Partner schon wieder depressiv - wie damit umgehen

Hallo liebes Forum,

ich hoffe es kann mir jemand einen Tipp geben, ich weiß nicht mehr weiter.
Als das zweite Kind da war, veränderte mein Mann sich beruflich und machte sich selbständig. Er arbeitete so viel, dass er kurz vor dem Burnout stand oder einen hatte und wurde depressiv. Bis er das eingesehen hatte, sich Hilfe holte und es ihm dann endlich besser ging verging viel, viel Zeit.
Für mich diese Zeit für mich partnerschaftlich und persönlich die Hölle: er zog sich komplett, wurde oft mir ggü verbal unfair und aggressiv, ich durfte ihn mit nichts behelligen, alles war ihm zuviel und er griff mich oft an wenn ich um Hilfe oder ein offenes Ohr für meine Themen bat. Dadurch zog ich mich selbst sehr zurück. Da die Phase so lange dauerte, habe ich mir angewöhnt, mich um meine Sachen selbst zu kümmern.
Ich habe kein Problem damit, mein Leben und das der Kinder alleine zu managen und für mich zu sorgen. Ich kann auch einiges einstecken, aber die ständige Niedergeschlagenheit, die Angriffe auf mich und das Zweifeln an unserer Beziehung während der Depression erdrückten mich beinahe.
In der Zeit danach habe ich lange gebraucht, um halbwegs Vertrauen aufzubauen, dass ich mich wieder auf ihn verlassen kann. Vor allem emotional.

Nun schleicht sich seit einigen Wochen, vielleicht auch schon Monaten die nächste Depression ein.
Und auch wenn man überall gesagt bekommt "es ist die Krankheit" und er kann nichts dafür - und auch wenn ich mich schäme es offen zuzugeben - aber ich bin so genervt. Ich bin so wütend. Und ich habe das Gefühl alleine zu sein. So unendlich alleine. Ich frage mich oft, ob es mir alleine besser ginge. Dann wüsste ich wenigstens woran ich bin. Selbstverständlich hat er wieder keine warmen Worte für mich, keine Zärtlichkeiten. Weihnachten habe ich auch alles alleine vorbereitet.
Bei ihm ist es wieder alles dunkel, selbstverständlich muss ich wieder für alles Verständnis haben und ihn unterstützen.
Es geht wieder nur um ihn. Und ich kann zusehen wie ich alles gemanagt bekomme.

Ich weiß grade gar nicht wohn mit meinen Gefühlen.

Danke für jeden konstruktiven Ratschlag!#blume

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Das klingt so, als sei nur oberflächlich behandelt worden.
Bzw. dass einiges noch nicht angekommen ist bei ihm.

Ja, Depression ist eine schwere Krankheit.
Deswegen sollte auch die Bahendlung umfassend sein.
Mit einmal behandeln kann es vorbei sein, muss aber nicht. Hat er Schutzmaßnahmen erarbeitet? Hält er sich dran? Akzeptiert er, dass Rückfälle möglich sind?
Kann er wieder zum Therapeuten, der ihm geholfen hat?
Oder hat das nur mäßig gebracht und er braucht eine andere Person, andere Therapie, andere Behandlungsform?

Wie weit seid ihr aufgeklärt? Welche Behandlungsmöglichkeiten kämen in Frage?
Stationärß Tagesklinik? Therapie (Gespräch, Mal, sonstiges)? Medikamente?

"Bei ihm ist es wieder alles dunkel, selbstverständlich muss ich wieder für alles Verständnis haben und ihn unterstützen."

Sicher nicht!
Verständnis und Rücksicht sind wichtig,ja. Aber sicher nicht für alles!

Mitwirken seinerseits soltle schon vorhanden sein. Und sei es "nur", dass er sich zur Klinik fahren lässt.
Überbrückung bis zu einem stationären Termin: ok.

Endlos Rücksicjt nehmen, weil jemand nicht will, Therapie verweigert, meint er kommt auch so gut klar? Nein!

Was jetzt sehr sehr wichtig ist: lass DICH dringend beraten!

Burn Out / Depression betrifft die ganze Familie!
Hol dir selbst Hilfe. Seelsorger, Gesprächstherapie.

Wird der Partner mit der Mehrfachbelastung (Familie alleine versorgen + Krankheit/Pflege) vernachlässigt oder vernachlässigt sich selbst (weil ja nicht krank), der kann ganz schnell selbst ins Burn Out, Depression etc. kippen.

