Hi, mir ist leider keine andere Überschrift eingefallen. Ich muss etwas weiter ausholen. Vor fast zwei Jahren habe ich meine Frau bei einen Verkehrsunfall verloren und das hat mich völlig aus der Bahn geworfen. Auch jetzt noch habe ich das Gefühl im Ausnahmezustand zu leben. Ich bin 43 und habe zwei Töchter 8 und 5 Jahre alt und wenn die zwei nicht wären, wäre ich wohl total abgestürzt. Die Kleine kommt gut mit der Situation zurecht. Sie war damals noch recht klein. Die Große reagiert oft mit Wutausbrüchen und es ist generell schwieriger mit ihr. In Anbetracht der Umstände ist das aber verständlich. Was mich betrifft, geht es mal besser mal schlechter. Zu meiner Trauer gesellen sich leider noch Schuldgefühle hinzu. Nur zu Info. Ich war nicht der Unfallverursacher. Näher kann und möchte ich darauf nicht eingehen. Ich bin in Therapie und wir werden von einer Trauerbegleiterin betreut. Bis vor etwa einem halben Jahr konnte ich noch überhaupt nicht darüber sprechen, ohne das ich Flashbacks bekam. Soviel zu meiner Situation.
Nun das eigentliche Anliegen. In einer Trauergruppe lernte ich vor vier Monaten eine Frau kennen. Sie hat ihre Zwillingsschwester unter tragischen Umständen verloren. Wir haben uns gut verstanden, haben Nummern ausgetauscht, falls einer mal eine Schulter zum ausheulen braucht. Wir fingen dann an miteinander zu telefonieren und trafen uns ab und zu auf einen Kaffee. Ich muss sagen, dass ich anfangs dachte, dass ich ihre starke Schulter sein werde. Sie ist immerhin fast 15 Jahre jünger als ich. Doch es kam dann ganz anders. Sie ist zu meinem Fels in der Brandung geworden. Ich konnte mit ihr reden wie mit keinem Therapeuten zuvor. Ich hatte das Gefühl, dass sie mich wirklich versteht und mitfühlt, aber mich gleichzeitig aufbaut und mir auch mal in den Allerwertesten tritt, wenn ich mich hängen lasse.
Sie ist, trotz ihres Verlustes und der traumatisierenden Umstände, voller Optimismus und Lebensfreude. Sie ist emotional so gefestigt, dass ich mich manchmal dafür schäme ein so emotionales Wrack zu sein. Ich habe schnell gemerkt, dass ich mich zu ihr hingezogen fühle, habe das aber immer wieder von mir geschoben. Dass sich daraus irgendwas entwickeln könnte, war unter den Umständen undenkbar und mir wäre es auch nicht in den Sinn gekommen sie jemals über meine wachsenden Gefühle zu ihr aufzuklären. Jetzt war sie es aber, die mir am Samstag gestand, dass sie sich in mich verliebt habe. Mir war das schon eine Weile bewusst, aber ich hatte gehofft, dass auch sie das für sich behält. Ich weiß nämlich nicht, wie das mit uns funktionieren soll. Ich habe sehr große Angst sie zu verlieren. Sie war die letzten Monate mein Lichtblick, oft auch der Grund warum ich überhaupt aus dem Bett gekommen bin. Ich brauche sie. Ohne sie falle ich wieder in das dunkle Loch. Aber was habe ich ihr zu bieten? Uns trennen 15 Jahre. Ich bin Vater von zwei Kindern und darüber hinaus ein seelisches Wrack. Ich habe ihr gesagt, dass auch ich mich zu ihr hingezogen fühle, aber dass ich Zeit brauche um darüber nachzudenken. Ich weiß ehrlich nicht was ich machen soll? Wenn ich mich auf eine Beziehung mit ihr einlasse und das in die Hose geht, verliere ich sie. Wenn ich sie zurückweise, verliere ich sie vielleicht auch.
Ich weiß gar nicht was ich eigentlich hören will. Vielleicht einfach nur wie Dritte das ganze sehen.
PS. Noch eine Bitte. Wenn ihr antwortet, dann bitte ohne Beileidsbekundungen. Ich weiß, es ist gut gemeint, aber davon hatte ich in letzter Zeit genug.
