Hallo,
Ich glaube ich muss mir einfach mal etwas von der Seele schreiben. In meinem privaten Umfeld kann ich leider mit niemandem darüber reden.
Ich (40) bin verheiratet und habe 2 Kinder. Seit Ende 2020 verspüre ich einen starken Kinderwunsch. Ich habe meinem Mann davon erzählt und er war nicht begeistert. Er hat sich unter Druck gesetzt gefühlt, jedoch mir zuliebe die Verhütung weggelassen. 4 Monate später wurde ich schwanger. Er wollte den Abbruch. Nach vielen Gesprächen, Tränen und einem Gespräch bei der Caritas stimmte er schließlich doch zu, das Kind zu bekommen. Das war in der 9. Ssw. Unser Sohn hatte jedoch einen schweren Gendefekt und wir entschieden uns schweren Herzens ihn gehen zu lassen. Die stille Geburt erfolgte in der 23. Ssw.
Der Wunsch nach einem weiteren, lebenden Kind lässt mich jedoch nicht los. Zwei Monate nach der Geburt sprach ich mit meinem Mann darüber. Er war absolut gegen ein weiteres Kind. Seitdem reden wir... und reden und reden und reden...
Mein Mann hat eine lange Liste an Kontras gegen das Kind erstellt. Über viele Punkte haben wir bereits gesprochen und sie gemeinsam für machbar/überwindbar erklärt. Er betont wiederholt, dass er zwar eigentlich kein weiteres Kind möchte, er aber für MICH und unsere Beziehung bereit wäre eines zu bekommen. Trotzdem lässt er keine "Taten folgen". Ich versuche aktiv Punkte von der Liste zu streichen, sprich ich kümmere mich z.B. um die Auflistung unserer Finanzen oder informiere mich über bezahlbare, größere Autos. Aber jedes Mal, wenn ich Anstrengungen mache oder Lösungen finde, schlägt er Wort wörtlich die Hände über dem Kopf zusammen und sagt er könne das nicht. Eine schwierige Situation...
Mir geht es eigentlich hier gar nicht so sehr um das Trauer- oder Kinderwunsch-Thema. Ich bemerke seit einiger Zeit etwas anderes, viel Erschreckenderes an mir selbst: Meine Gefühle für meinen Mann lassen nach. Ich denke immer öfter darüber nach mich von ihm zu trennen bzw. wie es ohne ihn wäre. Ich fühle mich verletzt, enttäuscht, allein gelassen. Mich hat seine ablehnende Reaktion auf den Kinderwunsch und die Schwangerschaft mit unserem Sohn sehr verletzt. Ich fühlte mich in der Schwangerschaft so allein gelassen. Ich musste alles selbst organisieren und musste auch die stille Geburt allein "durchziehen".
Rational verstehe ich seine Gründe, damals und heute, den Kinderwunsch abzulehnen. Aber emotional macht es etwas mit mir... Ich bin sonst eigentlich ein Mensch, der bereitwillig verzeiht. Ich kann niemanden lange böse sein und bin immer auf Harmonie bedacht.
Jeder Kinderwunsch resultierte bei mir aus dem Gedanken der Liebe zu meinem Mann, aus dem Gedanken an unsere schon vorhandenen, tollen Kinder und aus dem Bewusstsein, dass wir in einer recht luxuriösen Situation leben (bzgl. Finanzen, Job, Haus, Kinderbetreuung). Jetzt ertappe ich mich immer wieder bei dem Gedanken, dass ich mit diesem Mann vielleicht doch kein weiteres Kind haben und mich stattdessen vielleicht trennen möchte. Das erschrickt mich! Was ist nur los mit mir? Ich liebe ihn, aber wir streiten mittlerweile sehr oft über Nichtigkeiten, was früher gar nicht der Fall war.
Ich habe schon überlegt, ob eine Therapie für mich das Richtige wäre. Oder eine Paartherapie. Ich kenne mich damit leider gar nicht aus. Wir leben sehr dörflich und sowohl mein Gynäkologe als auch mein Hausarzt meinten, dass es wohl keine freien Therapietermine unter 6 Monaten Wartezeit gäbe. Mein Gynäkologe, der mich gut kennt und uns auch während der letzten, schlimmen Schwangerschaft mit unserem Sohn begleitet hat, meinte außerdem, dass ich aus seiner Sicht keine Therapie benötige.
