Ich möchte euch mal eine Situation schildern, die mich seit gestern beschäftigt.
Ich bin Mitte 40, seit 20 Jahren verheiratet und habe vier Kinder im jüngeren Teenageralter.
Mein Mann ist beruflich schon immer viel unterwegs gewesen ,auch sehr viel im Ausland und wir leben jeweils ca. 600km von unseren Eltern entfernt, haben also keinerlei Hilfe oder Unterstützung im Alltag. Die ersten Jahre war ich mit den Kindern zu Hause und seit einiger Zeit arbeite ich wieder Teilzeit.
Nun ist es so, dass die Beziehung zwischen mir und meinem Mann seit einiger Zeit kriselt. Einerseits reden wir zwar viel miteinander, aber andererseits habe ich das Gefühl, dass wir uns immer mehr voneinander entfernen.
Mein Mann ist vom Typ her sehr offen und charmant, sehr erfolgreich im Job und wenn er mag (also nur wenn er Lust hat) auch ein lustiger, laisser-faire Vater.Details aus dem Alltag der Kinder kennt er nicht wirklich, weil es ihn, wahrscheinlich einfach nicht genug interessiert. Beim Essen oder so beteiligt er sich oft gar nicht an den Gesprächen der Kinder, wenn er aber ein Thema auf den Tisch bringt erwartet er allerdings totale Interesse.
Nun zu folgender Situation. Er war zwei Wochen am Stück weg und ich habe zu Hause alles alleine geregelt, inklusive Wochenende: vier Kinder + Arbeit + Haushalt + Vorbereitung der Kommunion etc. Es hat soweit auch alles gut geklappt, aber ich war einfach erschöpft. Denn auch wenn ich meine Kinder natürlich über alles liebe, ist e manchmal auch anstrengend einfach für 14 Tage einfach der komplett alleinige Ansprechpartner zu sein und natürlich auch Blitzableiter für alle möglichen pubertären Launen. Seine Rückkehr hat mein Mann vier Tage lang, immer wieder weiter nach hinten verschoben. Nun war es dann so, dass er Freitag gegen Abend nach hause kam und ich Eva. 10 Minuten später losmusste, um meine eine Tochter von einer Feier abzuholen. Diese war bei guten Freunden und ich wußte, dass sich das "Abholen" wahrscheinlich etwas hingezogen hätte (ich hatte mich auf dieses Treffen auch gefreut, weil wir uns schon lange nicht gesehen hatten). Das sich das jetzt zufällig mit dem Nachhausekommen meines Mannes überschneidet war ja so auch nicht geplant und ehrlich gesagt auch erstmal kein Problem für mich.Ich ging dort also hin und war gegen 20 Uhr wieder zu Hause. Er war dann sichtlich angefressen, fühlte sich nicht genügend gewertgeschätzt (hat aber die Zeit auch nicht genutzt, um sie mit den anderen drei Kinder zu verbringen, die ja da waren) und so zog sich das dann durch das Wochenende. Samstag Abend hatten wir Gäste, alles schön und lustig, aber am nächsten Morgen wurden mir Vorwürfe gemacht, weil ich angeblich nicht genügend Interesse an ihm gezeigt hätte. Gestern dann plötzlich so. Wir waren auch dem Weg zum See, zwei der Kinder haben sich angezickt und ich bin kurz laut geworden. Eine Stunde später am See kam dann plötzlich die ganze Litanei: ich wäre immer so ungerecht zu den Kindern, würde ihr Selbstbewusstsein drücken, sei überhaupt so schwierig, er hätte regelrecht Angst vor mir, ich wäre immer gleich schlecht gelaunt, er fühle sich nicht frei in seinem Verhalten und außerdem hätte er Angst, ich würde irgendwann mal handgreiflich werden.
Alles Vorwürfe, die weitgehend aus dem Nichts kamen: Laut geworden mit den Kindern bin ich in diesem Fall für max. einen Satz. Ich hatte mich gerade 14 Tage lang komplett um meine Kinder gekümmert (und tue das eigentlich immer seit 16 Jahren), zu jeder Uhrzeit,habe immer ein offenes Ohr für alles, kenne ihre Termine, Freunde, Lieblingsfilme, Serien, Größe und Vorlieben und darf mir dann anhören, ich würde ihnen Angst machen und ihr Selbstbewusstsein zerstören. Handgreiflich war ich überhaupt noch nie (keine Ahnung woher mein Mann diesen Vorwurf hatte) und ja, das einzige ist, dass ich in Streitsituation mit meinem Mann schnell emotional (er sagt hysterisch) werde, weil ich mich oft so ohnmächtig fühle.
