Wie kommt man aus dieser Rollenverteilung wieder raus?

Hallo,

mein Freund und ich wohnen seit 2,5 Jahren zusammen.

Ganz am Anfang hatten wir eine ganz gute Aufteilung, was den Haushalt angeht. Ich hatte schon immer etwas mehr zu tun, weil er viel nicht sieht und vom Typ eher chaotisch ist. Am Anfang habe ich ihn oft darauf hingewiesen, wenn er was rumliegen ließ oder das Waschbecken nach dem Rasieren nicht sauber gemacht hat.

Ich hatte das Gefühl, dass er sich bemüht. Irgendwann hatten wir aber Streit deswegen, weil es ihn genervt hat. Ich hatte dann verschiedene Regeln, die ich mir selbst gesetzt habe: zwei seiner Sachen kommentarlos selbst wegräumen und bei jeder dritten Sache darauf hinweisen / nur auf eine Sache pro Tag hinweisen / nur darauf hinweisen, wenn das Aufräumen oder Saubermachen mehr als zwei Minuten in Anspruch nimmt.

Er hat aber nach einer Weile fast immer gereizt und genervt reagiert und da ich super harmoniebedürftig bin, hab ich wenige Monate, nachdem wir zusammengezogen sind, aufgehört, irgendwas anzusprechen und einfach alles hinterhergeräumt.

Er hatte aber feste Aufgaben, die er übernommen hat. Abgesehen von diesem Ungleichgewicht durch seine Unachtsamkeit hatten wir anfangs eine gute Aufgabenverteilung.

Recht schnell fing es aber an, dass er Schwierigkeiten im Studium hatte, während es mir leicht fiel. Ab dem zweiten Semester war ich studentische Hilfskraft (zuerst sechs Wochenstunden, inzwischen sechzehn) und hatte ein Stipendium. Er hat irgendwie immer Jobs, die ihn total anstrengen und in denen er nie lange bleibt. Gleichzeitig muss er sehr viel für sein Studium machen, viel mehr als ich.

Dadurch hat es sich ergeben, dass ich immer mehr Aufgaben von ihm übernommen habe. Zuerst war es nur so, dass wir beide meinten, das sei gerade eine schwierige Phase für ihn und bald bringt er sich dann wieder mehr ein. Aber ich habe einfach das Gefühl, es hört nicht auf.

Es gibt immer einen Grund, warum ich gerade alleine für den Haushalt zuständig bin. Ich will das nicht. Aber ich habe auch immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich was von ihm verlange, weil ich ja sehe, wie hart er arbeitet.

Wie schaffe ich es nur, aus diesem Hamsterrad auszubrechen? Oder hättet ihr noch Geduld mit ihm, bis er sein Studium beendet hat? Aber ich denke, nach dem Bachelor kommt der Master und dann Berufseinstieg oder Promotion … Ich sehe da einfach keine Perspektive auf Verbesserung. Wie machen andere das denn?

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Hey!

Ich würde sagen, dass ihr beide noch sehr jung seid und das Leben vor euch habt.
Du probierst gerade aus und stellst fest, dass dein Partner eine faule Socke ist, dich seine Drecksarbeit machen lässt, ein Leben im Hotel forciert und ihr auch nicht über Konflikte sprechen könnt, weil er dich mit seiner Aggressivität mundtot macht. Das sind keine schönen Züge!

Dieses Ungleichgewicht kann man vielleicht noch ignorieren- aber schau genau hin. Seine aggressive Art, wenn ihm etwas nicht passt, erstickt auch später jede Diskussion im Keim. Du wirst ständig zurückstecken, auf rohen Eiern laufen.. Nun hast du Zeit und Kraft- aber irgendwann arbeitest du Vollzeit, hast eine größere Wohnung, vielleicht noch Kinder mit ihm. Und er ruht sich auf dir aus. Er wird nicht plötzlich vor Energie strotzen, sondern immer deine Energie abzapfen.

An deiner Stelle wäre das, aus meiner Perspektive, ein Grund, die Beziehung zu überdenken, weil das Fundament nicht passt.

So jung stehen dir alle Möglichkeiten offen. Ich weiß nicht, ob ich mich an so eine faule Socke verschwenden würde.

Liebe Grüße
Schoko

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Ich wuerde auf gar keinen Fall noch laenger warten. Ich wuerde ihm sagen, dass er alles allein machen muesste, wenn er allein wohnen wuerde und ihn fragen, wie und was von seinem Haushalt uebernimmt.