Vielen Dank
Nach dem Tod der Partnerin
„Aber was habe ich ihr zu bieten? Uns trennen 15 Jahre. Ich bin Vater von zwei Kindern und darüber hinaus ein seelisches Wrack.“
Das ist die Gefahr, wenn man 15 Jahre älter ist. Man neigt dazu den anderen wie ein kleines Kind zu behandeln und zu bevormunden.
Es liegt nicht an dir zu entscheiden, was du ihr zu bieten hast. Sie sieht in dir jemand, der ihr was bieten kann. Ihr Urteil über dich solltest du für dich so annehmen.
Da ist sicher was dran. Es mir allerdings schwer das in mir zu sehen was sie sieht. Ich bin eigentlich nur noch ein Schatten meiner selbst.
Mal ehrlich, der Mensch zeigt in Zeiten größter Not seinen wahren Charakter.
Und nachdem was du erzählst, was du ihr alles bereits von dir erzählt hast, gibt es wahrscheinlich kaum jemand in deinem Leben, der dich besser kennt als sie.
Sie hat sich in dich verliebt. Du dich auch in sie! Was gibt es Schöneres?
Sie könnte die Richtige sein für dich! Aber ohne Risiko wirst du das nicht herausfinden.
Ich wünsche dir Mut und Zuversicht und das grosse Glück mit ihr!
Danke für deine Antwort und die guten Wünsche. Ich fürchte aber so einfach ist das alles nicht.
Na ja mein Mann und ich haben fast den gleichen Altersunterschied, glücklich zusammen seit 18 Jahren, haben Kinder... ich sehe das nicht als Nachteil, gerade im Gegenteil...jeder schöpft von dem anderem... er war schon gefestigt, wo unsere erste Tochter geboren wurde war ich noch mitten im Studium...er konnte mich unterstützen, finanziell ging es uns immer gut...
Aber zu deiner Situation - Liebe ist das einzige, was am ende zählt. Lasst es ruhig angehen und dann siehst du, was daraus wird. Sie wird ja nicht nur deine neue Partnerin, sondern auch die Ersatzmutter für deine Kinder. Es muss die Chemie zwischen allen stimmen. Sie ersetzt nicht deine Frau, niemals natürlich. Aber sie wird irgendwann in der Familie diese autoritäre weibliche Komponente sein. Sie muss sich bewusst sein, dass ihr eben ein 3er Pack seit mit allem, was es so mit sich bringt.
Und nein, du solltest dich nicht bis ende deiner Tage mit Trauer in ner Ecke verkriechen. Du hast ein Lichtblick in deinem Leben, halte ihn fest und lasse ihn zu einen strahlenden Sonne werden... es hilft nichts und ändert die Situation auch nicht, wenn du in der Vergangenheit lebst und dich bestrafst/quälst.
Der Altersunterschied allein ist nicht das Problem. Es ist nur einer von vielen Faktoren.
Hallo
Hier eine Stimme aus der vorsichtigen Ecke:
Ich bin mir nicht sicher, ob du tatsächlich in sie verliebt bist oder ob du ihre Person vielmehr als seelische Stütze in der eigenen Not siehst. Du kannst sie brauchen, schätzt ihre Präsenz, ihr Kümmern, ihr Interesse, sicherlich auch ihre Schmeicheleien (tut der Seele soo gut). Aber ist es Verliebtheit von dir? Und wenn du ihr sagst, daß du evt nicht dasselbe empfindest, wird ihre 'Unterstützung' schwinden, sie die Motivation verlieren, für dich da zu sein? Dann würde ich mich an deiner Stelle den Tatsachen lieber heute als morgen stellen, bevor der Fall noch tiefer wird. Ihre 'Stärke', kann durchaus aus der Energie kommen, die sie wegen ihrer Verliebtheit aufbringt. Sieh es aber realistisch: Sie kann gar nicht so ein harter Brocken Stein sein, als die sie sich mit dir gibt, wenn sie einst selbst Hilfe brauchte. Ist ja total menschlich. Aber macht euch ggs. nichts vor, wenn da ausser der (momentanen) Verliebtheit aus der Not heraus ansonsten nicht viel Gemeinsames ist.
