Hallo Community,
Sicherlich kennt der ein oder andere von euch eine ähnliche Situation.
Meine Partnerin (Ü30) und ich (auch Ü30) leben in der gleichen Großstadt und führen seit bald 3 Jahren eine sehr glückliche und ausgewogene Beziehung. Wir lieben uns sehr und gehen mittlerweile sehr konstruktiv mit Streit und Meinungsverschiedenheiten um. Viele schwierige Situationen haben uns gegenseitig sehr zusammengeschweißt. Wir denken seit einiger Zeit auch über Kinder in den nächsten 2-3 Jahren nach. Nur leider gibt es ein Thema, dass noch nicht geklärt ist.
Zu ihrer Situation:
Meine Partnerin lebt schon immer bei Ihren Eltern in einem kleinen Stadthaus und hat auch noch nie mit jemanden mit Ausnahme von mehrtägigen Besuchen richtig zusammen gewohnt. Vor wenigen Jahren ist leider ein Elternteil verstorben und sie hängt sehr an allen Erinnerung in ihrem Elternhaus. Im Haus wurde seit Ihrer Kindheit nichts verändert (kaum eine Renovierung, vielleicht mal neue Möbel). Seit dem Trauerfall ist fast alles wie am Tag davor. Kurzum: Auch wenn heute viel seltener Tränen fließen, trauert sie innerlich doch sehr.
Wir sehen uns fast äglich und ich fahre oft zu ihr, da sie nicht so gerne lange von dort weg ist.
Das verbleibende Elternteil ist täglich bis zum Schlafen gehen unterwegs. So hat sie bis auf nachts das Haus für sich. Am liebsten möchte sie dort wohnen bleiben.
Meine Situation:
Ich komme aus dem Vorstadtbereich einer anderen Stadt und zog vor einigen Jahren in die gleiche Stadt, in der sie wohnt. Dort lebte ich ebenfalls in einem Haus, zog jedoch mit gut 20 aus, um mein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Ich genieße diese Unabhängigkeit und die Privatsspähre in den eigenen 4 Wänden. Mittelfristig möchte ich gerne ein Häuschen bauen.
Ich habe wirklich großes Verständnis für sie, denn sowas muss sehr schwer sein. Doch wenn ich in mich rein höre, fühle mich in dem Haus einfach nicht wohl (zu wenig Platz für Kinderwunsch, Arbeitsraum für HomeOffice und co., sowie in vielen Räumen Bauart bedingt viel zu dunkel, auch der Garten gefällt mir nur bedingt). Ich habe mir zahlreiche Gedanken für Umbauten gemacht (Anbauten, große Gauben, Lichtkamine, Fenster, Umgestaltung des Gartens für u.a. mehr Licht im Haus, aber auch eine andere Optik). Sie weiß auch davon.
Unabhängig von Statiker und Genehmigungen verspüre ich zugegeben hier aber sehr große Widerstände, da sie sagt, dass man ja sicher nur kaum etwas verändern müsse und vieles so bleiben könne, wohingegen ich für mich schon über Entkernung nachdenken muss und trotzdem noch grundsätzlich sehr bin skeptisch, ob ich mich selbst dann überhaupt wohl fühlen kann, da auch baulich keine großen Wunder zu erwarten sind. Dafür das Werk ihrer Eltern mit all den Erinnerungen zu einem Elternhaus derart zu zerstören, finde ich moralisch schon von mir aus nicht mehr vertretbar. Zudem es schlimmstenfalls dazu führen kann, dass wir sehr viel Geld investieren, um uns dort beide nicht/nicht mehr wohl zu fühlen.
Nun gut. Wir hatten darüber nachgedacht, ob wir uns nicht erstmal in eine gemeinsame Wohnung suchen und dann weiter schauen, wie sich unserer Pläne entwickeln. Ich persönlich könnte mir vorstellen, dass ihr neue Erfahrungen durch einen Auszug und Erfahrungen im gemeinsamen Haushalt gut tun könnten sowie ggf. auch ein wenig Abstand zu allen täglichen traurigen Erinnerungen im Elternhaus.
