Wie viel Freiraum hat euer Mann/ Kindsvater?

Mich würde interessieren, was ihr von folgender Situation haltet und wie das bei euch in der Familie abläuft.

Mein Mann und ich sind seit 6 Jahren zusammen. Seit 8 Wochen ist unser erstes Baby auf der Welt.
Bevor das Baby auf der Welt war, hatten wir beide viele Freiheiten. Ich finde das unglaublich wichtig in einer Beziehung. Z.B. Freunde alleine treffen, Hobbies alleine ausführen, alleine verreisen usw. Mein Mann reist sehr gerne und ist die letzten Jahre immer Mal wieder mit Freunden für ein langes Wochenende oder für ein bis zwei Wochen verreist. Ich vertraue ihm und denke mir, wenn jemand fremdgehen möchte, ist das sowieso immer möglich. Bin diesbezüglich Recht entspannt und genieße, dass ich mein zeitintensives Hobby ausleben kann. Natürlich unternehmen wir gemeinsam auch viel und verreisen ebenfalls gerne gemeinsam.

In vier Wochen wird mein Mann wieder mit seinen Freunden verreisen. Das war seit Anfang des Jahres geplant. Zu mir hieß es, dass es nur ein verlängertes Wochenende wird. Jetzt sind es fünf ganze Tage. Die Reise wurde gebucht, ohne mit mir die "Verlängerung" abzusprechen. Das ärgert mich sehr. Ohne Baby wäre das für mich kein Thema. Jetzt sitze ich knapp eine Woche mit einem 12 Wochen alten Säugling zu Hause. Das Baby ist nicht sonderlich kompliziert. Aber auch kein "Anfängerbaby". Wenn mein Mann abends nach Hause kommt, genieße ich es, dass er sich um unseren Schatz kümmert.
Auch letzte Woche ist folgende Situation aufgetreten: er war abends mit seinem Team von der Arbeit essen und sagte mir, dass er rechtzeitig kommt, damit er mich nachts entlasten kann und nach dem Baby schaut. Aktuell schlafen wir getrennt. Ich habe Milch abgepumpt für die Nacht und wäre, wenn er rechtzeitig gekommen wäre, in ein anderes Zimmer zum Schlafen. Das machen wir immer am Wochenende 1x, damit auch ich Mal halbwegs durchschlafen kann. Das Ende vom Lied war, dass er erst um 2 Uhr nachts Heim gekommen ist und nicht Mal Bescheid gesagt hat. Außerdem hatte er ein paar Gläser zu viel (er trinkt selten mehr als ein Glas Wein) und ich hätte nicht gewollt, dass er beim Baby schläft. Folglich habe ich doch beim Baby geschlafen. Sein Verhalten hat mich sehr verletzt. Folglich ist meine Toleranz gegenüber seiner Reise, die nun doch 5 Tage geht, nicht mehr vorhanden.
Wie findet ihr die Situation?
Wie ist das bei euch mit "Freiheiten" und Familie?

Ich bin gespannt was ihr schreiben werdet.

2

Ich bin eigentlich sehr für Freiheiten lassen und sich in der Partnerschaft nicht selbst aufgeben. ABER: was an deinen 2 Beispielen für mich das Problem wäre ist das sich nicht an absprachen halten und die Konsequenz des Handelns einkalkulieren.

Bei der Reise hätte dein Freund schon nochmal sagen können, dass es eben nicht Freitagnachmittag bis Montagmittag wird sondern eine 5-tägige Reise und wie du dich damit fühlst und was man machen könnte um seinen Ausfall (er wird ja wohl wissen, dass es ohne ihn zuhause anstrengend ist im Moment) zu kompensieren (wäre ja evtl möglich deine Mama oder jemand anders ist für 2-3 Tage da). Aber über sowas müsste man eben reden, und ich finde es wäre respektvoll dies vor der Buchung zu tun.

Genauso beim Abend mit den Kollegen, er hält sich eiskalt nicht an eure Absprache, sagt nicht mal Bescheid und du musst seinen Part am Abend dafür auffangen. Das auffangen ist nicht das Problem, das kann man immer mal füreinander machen. Problem ist die mangelnde Absprache und Kommunikation dazu.

1

Also ich denke ihr werdet wohl besser nochmal ein Gespräch miteinander führen müssen. Denn du gönnst ihm das ganze ja durchaus, aber diese Dinge einfach abmachen ohne einen Ton zu sagen, da wäre ich auch angepisst muss ich sagen. Vor allem wenn er Verpflichtungen dem Baby gegenüber hat, einen ordentlich im Tee sitzen zu haben ist nicht korrekt und dann setzt diese Wegfahr-Geschichte, dem ganzen noch die Krone auf. Wäre sonst möglicherweise auch nicht so schlimm gewesen. Aber ich bin gespannt was er dazu sagt, denn so bin ich erstmal auf deiner Seite.

