Mein Mann lügt

Guten Abend, ich möchte euch kurz und knapp über meinen Mann erzählen.. nach vielen Jahren ehe merke ich leider erst jetzt, wie mein Mann GENAU tickt.

Mir ist aufgefallen, dass er viele Sachen die er „falsch“ macht schön redet und andere beschuldigt. Er will nie wahr haben, dass er Fehler macht sondern meint immer, dass andere Fehler machen.
Ich weiß nicht was er für ein Problem hat aber es interessiert mich sehr wieso er so ist! Das beste ist, sobald ich ihn auf sowas anspreche tickt er völlig aus. Ich erkenne ihn nicht wieder. In letzter Zeit fällt mir sowas öfter auf, aber mittlerweile sage ich nichts mehr, weil ich keine Lust auf seine endlose Diskussion habe und das er ausrastet und die Tür zuknallt (wie ein Kleinkind).

Was denkt ihr darüber? Wieso ist er so? Wie kann ich ihm klar machen, dass ich so etwas gar nicht mag und das es doch gar kein Problem ist, Fehler zu machen und sie einzugestehen. Ich versteh nicht wie man so sein kann, er ist eigentlich sehr selbst sicher aber in der Hinsicht ganz schrecklich.

Danke

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.... oder vielleicht ist er auch jemand, der gerne auf andere herabschauen möchte und es daher nicht mit seinem Selbstbildnis der Makellosigkeit vereinbaren kann.

Ich würde mich nicht groß mit dem "warum" beschäftigen- damit läufst du sonst Gefahr, respektloses Verhalten dir gegenüber zu verzeihen, weil du Mitleid mit dem Hascherl hast.

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Mmh, ich bin ein Mensch, der gerne analysiert wieso weshalb aber alles was du da schreibst ist er. Er schaut auch gerne herabschauend auf andere aber wie du vorhin gesagt hast, ich denke es ist Scham.

Wie komme ich mit so jemanden klar?
Ich hasse partout LÜGEN! Oder schwindeln oder wie auch immer man das bezeichnen will. Ich kann das einfach nicht tolerier und es macht mich sauer!

Lieber habe ich jemanden der mir Klipp und klar die scheiss Wahrheit sagt auch wenn sie sonst so doof ist wie jemand der mich anlügt weil er keine Fehler eingesteht.

Das mit der Erziehung ist mir sehr wichtig! wir haben selbst ein Kind und möchte keinesfalls dass mein Kind so etwas „lernt“ oder eben dass ich falsch erziehe.
Gibt es eigentlich hierzu gute Bücher zur Erziehung?

Danke dir für deine Antwort, die war sehr gut und klar für mich. :-)

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Ich bin mal so frei und antworte auf deinen Post, da du dich auch auf einige Sachen bezogen hast, was ich oben geschrieben habe.

Leider ist es so, dass er von sich aus sein Verhalten ändern wollen müsste. Ihn auf negative Gefühle anzusprechen, die er zu vermeiden versucht, wird dazu führen, dass er noch mehr abblockt. Schoko hat deshalb recht, dass du auf deine eigene Grenzen achten musst trotz des Verständnisses für den Partner.

Das beste Buch, was ich kenne, was den Erziehungsstil mit den späteren Umgang mit Gefühlen erklärt ist von Prof. John Gottmann „Relationship Cure“. Das Buch erläutert auch die Schwierigkeiten damit im Zusammenhang mit Beziehungen und ist dazu empirisch fundiert. Das gibt es leider nur auf Englisch. Allerdings gibt es deutsche Internetseite, die gewisse Hilfestellungen geben, wenn du Schlagwörter wie „Primäre Gefühle und Sekundäre Gefühle“ oder „Wut als Sekundäres Gefühl“ googlest.

Zum Thema Kindererziehung, was im Einklang mit den Ergebnissen von Prof. Gottmann ist, ist das Buch, was es auch auf deutsch gibt „So sag ich‘s meinem Kind - Wie Kinder Regeln fürs Leben lernen“ von Adele Faber und Elaine Mazlish.