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Hallo, aus meiner Sicht ruht er sich darauf aus, dass du stillschweigend immer mehr machst. Bartstoppeln im Waschbecken nach dem Rasieren nicht entfernen? Sorry, aber das geht nicht! Wenn er weder mit Studium noch mit Job so richtig hinterher kommt, ist er vielleicht auch einfach nur faul. Im Haushalt das gleiche. Ich würde an deiner Stelle darauf hinweisen, dass dein Tag ebenfalls 24 h hat und du nicht die Putzfrau bist. Wenn das nicht hilft, einfach ebenfalls sämtliche Tätigkeiten im Haushalt einstellen. Ich hatte auch ein schwieriges Studium mit sehr anstrengenden Prüfungsphasen und bin echt kein Putzteufel, aber eine Studentenwohnung halbwegs nutzbar zu halten erfordert auch nicht mehr als eine Stunde Arbeit pro Woche fürs putzen und täglich 10 Minuten zum Spülen. Plan machen, dran halten und gut.

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Meine Empfehlung, wenn (meistens) Männer sich zu Hause gerne bedienen lassen: Haushälterinnen-Tätigkeiten einstellen.
Ein Mann, der studiert, wird eine Waschmaschine bedienen können und kann seine Wäsche selbst waschen. Er wird auch nicht verhungern, wenn du nicht für ihn mit kochst.
Seine Sachen würde ich nicht aufräumen, sondern nur wegräumen: ein großer Umzugskarton und alles rein, was irgendwie rumliegt. Wenn er was braucht, kann er sich die Sachen selbst daraus suchen und wenn er es zeitlich einrichten kann, soll er die Dinge wegräumen.

Mir wäre das egal, ob er schlechte Laune bekommt. Nimmt er Rücksicht auf deine Launen? Du kriegst schlechte Laune, weil du die Mutter-Rolle übernommen hast und ihm zu Hause beim Haushalt den Rücken freihältst.
Du musst kein schlechtes Gewissen haben, wenn er seinen Teil zu Hause zu erledigen hat. Er hilft dir nicht im Haushalt, er putzt seine Wohnung. Das sollte ein erwachsener Mensch schaffen. Wenn er alleine oder in einer WG wohnen würde, müsste er sich auch um den Haushalt kümmern.
Lass dich bloß nicht als Dienstmädchen einspannen! Phasenweise kann man dem Partner was abnehmen oder sich alleine kümmern, aber nicht auf Dauer.

Wenn er diskussionsbereit ist, macht einen verbindlichen Putzplan. Da kann man sich ja aufteilen, wem was leichter fällt oder wer welche Aufgaben lieber übernimmt.

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Huhu,

also als erstes: Haushalt ist hier auch Streitthema Nr 1. Ich glaube, Männer sehen tatsächlich weniger und verlassen sich gern auf uns.
Erst gestern war ein befreundetes Pärchen bei uns und die Berichten genau das gleiche.

Deine Strategie in allen Ehren,aber das klingt auch anstrengend 🤣

Bei meinem Mann ist es so ,dass er mittlerweile die Wäsche etwas im Blick hat und Einkaufen geht. Kochen ist auch eher sein Bereich.
Alles andere erledige ich (Bin aber momentan auch in Elternzeit)...
So ,was kannst du tun: Reden!
Sag es ihm eigentlich genau so,wie du es hier geschrieben hast:
“ Schatz, ich sehe dein Studium ist intensiv und du musst mehr machen als ich.dafür habe ich Verständnis. Allerdings benötige ich etwas Hilfe im Haushalt. Allein schaff ich es auf Dauer nicht. Was macht dir am meisten Spaß? Was könntest du dir vorstellen DAUERHAFT hier zu übernehmen?"

Ich habe übrigens hier auch aufgehört zu bitten und zu betteln. Ich fange einfach an in seiner Gegenwart rumzuwuseln. Das nervt ihn etwa und das schlechte Gewissen setzt ein. Dann hilft er mit. Den Wäschekorb Stelle ich in die Stube und lasse ihn kommentarlos stehen. Das klappt super. Außerdem hab ich auf einen Saug - und Wischroboter bestanden. Den haben wir hälftig bezahlt.


Viel Erfolg
LG Audrey

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Bitte nicht Männer um "etwas Hilfe im Haushalt" bitten lassen. Ich helfe meiner Oma im Haushalt, wenn sie nicht alleine klarkommt. Jemand, der in dem Haushalt wohnt, der hilft nicht, der putzt einfach seine Wohnung.

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Genau deswegen habe ich aufgehört zu Bitten...aber alle anderen Strategien funktionierten genau so wenig. Und alles stehen und liegen lassen von ihm kann ich auch nicht,ich möchte mich hier wohlfühlen. Zwei Kinder machen genug Unordnung und Dreck.

Ich fand die Idee mit der Kiste von einer anderen te ziemlich gut...

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„Es gibt immer einen Grund, warum ich gerade alleine für den Haushalt zuständig bin.“

Ich stimme Schoko zu. Dieses Muster, was du jetzt bereits bei ihm siehst: Jedes Projekt ist schwierig. Alle Arbeiten führen dazu, dass er sich in einer Notsituation befindet. Du bist derjenige, der das auffangen soll im Haushalt. Das wird auch nach dem Studium nicht enden. In seinem Arbeitsleben wird er die schwierige Arbeitsstelle erwischt haben, das komplexe Projekt, den blöden Chef. Die äußeren Umstände werden Schuld sein.

