Ich habe das Gefühl, mein Mann ist emotional abhängig von mir.
Er hat generell große Schwierigkeiten damit, einfach mal zufrieden zu sein. Es muss sehr viel passen, dass er wirklich glücklich ist. Beispiel: Er ist unzufrieden mir seinem Gewicht, hat etliche Kilo abgenommen. Man hat ihm angemerkt, dass ihn das zufrieden macht, er sich neue Sachen kauft etc. Dann waren wir im Urlaub und danach hatte er wieder 1 läppischer Kilo mehr und seither ist er wieder absolut unzufrieden, sagt er sei so dick usw. Und so ist das in vielen Bereichen: Job, Freunde, unsere Kinder. Und wenns in einem Bereich gut läuft und ich das hervorhebe, fallen ihm 100 andere Bereiche ein, in denen alles schlecht läuft. Aber am schlimmsten ist es mit unserer Beziehung. Er ist immer nur dann einigermaßen zufrieden, wenn ich ihm so viel gebe wie möglich. D.h. viel Zeit, viel Sex, viel Lob. Ansonsten ist er innerhalb von kürzester Zeit unzufrieden. Was mich aber am meisten belastet ist die Tatsache, dass er mir alles "erlaubt". Nicht falsch verstehen, das ist natürlich gut für mich. Aber ich stelle mir so einfach keine gesunde Beziehung auf Augenhöhe vor. Er schafft es nicht, seine Wünsche und Bedürfnisse zu kommunizieren. Er setzt sich nicht für sich selbst ein und kann nicht "nein" sagen. Das macht mich fertig. Ich merke ihm dann schon irgendwie an, dass etwas nicht stimmt, aber er sagt halt es wäre nichts. Ich kann und will nicht für unser beider Glück verantwortlich sein. Das ist eine zu große Aufgabe für mich und mir fehlt Zeit und Kraft für mich selbst.
Wir haben schon viel geredet. Er war auch schon bei einem Therapeuten. Aber es wird einfach nicht besser. Ich ertrage diese Verantwortung langsam nicht mehr. Er klammert jetzt nicht im sinne von "du darfst nicht alleine weg" oder so, aber er klammert emotional und das belastet mich sehr.
Kennt das jemand? Diese konstante Unzufriedenheit gepaart mit dieser Abhängigkeit? Seid ihr da wieder rausgekommen? Wenn ja, wie? Ich versuche zur Zeit etwas Abstand zu gewinnen, aber je mehr ich das versuche, desto mehr "klammert" er.
Emotionale Abhängigkeit
Kam die Therapie so weit, dass eine Diagnose gestellt wurde? Oder ist Dein Mann eventuell auch wieder nur Dir zuliebe hingegangen, ohne sich selbst als dauernd unzufrieden wahrzunehmen?
Dein Mann ist definitiv abhängig von Dir, was Du schreibst lässt nur einen Schluss zu: Er möchte, dass Du ihn bzw. sein Leben glücklich machst, weil er das selbst nicht schafft. Für eine Beziehung ist aber genau das meistens mehr oder weniger schnell extrem belastend bis tödlich. Er selbst ist für sein Glück verantwortlich, sonst niemand.
Nein, keine konkrete Diagnose. Er ist da 3 mal hin und dann hat der Therapeut wohl gesagt, dass er kein akuter Fall sei und er keinen Bedarf an weitere Sitzungen sieht. Wenn ich so drüber nachdenke, ist er vielleicht wirklich nur mir zuliebe da hin. Keine Ahnung was er mit dem Therapeuten alles besprochen hat. Er sieht schon ein, dass er unzufrieden ist. Aber er meint, er ist halt schon immer so, deswegen belastet ihn das nicht wirklich. Mich allerdings schon. Sowohl die ständige Negativität als auch die Anhänglichkeit.
Ja, ich kenne das.
In unserer Ehe ist es ganz genau so. Und das ist mir erst vor wenigen Jahren so richtig bewusst geworden.
Ich hänge im Moment (noch) in dem Gedankenspiel fest, mich irgendwann zu trennen. Zeitpunkt ungewiss, aber Tatsache dass es passiert, definitiv gewiss. Soweit bin ich schon.
Derzeit ist es sehr stressig in unserem Leben. Ich warte ehrlich gesagt nur auf ruhigeres Fahrtwasser.
Ich kann dir nichts raten aber dich aus tiefstem Herzen verstehen. Neben den ganzen anderen Familienaufgaben ist diese Aufgabe on top einfach zu groß.