Sie schaute sogar eigenständig nach Wohnungen, was mir wirklich sehr viel Hoffnung machte. Nur möchte sie nicht so weit weg vom Elternhaus. Aber okay. Dafür, dass wir beide in unserer Beziehung weiter kommen, nehme ich gerne auch gerne den doppelten Arbeitsweg (ca. 45 min) in Kauf.
Nun gefallen ihr viele Wohnungen leider nicht. Und so gut wie alle sind ihr persönlich auch zu weit vom Elternhaus weg (z.B. 10 Min Autofahrt). Bestenfalls wäre es fußläufig erreichbar, damit sie immer wieder hin kann. Und selbst wenn, wäre es mit Kindern später eh das beste wieder ins ihr Elternhaus zu gehen, weil dort und in der Umgebung ja alles super ist.
Die Beziehung mit ihr ist mit großem Abstand wirklich die beste und tiefgründigste, die ich in den vergangenen 15-20 Jahren meines Lebens hatte, sodass ich mich nun auch wirklich für Themen wie Familienplanung bereit fühle und mir keinen anderen Menschen mehr in meinem Leben wünsche.
Doch dieses Klammern am Elternhaus belastet mich zunehmend, weil ich mich dort einfach nicht wohl fühle, selbst wenn man Wände versetzt, ein Stockwerk ergänzt, die Raumordnung komplett ändert und versucht irgendwie zu zaubern, um mehr Licht in die Räumlichkeiten zu bringen. Lieber wär es mir, wenn wir beide von Grund auf auf der "grünen Wiese" neu planen, damit wir beide unsere Wünsche einbringen können. Davon sind wir aber wohl noch sehr weit weg. Und hinsichtlich des Kinderwunsches belastet es mich zunehmend, solange die Wohnsituation noch unklar ist.
Ich möchte meine Partnerin wirklich verstehen und auch auf Ihre Belange und Wünsche Rücksicht nehmen. Aber ich möchte auch ein Stück bei mir bleiben und auf mein eigenes Wohlbefinden achten.
Es ist sicherlich ein sehr spezieller Fall mit einer Lebensgeschichte, die nur wenige so erlebt haben. Aber sicherlich kennen einige Ausschnitte aus solchen Lebenssituationen.
Gibt es eurerseits irgendwelche Tipps oder Erfahrungen, was uns bei diesem Dilemma konstruktiv helfen könnte?
Ich bin wirklich über alles dankbar!
Herzlichen Dank
Meine Partnerin will im Elternhaus bleiben, ich möchte eine gemeinsame Wohnung und mittelfristig ein Haus bauen
Puh, sehr schwierig.
Ihr habt eine Patt Situation.
Ein Vorteil dort auszuziehen wäre ja, dass nichts verändert werden muss. Zieht das nicht bei ihr?
Ich würde jedoch schon in absehbarer Zeit eine gangbare Lösung haben wollen, gerade wenn ihr Kinder plant. Kann sie sich von ihrer Zrauer absolut nicht lösen sollte sie vielleicht Hilfe in Anspruch nehmen.
Ich hänge auch an meinem Elternhaus und bin gerade deshalb ausgezogen weil ich mich sehr schwer täte dort was zu ändern. Das haben meine Eltern dann selbst gemacht und ich liebe es, hätte es aber nicht selber machen wollen.
Dort einziehen würde ich an deiner Stelle nicht da du dort wohl keinen rechten Platz finden würdest wenn alles heilig ist.
Sprecht nochmal ganz konkret über eure Zukunft. So wie du hier schreibst. Sie muss da auch Farbe bekennen.
Alles Gute
Hallo,
ich finde es super ,wie du dir Gedanken machst und auch versuchst ihren Standpunkt zu Verstehen. Weiter finde ich deine moralischen Einwand richtig und wichtig.selbst wenn ihr Umbaut ist es am Ende nicht mehr das Elternhaus ,was ihr so wichtig ist.
Wenn ihr euch schon auf eine gemeinsame Wohnung einigen konntet, würde ich da ansetzen und Thema Eigenheim erst einmal hinten anstellen. Vielleicht überfordert sie das unbewusst.
Wie Guppyfisch schrieb: auch sie muss Kompromisse eingehen. Redet noch mal. Sag ihr genau das ,was du hier geschrieben hast und bitte sie ihren Radius vielleicht etwas zu erweitern.
