Hallo,
Ich weiß nicht ob ich zu viel erwarte....
Mein Mann und ich sind seit 2,5 Jahren verheiratet und haben zwei Kinder.
Vor 6 Monaten habe ich meine Schwester verloren, seitdem ist mein Mann komisch zu mir, er ignoriert es komplett und kommt immer mit seinen Problemen an.
Ich muss ihm dann stundenlang zuhören,
wie schlecht es ihm denn geht.
Er hat mich kein einziges Mal in den Arm genommen und mich gefragt wie es mir geht.
Ständig geht es um ihn, ich habe ihn daraufhin angesprochen, geändert hat sich nichts.
Mittlerweile zweifle ob ich überhaupt mit so einem Menschen alt werden möchte. Diese negative Eigenschaft ist mir vorher nicht bekannt gewesen.
Was denkt ihr, ist sowas normal?
Enttäuscht vom Ehemann
Tut mir leid dass du deine Schwester verloren hast :(
Ich habe da eine zwiegespaltene Meinung…
Jeder Mensch reagiert anders und ich vermute er weiß damit nicht umzugehen und versucht dich mit seinen Problemen abzulenken und überspielt damit seine kompletten Gefühle. Wenn er noch keinen vergleichbaren Todesfall hatte, dann kann er sich vermutlich auch nur sehr schlecht hineinversetzen und reagiert total “falsch”. Sprich dann lieber mit Menschen die so etwas erlebt haben und hol dir dort deinen Trost bzw versuche nicht so stark über die Reaktionen von anderen zu urteilen. Ich habe schon verschiedene unangebrachte Reaktionen erlebt und immer war es aus absoluter Überforderung. An den mann hat man meist noch höhere Ansprüche, das macht es für ihn nicht einfacher.
ABER, nicht mal in den Arm nehmen und gar nicht danach fragen finde ich schon bedenklich. Da würde ich mich auch fragen ob er noch ganz knusper ist…
Ob es echt eine Blockade sein kann oder ob er wirklich so emotional abgestumpft ist musst du bewerten.
Alles gute, fühl dich gedrückt
Ich sehe das ähnlich wie Juju.. Ich selber kann auch nur sehr sehr schwer mit dem Thema Tod umgehen.. Ich will auf keinen Fall irgendjemandem auf die Füsse treten oder ihn belästigen. Ich bin dann auch eher der Typ "nicht drüber reden, ablenken mit anderen Dingen". Ich selber hatte letztes Jahr auch einen sehr sehr schweren Tod zu verarbeiten (Kind), ich wollte einfach nur in Ruhe gelassen und nicht darauf angesprochen werden. Für mich war das das schwierigste, wenn das Thema immer wieder aufkam, bei jeder Nachfrage wurde die Wunde wieder frisch aufgerissen. Ich denke für die Leute um einen ist es extrem schwierig richtig zu reagieren.
Was hat er denn für Probleme? Haben die auch mit dem Tod deiner Schwester zu tun? Vielleicht möchte er dich nur ablenken. Habt ihr sonst noch Zärtlichkeiten miteinander, Sex?
Was ist denn schon normal? Es gibt aber durchaus Menschen, die mit dem Thema Tod und Sterben nun gar nicht umgehen können udn das aus den unterschiedlichsten Gründen.
Selbst unter den trauernden Personen handelt und denkt da ja jeder anders.
Trauer ist halt ein höchst individueller Prozess, also auch Trauerbegleitung.
Eine andere Frage ist halt, ob dein Mann aktuell bewußt oder unbewußt handelt. Oder war sein Mitgefühl für dich schon vorher gering, es fällt jetzt nur in einer extrem emotionalen Situation erst richtig auf.
Weswegen geht es ihm denn aktuell so schlecht? Auch diese Frage finde ich schon wichtig.
Fühl dich erst einmal gedrückt! Ich weiß noch als mein Opa vor zwei Jahren starb, kam mein Mann sofort von der Arbeit Heim, kochte uns etwas und war einfach da! Wir saßen stundenlang da, haben abends Wein getrunken und einfach nur geredet und wenn mir die Tage darauf zum weinen war und mich etwas dran erinnert hat, nahm er mich einfach in den Arm. Er sagte dann zwar oft das er nicht weiß wie er mir helfen soll aber er hörte zu. Ich bin aber auch ein sehr emotionaler Mensch und mein Partner fängt das immer gut auf.
Kenne das aber auch anders aus seiner Familie z.b. Da lebt man nach dem Motto einfach "unter den Tisch kehren" bzw msn redet nicht drüber. Mich hat das schon immer total irritiert, ich kann solche Ereignisse nicht einfach ausblenden. Nach dem Tod meines Opas fuhren wir auch zur Mutter meines Mannes und es wurde Kuchen gegessen und Karten gespielt und über Arbeit und Finanzen gesprochen und das Thema immer abgebügelt. Als wäre nichts gewesen, kannte ich so absolut nicht. Auch als eines der Kinder der Freundin des Onkels Krebs hatte und im Krankenhaus lag, wurde uns seitens der Mutter eingetrichtert "bloß nix zu sagen". Da ist eher Ablenkung das Motto. Wollte dir damit nur sagen das so ein Verhalten auch daher stammen kann! Es muss halt weitergehen. Gesund seh ich persönlich was anderes.