Danke für deine Nachricht
Ich bin froh, dass ich offenbar nicht die einzige bin. Das Internet ist voll von Ratschlägen, wie der Abhängige wieder aus der Abhängigkeit rauskommt. Aber ich sitze halt auf der anderen Seite und dazu findet man irgendwie nichts. Es wirkt immer so als würde davon ausgegangen werde, dass der Partner des Abhängigen ihn aktiv in diese Rolle drängen. Aber das stimmt bei uns zumindest nicht.
Ich spiele auch schon länger mit dem Gedanken an Trennung. Aber dann hab ich ein schlehctes Gewissen den Kindern gegenüber. Was sag ich denn auf die Frage warum ich das gemacht habe? Euer Papa hat mich zu sehr geliebt?!
Du kannst versuchen, den Fotos nicht so sehr auf ihn zu lenken, sondern auf dich zu schauen.
Ihr seid beide ein Teil der Beziehung und beide geben das, was sie geben können. Du hast auch deine Vorgeschichte und entsprechend reagierst du heute, auch auf ihn. Dass dich etwas so belastet liegt AUCH an dir, nicht nur an ihm
Du kannst nicht ihn ändern wollen und selbst so bleiben, wie du bist. Du kannst aber an dir arbeiten und schauen, woher dein "ich kann nicht mehr" kommt. Ohne mit dem Finger auf ihn zu zeigen, meine ich.
Das "ich kann nicht mehr" kommt daher, dass ich die Verantwortung für das Wohlergehen meiner Kinder und meines Ehemanns habe. Ausgesucht habe ich mir allerdings nur das erste. Ich will eine Beziehung auf Augenhöhe bei der jeder seine Wünsche und Bedürfnisse ausdrücken kann und man dann gemeinsam eine Lösung findet. Ich wünsche mir, dass er auch ohne mich zufrieden ist und unsere Ehe als Kirsche auf der Torte sehen kann. Aber das tut er nicht und dieses Ungleichgewicht ist in meinen Augen ungesund. Ich weiß ehrlich nicht was ich dagegen tun könnte und ich habe da wirklich schon viel drüber nachgedacht.
Aber deswegen schreibe ich hier ja. Also wenn du eine Idee hast, nur raus damit. Ich bin gern bereit, an mir zu arbeiten
Ja, das kenne ich.
Leider habe ich lange Zeit zu Dates ähnliches angezogen. Vor allem drei Arten
- du darfst nicht - Typen, die schnell klar gestellt haben: heiraten, damit sie mir verbieten können
- das, was du beschreibst. Ich dürfte alles, aber seine Bedürfnisse müsste ich ihm alles aus der Nase ziehen. Gerne heiraten, damit sie nicht mehr denken müssen. oder auch: sie lieben mich so sehr und es wäre eine Art ins gemachte Nest setzen.
- eine Mischform: wenn das aus der Nase ziehen nicht klappt, dann schlägt es von 2. in 1. um und wird stark passiv-aggressiv
Auf Dauer bin ich damit nicht klar gekommen. Von allen habe ich Heiratsanträge abgelehnt und nach einigen Dates beendet.
Gehalten hat nur eine Freundschaft, die ähnlich ist, wie du beschreibst (Beziehung und zusammenleben kann ich damit nicht). Es hat viel Arbeit gekostet. Wenn ich merke, dass er an sich arbeitet, weil er die Freundschaft erhalten will, nehme ich es auch hin, dass er nicht so kann. Aber wenn ich merke, dass er alles an mir ablässt, dann liegt mal wieder was brach. Ich arbeite da auch an mir und sage meine Grenzen deutlich
- das ist DEINE Entscheidung, nicht meine
- da kann ich dir nicht weiterhelfen
- ich habe deinen Gesichtsausdruck zur Kenntnis genommen, die Verantwortung übernehme ich NICHT
- ich sehe dir an, dass du unzufrieden bist. Es ist NICHT meine Aufgabe, dich da glücklich zu machen.
- als Freundin kann ich .... xy übernimmt ein/e Therapeut/in
- bei der Kliniksuche kann ich dir helfen. Beim glücklich sein WOLLEN nicht. Ich kann dich NUR unterstützen den Weg therapeutisch anzugehen
- wenn du unglücklich sein willst, bin ich raus (wenn er sich festbeißt und nur noch negativ sieht)
Es ist ok Dampf abzulassen. Aber wenn du nur noch alles schwarz siehst, distanziere ich mich. Ich unterstütze dich, wenn du da wieder rauswillst, das geht aber nur mit therapeutischer Unterstützung. Wenn du da nicht raus willst, ist das deine Entscheidung. Ich trage es nur nicht für mich mit.