Du scheinst ein empathischer Partner zu sein, ihr findet ganz sicher eine Lösung.
LG Audrey
wie klein ist das Haus denn, immerhin hat sie als Kind dort ja gelebt, es hat also sicher mind 1 Kinderzimmer, meist 2
Könntet ihr euch deine Hauswünsche finanziell denn erfüllen? Dort wo ihr lebt? Bauplatz und Haus gibt es in normelne Deutschen Gegenden ja eher nicht unter 700-800000€.
Und wie làuft es, wenn ihr eine Wohnung habt, ist deine Partnerin dann tàglich im Elternhaus?
Hallo Sabine,
das Haus hat ein Wohnzimmer und drei Schlafzimmer. Bei 2 bis 3 Kindern fehlt, wird es schon knapp mit den Schlafzimmern. 1-2 (kleine) Arbeitszimmer finden hier schon keinen Platz.
Da das Haus nicht freistehend ist, gibt es also auch nur begrenzte Fensterflächen. Die Ausrichtung dieser Flächen sind in Richtung Nord/West. Es kommt daher höchstens die nochmal Abendsonne rein. Und vor den Fenstern stehen mehrere Bäume und große Büsche. Man braucht eigentlich immer künstiliches Licht. Lichtkamine sind zweistöckig eher schwierig, da sie ja immer immer außen angebracht oder mitten durch das OG geführt werden müssen, damit unten mehr Licht ankommt.
Die Preise sind mir sehr bewusst. Aber wir verdienen zum Glück nicht allzu schlecht. Das sollte gehen.
Auch ein massiver Umbau (mit Geschosserweiterung, Anbau, neue Raumordnung mit neuer Fußbodenheizung, ...) schlägt ja sicherlich je nach Ausmaß mit 200-300 TEUR inkl. nachfolgender Einrichtung zu buche.
Klar nur ein Bruchteil. Man könnte wesentlich unbeschwerter leben, wenn man nur einen deutlich geringeren Teil als Abtrag zu zahlen hat. Aber dafür das Experiment zum Wohlbefinden zu starten, ist meiner Auffassung nach auch sehr heikel.
Ich habe beim Lesen das Gefühl, dass vieles was das Elternhaus angeht noch nicht gesagt ist. Das Haus ist für sie offensichtlich mehr als nur ein Haus. Vielleicht gibt ihr das Haus Sicherheit, Zugehörigkeit, Wurzel, vielleicht gibt es Erinnerungen oder Versprechungen (gegenüber andere oder sich selbst) den eigenen Kinder hier groß zu ziehen. Ich denke, erst wenn man diese verborgene Gründe offenlegt, kann man dort ansetzen und versuchen, ob man diese innenliegende Bedürfnisse mit einem anderen Haus oder Wohnung abfangen kann.
Desweiteren was die neue Wohnung angeht, habe ich das Gefühl, dass ihr da grundsätzlich andere Geschmäcker und Platzbedürfnis habt (du magst es hell und weitläufig, sie eher gemütlich (?)). Da müsstet ihr euch mal zusammensetzen und erstmal konzeptionell darüber sprechen, welches Wohngefühl ihr gerne hättet, ohne in Details zu verfallen. Dabei kristallisieren sich Aspekte heraus, die für euch notwendig sind, während andere Aspekte, wo Kompromisse möglich sind.
Zum Schluss möchte ich sagen, dass ich persönlich finde, all diese Aspekte, die uns wichtig sind, uns auch zu dem Menschen machen, den wir heute sind. Wenn deine Freundin nicht so an dem Elternhaus hängen würde, wäre sie nicht die Person, die du liebst. Sie ist wahrscheinlich treu, sentimental, hängt stark an einzelne Personen und diese Aspekte führen dazu, dass du sie liebst und sie vielleicht dich. Sie führen aber auch dazu, dass sie an dem Haus hängt. Es ist zusagen zwei Seiten derselben Medaille. Weshalb ich dazu rate, dass du die Wohnsituation bei ihrem Elternhaus als Teil von deiner Freundin ansiehst und nicht einzeln sezierst.
