Liebe Foris,
ich habe ein Problem mit meinem Freund. Wir sind 3 Jahre zusammen, beide Mitte 30.
Ich bin jemand, der seine Emotionen rauslässt. Ich finde das auch positiv und fände es ungesund, alles runterzuschlucken und zu verdrängen.
Derzeit habe ich es leider in meinem Berufsleben etwas "schwer", weil ich den richtigen Job noch nicht gefunden habe. Mein derzeitiger Job erfüllt mich leider nicht. Ich finde es jedenfalls nicht verkehrt, dann weiterzusuchen. Zu schauen, dass man etwas Besseres findet, sich selbst einfach zu verbessern. Das kommuniziere ich natürlich mit meinem Partner und denke mir auch nichts großartig dabei!?
Mein Freund findet das auf irgend eine Art und Weise negativ. Es belastet IHN, dass ich nicht glücklich (im Job) bin. Ich selbst empfinde das nicht als sooooo großes Problem, ich bin nicht depressiv oder belastet. Finanziell gibt es auch keinerlei Probleme! Ich suche einfach nur einen neuen Job, der mich erfüllt und der mir Spaß macht. Und finde daran nichts verkehrt.
Es belastet ihn (?) und er macht sich Sorgen.
Ganz wichtig: Das muss er aber nicht!!
Mittlerweile belastet es mich, dass er sich solche Sorgen macht. Ich verstehe es nicht... ich schreibe jetzt schon heimlich Bewerbungen usw, nur damit er es nicht mitbekommt... Ich fühle mich sehr schlecht dabei, weil ich ihm nichts verheimlichen will und ihn nicht anlügen will.
Ich weiß nicht mehr, was ich machen, oder wie ich mich verhalten soll. Ich fühle mich eingeschränkt und "gefangen". Erinnert mich ein wenig ans Elternhaus oder sowas.
Was ist nur mit ihm los?
Ist das normal?
Wie soll ich damit umgehen?!
Danke!
Mein Freund ist schnell belastet - das wiederum belastet mich
Was heißt schon „normal“?
Es gibt Familien, wie du schreibst, wo es nicht gerne gesehen wird, wenn Kinder unglücklich sind. Ich bin zB in so einer Familie aufgewachsen. Ich durfte nicht weinen, weil „es bringt ja nichts“, wenn ich mal schlecht drauf war, wurde mir gesagt „es gibt keinen Grund dazu“, wütend sein war sowieso blöd.
Was leider dazu führt, das Kinder, die so aufwachsen sich sehr unter Druck fühlen, wenn der Partner auf einmal unzufrieden sind.
Mein Mann ist in einem Haushalt aufgewachsen, wo Gefühle erlaubt waren und man hat darüber gesprochen und alles war gut. Weshalb er auch mir gegenüber ganz offen mit positiven und negativen Gefühlen war.
Ich tat mir anfangs damit sehr schwer in meiner Beziehung, wenn mein Mann mal schlecht drauf war. Ich hatte das Gefühl, ich müsste was sagen oder tun, damit alles wieder „gut“ ist. Ich habe nie gelernt, dass negative Gefühle „sein dürfen“, ohne dass irgendetwas mit mir und mit der Situation grundlegend falsch ist oder dass ich es „gut“ machen muss.
Langer Rede, kurzer Sinn. Ich bin der Meinung, dass es gesünder ist, Gefühle äußern und akzeptieren zu können - auch für das Aufwachsen der Kinder. Vielleicht fällt es ihm leichter diese zu akzeptieren, wenn du es einbisschen anders äußerst (müsstest aber ihn fragen). Manchmal hilft es auch, wenn du ihn immer wieder daran erinnerst, dass Gefühle normal sind und er nichts „wieder gut“ machen muss.
Danke!
Wow….. ok mit so etwas käme ich leider nicht so gut zurecht….. wenn er ständig was gut machen möchte.
(
Das war jetzt meine erste Interpretation. Es muss nicht das sein und kann auch an was ganz anderem liegen.
Wenn es das „gut machen“ ist, dann eine gute Nachricht. Das ist änderbar und ist mit einem Erkenntnisprozess verbunden. So wie bei mir. Heute habe ich garkein Problem mehr damit, wenn mein Mann sich über irgendwas aufregt oder negative Gefühle hat.