Bau dir dringend ein Netzwerk auf.
Auch für den Fall dass du trennst. Dann auch psychsiche Hilfe für dich. Seine Krankheit macht auch ganz viel bei dir (kaputt).
Auch für die Kinder, es gibt mancherorts stellen, wo Kinder unterstützt werden, wenn ein Elternteil psychisch krank ist. Zum reden, zum Austauschen (was Freunde mit gesunden Eltern nicht verstehen), Sorgen loswerden, den Eiertanz nicht beschreiben müssen - weil andere es kennen usw. auch mal rauskommen aus dem Umfeld durch Unternehmungen mit anderenKindern, die das auch kennen.

Für dich ähnlich: selbsthilfegruppe oder anderer Austausch.


Nur wenn du selbst auch stark bist, kannst du eure Kinder tragen
kannst du entscheiden, ob die die Kraft (und das Wollen) hast, ihn weiter mitzutragen.
Ihm ist NICHT geholfen, wenn du es versuchst und selbst nicht mehr kannst.

Das heißt nicht automatisch ihn fallen lassen. Unterstützen kann auch sein: bei Anträgen helfen, ihm aufzeigen, dass du ihm nicht helfen kannst, wenn er sich nicht therapeutisch helfen lässt.

Unterstützung für dich, um WArnzeichen früher zu erkennen.

Sroge für dich - psychisch.
Dann erst kannst du für ihn mitsorgen bzw. die Entscheidung treffen, was noch geht und was nicht.

Wer krank ist, kann erst mal nichts dafür.
ABer ein Freibrief ist es NICHT.
Außerdme gibt es heute viele Möglichkeiten sich helfen zu lassen. Dass nicht alles passt und es vor manchem ein aber gibt, ok. Das verstehe ich. Aber keinVErständnis, wenn jemand auf Kosten anderer sich auf der Krankheit ausruht und ALLES ausschlägt. Angst haben ist ok. Laaaaaaaaaaaange Wartezeiten überbrücken müssen, ok (da nehme ich auch etwas mehr Rücksicht). ABer nicht wenn es ein endloszustand sein soll und partout alles verweigern.

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Danke für Deinen Beitrag.

Er ist seit langem in psychologischer Begleitung. Eigentlich war es nie richtig weg, eine Grundschwere blieb meiner Meinung nach. Schutzmaßnahmen - keine Ahnung. Sport evtl aber das hat er schnell sein lassen und sich wieder in die Arbeit gestürzt. Es war lange abzusehen welche Wendung es nimmt. Meine Einwände werden meist weggewischt.

Ich habe nicht groß zusätzlich Arbeit, er geht weiter seiner Arbeit nach.
Ich bin finanziell und organisatorisch völlig unabhängig und kann mein Leben und das der Kinder auch alleine exakt so weiterführen wie aktuell. Ich habe ein Netzwerk für alle Organisationsaufgaben.

Was ich nicht habe: Geborgenheit, mich fallen lassen können.
Und ein Ventil für die Luft. Und Antworten auf die Frage: darf ich ihm sagen wie ich mich fühle? Dass ich mich frage ob ich alleine glücklicher wäre? Ich möchte nicht mit diesem Schwermut leben... es ist so zermürbend....
Es ist eine Situation mit der ich gar nicht umgehen kann...

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Wieviele Jahre machst Du das schon mit? JA Du hast auch ein Recht auf seelische Gesundheit, Du musst nicht alles reinfressen und JA, Du darfst ihm sagen, wie Du Dich fühlst. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Du alleine mit Kindern glücklicher wärest, so hart es klingt. Deine Kinder haben auch das Recht auf eine glückliche Kindheit mit einer einigermaßen entspannten Mutter. Es ist ein Tabu, einen kranken Mann zu verlassen - aber wo steht, dass eine ganze Familie mit depressiv leben muss? Nirgendwo.
Sollte er einen Therapeuten haben, würde ich ihm mitteilen, dass meine Kraft am Ende ist und uxh an Trennung denke, evtl. sieht er eine Möglichkeit zur stationären Behandlung - zum Selbstschutz Deines Mannes, dann hat er Profihilfe an der Seite.
LG Moni

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Ja, es ist eine Krankheit. Und ja, er kann nichts dafür. Trotzdem MUSST du dich dafür nicht kaputt machen. Auch DU hast ein Recht auf ein glückliches Leben. Und wenn er Dich nur unglücklich macht hast Du das Recht egoistisch zu sein. Ich finde es unmöglich dass erwartet wird dass sich jemand aufopfert und sein eigenes Leben komplett aufgibt wenn der Partner Depressionen hat. Wenn ein Partner pflegebedürftig und bettlegerig wird, ist niemand böse wenn man sagt man packt es nicht und er in ein gutes Pflegeheim kommt. Bei einer Depression wird aber erwartet dass man sich komplett zurücknimmt. Deine psychische Gesundheit spielt auch eine Rolle auch DU darfst gesund bleiben und glücklich sein.

