Partner mit Misophonie - ein zweites Kind?

Hallo,

ich weiß nicht, was ich von euch erhoffe. Vielleicht einmal hilft mir das Schreiben, um mich zu sortieren.

Zunächst einmal möchte ich betonen, dass ich meinen Partner über alles liebe. Er ist sehr liebevoll, verständnisvoll und ein starker Mensch, der mich bei allem unterstützt. Er ist ein liebevoller Vater, der sich gerade in Elternzeit um unseren Sohn kümmert, während ich arbeiten gehen kann und den Großteil der Hausarbeit übernimmt. Könnte alles so schön sein, waren da nicht ein großes Aber....
Er leidet unter Misophonie. Wer es nicht kennt: viele Geräusche kann er nicht ertragen. Er wird dabei wirklich aggressiv. Dazu gehört Kauen, Tippen, Gähnen und ja teilweise auch lautes Atmen. Bei unseren Sohn ist es Gott sei Dank nicht so schlimm, bei mir aber schon. Wir essen den Großteil von Mahlzeiten nicht zusammen, Gähnen verkneife ich mir, aber Atmen? Vor allem, wenn ich wie jetzt, erkältet bin. Normalerweise sage ich mir, dass ich damit leben kann. Aber gestern, als er den ganzen Tag und über Nacht weg war, habe ich gemerkt, wie entspannt ich war. Ich musste nicht aufpassen, komische Geräusche zu machen, konnte in Ruhe mein Salat essen. Auch wenn es banal klingt, es belastet mich wirklich sehr.
Nun sind wir am Überlegen, wann unser Kleiner ein Geschwisterchen kriegen soll. Ich bin mir aber gar nicht mehr so sicher. Was ist, wenn sein Aggression irgendwann auch auf unser Kind umschwingt? Versteht mich nicht falsch, er wird dann nicht körperlich aggressiv, aber mental. Von 0 auf 100 ist er dann komisch, gefühlskalt und sagt zu mir ecklige Sachen, die zwar nicht direkt beleidigend sind, aber mich dennoch tief verletzen. Danach entschuldigt er sich immer, schiebt aber alles auf seine Misophonie.
Was meint ihr, hat die Beziehung so eine Grundlage?

Sorry für den langen Text

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Nein, hat es nicht. Klingt wie ne faule Ausrede, wenn er keinen Bock auf irgendwas hat. Lass mich raten? Du musst dann füttern weil er plötzlich ganz schnell aus dem Raum muss? Und erstreckt sich sein schweres Leiden auch aufs wickeln, baden etc.? Is ja ne super Sache, die Kinder sind mir heute zu laut, mach du mal. Füttern ist anstrengend, bitte übernimm. Da hat er sich ja was ganz feines zusammen gegoogelt. Und wenn er nicht mit auf den Spielplatz will, liegts an der sozialen Phobie oder was? Sicher können so Geräusche nervig sein aber THAT'S LIFE. Vor allem mit Kind(ern)! Sollt ihr/du jetzt euer ganzes Leben Rücksicht nehmen oder was? Und schnauzt er dich auch im Restaurant an oder im Urlaub?

Und wie läuft dann die Geburt? Verliert er da auch die Beherrschung? Stell dir mal vor euer zweites Kind wäre beeinträchtigt und müsste beatmet werden. Zieht er dann aus oder was? Soll er ne Therapie machen oder sich ne Selbsthilfegruppe suchen.

Der Post soll wirklich nicht so abwertend klingen aber mir tut es wirklich leid das hier das Familienleben um die vermeintliche Diagnose des Partners kreisen muss. Das man noch beleidigt, gedemütigt wird und sich ständig unwohl fühlt aufgrund der Diagnose die jetzt als Ausrede für seinen Frustabbau bzw seine geringe Frustrationstoleranz dient. Kann sein das ihn diese Geräusche mehr triggern als andere aber was soll die Lösung sein? Die Familie setzt sich raus zum essen? Und er muss dann natürlich NICHTS ändern 🙄 WEIL is ja chronisch! Und das nennt sich dann ein Zuhause. Und Angst vor Besuch muss man dann ja auch haben. Stell dir mal vor beim Tortenessen wird geschmatzt auf dem Kindergeburtstag!