Nun ja, jetzt war es so, dass er all diese Dinge gesagt hat, ständig betont hat, dass ich ihm zu wenig Aufmerksamkeit geben würde und er ja so ein guter Vater sei. Trotzdem haben wir an diesem Tag noch relativ viel gesprochen ,uns auch weitgehend "vertragen", aber dennoch ist in mir etwas zerbrochen gestern. Die ganzen Nacht habe ich noch darüber nachdenken müssen und als ich das meinem Mann heute für gesagt habe, meint er nur so: "ja, jetzt steigere dich halt da nicht so rein, nimm das Leben doch nicht immer so Ernst, ist doch jetzt alles wieder gut..." Sagte er, gab mir einen Kuss und ging zur Arbeit und ich habe einfach nur einen sehr schalen Nachgeschmack.
Wie würdet ihr die Situation bewerten, ich traue gerade schon meinem eigenen Gefühl nicht mehr. Mache ich zuviel Drama oder war es tatsächlich etwas drüber?
Folgende Streitsituation mit meinem Mann....
Find ich ziemlich und unfair von deinem Mann. Dann soll er eben mehr da sein, dann bekommt er auch seine Aufmerksamkeit. Das Leben läuft halt weiter, man richtet sich allein ein, hat alles im Griff und der Herr kommt nach Hause und erwartet das alles nach ihm läuft? Und dann diese Vorwürfe. Glaube ich wär stocksauer und würd vor lauter Enttäuschung erstmal kein Wort mehr mit ihm reden und mich distanzieren. Das war, wie du schreibst kein Gespräch auf Augenhöhe, sondern Vorwürfe tw schlimmer Art. Kritik in einer Partnerschaft ist wichtig, man darf auch mal Dinge ansprechen die einem nicht gefallen oder über die man sich sorgt. Aber dann doch bitte ordentlich, am besten dann wenn die Kinder im Bett sind und man den Kopf frei hat. So zwischendrin dem anderen etwas hinknallen und am nächsten Tag so relativieren und dir wieder den schwarzen Peter (nimm doch nicht alles so ernst), ist nicht fair. Wenn du es nicht ernst nehmen sollst, warum sagt er es dann?
Dank dir für deine Nachricht. Du hast vollkommen recht und was mich besonders ärgert, ist das er mit meiner Wahrnehmung spielt und es heute früh darstellt, als hätte ich alles vollkommen missverstanden. Er arbeitet im Vertrieb und ist rhetorisch wirklich gut, so dass ich tatsächlich manchmal an mir und meiner Einschätzung zweifele, aber dieses Mal ist er wirklich etwas über das Ziel hinausgeschossen.
Hat dein Mann DIR mal Aufmerksamkeit gegeben an diesem WE und DIR gesagt, was du alles alleine leistet und wie super DU das machst?
Mir kommt es eher so vor, ER merkt, dass er im Grund nur GAST ist in seinem Zuhause und das wurmt ihn ( unbewusst) und er muss seine Wut darüber an Dir auslassen...
Er wird merken, dass er eben nicht auf dem laufenden ist, was bei euch läuft und daduruch, dass er eben nicht jedes WE da ist und sich bemüht sich wieder einzuklinken....
Ja er verpasst sehr viel, aber es ist ja nicht deine Schuld das es so ist, er hat sich den Job ausgesucht mit eben auch den negativen Konsequenzen--- er kommt und es dreht sich eben nicht nur um ihn--- ihr habt eure Routine, die er - im Grunde durcheinanderbringt- und er ist eben nur der WE Vater.... wäre genauso, wenn ihr getrennt seit und er die Kids nur alle 14 Tage hätte.... mehr ist es eben nicht.
Ich finde, er ist sehr egoistisch, wenn er Erwartungen stellt und nur fordert, sich aber selber nicht einbringen will==== 3 Kids sind zu Hause und er kümmert sich nicht, verbringt keine Zeit mit ihnen...
Ja, die Kids werden älter und sie haben andere Interessen..aber sie merken eben auch, ob er Interesse hat oder nicht...und später wundert er sich, wenn er nichts mitbekommen hat. Oder die Kids ihm dann sagen, er war zwar der Vater, aber er war ja nie da....zu wichtigen Ereignissen ....
Im Grunde bist du alleinerziehend mit 4 Kindern---zumindest klingt es so, wie du es beschreibst.
Oder hat dein Mann- wenn er unterwegs ist- regelmäßig Kontakt zu den Kids per WA/ Skype/Zoom oder so... also alleine zu den Kids jeweils?