LG
Ich habe nicht geschrieben,dass ich in sie verliebt bin. Ich fühle mich zu ihr hingezogen. Sie ist eine sehr schöne junge Frau und ich hatte in den letzten zwei Jahren praktisch kein Sexualleben. Ob mir das schmeichelt? Vermutlich ein wenig. Aber ich hatte noch nie ein Problem Frauen kennenzulernen. Seit ich alleinerziehend und Witwer bin eigentlich noch weniger.
Mir geht es bei ihr aber nicht nur um Sex. Ich sehne mich nach Nähe, Zuneigung und Zärtlichkeit. Nur weiß ich nicht genau ob sie nicht einfach nur ein Mittel zum Zweck ist. Es ist sehr verworren. Wenn ich an sie denke, dann geht es mir einfach gut. Ich bin gerne mit ihr zusammen und ich begehre sie. Aber es gibt immer noch Moment, in denen ich mir wünsche meine Frau wäre noch bei uns. Immer dann wenn ich mal schön und unbeschwerte Momente mit den Mädchen habe. An Geburtstag und Feiertagen. Aber auch wenn es mir schlecht geht, denke ich oft an sie und bin wütend auf die ganze Welt in am meisten auf meine Frau selbst.
Sie weiß doch, welches Paket du mit dir rumschleppst. Sie kennst deine Leidensgeschichte, deine Hochs und Tiefs, weiß von deiner Trauer, deinen Kindern, deinen Emotionen. Ihr habt das klassische Kennenlernen hinter euch. Trotz oder genau deshalb weil du so bist wie du bist hat sie sich verliebt. Gib dir und euch eine Chance, egal wie langsam ihr es angeht. Daraus wird sehr wahrscheinlich etwas Wunderbares. Ihr alle 4 könnt eigentlich nur davon profitieren. Deine Tochter merken, wenn deine Emotionen Achterbahn fahren, dein Fels in der Brandung kann sich erden.
Und denk nicht über die 15 Jahre nach,
Ich wünsche euch alles Gute und wünsche euch von Herzen eine gemeinsame Zukunft.
Hallo Witwer,
du hast unter äußerst traumatischen Umständen deine Frau & Mutter deine Kinder vor zwei Jahren verloren. Das ist - für meine Begriffe - noch wirklich keine lange Zeit. Du schreibst selbst, dass du noch professionell begleitet wirst.
Wenn ich dir überhaupt in dieser Situation etwas raten darf - denn ich weiß nicht, ob mir dies überhaupt zusteht, da ich noch nie einen Partner verloren habe - dann vor allem eines:
VERZEIHE dir selbst. Verzeihe es dir, dass du deine Frau nicht retten konntest und verzeihe es dir, dass du dich nun zu dieser neuen Frau hingezogen fühlst, die so sehr für dich da ist, dich versteht und ähnliches erlebt hat. Du wirst nicht neu beginnen können, solange du DIR nicht selbst verzeihen kannst. Aus deinen Beiträgen lese ich soviel Zweifel heraus.
Zweifel, die für mich - korrigiere mich bitte, wenn ich mich täusche - darin liegen, dass du dir nicht verzeihst
DASS DU LEBST ....
VLG von deichbrise
Hallo!
Warum muss immer alles so schnell gehen?
Ich habe meinen Mann auch vor fast 2 Jahren verloren.
Wir waren 47 Jahre verheiratet und ich fühle mich wie amputiert.
Außer Freundschaft könnte ich mir noch nichts vorstellen.
Aber eine gute Freundschaft ist doch toll.
Und sich dann erst mal Zeit geben.
Eva
Hallo, ich an deiner Stelle würde ihr sagen, wie es ist. Dass du sie sehr schätzt, dich zu ihr hingezogen fühlst, aber dass du selbst nicht weißt, was die Zukunft für euch bereit hält und auch zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen kannst, ob es zu einer Beziehung führt.
Auch wenn euch beide ein furchtbarer Verlust verbindet und man nicht von "schlimmer" oder "weniger schlimm" sprechen kann, so finde ich dennoch, dass der Verlust eines Partners, mit dem man eine Familie gegründet hat und davon ausging, dass man sein Leben mit ihm verbringt, eine andere Dimension darstellt. Dass der Prozess des Trauerns noch nicht abgeschlossen ist, spürt man in jeder Zeile deines Textes. Und das ist okay so, es darf so sein. Dazu gehört auch stellenweise Wut.
