Borderline, wie viel Hilfe geben?

Es geht nicht um eine Liebe, sondern um eine Freundschaft.
Ich muss es mir einfach von der Seele schreiben, weil mein Mann und meine Freunde mir schon lange raten, diese Freundschaft zu beenden und ich das im Moment nicht mache(n kann...).
Achtung, es wird ein langer Text.
Ich bin mit einer Freundin schon seit 10 Jahren befreundet. Seit 2 Jahren hat sie, ich nenne es mal so, Schübe, in denen es ihr psychisch sehr schlecht geht. Sie hat laut Psychiater Borderline, was sie im Moment aber wieder leugnet. Sie zeigt aber das typische 'ich hasse dich, verlass mich nicht'- Verhalten, das in der Literatur beschrieben wird. Sie hat ihren Job verloren, ihren Freund und nächsten Monat wahrscheinlich ihre Wohnung. Alles aufgrund von extremen Ausrastern. Wenn sie Aussetzer hat, schmeisst sie mit Zeug um sich und an Wände und geht teilweise auf Leute los. (Dieser Verhalten hat sie mir gegenüber nie gezeigt, würde ich auch nicht dulden, da mein Kind häufig dabei ist.) Seit 2 Monaten tingelt sie von Psychiatrie zu Psychiatrie und schafft es nicht, wo zu bleiben. Immer wieder fragt sie mich und andere um Hilfe. Wenn wir dann nicht direkt auf der Matte stehen, kommt es eben häufiger zu miesem Verhalten uns gegenüber. Sie beleidigt mich und andere in sehr langen Sprachnachrichten und hat schon mehrfach gedroht, sich umzubringen. Schon zweimal meinte sie auch, dass sie sich das Leben wegen mir nimmt usw.
Ich fahre sie von X nach Y, hole für sie Zeug ab und bringe es ihr, höre ihr zu, wenn sie weint, tobt, usw. Sie durfte auch schon einige Tage bei uns wohnen. Ich komme aber langsam schon an meine Grenzen. Ich hatte sie einmal wirklich gern. Aber dieses Gefühl ist einfach weg. Und jetzt mache ich es nur noch, weil ich sie nicht im Stich lassen will. Sie ist ja krank, nur dieses Verhalten mir gegenüber belastet sehr. Handle ich falsch? Soll ich sie echt jetzt 'fallen lassen'? Mein Mann und meine Freunde raten es mir. Ich will irgendwie noch warten... Ich hoffe, sie ist irgendwann (bald) wieder stabil.... Aber ich will diese Freundschaft sicher nicht mehr.... Was würdet ihr tun?

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"Krank" impliziert irgendwie immer eine zumindest theoretische Aussicht auf Heilung. Borderline ist eine Persönlichkeitsstörung, unheilbar. Gibt wohl ne Reihe an Menschen, die sich durch u.A. Verhaltenstherapie und teilweise Medikamente ganz gut in den Griff bekommen (haben), aber zumindest meines Wissens erfordert das Jahre der Arbeit an sich selbst. Und das ist der Knackpunkt. Deine (Ex-)freundin hangelt sich von Phase zu Phase. "Von alleine" wird das nur immer so weitergehen. Und ich spreche aus leidiger Erfahrung, mein Ex ist Borderliner.

Eine Freundschaft bzw. ein Versuch der "Wiederbelebung" käme für mich allenfalls unter der Bedingung, dass sie sich helfen lässt, infrage - und mit "helfen lassen" meine ich kein Psychiatriehopping.

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Als Freundin würde ich wohl mein letztes Hemd geben, bis ich selbstvdaran zerbreche.

Als Außenstehende und Profi sag ich: lass sie fallen. Nur dann hat sie eine Chanc3

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Ich finde nicht, dass dein letzter Punkt zutrifft.
Borderline ist keine Suchtkrankheit, wo der Suchtkranke erstmal tief fallen muss, damit er sich Hilfe holr.

Borderline ist eine Krankheit, welche man zwar lernen kann etwas zu kontrollieren, aber sie heilt nicht.

Nichts desto trotz müssen Grenzen klar gesetzt werden. Aber fallen lassen, damit der andere Mal was merkt, ist drastisch.

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Als borderlinerin und jemand der auch in der Psychiatrie war u d viele kennengelernt hat kann ich sagen, dass der letzte satz quatsch ist. Ich kenne einige, die fallen gelassen wurden, die eine davon vor 5 Jahren und kann sich noch immer zu nichts aufraffen, weil es sie so deprimiert. Seitdem hat sie 3 Suizidversuche hinter sich. Kann also nicht so das gelbe vom ei sein.

Ich habe mich richtig gut gefangen, seit ich meinen Manm habe, Also auch nichts mit 'fallen lassen nur so hat sie eine chance'.

