Ist diese Ehe schon vorbei?

Liebe Mitglieder,

seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit der Situation meiner Ehe und würde gerne eure Meinung hören. Mein Mann und ich sind seit drei Jahren verheiratet und waren davon einige Jahre zusammen. Wir beide sind Mitte zwanzig. Seit der Eheschließung geht es m. E. nach mit unserer Beziehung langsam den Bach runter. Seit ca. 1,5 Jahren merke ich intensiv, dass ich zunehmend unglücklicher mit der ganzen Situation werde und versuche euch diese kurz zu schildern. Ich habe das Gefühl, dass wir uns vollständig auseinander gelebt haben. Wir haben keine Gemeinsamkeiten mehr, machen fast gar nichts zusammen und haben uns abends am Tisch nichts mehr zu erzählen. Mein Mann ist ein netter Mensch und ist immer lieb zu mir, aber er schenkt mir keine Aufmerksamkeit. Ich bekomme keine Komplimente, um Umarmungen oder liebe Worte musste ich bis jetzt irgendwie betteln und nun habe ich das seit Wochen eingestellt. Natürlich habe ich ihn darauf im letzen Jahr angesprochen und er hat mir daraufhin drei Tage mehr Aufmerksamkeit geschenkt, danach nicht mehr. Die Zeit verging und ich merkte, dass ich ihn einfach nicht mehr Liebe. Er ist wie ein Freund für mich und wir leben in einer harmonischen WG zusammen, mehr leider nicht. Seit über 1,5 Jahren haben wir auch nicht mehr miteinander geschlafen. Auch habe ich ihm gesagt, dass ich nur noch Freundschaft für ihn empfinde. Er meint zwar, dass er mich lieben würde, tut seit dem Gespräch vor fünf Wochen genau gar nichts. Ich meine, wenn man einen Menschen liebt und die Ehe retten will, wird man doch aktiv? Zweimal habe ich eine Paartherapie vorgeschlagen, die verneint wurde. Ich weiß leider nicht mehr weiter. Tief in mir spüre ich, dass ich mich trennen sollte, denn ich kann mir nicht vorstellen, so mein Leben zu vergeuden und die nächsten 50 Jahre unzufrieden zu sein. Ich habe wirklich versucht, es irgendwie zu retten - Ausflüge etc. vorgeschlagen, aber immer wurde ich abgewiesen. Leider kommt erschwerend hinzu, dass wir ein Haus gebaut haben. Als wir die Verträge unterschrieben haben, war soweit noch alles mit uns in Ordnung. Wäre das Haus nicht, wäre ich schon lange weg. Zum Glück haben wir keine Kinder und ich kann mir auch nicht vorstellen, jemals welche mit ihm zu bekommen. In unseren Gesprächen gebe ich ihm auch nicht die alleinige Schuld, das wäre nicht fair. Vielleicht war jemand schon in der gleichen Situation und möchte seine Erfahrung mit mir teilen. Bitte entschuldigt den etwas längeren Text.
Danke!

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Du möchtest nicht mehr mit ihm zusammen sein, also trenn dich.
Das Haus ist zweitrangig, entweder verkaufen oder einer übernimmt es.
Das Leben ist zu kurz, um es mit den falschen Menschen zu verbringen.

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Was ich noch dazu sagen muss ist, dass mich das alles langsam psychisch belastet. Ich Kapsel mich immer weiter ab, gehe nach der Arbeit über eine Stunde spazieren und versuche aus dem Haus zu „flüchten“. Meine Gedanken kreisen ständig um dieses Thema und merken, dass es mir mental einfach nicht gut geht.

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Hallo, dein Beitrag könnte von mir sein, ich befinde mich genau in der gleichen Situation (auch ähnliches Alter, ähnlich lang verheiratet). Nur mit dem Unterschied, dass wir ein gemeinsames Kind haben. Ich weiß gar nicht was ich dir raten kann, da ich auch sehr verzweifelt feststecke in dieser Situation und nicht weiter weiß. Es gelingt einfach nicht, die Liebe wieder aufleben zu lassen. Gleichzeitig schaffe ich es aber auch nicht mich zu trennen, da ich mich sehr vor den Konsequenzen fürchte und auch nicht einfach alles wegwerfen möchte was wir uns aufgebaut haben. Mir geht es psychisch auch immer schlechter damit, ich mache genau das gleiche mit den Spaziergängen nach der Arbeit um aus dem Haus zu flüchten.