Hallo Cassie,
herzlichen Dank für deine Worte. Ich werde den Ursachen zum Haus mal auf den Grund gehen. Und auch zum Thema Wohnung schaue ich mal, wo wir auf einem Nenner sind, bzw. wo wir auf einen Nenner kommen.
Letzendlich hast du aber auch Recht. Wir sind immer die Summe unserer Erfahrungen. Und auch das muss einbezogen werden. Danke!
Warum nutzt denn das verwitwete Elternteil das Haus nur zum Schlafen? Das klingt ja eher danach als würde er oder sie vor dem Haus und/oder den damit verbundenen Erinnerungen fliehen. Kann es sein, dass Deine Freundin Angst hat, dass das Haus verkauft wird, sobald sie mir Dir zusammen in eine Wohnung oder ein anderes Haus zieht?
Unabhängig von der emotionalen Seite, die ggf. noch weiter aufgedröselt werden sollte, könnt Ihr ja auch einfach Mal verschiedene Optionen anplanen. Also ernsthaft recherchieren was ein Haus "auf der grünen Wiese" kosten würde, das Deinen Ansprüchen genügt und ihr auch gefällt aber auch, was bei einem Umbau des Elternhauses überhaupt möglich wäre, was sie zulassen würde, und wie die Kosten dafür wären.
Ich habe einen solchen Fall in meinem Bekanntenkreis.
Frau wollte auch nicht von ihrem Elternhaus weg.
Nach einigen Jahren wohnen im Haus des Mannes und 2 geborenen Kindern kam die Trennung und sie zog dahin zurück, wo sie herkam.
Überleg es Dir gut!
Okay, sie möchte dort wohnen bleiben, aber was ist mit dem elternteil dem ja das Haus sicher gehört?
Will/ möchte die Person es überhaupt halten oder muss sie es verkaufen, wenn die Pers. ggfls. mal in ein Pflegeheim muss?
Für mich klingt das so, dass deine Freundin sich gar nicht vorstellen kann, überhaupt mal unabhängig von ihren Eltern zu leben und sich nicht abnabeln kann.
Und auch wenn ihre Kindheit in dem Elternhaus schön war--- sie kann nicht erwarten, dass sie ihre Kindheit durch ihre Kinder dann quasi nochmal so schön erlebt.... sie kann es nicht 1:1 kopieren.
Ich bewundere es, dass du dir soviele Gedanken machst- allerdinsg befürchte ich, dass deine Freundin gar nicht ernsthaft was verändern will, sondern einfach dort wohnen bleiben will und du sollst mitziehen.
Verändern wirst du sicher auch wenn du einziehst nichts dürfen-- weil alles ja noch so gut ist...
Und selbst eine "Überraschung" wie neue Farbe würde komplelt in die Hose gehen " Aber das war doch so schön .abe rdas war schon immer so, aber das war emine Liebslingsfarbe..."
" Wer etwas will, sucht Wege. Wer etwas nicht will, sucht Gründe"
In deinem Fall--- du suchst die Wege-- deine Freundin sucht die Gründe um zu Hause zu bleiben....
du musste für dich entscheiden, womit du leben kannst....
Das ist wirklich eine sehr schwierige Situation.
Ein bischen nachvollziehen kann ich es, weil ich mit 10 Jahren
ziemlich zackig aus dem Haus ausziehen musste, in dem ich
aufgewachsen war und das ich sehr liebte.
Aber - ich war ein Kind, heute würde ich da nicht mehr leben wollen,
selbst, wenn ich könnte!
Eine gemeinsame Wohnung halte ich auch für unabdingbar, bevor
ihr an Familie denkt - und das idealerweise auch nicht nur für
ein paar Monate.
Auf die fußläufige Distanz würde ich mich jedoch keinesfalls
einlassen - da wirst Du dann nämlich vermutlich oft allein in
Eurer Wohnung sitzen während sie alle naselang schnell rübergeht!
Meiner Erfahrung nach ist es sehr schwierig, jemanden
loszueisen der schon so lange zu Hause wohnt und sich noch
nie auf eigene Beine gestellt hat.
Ich würde eine Therapie empfehlen, sie scheint ja massive
Ängste zu haben wenn so ein kleiner Schritt wie ein Umzug
in die Nachbarschaft schon ein Problem darstellt.
LG, katzz