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Hallo,

"fallenlassen" hört sich hart an.
Ich kann aber gut verstehen, wie Dich diese Situation belastet. Du wirst ihr auch leider nicht helfen können. Das müssen Ärzte machen und sie muss es zulassen.

Entscheide, wie wichtig sie Dir noch ist.
Wenn Du sagst, Du willst die Freundschaft nicht mehr, dann brich den Kontakt ab.

Wenn Du ihr eine Chance geben möchtest, dann schreib ihr, dass Du Dich zurückziehst und dass Du sie aber gerne unterstützt, wenn sie sich denn mal in professionelle Hände begibt. Und dann bleib konsequent und lass keine Ausreden gelten.

Vielleicht braucht sie klare Anssagen.
Du solltest Dich damit aber nicht zermürben.

Alles Gute

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Vielleicht sehe ich es nicht richtig aber du sagst, du tust ALLES für sie
Und nun sind die freundschaftlichen Gefühle aufgrund ihres Verhaltens weg.
Und deine Idee ist, sie fallen zu lassen.

Vielleicht wäre für dein eigenes wohl und deine Entwicklung gut, wenn du lernst, sie in ihre Schranken zu weisen und deine Grenzen aufzuzeigen.
Wenn die dich also Mal wieder bittet, etwas zu tun ,dann sagst du nein, das geht jetzt nicht.
Wenn sie dich wieder beleidigt sagst du klar, so geht's nicht und wendest dich ab.


Ich kann mir vorstellen, dass deine Gefühle für sie immer noch da sind, aber durch ihre Krankheit ganz schön verschüttet sind. Das macht wirklich viel mit anderen, wenn eine Person so krank ist.
Du kannst ihr auch zB mitteilen, dass du aufgrund ihres Verhaltens eine Auszeit von ihr möchtest.
Kannst du ihr mitteilen, wie Sehr sie dich eigentlich verletzt? Sonst wäre das ein erster Schritt.
Ein zweiter eben, eine Pause einzulegen

Und nur wenn alles nix mehr hilft, lässt du sie aus deinem Herzen gehen.

Denn Menschen mit borderline haben es wirklich nicht einfach, sie können teilweise nichr so viel für ihr Verhalten. Das heißt trotzdem, dass du ihr Grenzen aufzeigen darfst.

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Lieben Dank für deine Antwort. Ich finde das ein sehr wertvoller Hinweis, dass ich ihr aufzeigen sollte, was mich verletzt. Das Problem ist vor allem, dass Kritik an ihr abprallt und dass nicht gross eine Reaktion kommt, wenn ich sie auf ihr Verhalten Hinweise. Deshalb habe ich angefangen, mich extrem submissiv zu verhalten, ja nichts zu sagen, was sie wütend machen könnte 🤦🏼‍♀️ eigentlich selber doof... Weil es ja wichtig wäre, ihr zu sagen, dass sie mich verletzt...

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Wenn Kritik an ihr Abprallt, dann sagst du, dass du nun gehst und das so mit dir nicht machen lässt.
Keine Kritik, sondern gehen. Oder sie ignorieren erstmal.
Du findest deinen Weg :)

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Schwierig.

Ich würde ihr klar sagen, dass du ihr gerne helfen willst, aber nicht KANNST. Wenn sie echte Hilfe will, bist du da. Ansonsten musst du leider den Kontakt abbrechen.

Für sie wird es vorerst sicher keinen Unterschied machen und als Verrat wird sie es sicher sehen! Als Verlassenwerden.

Aber wenn sie doch irgendwann stabil wird, wird sie sich vllt an deine Worte erinnern und sie bestenfalls verstehen.

So geht es jedenfalls nicht weiter! Und da spreche ich wirklich aus Erfahrung leider…

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Hey!

Ich hatte eine Freundin, die ich bestimmt 20 Jahre kannte. Irgendwann in der Pubertät setzte bei ihr auch diese Veränderung ein: ständig wurde über Abwesende gelästert.. Wochen lang lief alles super und man war die beste, aber dann passierte eine Sache und man war unten durch. Dann hielt sie sich an andere Freundinnen, die zuvor noch unten durch waren. Das ging so lange, bis jemand anderes wieder der Buhmann war, dann kam sie wieder an.
Teilweise kam ich zu ihrer Geburtstagsfeier, lernte ihre neuen Leute kennen und wurde von denen als "Schlampe" bezeichnet, obwohl ich ich mir da keiner Schuld bin. Aber anscheinend hat sie so über mich gesprochen, dass diese Leute zu dem Schluss kamen.
Ich habe irgendwann eingesehen, dass sich diese Muster ewig wiederholten- ohne Ende.
Dazu kam, dass sie sich in irgendwelchen Clubs Männer aufriss (was mir egal sein kann), in großen Mengen Alkohol konsumierte, Schulden in 5-stelliger Höhe trotz Minigehalt machte, wahllos Kontakte zur Familie abbrach... eine Therapie machte sie auch, erhielt irgendwelche Diagnosen, die sie in den Wind schlug- das Gesamtpaket reichte mir irgendwann und ich habe den Kontakt abgebrochen. Mir raubte sie schlicht die Energie und ihre Launen waren unerträglich.