Danke fürs Lesen!
Lg, Blaubeerpfannkuchen
Was könnte uns helfen? (KiWu, stille Geburt, Trennung)
Hallo,
einen Therapiebedarf kann ich aus deinen Zeilen auch nicht herauslesen. Aber ein Coaching oder eine Krisenintervention könnte dir bestimmt helfen. Das muss man zwar selbst bezahlen, allerdings wirst du da auch ohne lange Wartezeit einen Platz finden.
Ein Kinderwunsch ist oftmals ja eher eine emotionale Entscheidung als eine rationale. Daher glaube ich kaum, dass euch eine Liste mit Argumenten helfen kann. Ich würde diese Liste einfach wegschmeißen. Da du selbst ja gerade unsicher bist, lass das Thema Kinderwunsch doch einfach mal ganz bewusst für ein paar Monate ruhen. Vielleicht löst sich einiges dann auch von selbst.
Alles Gute!
Danke für deinen Rat! Ja, vielleicht ist es wirklich gut den Kinderwunsch eine Weile ruhen zu lassen.
Euer KInd hatte einen Gendefekt, wurde der rückverfolgt und bestimmt? Immerhin könnte der eurem Alter geschultert sein?
was fehlt dir, weil du so dringend ein Kind willst, wenn du doc schon 2 gesunde hast. Was wäre, wenn das Kind wieder eine Behinderung hätte? Könntet ihr damit umgehen?
Eine Paartherapie könnte euch sicher helfen. Ich denke, dein Partner sieht das ganze realistischer als du und vielleicht möchte er einfach, dass du sowas nicht nochmal erleben musst. Hast du es schon mal von der Seite betrachtet.
Vielen Dank für deine Antwort! Der Gendefekt unseres Sohnes wurde untersucht, ebenso wie wir beide, und er war nicht meinem Alter geschuldet, laut Humangenetikerin. Ich habe meine beiden Kinder auch Ü35 bekommen.
Woher genau der Wunsch nach einem weiteren Kind kommt, weiß ich nicht... In meinem näheren Umfeld ist es absolut nicht üblich mehr als 2 Kinder zu bekommen. Deshalb versteht mich niemand.
Hallo,
tut mir leid wie es Dir geht! Du klingst wirklich sehr aufgewühlt.
Und es tut mir leid, was Ihr durchmachen musstet mit der stillen Geburt.
Das Ganze arbeitet in Dir, das merkt man. Ich lese jedoch aus Deinem Text heraus, dass Dein Mann eigentlich gar kein 3. Kind wollte. Er stimmte nur Dir zuliebe zu. Nun habt Ihr diesen Verlust erfahren müssen - das arbeitet noch mehr in ihm und wird ihm in seinem Nicht-Wunsch ganz bestimmt noch mehr bestärken. Vielleicht ist er wütend, auch dass er sich umstimmen ließ. Das könnte seine Seite der Streit-Anfälligkeit erklären.
Auf Deiner Seite ist es dieser Wunsch nach dem 3. Kind. Da ich selbst in dem Alter nochmals haderte mit Nr3 und mein Mann strikt dagegen war, kann ich Dich verstehen. Ich ließ den Wunsch ziehen - heute bin ich ok damit.
Wenn ich ehrlich bin, war dieser starke KiWu auch eine Möglichkeit, aus einer beruflichen Zwickmühle zu fliehen, daher war er bei mir kurz auch sehr stark. Warum ist dieser Wunsch bei Dir so stark? Fehlt Dir was? Arbeitest Du? Ist es, dass Eure Kinder selbständiger werden und weniger Hilfe benötigen?
Die Gefühle Deines Mannes gegenüber:
Hier kann natürlich der Verlust und die Uneinigkeit über den Kinderwunsch Nr 3 an sich schon die Schieflage begründen. Dass Du über Trennung nachdenkst und emotional Dich entfernst sehe ich als Folge dessen an. Man fühlt sich nicht verstanden, da ist Flucht (Trennung) ein möglicher Ausweg - denkt man.
Helfen können Gespräche. Über die jeweilige Gefühlslage, was Dich treibt. Warum der Kinderwunsch so stark ist.