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Danke für deine Antwort! Traurig zu hören, dass es auch andere Menschen gibt, die in der gleichen Situation stecken. Natürlich will ich auch nicht alles kaputt machen, aber ich denke, dass der Gefühlszustand immer schlimmer wird und man hat eigentlich noch so viele Jahre vor sich. Ich schätze, dass wir zu früh geheiratet haben. In diesem Moment dachte man, dass man das richtige tut. Irgendwann muss ich mich auch entscheiden, denn das Leben ist eigentlich zu kurz für sowas. Das ist echt unglaublich schwer, obwohl ich mich eigentlich schon längst entschieden habe. Ich hab es nur noch nicht endgültig ausgesprochen…

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Hi,
meiner Erfahrung nach, ist es eher selten, dass man mit Anfang 20 schon den Partner für‘s Leben gefunden hat, schließlich ist man in einer Lebensphase, in der man im steten Wandel ist. Da entwickelt man sich doch schnell auseinander. So ergeht‘s wohl euch, dein Mann scheint ja auch nicht glücklich in eurer Ehe zu sein.
Ein Haus kann man verkaufen.
Alles Gute!

vlg tina

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genau so sehe ich das auch, wenn man auf die Freunde und Bekannten zurückschaut, ich bin 60, muss man feststellen, dass von denen, die sich mit unter 20 oder Anfang 20 kennengelernt haben kein einziges Paar übrig ist und alle die mit den langjährigen Beziehungen beim Kennenlernen mind Ende 20 und schon 30 waren

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Gibt aber auch Gegenbeispiele. Meine Eltern sind 66 und 64 und sind seit 46 Jahren verheiratet. Glücklich, nicht weil sie müssen oder so.
Aber oft ist es wirklich so, dass Partnerschaften nicht ewig halten.
Mein erster Mann war von 20 bis 35 und seitdem ich 35 bin habe ich meinen jetzigen Mann, bin jetzt 44.
Es war wahrscheinlich auch, dass wir uns in unterschiedlichen Richtungen entwickelt haben und es deswegen nicht mehr so gut gepasst hat. Aber ich möchte auch die Zeit mit meinem ersten Mann nicht missen, es ist gut so wie es ist.

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Hallo Lili,

Ich befand mich mit 30/31 in der gleichen Situation. Mit 27 geheiratet, Haus gebaut (mit ordentlich Schulden) und wir hatten uns einfach auseinandergelebt. Habe sowohl aktiv versucht die Ehe wieder in Schwung zu bringen, als auch eine Zeitlang einfach alles ignoriert und ein solches Vermeidungsverhalten wie du gemacht (viel unterwegs um nicht daheim sein zu müssen). Einfach nur, weil ich mich zu dem Zeitpunkt noch nicht den Konsequenzen stellen konnte und überfordert war und mein damaliger Exmann auch einfach ein Lieber war.
Das Ignorieren des Unglücklichsseins ging bei
mir über mehrere Monate und hat komische psychosomatische Erkrankungen hervorgerufen, wie dauernd Magenprobleme, Pilz etc. Konnte sich kein Arzt körperlich erklären. Zudem bin ich echt abgemagert, weil ich keinen Hunger mehr hatte.

Irgendwann habe ich es mir selbst eingestanden und die Trennung und der anschließende Verkauf waren richtig hart (komme aus einem Dorf und bin eher traditionell erzogen). Aber es war Schritt für Schritt und mit Aufmunterung mit Freundinnen machbar.

Jetzt 10 Jahre später bin ich wieder neu verheiratet, sehr glücklich mit meinem Mann und wir Matchen auf vielen Ebenen einfach besser als ich und mein Ex-Mann. Auch hier ist nicht immer alles eitel Sonnensein, aber ich fühle mich schon lange wieder glücklich, wie ich selbst und im Leben angekommen.