Das Buch ist im Gegensatz zu den Bücher von Prof. Gottmann mehr auf der praktischen Seite und gibt einen Toolbox für schwierige Situationen für Kinder mit. Kann ich auch empfehlen.

Zusammenfassend geht es darum die schwierigen Gefühle wie Wut, Enttäuschung, Hilflosigkeit, Trauer vom Kind zuzulassen anstatt diese klein zu reden („so schlimm ist das doch alles nicht“), das Kind abzuhärten („starke Jungs weinen nicht“, „sei doch kein Baby“) oder die Gefühle zu ignorieren („du bist doch garnicht müde“), Kinder empathisch zu begegnen und für später Werkzeuge mitzugeben mit diesen schwierigen Gefühlen umzugehen.

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Eine definitive Antwort warum er so ist, wirst du nicht bekommen. Womöglich weiß er selbst nicht so genau, warum er damit ein Problem hat.

Wenn ich raten dürfte, würde ich sagen, dass der Gedanke für ihn Fehler zu machen schambehaftet ist. Vielleicht wurde er als Kind immer wieder als dumm bezeichnet oder als Idiot hingestellt, wenn er Fehler gemacht hat. Um diese Situation zu entkommen, lügt er lieber anstatt diese zuzugeben.

Wenn in der Erziehung Schwäche nicht toleriert wurde, dann fällt es den späteren Erwachsenen schwer Schwäche zu zeigen. Damit verbunden ist Scham das schwierigste Gefühl sich selbst einzugestehen. Sie werden dann aus Hilflosigkeit wütend. Diese Menschen wirken nach außen stark und selbstsicher, da etwas anderes nicht akzeptabel ist.

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Kann mein Mann auch gut, habe ihn so kennengelernt und bin bis heute fasziniert, wie er das so verbal drehen kann. Ganz oft muß ich darüber einfach nur lachen.

Ich habe das nie zur Diskussion gestellt oder nach wirklichen Ursachen gesucht. Ist für mich halt ne Macke von ihm, mehr nicht. Von Anfang an habe ich allerdings zu verstehen gegeben, das ich das durchschaue und je nach Intensität seiner Aussage und eigener Laune reagiere ich da auch ganz unterschiedlich von ernst bist belustigt, alles dabei. Kurz und schmerzfrei anmerken, das doch wohl etwas anders aussieht, als er schildert. Es gab bisher nur ganz wenige Situationen, wo ich dann auch sauer wurde. Vorhergesagtes Unwetter, Pavillion nicht gesichert, das Teil landet natürlich auf meinem Auto....und ich soll schuld sein, weil ich falsch geparkt hätte. Nee, damit kommt er dann nicht ungeschoren davon. Für mich sind das auch keine richtigen Lügen, nicht mal eine falsche Wahrnehmung (er weiß ja, das es Quatsch ist, was er da sagt). Ich lasse es halt nur nicht im Raum stehen, manchmal nur mit einem Blick, manchmal mit einer kurzen Ansage, oft mit etwas dazwischen.
Aber, und das ist für mich ganz wichtig....er ist deswegen noch nie ausfallend geworden, meistens reagiert er mit einem verschmitztem Lächeln, einer Beschwichtigungsgeste. Mit seiner Macke kann ich leben, eine Reaktion wie bei deinem Mann würde ich weder tolerieren noch akzeptieren....schlichtweg ein No-Go.

Diese doofe Eigenschaft lässt sich aus meiner Sicht allerdings nicht über Jahre verbergen. Fehler eingestehen hat nicht jeder im Elternhaus gelernt und daraus wurde dann halt so ein blöder Automatismus, eine von vielen Möglichkeiten. Wenn ich meinen Mann als Lügner bezeichnen würde, dann wäre er (denke ich) ziemlich entsetzt. Er kann halt keine Fehler eingestehen, redet sich raus...er schadet niemandem damit. Es geht also nicht so weit, das er wirklich anderen seine Fehler unterschiebt....wäre für mich auch inakzeptabel.

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Und was ist er sonst für ein Typ? Braucht er viel Bestätigung, ist er sehr von sich oder seiner Arbeit überzeugt, wie geht er mit deinen Fehlern um? Ist er neidisch auf andere Kerle?