Eifersucht?

So, hallo, wo fange ich an.

Mein Mann und ich sind seit gut elf Jahren zusammen, etwa die Hälfte davon verheiratet. Wir haben zwei Kinder zusammen, eine Tochter und einen Sohn. Unser Sohn ist zwei Wochen alt.

Mein Mann war und ist ein sehr liebevoller Vater für unsere Tochter. Sie ist ein ganz großes "Papakind", hängt extrem an ihm und er hat sich von Tag 1 an super toll um sie gekümmert und ich finde die Bindung zwischen den beiden super schön. Er kümmert sich wirklich toll um sie und ist ein super Papa.

Ich war mir also sicher, dass wir das mit zwei Kindern irgendwie hinkriegen. Mittlerweile hat sich meine Meinung aber ein wenig geändert... Ich habe das Gefühl, mein Mann zieht unsere Tochter sehr deutlich unserem Sohn vor, er zeigt viel weniger Interesse an unserem Sohn als (damals wie jetzt) an unserer Tochter. Unsere Tochter hat er als Baby sehr viel auf dem Arm gehabt, wollte viel Körperkontakt mit ihr, hat sie tagsüber auf seiner Brust schlafen lassen, wenn er zu Hause war, hat von Anfang an selbstverständlich ihre Windeln gewechselt, wenn sie eine neue brauchte und er es gemerkt hat und sie nicht immer mir dafür hingehalten etc. Ihm war auch das Familienbett wichtig bzw dass unsere Tochter nicht alleine schlafen muss, als sich abzeichnete, dass sie zwischen uns nicht so gut schläft, hat er angefangen, mit ihr im Gästezimmer zu schlafen, damit wir alle mehr Schlaf bekommen.

Bei unserem Sohn ist es komplett anders. Er legt ihn eigentlich immer so schnell wie möglich wieder in die Wiege, wenn er ihn auf dem Arm hat. Wenn unser Sohn meckert, bin ich diejenige, die in 99% der Fälle hingeht und sich kümmert. Unser Sohn hat sehr viele Bauchschmerzen und Blähungen und eigentlich bin nur ich die, die ihn herumträgt und versucht, ihm zu helfen. Gestern Abend/Nacht war unser Sohn extrem unruhig, wir lagen bereits im Bett, ich habe keine Ahnung wie lange vergeblich versucht, unseren Sohn durch Tragen, Kuscheln, Wippen etc. zu beruhigen. Mein Mann lag neben mir im Bett und war am Handy und hat zu keinem Zeitpunkt angeboten, mal zu übernehmen... Ich kenne das nicht von ihm, bei unserer Tochter hat er sie mir irgendwann abgenommen und wollte(!) sich einbringen und sehen, ob er ihr helfen kann.

Er wickelt ihn vielleicht einmal pro Tag, den Rest mache ich (und wir haben noch sehr viele Windeln pro Tag). Er möchte nicht, dass wir zu viert in einem Zimmer schlafen, weil er nicht möchte, dass unsere Tochter wegen des Babys weniger Schlaf bekommt. Er beschäftigt sich hauptsächlich mit unserer Tochter und "überlässt" mir quasi das Baby. Ich kenne ihn so absolut nicht, er ist das komplette Gegenteil von dem, wie ich ihn als Vater kennen gelernt habe. Ich habe fast das Gefühl, er distanziert sich von unserem Sohn und ich verstehe es nicht.

Meine Mutter ist aktuell zu Besuch und ihr ist der Unterschied bzgl seines Verhaltens gegenüber Kind 1 und Kind 2 auch aufgefallen. Sie hat gesagt, sie hat so etwas schon ein paar Mal erlebt und es wäre wohl Eifersucht (auf den Sohn).

Hatte jemand mal ein ähnliches Problem? Ist das tatsächlich Eifersucht? Was kann man dagegen machen? Ist es irgendwann von alleine besser geworden, wenn ja, wann?

Ich habe das Gefühl, wir haben überhaupt kein Familienleben - es ist irgendwie Mann+Tochter vs Frau+Sohn, nichts gemeinsames...

Ich freue mich auf Antworten und Erfahrungen...

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Der Junge ist gerade mal zwei Wochen alt. Da würde ich nicht zuviel reininterpretieren. Da muss jeder erstmal seine Rolle finden. Nur die Ruhe.

