Hallo Zusammen,
ich bin in einer fast 7 monatigen Beziehung mit meinem Partner.
Eigentlich: soweit alles gut.
Seit 1-2 Wochen hat er Stress auf der Arbeit. Die Situation dort ist nicht schön, ich kann nachvollziehen, dass es ihn belastet.
In der letzten Woche haben wir uns nur 3 Stunden gesehen (normalerweise sehen wir uns in der Woche 3 Tage), bin nicht begeistert, aber ist ok, ich bin niemand der meinen Partner einengen möchte.
Wir telefonieren täglich, er ruft meist an und erzählt mir ununterbrochen von seinem Arbeitstag. Das Gespräch fängt an: "wie geht's dir"? "Gut. Und wie geht's dir"und dann geht es 30 Minuten ununterbrochen. Täglich. Die 3 Stunden die wir uns gesehen habe, ging es 3 Stunden um dir Arbeit, alles 3 mal erzählt, analysiert, umgedreht, gewendet und dann von vorne. Er kann nicht schlafen, hat keinen Appetit mehr und ist voll und ganz reingesteigert. Es kommt mir vor wie eine Arbeits-Psychose. Es ist wirklich sehr extrem. Er entschuldigt sich, dass er über nichts anderes mehr reden kann und meinte ich bin die einzige der er das alles erzählen kann. Er hat auch einen besten Freund, aber dort sagt er nur "Stress auf arbeit". Er will dort keine Schwäche zeigen. (Ein kleines bisschen Macho ist er schon.) Samstag konnte ich nicht mehr. Irgendwann platzt mir der Kopf. Ich bin auch nur ein Mensch, hab selbst mein Paket zu tragen. Mich belastet es natürlich dass es ihm so schlecht geht. Fühl mich aber irgendwie wie ein Mülleimer. War wütend und hab es ihm genauso gesagt (ohne wut) und dabei gebeten vielleicht nur 50% seiner Sorgen bezüglich Arbeit bei mir zu lassen und 50% vielleicht auf seine Mutter oder seinen Kumpel zu verteilen. Er hat sich wieder mal entschuldigt, er weiss dass er seit Tagen komisch ist und ist selbst unglücklich damit. Seitdem habe ich nichts mehr gehört. Weiß nicht genau wie ich mich verhalten soll. Heute Abend einfach mal belanglos anrufen und fragen wie es ihm geht? Oder ganz in Ruhe lassen und warten bis er irgendwann auf mich zu kommt.?Auch wenn es eventuell Tage dauern wird 😞
Sorry für den langen Text und danke für Eure Meinungen.
Fühle mich wie seine Mülltonne
Es sind gerade mal 2 Wochen, in denen er dir seinen Stress erzählt. Und das hälst du schon nicht aus? Was ist denn, wenn es mal wirklich schlimme Zeiten gibt?!
Für mich klingst du empathielos…oder egoistisch?! Irgendwie sowas.
Klar darfst du sagen, dass auch dir das gerade was viel ist. Aber ich finde deine Aussage krass!
Hallo missxxo771!
Partnerschaft und auch Freundschaft bedeutet für mich, sowie in guten als auch in schlechten Zeiten da zu sein. Alles andere wäre für mich eine nette Bekanntschaft und dies sollte aber auch vorab so kommuniziert werden.
Wir reden gerade von 1-2 Wochen Stress, die dein Freund hat und du winkst jetzt schon ab ?
Liebe Grüße Sternen-Himmel
So. Hier mal eine andere Sichtweise. Aus der Perspektive einer Freundin, die seit ca. 2 Jahren die Therapeutin für ihre Besteline gibt. Ok. 2 Jahre sind eine andere Hausnummer. ABER, jeder geht mit dem Stress von anderen anders um. Jeder hat andere Grenzen. Und absolut jeder darf diese Grenzen setzen. Ein "Nein" zu jemand anderem ist ein "Ja" zu dir selbst. Und wenn du nach zwei Wochen Dauerschleife über seine Probleme nicht mehr willst, ist dass völlig ok. Es nützt dann auch nichts, wenn er sich entschuldigt, denn das würde ja nur helfen, wenn nach der Entschuldigung auch eine Verhaltensänderung Eintritt. Natürlich ist es immer wichtig, wie man es kommuniziert. Liebevoll im Idealfall, neutral im Mindesten. Jetzt ist die Bombe, und dir der Kopf metaphorisch schon geplatzt. Daher mein Rat: Lass ihn tatsächlich erstmal in Ruhe. Kommt beide runter. Du musst dir nichts vorwerfen. Und nach einer gewissen Zeit, nimm Kontakt auf (wenn er es nicht schon zuerst tut). Und dann redet über eure Bedürfnisse, Grenzen, Wünsche und Kommunikationsebenen in der Beziehung. Das kann man nach 7 Monaten durchaus mal tun.
Alles Gute
Danke.
Zu meinem Beitrag noch mal hinzugefügt: Habe ihm schon nach seiner ersten von 20 Entschuldigungen gesagt, dass er sich nicht zu entschuldigen braucht. Das ich verstehen kann, dass die Situation ihn belastet und dass es normal ist in einer Beziehung seine Probleme/Stress/Sorgen mitzuteilen und ich ihm zu höre. Aber wenn mir der Kopf 2 Wochen als sein Auffangbecken selbst platzt. Hatte gehofft er kommt mal ein bisschen runter. Mir geht es seit letzter Woche gesundheitlich nicht gut, ein enges Familienmitglied liegt seit dem Wochenende im Krankenhaus... "mein Paket" ist gerade selbst etwas schwieriger als sonst. Ich werde hier als egoistisch betitelt, dass bin ich überhaupt gar nicht. Ich bin nur jemand der auf sich selbst aufpasst.
Hallo Missxoxo
hier nochmal ein kleiner Erfahrungsbericht einer Betroffenen auf der anderen Seite. Vor ca. fünf Jahren hatte ich aus heiterem Himmel eine Situation auf meiner Arbeit, die für mich wirklich schlimm war und letzten Endes dazu führte, dass ich die Stelle gewechselt habe.
Ich weiß nicht, wie ich das ohne meinen Mann durchgestanden hätte. Aller Gewissheiten, die ich hatte standen auf einmal in Frage, nichts schien mehr sicher und es war ein Gefühl, als wurde der Boden unter meinen Füßen wanken.
Was ich gemacht habe: mir externe Hilfe gesucht, weil ich wusste, dass ich einen zusätzlichen Input von außen brauchte. Meinen Mann gebeten, mir zu sagen, wenn ich mich im Kreis drehe (Dinge zerdenken kann ich auch ganz gut) und nicht zuletzt unsere mitlerweile berühmte Eieruhr: da wurde der Wecker auf eine bestimmte Zeit (in meinem Fall 30 Minuten) gestellt, in der ich nach Herzenslust Jammern, Fluchen, Lamentieren und Weinen konnte. Das hat mir geholfen, und war für meinen Mann aushaltbar, weil er wusste, dass jetzt nicht der ganze Abend im Eimer ist, sondern ich den Druck loswerden konnte und um ehrlich zu sein: was in einer halben Stunde verbal nicht abgehandelt war, war meistens nur eine neue Schleife, mit gleichem Inhalt.
Das erfordert anfangs etwas Disziplin, sich wirklich an die Zeitvorgabe zu halten, aber es half. Wär das vielleicht auch eine Idee für euch?
Viele Grüße,
Lexa
Sehr schöne Idee mit der Eieruhr!
Danke fürs Teilen.