Realistisch betrachtet wirst Du durch eine Trennung die Situation ja nur verschlimmern: Kind 1 und 2 sind dann Trennungskinder, das ganze Trennungsprozedere mit Umgang usw und dann bist Du partnerlos und für den Wunsch nach Kind 3 wirst Du gar keine Zeit und Muße mehr haben.
ich denke die Lösung liegt im Gespräch. Evtl auch als Paargespräch mit Therapeutenbegleitung.
Alles Liebe Dir!
Vielen Dank für deine Antwort! Ich möchte natürlich nicht, dass mein Kinderwunsch unsere Familie auseinanderreißt. Ich mache mich in erster Linie selbst für die "Schieflage" verantwortlich und fühle mich schuldig. Das macht mir schwer zu schaffen.
Mein Mann sagt, er sei am glücklichsten gewesen, während der Wochen meiner Schwangerschaft, als wir noch nichts von dem Gendefekt unseres Sohnes wussten. Und tatsächlich stimme ich mit ihm da überein. Warum ich den Kinderwunsch habe, weiß ich nicht. Ich habe beruflich viel erreicht (natürlich ist da immer Luft nach oben...). Auch wenn ich es erst sehr spät erfahren durfte: Meine Kinder sind für mich das schönste Geschenk im Leben.
Ich möchte meinen Mann keinesfalls mehr dazu zwingen in den Kinderwunsch einzuwilligen. Sonst hätte ich mich garantiert schon durchgesetzt...
"Mein Mann sagt, er sei am glücklichsten gewesen, während der Wochen meiner Schwangerschaft, als wir noch nichts von dem Gendefekt unseres Sohnes wussten."
Warum erwähnst du das in fast jeder deiner Antworten? Für mich klingt das bald so, als denkst du, ihr beide könntet nur glücklich sein, wenn du schwanger bist! Ist dem so?? Warst du rückblickend nicht glücklicher, als du deine gesunden Kinder geboren hast? Du musst versuchen, dich von diesem Gefühl zu lösen. Ich bin mir sicher, du findest noch viele andere Erinnerungen, in denen ihr beide sehr glücklich ward.
Ich würde definitiv über eine Therapie nachdenken. Melde dich jetzt an, wenn du in 6 Monaten dann doch keinen Termin mehr brauchst, sagst du halt wieder ab. Aber je länger du wartest, desto länger wirst du warten müssen (klingt jetzt komisch, ich hoffe, du weißt, wie ich es meine).
Ihr habt da wirklich riesige Belastungen in eurer Paarbeziehung. Das steckt sicher kein Paar einfach so weg. Wer weiß, was die stille Geburt mit deinem Mann gemacht hat. Er möchte absolut kein Kind mehr, würde aber, bevor du ihn verlässt, eins bekommen. Das finde ich tatsächlich erschreckend. Niemand sollte gezwungen werden.
Also ich habe persönlich viele Vermutungen, warum es bei euch so unrund läuft, möchte aber auch nicht wild spekulieren. Daher würde ich dringend professionellen Rat suchen! Ihr müsst da wirklich einiges (nämlich eben doch den Verlust und den Kinderwunsch) aufarbeiten und schauen, was diese Probleme mit eurer Beziehung machen!
Trennen würde ich mich persönlich vorerst nicht, sondern definitiv überlegen, wie man dran arbeiten kann.
Danke für deine Antwort! Ich möchte meinen Mann keinesfalls dazu zwingen dem Kinderwunsch nachzugeben.
Wahrscheinlich ist es tatsächlich das beste, wenn wir gemeinsam eine Therapie machen. Wir haben bereits ein Gespräch bei der Caritas zur Trauerbewältigung gemacht, dass uns in dieser Hinsicht gut geholfen hat.
Dann drücke ich euch die Daumen, dass ihr wieder Empathie und Verständnis für den anderen aufbringen könnt und gemeinsam diese schwere Zeit überwindet!
Hallo,
ich lese eine verzweifelte Mutter und Ehefrau, die nicht akzeptiert, dass ihr Mann mit der Kinderplanung durch ist.