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Hi,
zwei Wochen, die wahrscheinlich auch nicht komplett zu Hause, ist ja noch gar keine Zeit. Ihr müsst euch noch alle irgendwie eingrooven, du bist noch hormongebeutelt und sicherlich überempfindlich. Ich könnte mir vorstellen, dass dein Mann eventuell ein schlechtes Gewissen der Großen gegenüber hat und deshalb noch reservierter dem Kleinen gegenüber ist. Und es mag auch der Tatsache geschuldet sein, dass das Abenteuer Baby eben kein neues mehr für ihn ist, kennt er schon. Dann ist deine Mutter zu Besuch, naja, somit sind zwei Ladys im Haus, die ums Baby herumhelikoptern, da kann er sich doch gepflegt zurücklehnen, schließlich weiß er ja, was da so auf ihn zukommen kann😉.
„Eifersucht auf den Sohn“ ist doch sehr küchenpsychologisch. Meinst du echt, es wäre anders, wenn der Kleine ein Mädchen wäre?

vlg tina

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"zwei Wochen, die wahrscheinlich auch nicht komplett zu Hause, ist ja noch gar keine Zeit. Ihr müsst euch noch alle irgendwie eingrooven, du bist noch hormongebeutelt und sicherlich überempfindlich."

Ja, mag sein. Ist trotzdem keine so schöne Situation gerade.

"Ich könnte mir vorstellen, dass dein Mann eventuell ein schlechtes Gewissen der Großen gegenüber hat und deshalb noch reservierter dem Kleinen gegenüber ist. Und es mag auch der Tatsache geschuldet sein, dass das Abenteuer Baby eben kein neues mehr für ihn ist, kennt er schon."

Ja, vielleicht. Aber auch ich habe ein schlechtes Gewissen meiner Tochter gegenüber, sodass ich es ja auch schon fände, mich mal einen Moment mit ihr beschäftigen zu können und er würde sich dann ums Baby kümmern. Ich kümmere mich ja durch den Stillabstand von 30 Minuten bis maximal zwei Stunden sowieso die meiste Zeit um unseren Sohn, was ja auch normal und gar kein Problem ist. Aber wenn das Baby sich meldet und ich mich gerade mit meiner Tochter beschäftige (oder unsere Tochter schläft und wir beide anderweitig beschäftigt sind oder auch einfach nichts machen, wenn unsere Tochter abends schläft), dann fände ich es schon schön, wenn er eben auch mal wickeln gehen würde, das Baby tragen würde, wenn es Bauchweh hat o.ä. Und zwar nicht primär, weil es mich entlasten würde, sondern auch, damit er zu dem zweiten Kind eine Bindung aufbaut.

"Dann ist deine Mutter zu Besuch, naja, somit sind zwei Ladys im Haus, die ums Baby herumhelikoptern, da kann er sich doch gepflegt zurücklehnen, schließlich weiß er ja, was da so auf ihn zukommen kann😉."

Meine Mutter ist erst seit weniger als 24 Stunden da und seit wir aus dem Krankenhaus zurück sind, ist es so wie beschrieben... Bin mir also nicht sicher, ob es wirklich damit zu tun hat.

"„Eifersucht auf den Sohn“ ist doch sehr küchenpsychologisch. Meinst du echt, es wäre anders, wenn der Kleine ein Mädchen wäre?"

Ich habe keine Ahnung.

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Das soll jetzt nicht pauschal rüber kommen, aber es ist nun mal euer zweites Kind. Das erste ist immer was außergewöhnliches. Alles neu, alles muss man lernen, die Anspannung (und auch die Ansprüche) sind riesig. Darum denke ich, beim zweiten ist es dann schon unspektakulärer. Ich denke, dass ist auch unabhängig vom Geschlecht. Wir haben nur Söhne und mein Mann war beim ersten auch viel präsenter als beim dritten. Gib dem ganzen noch Zeit. Mein Mann ist bei den anderen beiden auch noch ran gekommen nach 4 bis 6 Wochen

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Hm, ja. Mal sehen, wie es noch wird.