Ich möchte dir deswegen einfach noch die Tipps mitgeben:
- schau, dass du ein stabiles soziales Umfeld hast bzw. aufbaust - damit geht es einem unabhängig von der Partnerschaft immer besser
-ich rate nicht zur Trennung, das musst du selbst einschätzen. Aber du solltest rein die Beziehung bewerten und nicht die Begleitfaktoren wie Haus etc
-wenn du dich trennen willst: tu es, schieb es nicht raus. Es wird hart, aber abwarten macht nichts besser. Und dann hast du in ein paar Monaten alles hinter dir und es geht wieder bergauf
-dein Leben, deine Entscheidung- lass zusätzlichen sozialen Druck z.B. durch Eltern wegen Haus etc nicht zu

Ich drück dich mal und weiß genau wie innerlich geteilt man in dieser Zeit ist.

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Danke, dass du deine Erfahrung mit mir teilst! Wie lange hast du gebraucht, um dich endgültig zu trennen? Es bringt einfach nichts, diese Entscheidung vor mir herzuschieben; eigentlich weiß ich es ja schon längst. Ich vermisse es wirklich sehr, endlich wieder wirklich glücklich zu sein.

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Hallo,

vor einigen Jahren war ich in einer ähnlichen Situation.
Wir waren 9 Jahre lang zusammen, davon 5 verheiratet, allerdings Mitte/Ende 30, ein Haus gekauft und saniert, keine Kinder.

Eine Paartherapie hatte mein Mann damals abgelehnt, ich war bei eine Psychologin und die Gespräche mit ihr haben mir sehr geholfen meine Gedanken zu sortieren. Sie sagte mir etwas, was tatsächlich stimmte... Die Antwort haben tragen wir längst in uns, es wird erst wahr, wenn wir es laut aussprechen.

Ich trennte mich und mein Mann fiel aus allen Wolken.
Die Trennungszeit war lang und schwer für mich, denn ich betrachtete ihn auch als einen Freund, aber ein Liebespaar waren wir schon lange nicht mehr. Wir ließen uns scheiden.

Aber ich habe die Trennung überwunden. Ich habe einen lieben Mann auf meiner Seite, wir sind nun seit 11 Jahren zusammen und bald 3 davon verheiratet. Es war die beste Entscheidung meines Lebens. Dieser Mann trägt mich seit Tag 1 auf Händen. Wir haben wahnsinnig viele gemeinsame Interessen, gehen sehr liebevoll miteinander um und es herrscht eine perfekte Harmonie zwischen uns. Wir sind für einander geschaffen. Zum Glück habe ich diesen Schritt getan, sonst wäre ich noch immer unglücklich in meiner früheren Ehe.

Liebe TE, meine Bitte an dich, such dir Hilfe, Gespräche und horche in dich hinein.
Was willst du vom Leben?

Alles Liebe

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Ich war mit Mitte 20 in einer ähnlichen Situation - das Spazieren gehen nach der Arbeit, um nicht nach Hause zu kommen, die fehlende Sexualität, so war es auch bei uns.

Ich wollte es nicht wahrhaben aber ich spürte genau, dass es längst vorbei ist. Wir waren gute Freunde und durch die lange gemeinsame Zeit sehr verbunden, ich hatte einfach Angst vorm alleine sein und wollte darum die Beziehung nicht los lassen. Ich hab das als sehr belastend erlebt und konnte auch irgendwann nicht mehr schlafen vor lauter Grübeln. Dann hab ich mich getrennt.

Es war eine Entscheidung die ich noch nie bereut habe. Natürlich war es eine Riesenherausforderung für mich, die Trennung durchzuziehen und dann auch alleine zu leben und ich war oft überfordert, aber ich hab dadurch zu mir selbst gefunden und bin daran sehr gewachsen.
Ich hab dann längere Zeit meine Freiheit genossen und mit Ende 20 meinen jetzigen Mann kennen gelernt, wir haben 2 Kinder und führen eine sehr lebendige Beziehung.

Alles Gute dir!

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Gibt es sonst noch weitere Personen, die so eine Erfahrung gemacht haben? Wie lange hat es gedauert bis die Trennung ausgesprochen war?