Was mich anfangs auch tierisch nervte war das ich das Gefühl hatte mein Partner "hielt" keine schwierigen/ernsten Themen aus. Auch bei Tod/Trauer (und davon hab ich familiär viel erlebt) lenkte er schnell ab oder wollte mich zum lachen bringen. Klar, irgendwann tut das auch gut aber ich hab ihm gesagt wie oft irritierend ich das fand und heute können wir stundenlang über alles reden bzw spürt er schon wenn was los ist. Aber das hat gedauert und ging nicht ohne einige Streits daher. Umso kälter und emotionsloser kommt ihm heute oft seine Kindheit vor. Auch als unser Hund starb vor zwei Monaten war es uns wichtig viel zu sprechen noch über ihn, Bilder zu teilen, ein Ritual und Andenken zu schaffen. Auch wenn unsere Kinder ihn nie kennenlernen werden, hat er uns all die Jahre begleitet und war überall mit dabei. Es macht es nicht besser aber es hilft, die Last gemeinsam zu tragen!
Ich kann dir nur raten, sag ihm wie du dich fühlst. Vielleicht hat dich diese Art früher nicht gestört aber jetzt wo du merkst, was du brauchst, fehlt es. Finde das immer schnell verurteilend. Niemand weiß doch was die zwei angezogen hat, was einen all die Jahre zusammenhielt. Vielleicht passte das ja alles aber jetzt merkst du eben das diese Seite dir auch wichtig ist.
Es gibt kein richtig und falsch, weder beim trauern noch beim trösten. Sag ihm das ruhig. Er muss weder genau wissen was zu sagen ist noch nach Bedienungsanleitung vorgehen. Trauer ist individuell und was dir heute gut tut, sieht Morgen dann schon wieder anders aus. Einfach da sein, das reicht oft. Ich hab meinem Mann auch in Streits danach oft gesagt (Entschuldigen war/ist nämlich auch so ein Thema auch familiär geprägt) er kann FRAGEN was mir helfen würde, was ich mir grad wünsche und auch mal ehrlich sagen, man is grad überfordert damit, hilft auch. Du kannst für dich Erinnerungen teilen, ein Album anlegen z.b. und deinem Mann ganz viele Geschichten erzählen. Nur Mut und viel Glück 🍀❤
Was ich noch ganz vergessen hab: Dem Partner geht es ja selbst schlecht und es scheint; als hätte er auch starken Redebedarf! Das sollte natürlich auch bicht außen vor bleiben wenn die Beziehung ausgeglichen sein soll. Was helfen könnte: Setzt euch mal zusammen und schildere ihm das alles mal wie du das gerade empfindest und dann macht z.b. eine Redezeit ab. Du redest 30 Minuten über deine Sorgen und dann bin ich dran. Und dann hörst du mir zu und versuchst für mich da zu sein. Es würde tatsächlich helfen zu wissen; um welche Probleme es sich handelt. Geht es um Frust im Job oder schwerwiegende Existenzängste? Kommt bei ihm selbst Verlust hoch oder nervt ihn grad nur der Nachbar? Bei ersterem hat man dann ja einen gemeinsamen Anknüpfpunkt und bei letzterem kannst du auch ruhig ehrlich sagen "du, ich versteh deinen Frust durchaus aber ich kann das gerade garnicht so aufnehmen weil mich der Tod meiner Schwester sehr mitnimmt". Vielleicht gibt es ja auch Gruppen für Trauernde wo ihr gemeinsam Kontakt suchen könnt. Hast du denn sonst jemanden zum reden und dein Mann? Kennen z.b. Freunde deine Schwester und können dich da auch begleiten? Bleib nicht alleine damit, das ist wichtig. In so einer Krise bewertet man auch schnell alles andere sehr negativ aber es geht auch wieder bergauf!
Vielen lieben Dank für die zahlreichen Antworten.
Das Problem von meinem Mann ist ,dass es ihm gesundheitlich nicht gut geht, wir haben alles abchecken lassen und er hat nichts.
Stundenlang erzählt er mir von seinen Schmerzen die ich nicht nachvollziehen kann.
Wir haben schon einige Zeit getrennt gelebt, damit wir beide voneinander abschalten können und machen es wieder so.
Ich weiß nicht, aber es ist komisch.
Ich denke da steckt mehr dahinter....
Klingt für mich etwas narzisstisch. Aber das ist jetzt sehr schnell, auf die Ferne dahin gesagt. Lies dich da doch mal ein bisschen ein.
Ja die Menschen gehen unterschiedlich mit dem Tod um und verdrängen und/oder ablenken ist nicht ungewöhnlich. ABER wenn du ihm gesagt hast dass du dir in dem Punkt etwas anderes wünschst, dann muss er es als Ehemann auch mal bringen. Es geht um deine Schwester und nicht um eine alte Bekannte!!