Andererseits frage ich mich aber auch: Wieso ist es normal, dass man einem Mann "Zeit gibt"? Ich als Mutter bekomme diese ja auch nicht, sondern ich muss mich ja kümmern und fertig. 😅 Ob ich mit der neuen Situation zurecht komme oder noch Probleme damit habe oder sich noch irgendwas einspielen muss, fragt mich ja auch niemand, sondern es ist jetzt so wie es ist und ich muss mit der Situation zurecht kommen. Wieso wird immer davon ausgegangen, dass Männer eine Schonfrist brauchen und erst irgendwie in die Sache reinwachsen müssen? Von Frauen wird ja auch erwartet, dass man von Anfang an irgendwie funktioniert und eine Bindung aufbaut und sich kümmert.

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Ist das das eigentlcihe Problem, das dich stört? Das er sich raus nimmt nicht so präsent zu sein wie du und er sich "die Rosinen" rauspickt?

Also würde ein Mann hier schreiben, dass die Frau kurz nach der Geburt irgendwie komisch ist usw. würden hier sicherlich auch viele sagen..sie ist vielleicht noch durch den Wind, die Hormone, lass es man einpendeln....

Ist doch egal ob Mann oder Frau Zeit braucht...super ist es, wenn einer von beiden es schafft so da zu sein, wie das Kind es braucht...und es dem anderen so möglich ist, etwas Zeit zu haben...wie toll, wenn man sich in der Partnerschaft ergänzen und unterstützen kann.

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Das Kind ist zwei Wochen alt, warte doch erstmal ab.

Ist dir vllt. schonmal der Gedanke gekommen, dass er dich entlasten will, indem er sich um eure Tochter kümmert, sodass du mehr Zeit für das Neugeborene hast!?

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"Ist dir vllt. schonmal der Gedanke gekommen, dass er dich entlasten will, indem er sich um eure Tochter kümmert, sodass du mehr Zeit für das Neugeborene hast!?"

Die vorwurfsvollen Satzzeichen sind top. ;-)

Nein, der Gedanke ist mir noch nicht gekommen - weil es schlicht so nicht ist. Also es ist nicht so, dass er versucht, jetzt besonders viel Zeit mit unserer Tochter zu verbringen, um mich zu entlasten, sondern wir verbringen beide genauso viel Zeit mit meiner Tochter wie vorher - nur, dass ich mich jetzt zusätzlich um ein weiteres Baby kümmere.

Es hat sich für ihn einfach quasi nichts verändert - er kümmert sich um unsere Tochter, ja, genauso viel wie vorher eben. Ist ja nicht so, dass ich vorher den ganzen Tag die Beine hoch gelegt habe, während nur er sich um unsere Tochter gekümmert hat. :-) Nur hat er eben wenig bis kein Interesse an unserem Sohn. Heißt: Wenn ich mich gerade mit unserer Tochter beschäftige und unser Sohn sich meldet, ist es nicht so, dass mein Mann hinspringt, um sich um unseren Sohn zu kümmern, sondern er wartet dann teils trotzdem, dass ich aufstehe und mich kümmere. Wenn unsere Tochter schläft und mein Mann am Handy ist, während ich vergeblich für eine längere Zeit versuche, das Baby zu beruhigen, sehe ich da auch nicht so die Entlastung.

Es geht schlicht darum, dass er sich um unsere Tochter von Anfang an gekümmert (und mich so bei unserem ersten Kind tatsächlich sehr entlastet hat) und beim zweiten Kind jetzt - unabhängig davon, ob unsere Tochter überhaupt hier ist oder schläft oder bereits beschäftigt - quasi kein Interesse zeigt. Auch nicht daran, das Baby zu halten, mit ihm zu kuscheln o.ä.

Mit "mein Mann möchte mich entlasten" hat das für mich von daher nichts zu tun.

Wie gesagt, bis zur Geburt des zweiten Kindes hatte ich wirklich ausschließlich lobende Worte für meinen Mann übrig, was den Umgang mit seinem Kind betrifft
Aber jetzt beim zweiten scheint er halt wenig bis gar nicht interessiert, was mich etwas wundert.

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Hast du ihm das mal so gesagt? Bzw. Deine Wahrnehmung geschildert und nachgefragt?

Sagst du ihm bzw fragst du ihn auch mal, ob er das baby übernehmen kann? Was sagt er dazu?

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"Hast du ihm das mal so gesagt? Bzw. Deine Wahrnehmung geschildert und nachgefragt?"