Diese Denkweise ist grundlegend und nicht von einem auf den anderen Tag zu ändern. Das sollte dir bewusst sein. Und an deiner Stelle würde ich ebenfalls die Beziehung überdenken.

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Hallo,

ich nehme an, dass du auch seine Wäsche wäschst.
Es fällt schwer, aber ich würde 2-3 Mal nur deine Wäsche waschen, bügeln und seine unbeachtet liegen lassen. Mal sehen, ob es ihm gefällt.

Ich hatte einen Freund, der auch so war. Das hat dann für eine Weile geholfen. Aber wie gesagt, es fällt schwer, denn es gibt sicher Streit. Bleib stark!

VG

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Wäsche waschen ist noch am wenigsten anstrengend im Haushalt. Er könnte zum Beispiel für Böden zuständig sein also saugen und wischen und Badputzen im Wechsel. Eine Woche die TE und die andere der Freund. Falls er kocht, zumindest das Gröbste wegräumen. Es soll klar abgesprochen sein ohne Ausreden. Außer einer ist krank oder verreist.

Mein Bruder war vor seiner Ehe auch sehr bequem und ließ alles von der Mama machen. Durch meine Schwägerin ist er richtig pflichtbewusst geworden was die Hausarbeit angeht, da war sie aber sehr konsequent. Beide waren damals Mitte 20. Es ist also nicht zu spät

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>>>Ganz am Anfang hatten wir eine ganz gute Aufteilung,<<<

Also gehe ich mal davon aus, dass er seit ca 2 Jahren seinen Pflichten nicht nachkommt und sogar gereizt bis stinkig reagiert, wenn du das Thema anschneidest.

Hast du dir mal vor Augen gehalten, wie dreist er sich eigentlich verhält?
Er nutzt deine Harmoniebedürftigkeit gnadenlos aus!

Würdest du dir so etwas von einem Arbeitskollegen oder einem WG-Mitbewohner bieten lassen? Du machst seine Arbeit mit und der andere wird sauer, wenn du das ansprichst?

Versetze dich mal gedanklich in das Jahr 2032, vielleicht seid ihr bis dahin etabliert, habt ein Haus, evtl. ein Kind und er macht immer noch nichts, denn ....es hat ja jahrelang so geklappt. Einfach "nicht sehen" was gemacht werden muss...

WANN soll er es denn lernen, wenn nicht jetzt?

Ich würde keine Strategien mehr ausprobieren, du bist weder seine Mutter, noch seine Lehrerin oder seine Therapeutin.
Zitiere ihn an den Tisch, sage ihm klar, dass du das so nicht mehr hinnehmen wirst und du dir deine Zukunft mit ihm so nicht vorstellen kannst.

Ist sicher nicht einfach, weil ja auch Liebe im Spiel ist, aber manchmal reicht Liebe allein nicht.

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Würde dein Freund alleine leben, müsste er den Haushalt ja auch schaffen.

Scheinbar ist er grundsätzlich schlecht organisiert und schnell überfordert - daran sollte er arbeiten. Sich also generell neu strukturieren.

Ich würde ihm definitiv nicht die ganze Hausarbeit abnehmen. Und seinen eigenen Dreck entfernen (Bartstoppeln etc.) ist ja wohl das Minimum des Erwartbaren!

Ich würde sonst tatsächlich gar nix mehr für ihn machen!

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Nein, ich stimme Dir nicht zu. Er müsste den Haushalt nicht alleine schaffen. Weil es auch Menschen gibt, denen es komplett wumpe ist, ob der Boden gewischt, die Spülmaschine ausgeräumt, die Wäsche jeden Tag gewaschen wird. Die leben nicht für den permanenten Hausputz. Und sind glücklich. Lustig wäre doch mal so ein Thread aus Mannes Sicht: Meine Freundin räumt mir alles hinterher und motzt mich ständig an, dass ich nicht ordentlich bin wie sie. Die Antworten aus Mannessicht würden mich interessieren.

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Es ist aber ein Unterschied, ob er sehr wenig macht oder ob er GAR NICHTS macht.

Ein Single-Mann wird wohl auch Wäsche waschen und ab und zu Geschirr spülen. Und wenn er nicht grade wirklich ein Messi ist ab und zu putzen und die Bäder säubern.

Wenn aber plötzlich die Partnerin alles erledigt, kann der Mann nicht mehr erkennen, dass der volle Mülleimer nicht von alleine raus läuft? Und das begründest du echt darin, weil der Mann es als Single einfach auch nicht machen würde? Sorry, nee.

Unterschiedliche Standards wird es geben, ja. Aber völlig realitätsfern sind auch (gesunde!) Single-Männer nicht!

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