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Auweia! Wenn das kein Aufmischpost ist, dann tust du mir sehr sehr leid!

Ich tu mich gerade etwas schwer damit, die Schilderungen ernst zu nehmen. Nehmt ihr wirklich keine Mahlzeiten zu dritt ein? Das finde ich schon sehr krass muss ich sagen. Gerade für Kinder ist dieses gemeinsame am Tisch sitzen und an der Esskultur teilhaben, doch super wichtig. Klar, kann mein Mann aufgrund von Schichtarbeit auch nicht immer am zumindest am Wochenende frühstücken wir dann zusammen und der Kleine knabbert nach herzenslust daneben auf Brötchen etc rum. Da wirds dann auch mal laut und die Hälfte geht daneben.

Wie soll denn eure Zukunft so aussehen? Über weiteren Nachwuchs würd ich jetzt garnicht nachdenken, sondern mal die aktuelle Familiensituation überdenken. Und beleidigen etc. musst du dich wirklich nicht lassen. Hab ich das Gefühl mein Mann hat seine "Schichtlaune" bekommt er auch ne Ansage bzw erkennen wir jetzt sehr schnell wenn er ein "Ventil" sucht. Was mich jetzt auch interessieren würde, ist das eine handfeste Diagnose also z.b. vom Arzt bestätigt oder wie der Vorposter oben sagt, vielleicht eine Ausrede? Es erweckt halt wirklich den Eindruck das er sich somit dem Familienalltag entzieht und du musst übernehmen. Wie er sich das dauerhaft do vorstellt, is mir sehr suspekt.

Lg

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Nein, leider tatsächlich kein Aufmischpost. Die Diagnose ist bestätigt worden und ist keine Ausrede. Er wickelt und badet den Kleinen und geht mit ihm auf den Spielplatz. Lediglich gemeinsames Essen ist schwierig

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Tut mir leid aber das ist doch nicht "lediglich" 😕 eine Kleinigkeit ist das leider nicht. Fehlt dir denn nicht gemeinsames grillen im Sommer, ein Eis essen gehen ganz entspannt und was macht ihr wenn ihr z.b. zum brunchen eingeladen seid?

Im Eingangspost hast du beschrieben das es sich aber nicht nur um die Essenssituation dreht, da ging es auch um Erkältungen und bloßes atmen! Auch hast du die Sorge geäußert, dein Partner könnte irgendwann den Kindern gegenüber "agressiv" werden (steht extra in Anführungszeichen, ich möchte dem Partner nicht vorschnell Gewalt unterstellen wobei ich das verbale mitzähle). Ich würde nicht wollen das mein Kind auf Eierschalen rumlaufen muss und du in ständiger Angst vor der nächsten Erkältung lebst. Was passiert eigentlich wenn du mal krank bist? Uns alle vier hatte jetzt nach knapp zwei Jahren auch Corona erwischt. Ich lag einen Tag komplett mit Fieber flach, konnte mich kaum bewegen. Mein Mann MUSSTE beide füttern etc. Ins Haus hätte bei uns keiner kommen können in diesem Fall.

Was ich dir damit sagen will - noch seid ihr alle gesund und seine Diagnose ansich kein Weltuntergang ABER was er draus macht is halt euch gegenüber nicht fair. Du hast also keine Wahl und musst den Laden am laufen halten und was du bisher so erzählt hast von ihm, klingt halt, als würd er sich denken "is halt so". Passt schon. Würdest du als Mama depressionstechnisch nicht mehr aus dem Bett kommen wär schnell Land unter aber in diesem Fall sollt ihr beide um die Befindlichkeiten von ihm herumtanzen und euch klein machen?

Denk bitte erst über ein zweites Kind nach wenn er aus dem Quark kommt! Sprich eine geeignete Therapie findet oder vllt Betroffene und Strategien entwickelt seine Wut umzulenken. Du bist nicht sein Prellbock und es ist NICHT deine Aufgabe da jetzt nach Lösungen zu suchen, sondern SEINE!