Ja, schon mehrfach (obwohl es ja erst um einen Zeitraum von ca. zwei Wochen geht). Er empfindet es nicht so. Ich habe zum Beispiel gefragt, wieso er unseren Sohn so gut wie nie mal auf den Arm nimmt oder so. Er sagt, er möchte unseren Sohn so viel wie möglich ablegen, weil er ja zufrieden ist, wenn er abgelegt wird und im Gegensatz zu unserer Tochter nicht dauernd herumgetragen werden möchte, und er ihm das nicht "angewöhnen" möchte.

Wenn er unseren Sohn mal hält, dann abends und er schaut gleichzeitig irgendwas auf seinem Tablet. Aber "Interaktion" (oder wie man es sonst nennen möchte) zwischen meinem Mann und meinem Sohn findet eigentlich nicht statt, also er wickelt nicht, er hat scheinbar kein Bedürfnis, ihn von sich aus mal hochzunehmen, zu kuscheln, zu tragen o.ä.

Bezüglich "Familienzeit" bzw der Mutter+Sohn vs Vater+Tochter-Konstellation habe ich angesprochen, dass ich es eben schön fände, wenn wir es weiterhin mit dem Familienbett versuchen statt in zwei Zimmern zu schlafen, aber das möchte er nicht probieren, weil er findet, dass unsere Tochter dann nicht gut genug schläft. Sie möchte aktuell in ihrem eigenen Bett einschlafen, wacht aber irgendwann auf und dann nimmt er sie und geht mit ihr ins Gästezimmer. Ich fände es schön, wenn wir stattdessen im Familienbett schlafen würden, aber das möchte er eben nicht. Deswegen schläft er mit unserer Tochter den größten Teil der Nacht im Gästebett und ich schlafe mit unserem Sohn im Schlafzimmer.

"Sagst du ihm bzw fragst du ihn auch mal, ob er das baby übernehmen kann? Was sagt er dazu?"

Er nimmt das Baby dann, macht das nötigste (zum Beispiel wickeln) und legt ihn dann wieder in die Wiege.

Mein Mann ist ja nicht faul oder so, er ist schon bereit, auszuhelfen und macht schon Sachen, wenn ich ihn darum bitte. Aber mit unserer Tochter hat er von Anfang an quasi bereitwillig und gern Zeit verbracht, während er unseren Sohn eben nur wickelt, wenn ich ihn bitte und eigentlich am liebsten den ganzen Tag in der Wiege liegen hätte.

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Hast du ihn mal drauf angesprochen?
Meinem Partner ist es nicht aufgefallen weil er halt irgendwie voll auf Kleinkind getrimmt war und sich beim Baby hilflos gefühlt hat erstmal. Sls hätte er alles verlernt.
Als ich ihn drauf angesprochen habe hat er einen Schreck gekriegt weil er das überhaupt nicht wahrgenommen hatte und sein Verhalten sofort geändert.
Seitdem ist alles gut.

Also mach ihn drauf aufmerksam, vielleicht hat er auch nur Scheuklappen an.

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Ja, ich habe ihn schon mehrfach darauf angesprochen, aber er empfindet es nicht so. Deswegen weiß ich auch nicht, ob sich zeitnah etwas ändern wird (wie in manchen Beiträgen geschrieben).

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Dann wirst du ihn echt einteilen müssen damit er mehr Zeit mit seinem Sohn verbringt und eine Bindung aufbauen kann.

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Ich glaub eher, dass es damit zusammen hängt, dass wir doch eher patriarchal sozialisiert sind.

Mädchen müssen und sollen umsorgt werden, verwöhnt und gekuschelt. Jungs sollen eher „hart“ und nicht „weinerlich“ sein. Es lässt sich leider oft beobachten, dass Jungs auch heute noch weniger „liebevoll“ behandelt werden, auch als Babys. Und das ohne böse Absicht!

Ist jetzt natürlich auch nur ne wilde Vermutung von mir und es könnte 1000 andere Gründe geben (dein Mann hat Angst, dass seine gute Beziehung zur Tochter leidet, wenn er sich mehr kümmert, vllt ist die Liebe zum Sohn auch -logischerweise- noch nicht so groß wie zur Tochter, das möchte er nicht zeigen/schämt sich, …).

Wichtig fände ich es, dass ihr im Gespräch bleibt. Jeder muss jetzt seinen neuen Platz in der Familie finden. Vllt kann auch mal jmd anderes mit ihm reden, deine Mutter, deine Hebamme? Wenn er sich dir nicht anvertrauen kann?

Ich würde es aber definitiv nicht einfach hinnehmen!