Du musst jetzt nichts entscheiden, es ist zu früh für Entscheidungen dieser Art. Du bist unsicher, weil du spürst, dass jetzt gerade noch nicht die Zeit dazu gekommen ist.
Ihre Reaktion darauf könnte vielfältig ausfallen, schau doch mal was passiert in nächster Zeit und ich bin fest davon überzeugt, dass du dir schon in ein paar Wochen klarer bist diesbezüglich.
Ich würde dir gerne zudem empfehlen, weiterhin therapeutische Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Ich wünsche dir und deinen Kindern alles Liebe!
Als ich meinen zweiten Mann kennenlernte, waren wir zwei Menschen mit einem ziemlich großen emotionalen Rucksack.
Er: 18 Jahre älter als ich, nach 17 Jahren Ehe ließ ihn seine Frau "wegen Selbstmorddrohungen" (komplett erfunden) in die Psychiatrie einweisen und brannte in der Zeit mit einem Jüngeren durch. Nahm nicht nur die beiden Töchter mit sondern auch den gesamten Inhalt der Wohnung, Konto leer, er hatte NICHTS mehr - garnichts.
Genau in der Woche, als das neue Scheidungsgesetz 1977 rauskam - Ende vom Lied: Er musste für sie und die Kinder soviel Unterhalt zahlen, dass ihm fast nichts blieb dank eines "netten" Richters.
Dazu noch Schulden, weil sie seine Unterschrift bei Bestellungen fälschte.
Ich: 25 Jahre alt, nichtschuldig geschieden, auch einen Berg Schulden, den ich übernehmen musste (sonst wäre ich nicht geschieden worden - tja, war damals so) 2 kleine Kinder und ein Riiiesenmisstrauen gegen Männer in mir, da mein Geschiedener nicht nur soff wie ein Loch sondern mich auch noch mehrfach zusammengeschlagen hatte.
So - da waren wir zwei - lernten uns im Fasching kennen. Ich verliebte mich echt nicht gleich in den "alten Mann" aber er war beharrlich, fürsorglich, sehr verständnisvoll - und dann schlug es ein Nach zwei Jahren Testlauf heirateten wir und waren insgesamt 35 Jahre ein Dreamteam, welches sich 100% aufeinander verlassen hat.
Wie wir das schafften? Keine Ahnung - zuerst mal machten wir einen Schlussstrich unter unser bisheriges Leben und schauten nur nach vorne. Viel Arbeit, Schulden abbauen - aber trotzdem ganz viel Humor und ganz viel Liebe und Spaß.
Das geht - aber man muss es auch wollen und konsequent durchziehen. Wir hätten nun beide auf unseren Altlasten ewig herumreiten können und sie bei jeder passender und unpassender Gelegenheit hervorziehen. Das geht nicht, das kann ich nicht, hach du weißt ja, meine Vergangenheit usw usw. bringt nichts, ist absolut nicht hilfreich und versaut nicht nur die Gegenwart sondern auch die Zukunft.
Warum versuchst Du es nicht einfach mit einer Beziehung? Die Frau kennt Dich, Du vertraust ihr - alles andere kann man doch einfach auf sich zukommen lassen? Hör endlich auf, irgendwelche Haare in der trüben Suppe der Vergangenheit zu suchen. Die Suppe ist kalt.
Das heutige Leben ist heiß und - viel zu kurz, um es mit ewiger Trauer zu belasten.
Deine Kinder brauchen einen fröhlichen Papa, der Du ganz sicher sein kannst - dazu eine liebe Frau - mein Gott, was hast Du zu verlieren? Nichts - Du kannst nur gewinnen.
Macht eine klare Vereinbarung - die machten wir auch - wir versuchen es miteinander, alles kann, nichts muss - und wenn es nicht klappt, gehen wir ohne Groll auseinander..... wie gesagt, es wurden 35 Jahre, dann starb er leider.
Eine ganz tolle Therapeutin, die ich vor ein paar Jahren mal brauchte (hatte nichts mit meinem Mann zu tun) sagte mir "man kann sich die Lebensfreude auch kaputtgrübeln, geht schneller als man glaubt."
Stimmt!
Hör auf zu grübeln und nimm Dein Leben in die Hand -auch Deinen Kindern zuliebe, die einen lebensfrohen Papa sicher sehr brauchen können.
LG Moni