Viel Erfolg 🍀

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Bei deinem Partner scheint die Misophonie sehr extrem ausgeprägt zu sein, sodass ich empfehle, einen Arzt bzw. Therapeuten deswegen aufzusuchen. Es ist wohl noch ein recht unerforschtes Gebiet, jedoch gibt es Strategien, wie die Wut umgelenkt bzw. abgemildert werden kann, wodurch die Geräusche letztlich besser zu ertragen sind und weniger Auswirkung auf den Alltag und das Zusammenleben haben.

Ich kenne die Problematik, jedoch nicht so ausgeprägt. Ich habe z. B. kein Problem damit, wenn alle gemeinsam essen (ich also selber diese Geräusche verursache, während es andere tun) und auch atmen oder dergleichen macht mir nichts aus. Manche der von dir beschriebenen Geräusche machen mich jedoch regelrecht aggressiv, wenn die restliche Umgebung sehr ruhig ist. Mein Mann weiß das und ein paar Situationen lassen sich von ihm aufgrund dessen problemlos vermeiden, ohne dass er sich wesentlich einschränken muss. Bei anderen hingegen reiße ich mich zusammen und steuere gegen meine Empfindungen, damit er sich nicht wegen mir verbiegen muss.

Menschen, die unter Misophonie leiden, werden auch bestimmte Eigenschaften nachgesagt, z.B. ein starker Hang zum Perfektionismus oder das Streben nach Anerkennung durch erbrachte gute Leistung.
Ich kenne mich nicht in der Tiefe aus, denke aber dass die Misophonie nur ein Ausdruck anderer Probleme ist, quasi eine Art Blitzleiter. Auch dafür wäre es gut, wenn dein Mann sich mal mit seinen Päckchen, die er so mit sich schleppen könnte, auseinandersetzt.

Unter den von dir beschriebenen aktuellen Umständen würde ich kein zweites Kind bekommen.

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Mal ne ganz pragmatische Frage - könnten in gewissen Situationen dann nicht Ohrstöpsel helfen? Wenn grade alles zu laut/zu viel/ zu unangenehm ist? Damit er/du eben gar nicht erst aggressiv wird, es aber auch nicht ertragen muss?

Zum Beispiel wie jetzt - TE ist krank, atmet sehr laut aber möchte schlafen oder so, könnte er da nicht Ohrstöpsel tragen?

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Hallo,
ja, in manchen Situationen geht das durchaus und du wirst lachen - ich habe sogar schon über einen Gehörschutzkopfhörer nachgedacht. 🤭
Aber ich mag Ohrstöpsel nicht so gerne, da ich mich dann gleichzeitig so abgeschnitten von den anderen fühle. Aber bei mir ist es zum Glück auch nicht so ausgeprägt wie bei dem Mann der TE. Dadurch ist mir das Zusammensein z.B. immer noch wichtiger als das Ruhegefühl.

Ich möchte unseren Kindern auch das Gefühl eines normalen Zusammenlebens vermitteln. Sie wissen zwar, dass Mama es manchmal einfach ruhig mag, aber ich passe mich so gut es geht an und halte mein Missempfinden zurück. Ich will diese Extrawurst nicht im Beisein unserer Kinder. Hier und da Rücksicht nehmen - ja. Das finde ich in alle Richtungen gut und wichtig. Aber diese Sonderstellung möchte ich nicht haben.

Bei meinem Partner ist es anders, da kann und darf ich es eher mal rauslassen oder mich rausziehen. Das ist aber auch ok. Klar, es gab auch schon mal ein Augenrollen seinerseits oder einen bissigen Kommentar meinerseits, aber das ist halt so. Er hat auch Macken, die ich akzeptiere und solange der Alltag nicht aus den Fugen gerät und das Zusammensein trotzdem gut funktioniert, ist das in Ordnung.

Genau das ist allerdings bei uns anders als bei der TE. Ich bin mir nicht sicher, ob da Ohrstöpsel ausreichen. Es wirkt auf mich so extrem, dass ich denke, dass da noch etwas anderes im Argen liegt, was angegangen werden sollte.

