Wer trägt die Verantwortung?

Mein Partner und ich drehen uns immer wieder im Kreis. Es geht um das Thema Verantwortung. Wir kommen da aus ganz unterschiedlichen Richtungen.
Er übernimmt ungern Verantwortung und schlängelt sich oft durchs Leben. Ich hingegen bin mit ganz viel Schuld und Verantwortung aufgewachsen.
Nun streiten wir immer wieder weil ich ihn für meine negativen Gefühle verantwortlich mache. Ich verstehe zwar, dass er nicht für mein Glück verantwortlich ist und auch dass es eher der Beziehung schadet wenn ich ihm generell verantwortlich mache. Es gibt viel zu lesen zu dem Thema, und da arbeite ich an mir.
Aber dann gibt Situationen, da kann ich einfach nicht zustimmen dass ich die Verantwortung für meine Gefühle trage.
Er hat mich z. B. mal schlimm angelogen. Wenn er dann keine Verantwortung für den darauffolgenden Streit tragen will weiß ich nicht weiter. Es kann doch nicht immer heißen entweder akzeptieren und mit den Gefühlen klarkommen, oder gehen.
Gehen ist gerade übrigens keine Option. Er ist ein sehr liebevoller, toller Partner.
Aber wenn er so richtig Mist macht, und ich dann sage, du versaust uns den Abend damit. Und er dann findet dass ich das bin, weil ich diejenige mit der Wut bin, dann weiß ich echt nicht weiter. Bin ich das? Hab ich da einen Knoten im Kopf?
Ich will dass er Reue zeigt, es ihm leid tut, er die Verantwortung übernimmt. Ich möchte daran glauben können, dass er es nicht noch mal macht. Liege ich da so falsch? Ich bitte um eure ehrliche Meinung!

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Mein Ex war auch so. Friss oder stirb. Er war halt so, wie er war und ich grundsätzlich schuld. Auch daran, wenn ER dann schlecht gelaunt war.

Es wurde also mit zweierlei Maß gemessen. Bei euch ist es vermutlich auch so?

Letztlich hat dieses Verhalten mit zur Trennung geführt… ich habe mich getrennt. Ich möchte keinen Partner, der nie Verantwortung übernimmt. Denn letztlich kann man bei so einem Verhalten nichts liebevoll und emphatisch sein. Das wirst du ja selbst auch merken.

Wie liebevoll ist es denn, wenn er dich anlügt und dann auch noch sagt, du sollst halt einfach nicht wütend sein. Ist das das respektvoll? Liebevoll? Emphatisch? Ich finde nicht.

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Klingt nach einem klassischen "ich hab niemals Schuld" Mann. Natürlich hat er auch Verantwortung für deine Gefühle, denn er löst sie ja durch sein Verhalten aus🤷‍♀️.
Ist ja nicht alles immer tiefgründiger Triggerbrei aus Kindheitstagen oder Komplexen, sondern manchmal eben auch beklopptes Verhalten des Partners 🥴.

Aber: du kannst ihn nicht zwingen, sich so zu verhalten, wie du es willst.
Dein Partner klingt als wäre ihm vieles egal

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Vielen Dank für deine Antwort!

Ich glaube ich tue ihm unrecht, wenn ich ihn als jemand darstelle dem vieles egal ist. Ich denke es geht eher um Angst. Also wenn er nicht verantwortlich ist, kann ich ihn ja nicht doof finden und verlassen.

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hat er wohl nicht gelernt, Und plötzlich soll er, schreib doch mal ein Beispiel

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Trotzdem sind alle Menschen irgendwann erwachsen und verantwortlich für ihr Handeln. Ob man was gelernt hat oder nicht. Man sieht ja was das eigene Handeln beim Gegenüber auslöst. Und man entscheidet sich selbst wie man handelt.

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Ich verstehe deinen Punkt. Ich hab mir auch früher öfter gedacht "klar sind die anderen dafür verantwortlich wie es mir geht, wenn sie mich blöd behandeln".

Von dem Punkt bin ich allerdings mittlerweile etwas abgerückt. Die Verantwortung für mich und mein Wohlergehen habe nur ich selber. Ich kann das Gegenüber nicht verändern. Wenn mich also jemand aus meiner Sicht blöd behandelt, dann liegt es an mir dafür zu sorgen, dass es mir gut geht.
Das können Gespräche sein, in denen man dem Gegenüber vielleicht auch mal erklärt warum dies und das jenes bei mir auslöst oder eben Kontaktabbruch, wenn es nicht geht. Und ja, das kann auch in der Familie sein.

Es gibt immer jemanden, der es macht und jemanden, der es machen lässt.

Wenn du mit Dingen, die dir nicht gefallen, konfrontiert wirst- ist es Deine Verantwortung die Konsequenzen zu ziehen, die du brauchst.
Also ja, unterm Strich ist man IMMER für sich sekvst verantwortlich. Denn die Andern kannst du nicht ändern.

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Hä? Verantwortung für die eigenen Gefühle übernehmen heißt doch nicht, dass man die Verantwortung hat, die immer glatt zu bügeln und schön smooth zu sein.
Für mich heißt "Verantwortung für die eigenen Gefühle übernehmen" bei sich zu bleiben und seine Grenzen zu wahren. Wenn jemand Scheiße gebaut hat und ich deswegen wütend bin, dann nehme ich das Gefühl Ernst und reagiere entsprechend.