Da derjenige mit dem die Freundschaft besteht, mich NICHT ausnutzen will, will, dass es mir gut geht, nimmt er das auch an, so gut er es kann. Das weiß ich sehr zu schätzen.
Alle anderen habe ich aussortiert. Wer mich beim Untergehen mit runter zieht und gar nicht auftauchen will, von dem lasse ich mich nicht ertränken.
Die Grenze musste ich erst mal für mich erkennen, wahrnehmen und deutlich aussprechen - und dann auch ihm gegenüber.
Ich unterstütze gerne. Aber ich lasse mich nicht (mehr) ertränken, wenn jemand selbnst nicht auftauchen will
und ein passiv-aggressives "du willst mir ja gar nicht helfen" kickt sich dann selbst ins Aus.
Wir sind jung zusammen gekommen. Für mich war das damals kein Thema und auch irgendwie "normal". Aber über die Jahre ist mir einfach klar geworden, dass das für mich so keine tragbare Beziehung ist. Aber jetzt sitze ich halt schon hier. Hochzeit, 2 Kinder, Haus...ich kann und will ihn nicht aus meinem Leben werfen. Di Punkte die die erwähnst, versuche ich auch immer so umzusetzen. Aber dann ist er halt der unzufriedene und das macht mich wiederum unzufrieden, weil ich gerne ein größenteils harmonisches miteinander hätte indem nicht jeden Tag wieder irgendwas neues ist. Die Katze beißt sich da in den Schwanz.
"und das macht mich wiederum unzufrieden, weil ich gerne ein größenteils harmonisches miteinander hätte"
Da bin ich für mich an den Punkt gekommen, dass es harmonisch nicht gibt. Nicht in der Form.
Harmonisch kann es nur geben, wenn es auch mal gewittert.
Es ist ok, wenn andere unzufrieden sind. Es ist aber nicht meine Aufgabe, deren Probleme zu ändern.
Es ist ok, wenn ich mal unzufrieden bin, aber nicht ok, wenn ich damit andere runterziehe. Mal Dampf ablassen: ok. Ständig runter ziehen und NICHTS an der Situation ändern: no go.
Dabei habe ich gelernt mich abzugrenzen. Also mit Ansage zurück ziehen. Anderer Raum, Hobby, Abstand. Deutliche Ansage.
Ich unterstütze bei Therapie, Kliniksuche usw. aber nicht dabei, sich im Selbstmitleid zu suhlen.
Ich halte Haare, wenn sich jemand übergibt. Aber nicht Händchen, wenn jemand zum xten mal über die gleichen Probleme jammert OHNE daran was zu ändern.
Ich unterstütze, wenn jemand seit Jahren im gleichen Problem steht - aber aktiv was tut. Anwalt, Arzt, Versicherung, Beratungsstelle und und und. Dann höre ich auch zum 1537. mal zu. Nicht wegen Harmonie, sondern weil wer aktiv was versucht, auch mal Dampf ablassen muss.
Wer sich nur an mich klettet und gar nicht merkt, wie es mir dabei geht; übergeht, wenn ich was sage, dann fehlt es mir an Liebe.
So lange du dich nicht abgrenzen kannst, wird er so weiter machen. Dann hat er gar keinen Grund, was zu ändern. Du machst es ja mit.
Wie gehen die Kinder damit um?
Lässt er es an ihnen auch aus?
Sind sie es gewohnt, dass Mama alles zuhört und aus Harmonie gefallen lässt. Lassen sie sich auch schon einspannen, weil Papa so arm dran ist? Wenn ja, brauchen sie auch dringend Hilfe. Wenn nein, lerne von ihnen und hab ein Auge drauf, dass er nicht auf sie überträgt.
Hallo,
einen Teil von dem, was du beschreibst, kenne ich.
Zum Glück ist mein Mann generell zufrieden und kann die positive Seite des Lebens sehen. Alles andere würde mich wohl wahnsinnig machen.
Im Winter muss ich meinem Mann allerdings auch Vitamin D in regelmäßigen Dosen geben, damit er nicht völlig depri ist.
Das Klammern haben wir hier allerdings auch.
Bzw stellt mein Mann sein eigenes Glück und seine Wünsche fast immer hinten an.
Besonders schwierig ist das, wenn es um langfristige Entscheidungen geht, z.b. welches Design bekommt unsere neue Haustür. Ich äußere eine Vorstellung. Mein Mann findet das nicht gut (merke ich, weil ich ihn gut kenne), stimmt aber zu. Denn er ist ja nicht so wichtig, ich muss glücklich sein ...