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Ich sag dir ganz ehrlich es ist falsch, dass du dich einschränkst, oder aufpasst, keine falschen Geräusche zu machen.
Leb und mach alles, so wie es dir gegeben ist.
Wenn es ihn stört, soll er sich Oropax rein machen.
Ich würde weder mich, noch meine Kinder einschränken.
Und wenn er beleidigend wird, würde ich ihm nen Einlauf verpassen, der noch gewaltige Nachwirkungen hat.

Wenn er sich nicht ändert, würde ich ihn raus werfen und mich trennen.

Es ist sein Problem und nicht deines. Mach es nicht zu deinem.

Alles Gute

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Für mich besteht der Ansatzpunkt darin, dass er daran arbeitet, wie er mit der Wut umgeht. Er kann wütend werden, keine Frage, aber er darf dich nicht beleidigen oder es sonst an euch rauslassen. Er kann das Zimmer verlassen oder es dir in einem akzeptablen Ton sagen.

Es gibt Kurse, Bücher oder Therapien zur Aggressionsbewältigung. Darauf basierend, ob er bereit ist daran zu arbeiten und wie gut er voran kommt, würde ich entscheiden, ob die Beziehung eine Chance hat, oder auch nicht.

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Über ein Geschwister würde ich dann nachdenken, wenn er sich therapieren lässt.
https://www.lifeline.de/krankheiten/misophonie-id155961.html

Das ist ja ein Dauertanz auf dem Vulkan schon für Dich, egal wie toll der Mann ist. Ich persönlich könnte damit nicht leben, wenn ich kaum atmen darf.
Bitte, wie sieht bei euch Sex aus mit seinen Geräuschen? Lautlos, mit Kissen überm Gesicht? Musst Du mir wirklich nicht beantworten 😉
Aber Du kannst doch Kindern Geräusche beim atmen, saugen, essen usw. nicht verbieten.
Also ich finde, eine Therapie kannst Du verlangen im Sinne eines harmonischen Familienlebens.
Lies den Artikel durch, sehr oft stecken psych. Gründe dahinter; vielleicht ist er wirklich therapierbar.
LG Moni

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Verrückt, jetzt kenne ich den Namen für den Knall meines Expartners, Danke Dir!

Glaub mir, ich habe Jahre mit so einem Motzkoffer ausgehalten, ich empfand es immer als antrainierte Methode, um Kontrolle auszuüben.
Zog sich durch die gesamte väterliche Familie und war zum einen ausschliesslich auf Geräusche anderer bezogen und je nach Stimmung und emotionaler Nähe zum Verursacher ausgeprägt.

Das Kind aus der Vorgängerbeziehung hatte den gleichen Spleen und es war mehr als anstrengend, dass jeder separat essen musste, weil sonst tiefe persönliche Krisen ausbrachen.

Ich würde auf keinen Fall (mehr) Kinder mit deinem Partner bekommen, am Ende stehst du dann im Kreuzfeuer von mehreren Mimosen, die dich angiften, ob du WIRKLICH jetzt atmen musst (Ja, hab ich erlebt, war absurd und sehr sehr sehr nervig.)

Scheuch ihn zur Therapie oder überlege zumindest getrennte Wohnzimmer oä. Ich habe noch Jahre später unbewusst bei gewissen Geräuschen gezuckt und ihm jedes Mal ne kalte Dusche gewünscht.
Du glaubst nicht, wie das an einem zehrt-bzw du ahnst es ja langsam.

Alles Liebe für dich!

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Misophonie hin oder her, wenn er nicht gerade noch die Diagnose Tourette hat, ist er einfach ein A****loch. Man kann lernen mit diversen Diagnosen umzugehen, ohne dass sich alle Welt verbiegen muss. Auf deine Erkältung nimmt er ja offensichtlich auch keine Rücksicht. Ohne Therapie würde ich nicht über ein zweites Kind nachdenken sondern über eine Trennung. Was für ein Verhalten soll dein Sohn denn bitte so lernen?