Letztlich musst du schauen, wo dein Limit liegt. Sie wird sich vermutlich nicht mehr verändern.

Liebe Grüße
Schoko

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Ich habe das durch mit meiner besten Freundin, mit Kontaktabbruch vor zwei Jahren. Ich bin immer noch traurig deshalb und vermisse sie (bzw. die Person, die sie in guten Phasen gewesen ist, bevor ihre Erkrankung voll durchgeschlagen ist) oft noch sehr - aber ich bin insgesamt froh, es durchgezogen zu haben. Die Verletzungen wurden irgendwann zu stark und ich musste erkennen, dass ich ihr einfach nicht helfen kann; ganz egal, was ich mache. Wenn du für dich weißt, dass die Zuneigung weg ist, dann solltest du versuchen, dich zu schützen und dich abzugrenzen. Auch wenn sich das super mies anfühlt.

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Ich würde mich besser abgrenzen.

Sie braucht Hilfe und du kannst/willst diese leisten? Tu es. Es geht gerade nicht? Sag es. Sie rastet aus? Sag ihr dass sie bitte normal mit dir sprechen soll und du gerne da bist wenn sie das tut aber Beleidigungen sind unerwünscht. Sie bockt? Lass sie. Melde dich nach einer Zeit wieder und frag wie es ihr geht. Sie benimmt sich entsprechend? Prima. Wenn nicht, braucht sie Hilfe? Und von Vorne.

Halt alles in einem Ausmaß das du zu leisten bereit bist. Auch Borderliner können lernen sich zu kontrollieren und es ist für sie hilfreich zu wissen, es gibt jemanden der ist stabil und verlässlich und mit dem kann man eben aber nicht Schlitten fahren.

Alles Gute.

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Hey du,

vermutlich hast du schon viel über diese Persönlichkeitsstörung gelesen und auch schon selbst erfahren. Du weißt sicherlich auch, dass eine Heilung nicht möglich ist. Also braucht man dir keine Tipps geben, was du besser machen könntest.

Ich würde deinen Blick gern auf was anders richten. Weg von deiner Freundin, hin zu dir.

Ich erzähl mal bisschen von mir.
Ich hab viele Jahre in einer Partnerschaft gelebt, in der das Gegenüber ähnliche Störungen hat wie deine Freundin. Ich hab alles übernommen an Hilfe was ging. Oft wurde ich von Familienmitglieder und Freunden gefragt, wie ich das schaffe. "Es geht, muss ja." War da meine Antwort. Ich hab mich zwar schon gefragt, warum lasse ich mir das alles gefallen. Aber nen Ausweg hab ich überhaupt nicht gesehen.
Heute würde ich sagen, man ist dauerhaft über meine Grenzen gegangen. Weil ich meine Grenzen gar nicht kannte. Wie so oft ist das auch bei mir schon in der Kindheit passiert. Dort ist man über meine Grenzen gegangen, so dass ich später immer wieder auf die alten Muster zurück gegriffen habe.

Was ich eigentlich sagen wollte, du scheinst mir hilfsbereit, empathisch, freundlich und auch opferbereit deiner Freundin gegenüber zu sein. Und bist du das auch zu dir?
Wo sind deine Grenzen?
Damit meine ich nicht nur Stopp sagen, wenn man beleidigt wird. Vielleicht würdest du viel eher anhalten zu helfen, wenn du deine Belastungs-Grenze sehen könntest.
Und auch die gemeine Frage, was hast du davon ihr zu helfen, möchte ich dir stellen.

Die Energie, die du in sie steckst, darfst du zunächst in dich investieren!

Ich wünsche dir alles Gute!

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Danke für diesen Hinweis, das sollte ich mir wirklich überlegen, was sind meine Bedürfnisse und wie viel Kraft habe ich noch für das Ganze.. Im Stress meines Alltags geht das manchmal etwas unter. Ich arbeite viel und Zuhause ist dann das Baby. Und dann geh ich in meiner freien Zeit noch dieser Freundin helfen... Manchmal reicht es schon, wenn wieder 10 Sprachnachrichten von ihr da sind usw. dass mich das dann schon wieder echt viel beschäftigt und auch belastet. Ich hab aber auch schon bewusst am Abend die Nachrichten ignoriert und mir gesagt, dass ich jetzt da auch Feierabend hab...