes Kind mit ihrem heurigen Mann sehr früh bekommen und wollte danach immer ein zweites Kind haben. Ihr Mann konnte es sich aber überhaupt nicht vorstellen, da sie halt durch das frühe Elternsein auch sehr viel Zeit aus dem „normalen jungen Erwachsenenalter“ verpasst haben.

Ihr Wunsch wurde auch zu einer Art Besessenheit und sie fing deswegen immer wieder Streit mit ihm an. Es ging soweit, dass sie irgendwann keine schwangeren Frauen mehr sehen konnte und sich absolut nicht freuen konnte, wenn andere Mütter kleine Kinder hatten. Als ich selber schwanger wurde, hat sie sich nach jahrelanger Freundschaft von mir entfernt weil sie den Gedanken einfach nicht ertragen hat mich so um sich zu haben und sich absolut nicht darüber freuen konnte.

Rational betrachtet frage ich dich, was ich auch sie damals gefragt habe: bist du bereit deine aktuelle Familie für ein weiteres Kind aufzugeben? Denn das tust du ja platt gesagt wenn du den anderen Weg gehst, dich von deinem Mann trennst um dir mit jemand anderem den Wunsch eines weiteren Kindes zu erfüllen. Du riskierst dadurch deine ersten beiden Kinder zu verlieren und da solltest du dich klar fragen, ob dieser Wunsch das Alles wirklich wert ist?

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Wenn dich das so sehr beschäftigt, solltest du/ihr vielleicht eine psychologische Beratung in Erwägung ziehen. Das ist überhaupt nicht wertend gemeint. Es kann helfen Klarheit zu bekommen.