Übrigens, weil du meinst, dass er sich nie über was aufregt. Das spricht mMn für meine Theorie. Er regt sich schon auf, aber schluckt es herunter oder verarbeitet es schnell.
Hey!
Kommt er denn mit anderen Belastungen zurecht?
Liebe Grüße
Schoko
Er macht sich schnell Sorgen, dass jemand unglücklich ist, wenn einen mal was ärgert zB.
Ich persönlich finde solche Emotionen völlig normal.
Er selbst hat / zeigt keine. Ihn ärgert nichts. Rein gar nichts. Nie.
Wie man so etwas fertig bringt, ist mir eh ein Rätsel.
Es wäre interessant zu erfahren, WIE du deine Unzufriedenheit über deine Jobsituation äußerst und auch wie oft. Das kann manchmal auf das Gegenüber ganz anders wirken, als man selber denkt.
Vielleicht wirkst du auf ihn durch deine Worte und Stimmungen viel verzweifelter/trauriger/unglücklicher/gestresster, als du es eigentlich bist.
Wenn mir z.B. alle paar Tage jemand sagt, wie anstrengend und unglücklich seine Situation ist und sich das dann noch durch Körperhaltung, Atmosphäre und Laune manifestiert, würde ich mir auch mehr Sorgen machen, als wenn jemand sagt, er müsse mal die Stellenanzeigen durchgehen, weil er Lust hat, was ganz Neues auszuprobieren und dass er Spaß an diesem und jenem hat, bis dahin aber noch den sicheren Job behalten will.
Wie gesagt, ich lasse meine Emotionen schon ganz gut und gerne raus. :-} ist für mich aber „normal“. Kenne Leute, die jammern ständig über ihren Job, ärgern sich über diesen und jenen Kollegen etc, bewegen sich aber keinen cm aus dem Job raus. Auf Nachfrage kommt ein klares und deutliches „Doch, ich mag meinen Job!“
Jammern hat oft nichts damit zu tun, dass man eine Situation verlassen will, sondern dass man einfach Dampf ablässt.
Heißt nicht, dass es nur Negatives gibt! Aber das Negative wird eben meistens erwähnt, das Positive nicht…
Manche Menschen verstehen so etwas nicht.
Ich habe so ein Umfeld, wo das ganz normal ist, mal zu fluchen, sich zu ärgern, zu lästern. Das ist nur Dampfablassen. Und ich persönlich erkenne das und habe 0 Problem damit. Würde mir auch keine Sorgen machen. Weil es nicht nötig ist.
Vielleicht hilft es schon, wenn du es anders formulierst. Sag ihm du willst dich langfristig weiterentwickeln und suchst neue Herausforderungen. Du willst nicht stehen bleiben. Und ansonsten sag ihm nochmal ganz klar, das dass ein Entwicklungsprozess ist u d kein Grund, das er sich das Leben schwer macht.
Ich war beruflich in einer ähnlichen Situation. Sehr sicherer und sehr gut bezahlter Job. Ging mir alles super von der Hand aber es hat jetzt nicht mega Spaß gemacht. Habe mich auch lange umgeschaut und ein paar Bewerbungen geschrieben. Aber es war nie der Druck da, kurzfristig etwas ändern zu müssen. Aber ich wollte die Augen offen halten und weiter meine. Marktwert testen. Im Februar habe ich gewechselt. Aber es hat lange gedauert, gerade wenn man etwas sehr sicheres hat, muss man auch reiflich Abwägen, ob am Ende auch alles von Vorteil ist.
Ich weiss nicht, ob es da das gleiche "Phänomen" ist, aber mein Mann ist auch extrem leicht unruhig falls es mir irgendwie nicht gut gehen sollte. D.h. falls ich irgendwie deprimiert/traurig sein sollte, dann zieht ihn das sofort runter. Sicher ist es auch so, wenn ich gut drauf bin - dass ihn das beeinflusst, aber da denkt man dann nicht so dran.