Lass dir kein schlechtes Gewissen einreden. Er soll sich helfen lassen, in eine tagesklinik oder stationär gehen bis die Phase überwunden ist und wenn es trotzdem nicht geht darfst du dich genauso von ihm trennen wie von einem gesunden Mann.

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Was heißt, er hat sich Hilfe geholt? Hat er noch einen Therapeuten, an den er sich wenden kann? Sieht er, dass es ihm wieder schlechter geht oder ist er selbst uneinsichtig?

Mein Mann ist auch depressiv. Wenn du Austausch möchtest, kannst du mir gerne schreiben.

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Angehörige sind genauso (fast ) betroffen, wie die Erkrankten. Wie wäre es, wenn du eine Beratung oder eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von an Depressionen erkrankten Menschen für dich suchst?

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Vielen Dank für Deinen Beitrag.
Ich muss mal schauen ob es so etwas bei uns gibt.

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Ich kann dich sehr gut verstehen. Mein Exmann war auch schwer depressiv. Ich kann genau nachfühlen, was du erzählst. Bei uns war es genau so.Gerade dieses "es geht immer nur um ihn". Du kannst mit ihm nie über deine Probleme und Sorgen sprechen. Du musst IMMER für ihn da sein. Seine Probleme sind IMMER schlimmer als deine.
Ich kann dir nur sagen: pass auf dich auf und suche dir HIlfe. Ich bin damals fast daran zerbrochen und habe es über viele Jahre auch mit Kind getragen. Letztlich ist er gegangen, weil er eine andere gefunden hatte. Aber darauf will ich nicht hinaus, sondern, dass du auf dich aufpasst. Wenn ich mir Fotos von mir damals ansehe, sehe ich wie kaputt ich war und wir sehr ich mich jetzt ein paar Jahre nach der Trennung mit neuem Freund positiv verändert habe. Auch alle meine anderen Freunde sagen, dass ich damals 10 Jahre älter aussah, als jetzt. Such Dir Freunde, zu denen du immer mal ausbrechen kannst und psychologische Betreuung.
ich wünsche Dir weitehrin viel Kraft.

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übrigens meine Tochter war eine Zeit lang wegen ihres depresiven Mannes bie einem Therapeuten der Stifutng Waisenhaus, Abteilung 'Kinder psychisch kranker Eltern. Das hat sowohl ihr sehr geholfen und ich habe auch Beratung erhalten. Vielleicht gibt es das bei Euch auch?

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sorry, meinte wegen ihres depressiven Vaters (nicht Mannes)

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Ich habe einen depressiven Partner, zwei depressive Kollegen und eine depressive Freundin 🙈 … Ich kann deinen Beitrag also gut nachvollziehen.

Ich glaube mittlerweile, dass es mit Depressionen ungefähr so ist, wie mit Corona: man muss lernen, damit zu leben. Das betrifft sowohl den Betroffenen, als auch den Angehörigen. Der depressive Partner kann Therapien machen und Medikamente nehmen, letztlich muss er aber selbst seinen Weg finden, wie er aus den depressiven Episoden heraufindet und im Idealfall rechtzeitig erkennen, wenn eine neue Episode beginnt.
Und du musst lernen für dich zu sorgen und Kraft zu tanken. Du musst dir auch darüber im klaren sein, dass es immer wieder mal „Wellen“ geben wird- eben auch wie bei Corona, und das Möglicherweise über viele Jahre hinweg, auch wenn die Wellen vielleicht irgendwann flacher werden. Und in diesen Zeiten bist du immer mal wieder phasenweise de facto alleinerziehend bist, weil dein Partner es nicht schafft.


Überlege dir, ob du die Kraft dazu hast und ob die Liebe zu deinem Partner groß genug ist. Wenn nein, trenne dich, aber am besten mach abklingen der depressiven Episode, da sehen beide erfahrungsgemäß etwas klarer und man kann wieder mit dem Partner reden.
Falls du bei ihm bleiben möchtest, such dir Anlaufstellen, wie auch schon viele Vorschreiber gesagt haben. Dass kann auch ein gutes Depressionsforum sein. Ich glaube auf der Seite der AOK gab es vor vielen Jahren mal ein gutes online-couching für Angehörige, ich finde es nur grad nicht wieder.

Alles Gute für dich und deine Familie 🤗

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Ja, es ist eine Krankheit und natürlich musst du Rücksicht nehmen. Aber nicht unendlich!!!

Dass er dir gegenüber aggressiv wird, geht gar nicht. Er muss sich schleunigst wieder Hilfe suchen und dann langfristig Strategien entwickeln. Natürlich ist es legitim, in schlimmen Phasen ihm was abzunehmen und Zeit zu geben.

Aber du musst auch auf deine Gesundheit achten. Wenn du ihn und seine Krankheit nicht stemmen kannst, ist das okay! Du darfst gehen.