Wofür ist denn dein Partner seiner Meinung verantwortlich? Für sein Handeln offenbar nicht? Für deine Gefühle auch nicht? Das Prinzip Aktion-Reaktion ist ihm nicht geläufig?
Das ist ja schon aberwitzig, was er da abzieht a la "ich hau dich und wenn es dir dann weh tut ist das deine Schuld"!

Du scheinst nicht nur Verantwortung zu übernehmen, sondern gerne auch mal ein Päckchen Schuld, das gar nicht dir gehört. Lass das mal hübsch bei ihm und die Verantwortung auch.

Auf so verschwurbelte Diskussionen würde ich mich gar nicht einlassen.

Ich war jahrelang so verkopft unterwegs und hab so agiert wie du. Das führt zu ganz verqueren "Machtverhältnissen" in Beziehungen.

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Mir fällt es etwas schwer deine Erwartungshaltung nachzuvollziehen.

Streite ich mit meinem Mann, sprechen wir uns aus und dann ist gut.

Auf deine Situation bezogen, wüsste ich selbst nicht was du da erwartest. Angenommen ich verderbe meinem Mann aufgrund eines Streits den Abend, wie soll ich dann Reue zeigen? Ihm das Fernsehprogramm überlassen, Getränke servieren, besonders nett sein auch wenn mir selbst nicht danach ist, ihm eine Decke holen und zudecken, falls ihm kalt ist...? Das soll sich nicht lächerlich anhören, ich verstehe deine Forderung einfach nicht.

Tut mir etwas leid, dann entschuldige ich mich, aber ich lasse mich nicht brechen und verhalte mich wie ein Sünder im Mittelalter.

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Ich verstehe das Problem irgendwie nicht so richtig. Oder du nutzt das Wort Verantwortung falsch? Für mich klingt das so überdramatisiert und danach alles unnötig zerreden zu wollen. Vielleicht fehlen mir auch nur vernünftige Beispiele.

Erstmal: jeder tat seines Glückes Schmied. Jeder Mensch anders. Und sein gegenüber kann man nicht ändern.

Natürlich musst du mit deinem Gefühlen (& seiner Meinung) klar kommen. Warum muss man nach Streitereien Reue zeigen? Und warum streitet man überhaupt? Liegt das Problem nicht dann eher woanders?

Ich finde deine Erwartungshaltung anstrengend, oder verstehe das Problem nicht.

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Genau dasselbe dachte ich auch..Klingt furchtbar anstrengend. Wenn ich mir vorstelle, dass ich jedesmal "Verantwortung übernehmen und Reue zeigen" hätte müssen, wenn ich mich mal mit meinem Mann fetzte, ach herrje.....
Anfetzen, knurren, eine Weile Funkstille und dann normal nochmal kurz drüber reden - fertig.
Man kann wirklich vieles zer-reden bis ins Kleinste......schrecklich.
LG Moni

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Puh, da wäre wohl Paartherapie oder ähnliches sinnvoll.
Hast du selbst mal Therapie gemacht?

Ich für mich habe gelernt, mir nicht jeden Schuh anzuziehen.
Allerdings kann ich mit "nie-verantwortlich"-Menschen gar nicht! GAR NICHT.
Da könnte es sonst noch so toll sein, der Punkt ist für mich ein Ausschlusskriterium und fällt unter den Punkt Kommunikation und Respekt.

Ich brauche (wenn überhaupt, lieber bin ich alleine) einen Partner auf
- Augenhöhre
- Respekt
- mit Kommunikation

Wer komplett gar nicht Verantwortung für sein eigenes Verhalten übernimmt, reizt alle drei genannten Punkte aus. Ich bin auch nicht die Mutter, die das nacherzieht (selbst scheint er es ja nicht zu wollen, es klappt ja für ihn - auf deinem Rücken).

Meinem Kind habe ich schon früh beigebracht, dass eigenes Handeln eigene Folgen nach sich zieht. Nicht als Strafe ! Sondern als Miteinander.
Sie soll nicht zu kurz kommen. Abwarten und hoffen, dass ein anderer.... funktioniert nicht.
Sie soll aber auch nicht anderen die Schuld zu schieben. Wenn sie Mist baut, soll sie dazu stehen.

Meine Handlung ist eine RE-Aktion dessen, ob sie zu ihrem Verhalten steht (Fehler dürfen passieren) oder ob sie mich anlügt oder versucht mit weiterem Mist zu vertuschen.

Bei meinem Kind bin ich für die Erziehung verantwortlich. Bei einem Partner nicht.

Wie ihr trotzdem zusammen sein könnt
- Kommunikationstraining (es sei denn er windet sich raus, weil er ja nicht teilverantwortlich ist)
- du eigene Therapie (um deine eigenen Grenzen wahrzunehmen und durchzusetzen - dort lernst, stark genug zu werden, ihm das nicht mehr durchgehen zu lassen , stark genug wirst deine eigenen Gefühle zu verstehen und entsprechend dich von ihm abzugrenzen oder auch, deine eigenen Grenzen herausfindest und dann doch noch gehst, weil sein Verhalten für dich nicht mehr geht)
- daran kaputt gehen
- die Beziehung geht auf Dauer kaputt

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Ich beziehe mich dabei auf den Punkt LÜGEN

Verantwortung für deine Gefühle hast nur du selbst!
Erwartungen habe ich selbst keine. Reue ist entweder freiwillig und echt oder verlogen und nicht da. Von daher pfeif ich auf vorgespielte Reue.

Wer allerdings lügt oder aktiv wissentlich etwas tut und dann dem anderen die Verantwortung zuschanzt, das fällt unter genannte Punkte.