Was soll man machen? Tja... ich versuche inzwischen schon, mir das nicht so anmerken zu lassen. Vor allem, wenn es mehr nur eine Laune ist, und nichts ernsthaftes. Weil ich halt nicht will dass es ihn negativ beeinflusst.
Ich bin da zu 1000 % wie dein Freund. Ehrlich. Mein Mann ist auch eher "sprunghaft". Ich bin EXTREM unflexibel und liebe Trott, Alltag, Dinge die einfach immer so weiter laufen. Nur als Beispiel: Mein Mann zockt gerne und viel. Zuerst am Desktop-PC. Dann hat er nach 2 Jahren diesen verkauft und ist auf Xbox gewechselt. Da meinte er: "Zocken am TV ist echt viel schöner als am PC". Ich wurde schon langsam nervös. Er mochte den PC doch immer? Was ist passiert? Warum ändert er seine Meinung? Nach einem Jahr wurde Xbox langweilig, und es wurde ein Laptop angeschafft. Ich bin innerlich völlig ausgerastet. Jetzt bin ich doch gerade bei der Xbox angekommen, jetzt kommt ein Laptop? Schon wieder eine neue Meinung???
Das oben beschriebene geht mich ja theoretisch 0 etwas an, aber ich brauche einfach ganz viele Konstanten in meinem Leben. Mein Mann wechselt auch alle 1 - 2 Jahre die Firma. Ich bin da jedesmal fix und fertig und meine Welt steht total Kopf. Ich kann einfach absolut nicht mit Veränderungen umgehen. Auch wenn sie nicht mich selbst betreffen. Bei einem kleinsten Anflug von Sprunghaftigkeit denke ich sofort, er könnte bei mir auch so sprunghaft werden. Und ich will, dass die Welt um mich rum sicher und gleich bleibt.
Ich kann dir leider nicht helfen, Aber zumindest bei mir rührt da extreme Unsicherheit und der starke Wunsch nach Frieden, Ankommen, Geborgenheit mit. Vielleicht ist das bei deinem Freund ähnlich.
Wir hatten ähnliche Situationen, mich belasten Dinge, die erst mal nicht geändert werden können, bzw die mein Mann nicht ändern kann.
z.B. haben wir ein Baby, mich stresst es zeitweise total, (gefühlt) nichts mehr selbstbestimmt zu tun. Mein Mann arbeitet super viel, was abgesprochen ist und (eigentlich) für beide passt.
Ich lasse auch gerne meine Gefühle raus, die nicht unbedingt vorher reflektiert werden. Das verursacht bei meinem Mann das Bedürfnis, mein Problem anzupacken und zu lösen - was aber kurzfristig nicht möglich ist.
Irgendwann wurde mir bewusst, dass ich manchmal eben einfach nur in den Arm genommen werden will, Verständnis bekommen möchte und ein "wir bekommen das schon hin". Das habe ich meinen Mann ganz klar gesagt - also dass ich nicht erwarte, dass er unsere ganze Welt retten geht, sondern dass es reicht, meine Stimmung in dem Moment zu retten.
Vllt ist das auch ein Weg, ihm einfach immer wieder zu sagen "ich bin frustriert und muss Dampf ablassen - nimm mich in den Arm, dann geht es mir schon besser".
Was sagt er denn dazu warum das so ist? Hast du ihn mal gefragt? Hat er den Eindruck, für dein Glück verantwortlich zu sein? Ist er von der praktischen Sorte Problem - Strategie - Änderung und es stresst ihn, dass du zwar suchst, aber keinen festen Plan hast von wegen "in dem und dem Bereich möchte ich arbeiten"? Oder macht er sich Sorgen wegen finanzieller Sicherheit? Dann spielt auch noch die Frage mit rein die hier schon aufkam, wie äußerst du deine Unzufriedenheit? Kommt das vielleicht stärker bei ihm an als von dir empfunden?
Ich würde ein klärendes Gespräch versuchen und ihm erklären, dass du einfach einen neuen Job suchst und es dich belastet, dass er damit scheinbar so ein großes Problem hat. Ob er einen Grund benennen kann und ob es etwas gibt, was du ändern kannst. Hilft ihm vllt auch, sich mal mit seinen Gefühlen auseinander zu setzen.