Ela

3

Die Unzuverlässigkeit deines Mannes würde mich auf Dauer nerven. Mal kann es vorkommen, dass man bei so schöner Stimmung länger bleibt, aber wenn es öfter passiert, dass er wichtige Pläne, die dich betreffen, mit dir nicht abspricht oder Absprachen nicht einhält und auch nichts dazu sagt, wäre ich sauer.

Ich finde persönliche Freiheiten super und brauche sie selber auch in nicht unbedeutendem Maße, aber innerhalb einer (vor allem jungen) Familie klappt das meiner Meinung nach nur, wenn man sich abspricht und nicht bloß sein eigenes Ding durchzieht. Gerade im ersten Babyjahr kann das sonst dazu führen, dass es irgendwann mächtig knallt.

Die Geschichte mit dem Ausgehen finde ich dabei weit weniger schlimm als die Sache mit dem Urlaub.
Ich empfinde es in einer Partnerschaft als rücksichtslos und egoistisch, dich vor vollendete Tatsachen zu stellen, ohne es überhaupt mal angesprochen zu haben.

4

War es ein Wunschkind und habt ihr vorher darüber gesprochen, wie ihr Euch dann Euer Leben mit Kind vorstellt? Ein Kind ändert die Beziehungsdynamik ja fundamental. Es liest sich irgendwie, als wolle er einfach sein altes Leben weiterleben und das Kind läuft als dein Hobby so nebenher mit. Darüber müsst ihr sprechen und du musst deine Erwartungshaltung an ihn in seiner Vaterrolle glasklar kommunizieren.

5

Ich finde es super, dass ihr euch viel Freiraum in eurer Beziehung lasst, diesen beide genießt und auch in Zukunft beibehalten wollt.

Grundsätzlich höre ich auch raus, dass dein Mann sich viel ums Baby kümmert, dich abends und nachts entlastet und dir Raum für dein Hobby verschafft.
Ich glaube, vielleicht kann man das noch unter "Startschwierigkeiten mit Baby" verbuchen. Er ist vielleicht noch nicht ganz daran gewöhnt bzw. ist ihm noch nicht klar, dass als Familie noch mehr Absprachen, an die sich auch gehalten werden muss, notwendig sind als zu Zweit.

Ich würde also nochmal mit ihm sprechen und betonen, dass es dir eben ganz wichtig ist, dass ihr euch gegenseitig auch in Zukunft diese Freiheiten zugestehen wollt, ohne dass einer zurückstecken muss. Und das geht eben nur mit ganz klaren Absprachen und einer absoluten Verlässlichkeit.....

13

Da kannst du zwar Recht haben, ich frage mich aber immer, wie der Mann das umgekehrt wohl sehen würde, wenn die Frau Startschwierigkeiten hätte und einfach mal 5 Tage weg wäre…Frau muss ja auch von heute auf morgen die neue Rolle komplett annehmen.

17

das denke ich mir auch immer wieder. ich glaube auch, wenn es umgekehrt wäre, wäre es ihnen genauso wenig recht (auch wenn mein freund zB behauptet, dass das nicht stimmt).
aber als mutter ist man nun mal zu beginn in einer abhängigeren position. nicht fair von der evolution :)

6

Wir lassen uns im Allgemeinen viele Freiheiten.
ABER, und da bin ich eigen, steh ich dazu:
Urlaubstage werden hier klipp und klar abgesprochen.
Gut, mit einem Baby lässt sich das noch einfacher planen, da man nicht auf Schulferien/KiTa-Schließzeiten angwiesen ist und dafür seine Urlaubstage eh schon rumschachern muss, aber dennoch war für uns beide klar, dass das genauestens abgesprochen wird.

Inzwischen, mit einem doch recht großen Kind, würden mich 5 Tage allein nicht jucken. Aber mit einem so kleinen Baby - doch. Denn das bedeutet für dich 5 Tage Dauer-Verantwortung ohne mal weg zu können.
Das hätt ich nicht gewollt und mein Mann auch gar nicht gemacht.

Also ja, da wäre ich auch nicht begeistert drüber gewesen. Für mich ist dieses Thema "Dauer-Verantwortung für einen anderen Menschen", also die mentale Belastung, aber auch viel fordernder als körperliche Belastung.
Ich kenne viele Eltern, denen es so geht. Da sind also 5 Tage allein sehr viel verlangt und ja, das gehört definitiv abgesprochen.

Rede mit ihm. Vielleicht hatte er das so nicht auf dem Schirm, dennoch ist es nicht ok.
Die Zeit, in der man länger verreisen kann am Stück, kommt ja wieder. Das ist ja schon mit nem 2-Jährigen ne ganz andere Hausnummer als mit einem so kleinen Baby.