Danke für deine Antwort. Ja, ich denke es ist ungefähr so, wie du es beschrieben hast. Mein Mann ist im Grunde sehr charmant und "sagt" durchaus mal, dass er meine Arbeit schätzt etc., aber es sind halt oft blumige Worte, die mich lange zufriedengestellt haben, aber langsam merke ich, dass es mir nicht mehr reicht beiläufig gelobt zu werden, da es sich oft eher so anfühlt, als würde er seine Sekretärin loben, die ihren Job besonders gut gemacht hat. verstehst du, was ich meine? So beiläufig ausgesprochenes Lob, weil man weiß, dass man es eben so macht.
Wenn er unterwegs ist, schickt er oft Bilder, von den Orten, an denen er ist und was er so macht und die Kinder reagieren darauf. Ab und zu schreiben sie ihm, wenn sie eine Note rausbekommen haben, aber wirkliche Konversation findet in der Zeit, in der er weg ist, nicht statt. Er fragt eigentlich nie nach. Bei den Kindern nicht und bei mir oft (nicht immer, manchmal telefonieren wir auch wirklich) nur so ein obligatorisches "Und, wie geht es dir? Ich muss jetzt gleich aufhören, da ich den nächsten Termin habe..."
Irgendwie schwierig gerade. Ich habe einfach keine Lust mehr immer nur im Hintergrund zu agieren, aber andererseits falle ich immer wieder in die alten Muster zurück, weil ich oft keine Energie zum Streiten habe...
Hat dein Mann in der Zeit in der er nicht da ist Kontakt zu seinen Kindern über Telefon oder Nachrichten schreiben? Mein Mann würde es gar nicht übers Herz bringen so lange getrennt zu sein.
Er hat es sich so ausgesucht. Du bist ja quasi alleinerziehend.
Finde ich ganz schön unfair von deinem Mann.
Macht er dir kleine Aufmerksamkeiten im Alltag oder wenn er nicht da ist? Wie haltet ihr eurer Intimleben in Schwung?
Danke für deine Antwort.Mein Mann hält in der Zeit nicht wirklich Kontakt zu den Kindern.. Er schickt oft Bilder von seinen Reisen, lässt uns also an seinem Leben teilweise teilhaben, fragt aber nur wenig bei den Kindern nach. Maximal nach der Schule.
Mein Mann ist nach außen sehr charismatisch und großzügig, also wenn ich ihn bitten würde mir etwas mitzubringen oder so, würde er das machen. Solche Sachen fallen ihm tatsächlich nicht schwer, aber ich lege auf solche Dinge überhaupt keinen Wert. Mir wäre es wichtiger, wenn er sich mal wirklich Zeit zum telefonieren nehmen würde und nicht immer nur zwischen Tür und Angel.
Ehrlich gesagt: Ich finde deinen Mann laut deinen Erzählungen sehr egozentrisch, selbstbezogen und narzisstisch…
So geht das ja auch nicht! Wo war der rote Teppich und wo waren die Fanfaren, als der Herr nach Hause kam?
Da ist dringend ein Gespräch fällig, hoffentlich schaffst du es, dabei ruhig zu bleiben.
Was sind denn seine Argumente, daß er sein Nachhause-Kommen einfach immer wieder verschiebt?
Und dann erwartet er, dass sich alles um ihn dreht, er willkommen geheißen wird.
Das eine ist Wunschdenken - das andere ist Alltag mit 4 Kindern und dazwischen steht eine Menge Redebedarf.
Der spinnt ja schon ein bisserl.
LG
War er denn schon immer so? Wahrscheinlich nicht. Viel unterwegs ist er ja nicht erst seit gestern. Vielleicht hat er einfach keinen Bock mehr auf seinen Job, kommt frustriert nach Hause und wenn dann nicht alles so ist, wie er es sich vielleicht ausgemalt hat, hängt der Haussegen schief.
Sein Verhalten ist nicht in Ordnung, er guckt nur auf sich und sucht die Schuld für seine Unzufriedenheit bei Anderen. Lass dir da nichts einreden.
Hey!
In meinen Augen ist das, was er dir an den Kopf wirft, nicht mit einem Familienleben zu vereinbaren.
Wo bleibt denn die Wertschätzung für dich?
Das ist ja genau das Gegenteil davon.
Genau deshalb hast du wohl den Eindruck, dass etwas zerbrochen ist.
Unglaublich. In deiner Situation wäre sein Verhalten für mich wohl der Todesstoß der Beziehung gewesen, wenn es ohnehin schon kriselt.
Deine Wahrnehmung passt- sein Verhalten geht gar nicht und ist völlig unangemessen. Und auch irgendwie realitätsfern, wenn man bedenkt, dass du alles wuppst, der Ansprechpartner der Kinder bist, die Care-Arbeit leistest, während er wochenlang unterwegs ist und sich gar nicht interessiert.. Es stellt er dich als Gefahr für die Kinder dar? Geht gar nicht.
Hält er denn Kontakt zu ihnen, wenn er unterwegs ist?
Liebe Grüße
Schoko