Woher kommt der Kinderwunsch? Ohne es böse zu meinen oder gar verurteilend, aber du bist Anfang 40, hast 2 Kinder und einen Ehemann, der sich -so wie es ist- wohl zu fühlen scheint und sich nun auf einen anderen Lebensabschnitt freut, in dem man wieder etwas unabhängiger/freier wird und sich auch mal wieder als Paar sehen kann.
Ein Kind sollte niemals ein Kompromiss sein, ein Kind bekommt man nicht für jemand anderes, sondern weil es der eigene Wunsch ist. So sollte es zumindest sein. Du zwingst deinem Mann etwas auf und seine Ablehnung, die nachvollziehbar ist, macht ihn für dich unattraktiv.
Ihr habt ein Kind mit Gendefekt bereits gehen lassen müssen, bei einer erneuten Schwangerschaft könnte es schlimmstenfalls gleich aussehen.
Warum all den Kummer nochmal durchleben?
Schätze doch was du hast und versuche mal anderweitige Zukunftspläne zu schmieden.
Die Kinder werden ja auch alle mal groß… was ist für dich der besondere Reiz, jetzt noch einmal ein Baby zu bekommen?
Liebe Grüße
Ich denke du wirst akzeptieren müssen, dass dein Mann keine weiteren Kinder möchte. Dir zuliebe ist der falsche Weg.
Beide müssen es wirklich wollen.
Dein Mann fühlt sich wahrscheinlich genauso hilflos und alleine wie du.
Aber willst du deshalb die Beziehung in Frage stellen? Die Familie trennen?
Der nächste Mann mit Kinderwunsch wartet wahrscheinlich auch nicht an der nächsten Ecke.
Die Gründe die dein Mann nennt mögen für dich nicht plausibel sein, aber für ihn.
Ich könnte dich noch verstehen, wenn ihr keine Kinder hättet.
Aber muss es unbedingt ein weiteres Kind sein ohne Rücksicht auf Verluste?
Wenn du das möchtest, dann musst du dich trennen und dein Glück mit jemand anderem versuchen. Aber ob das klappt?
Einen Mann zu verlassen, den man eigentlich liebt um mit einem anderen Mann auf die schnelle eine neue Familie zu gründen? Die vorhandenen Kinder werden zu Trennungskindern?
Oder angenommen du wirst schwanger von deinem Mann, der eigentlich kein Kind möchte und sich dann vielleicht genau deshalb trennt, weil er nicht damit klar kommt.
Manchmal muss muss man sich eben mit dem zufrieden geben was man hat.
Sehr sensible Antwort gegenüber einer Frau, die eine stille Geburt hinter sich hat - nicht!
Direkt würde ich eher sagen.
Für einen weiteren Kinderwunsch steht nunmal die ganze Familie auf dem Spiel.
Oder nicht?
Fühl dich gedrückt!
Bevor du eine richtige Therapie machst, lass dich erst einmal bei der Caritas, Pro Familia o.
ä. beraten, das ist in der Regel (nahezu) kostenlos und kann schon deutlich weiter helfen.
Je nachdem, wo du arbeitest, bietet vielleicht auch dein Arbeitgeber eine psychosoziale Beratung an. (So etwas habe ich nach einer FG in Anspruch genommen und fand es gut)
Ich denke auch, der Kiwu als solcher und die Art, wie dein Mann mit dir und deinen Gefühlen umgeht, sind zwei verschiedene Geschichten.
Rational spricht sicher alles dagegen. Dein Mann will kein Kind, du hast zwei, und bist schon 40. Ich verstehe dich, bin alleinerziehend, habe zwei Kinder und habe diesen Stich im Herzen, wenn ich denke, dass es kein 3.geben wird.
Ich hab die Leute die vorher so empfinden für bekloppt und undankbar gehalten und jetzt geht es mir genauso. Ein Herzenswunsch. Da helfen kaum rationale Gedanken. Mach dir das bewusst. Da brauchst du keine Therapie, nimm das an. Was du draus machst, ist was anderes. Wenn die Liebe zu deinem Mann weg ist, ist das so. Dann lass dir nichts einreden. Dann kann die Trennung der bessere Weg sein. Deine Enttäuschung kann ich verstehen. Eine Stille Geburt allein in einer Ehe zu durchleben, das wäre für mich Trennungsgrund.