Ich löse das tatsächlich meist im Einzelfall. "Überleg dir gut, ob du jetzt zustimmst, diese Tür wird da jahrelang hängen". Oder, wenn mir etwas wichtig ist, stelle ich gleich klar, dass ich das ohne Gemecker durchziehen möchte. Entweder stimmt er zu und macht (welche Unternehmung auch immer) gut gelaunt mit, oder er hat JETZT die Chance, zu widersprechen.
Ab und zu weise ich grundsätzlich auf das Problem hin. Erkläre, dass ich nicht meine Meinung gegen seine abwägen und dann alleine entscheiden kann. Entweder, er steht für sich selber ein oder er wird von mir untergebuttert. Nicht absichtlich, aber ich ziehe meine Meinung garantiert nicht zurück, wenn ich gar keine andere gehört habe.
Also:
- bei wirklich wichtigen Entscheidungen vergewissere ich mich drei Mal, dass das ok ist und mein Mann zustimmt. Ein einfaches "ja, ok" reicht mir da nicht, weil ich ihn kenne (und liebe).
- Bei weniger wichtigen Dingen bestehe ich darauf, dass er seiner Zustimmung (oder dem fehlenden Widerspruch) treu bleibt, ohne schlechte Stimmung zu verbreiten.
- Bei den Kindern lasse ich ihn auch gandenlos auflaufen. Wenn er etwas erlaubt hat, weil er es den Kindern nicht abschlagen konnte, muss er da durch. Und auch die Konsequenzen tragen. Ich gebe gerne Tips, wie man den Kindern entschieden gegenüber tritt - aber mit seinen eigenen Kindern muss er selbst umgehen. Und zur Not auch mal zwei überdrehte, aufgekratzte Kinder ins Bett bringen, während ich auf der Terrasse sitzen (nicht ganz so entspannt, wie es dann nach außen aussieht ...).
LG
PS
Allerdings ist mein Mann auch lernfähig. Immer wieder mal setzt er seine Wünsche dann doch durch. Leider immer mal da, wo es mir gar nicht passt .
Wir glauben mittlerweile, dass vieles daran liegt, dass er Einzelkind in einer ganz kleinen Familie war - seine Eltern haben sich entweder nach ihrem Kind, also ihm gerichtet, oder eben ihre Vorstellungen umgesetzt und das Kind musste mit. Sicher beides halbwegs gleich oft.
Ich habe eine Schwester und eine große Familie drumherum, da wurde diskutiert, verhandelt und Kompromisse geschlossen ohne Ende. "Einer setzt sich durch" gab es bei uns nicht, jeder wurde irgendwie berücksichtigt. Das kennt mein Mann überhaupt nicht, der kennt nur entweder-oder. Oder zieht dabei freiwillig den Kürzeren, denn er ist ja der Vater, der vernünftig sein und sich zurücknehmen muss...
Ja, kenn ich. Hab mich in meiner Ehe gefühlt wie ein Entertainer. Hatte ich schlechte Laune, hatte mein Mann welche. Und als ich ne offene Beziehung wollte, war das angeblich kein Problem für ihn. Für die Beseitigung von Schieflagen war ich allein zuständig. Mein Mann hat sich immer gelobt für seine Beständigkeit und Kontinuität. Ohne mich würde er nie schlechte Laune haben, nur halt eben, wenn ich schlechte Stimmung machen würde. Ich war also für alles verantwortlich und hab mich dabei ziemlich einsam gefühlt.
Ich bin jetzt in einer neuen Partnerschaft und genieße es, mich auch mal emotional anlehnen zu können und einen Partner mit Bedürfnissen zu haben. Er verbietet mir z.B. keineswegs den platonischen Umgang mit anderen Männern, aber er kann sagen, wenn er ein blödes Bauchgefühl hat.
Das ist eine Wohltat sondergleichen und so langsam entspanne ich mich wieder. Es war nämlich verdammt anstrengend, für die gesamte Beziehung allein zuständig zu sein.
Vielleicht hilft deinem Mann dieses Bild?
Partnerschaft kann als 8 visualisiert werden. Jeder Partner steht in einer Schlaufe, ist ein getrennter, vollständiger Kreis mit eigenen Grenzen, trotzdem gehören die beiden Kreise zusammen. Es gibt einen Punkt, an dem Austausch stattfindet. Das funktioniert aber nur, wenn beide eigenständige Hälften bleiben. Sonst wird man zur 0...