7

Die Ausgangssituation war bei uns genau wie bei euch...viel Freiraum. Für uns beide in einer Beziehung ein ganz wichtiger Punkt.
Ich hatte unterschätzt, wie sehr ein Baby das torpedieren kann, war einfach diese genauen Absprachen nicht gewohnt....ihm ging es genauso. Ich wurde echt unfair, er verstand die Welt nicht mehr.
Es war schlagartig vorbei, als mein Körper sich erholt hatte und ich selber wieder unter Leute kam. Als ich selber vorher zu ihm gesagt hatte, das ich um x Uhr wieder da bin und die Runde aber so gemütlich war, das ich gar nicht nach Hause wollte. Da hatte ich plötzlich ein ganz schlechtes Gewissen ihm gegenüber. Nein verdammt, wenn ich unterwegs war, dann wollte ich auch nach der Geburt nicht immer auf die Uhr schauen....warum habe ich das denn von ihm erwartet?
Mit viel Abstand weiß ich eigentlich bis heute nicht wirklich, was da mit mir los war. Vielleicht eine Mischung aus Unsicherheit, Zukunftsängsten, Schlafmangel, Hormone, Unkenrufe das ein Baby die größte Prüfung für eine Beziehung ist (ist sie ja auch), Überforderung. Ich weiß nur, das ich mich in der ersten Zeit mit Kind unsagbar schwach und verletzlich gefühlt habe und deswegen wohl völlig pedantisch auf jeden kleinen Patzer von ihm geachtet habe. Irgendwie ein totales Chaos im Kopf.

Fazit für uns beide war eigentlich am Schluß aber nur, das wir beide mit der Umstellung von totaler Freiheit auf detailierte Absprachen echt Probleme hatten und diese eigentlich auch nicht wollten.....fast 10 Jahre später löst diese Zeit nur noch ungläubiges Kopfschütteln bei uns aus.

Dein Beispiel, also mit dem Abend, geht ja auch in die Richtung....mein Mann hatte damals irgendwie ein schlechtes Gewissen, das er unter Leuten war und ich nicht. Warum er da dann etwas zugesagt und nicht gehalten hat....tja, da ging es ihm dann wie mir....es war einfach zu schön. Und das war auch das Erste was wir dann verbannt hatten: Wer raus geht, der soll das genießen und nicht auf die Uhr schauen.

9

Ach Mist, wollte doch noch was zu dem Kurzurlaub schreiben: Das hatten wir hier auch udn auch da musste ich mir einfach die Frage stellen, warum es mich jetzt so stört und früher nicht.

Ich hatte schlichtweg etwas Schiß, das mich die Elternzeit ins Aus schießt. Das diese Zeit von ihm als Selbstverständlichkeit gesehen wird. Und es ist ja auch ein Ungleichgewicht da, wenn ich ein paar Tage weg wollte (auch spontan verlängern oder so), dann musste er erst abklären ob er Urlaub bekommt, während ich das in Elternzeit ja nicht brauchte. Ich hatte (unbegründeter Weise) Schiß, das ich zu kurz komme.

Aber trotzdem, es hat sich alles eingespielt.

8

Ich verstehe, dass dich seine Nachlässigkeit und eingeschränkte Fähigkeit zur Kommunikation stört, aber ich glaube das ist in diesem Fall der neuen Situation geschuldet.

Ihr habt jahrelang eure individuellen Bedürfnisse ausgelebt, nach schnellen Impulsen gehandelt und seid dabei wahrscheinlich auch mal spontan gewesen. Ihr habt nun eine neue Situation, die völlig gegensätzlich zur alten ist. Euer Lebensmittelpunkt hat sich gewandelt und ihr müsst beide daran arbeiten. Liebgewonne Gewohnheiten sind schwer zu beseitigen, weil sie zu eurem Alltag geworden sind, du sagst selbst, früher hätten dich die zwei Tage mehr Urlaub nicht gestört.
Für dich ist das greifbarer, du bist den Tag über mit dem Würmchen zusammen, du warst gezwungen dich schnell anzupassen. Jetzt ist es an ihm. Stellt Regeln auf. Freizeit/Urlaub muss angesprochen, sonst kann es so nicht mehr stattfinden. Saufen ist nicht, wenn er weiß, dass er Babydienst hat. Du hast ebenso viel Recht wegzugehen und er muss die Betreuung übernehmen etc. Schaut gemeinsam wie viel freie Zeit jefer bekommen kann ohne euch und eure kleine Familie zu verlieren.

Ihr müsst neue Regeln gestalten und sie müssen bald zu eurem Alltag werden, bevor es sich einschleicht, dass er weiterhin macht wie er denkt, und dabei vergisst, dass er nun Vater ist. Es ist für euch beide neu und es ist Arbeit, aber nicht unmöglich.

10

Ich verstehe dich total, wenn du hier sauer wirst, v.a weil das nicht abgesprochen war.

Aber du merkst ja selbst, es ändert sich viel und muss sich alles so einspielen. Ich würde ihn nicht direkt mit Vorwürfen konfrontieren, aber sagen, dass du das nicht ok findest und auch besprechen, wie ihr es zukünftig machen wollt.
Geht nicht aufeinander los, alles will sich erstmal organisiert haben mit einem Zuwachs. Da ist nicht einer dran schuld, dass es gerade nicht funktioniert.
Vor allem, da dein Mann viel für euch da ist, wollte er dich wahrscheinlich nicht absichtlich verletzen