Liebes Forum,
bisher habe ich immer nur still die Beiträge gelesen, aber jetzt muss ich mir doch mal was von der Seele schreiben.
Ich bin in der 15. Woche schwanger und habe nur noch Zweifel bezüglich meiner Beziehung. Es ist nicht so, dass ich vorher nie welche hatte, aber seit der SS sehe ich nur noch das Schlechte.
Mein Freund ist ein toller Mann, er ist fürsorglich, total zuverlässig, treu und freut sich riesig auf das Kind. Wir kennen uns schon 15 Jahre, sind beide 30 und jetzt seit gut 2 Jahren ein Paar. Die SS war nicht geplant und es kam überraschend (mir wurde seit 8 Jahren immer wieder von Ärzten gesagt, dass ich auf natürlichem Weg ohne Hormonbehandlung ziemlich sicher keine Kinder bekommen kann). Wir hatten es nicht darauf angelegt, aber immer besprochen, dass wir beide uns Kinder wünschen und sollte es passieren, passiert es. Ich freue mich auch sehr auf das Kind, wenngleich meine Gefühle auch hier teilweise schwanken.
Ich liebe ihn schon, aber er ist nicht meine große Liebe, bei der sich alles so innig und leicht angefühlt hat (das war mein Ex, mit dem ich 6 Jahre zusammen war und seit 3,5 Jahren getrennt bin). Ich weiß, es ist gemein, sowas zu sagen, aber es ist nunmal so. Und mir fällt gerade besonders stark auf, dass mir tiefe Gespräche auf Augenhöhe fehlen, dass ich mit ihm nicht über Politik oder Dinge aus dem Bereich der Allgemeinbildung sprechen kann oder über spirituelle oder psychologische Themen. Er möchte sich nicht weiterentwickeln, ist laut seiner Aussage zufrieden mit seinem Job und sich. Ich brenne für Sprachen und reise gerne an unterschiedliche Orte, er möchte ständig nach Italien (er ist gebürtiger Italiener, aber seit 25 Jahren in Deutschland). Er hat eine niedrige Schulbildung, aber sich durch Fleiß einen tollen Posten erarbeitet; er spricht zB kein Englisch (ich verstehe das; seine Eltern kamen als Gastarbeiter nach Deutschland und er musste in der Schule Deutsch lernen) und ich denke, dass das der Grund ist, warum er nur nach Italien möchte…. Die Tatsache finde ich nicht schlimm, aber lernen möchte er Englisch halt auch nicht. Das nur als Beispiel.
Also es fehlt mir ein bisschen Feuer und Ehrgeiz, sich weiter zu entwickeln. Für ihn ist alles jetzt so gekommen, wie er es sich gewünscht hat: Er stand wohl schon jahrelang vorher auf mich, wir werden jetzt Eltern, er hat jahrelang schon seinen Beruf, seine Komfortzone und hat sich vor ein paar Jahren eine Wohnung gekauft. Er ist halt sehr fleißig und bodenständig. Aber ich fühle mich innerlich ein bisschen „verkümmert“, weil ich mich auch mit ihm nicht so gut austauschen kann und mir Gemeinsamkeiten fehlen.
Seit jetzt durch die SS alles so endgültig zu sein scheint, lassen mir diese Gedanken keine Ruhe mehr.
Ich weiß, dass er ein toller Papa wird und ich weiß, dass viele andere Frauen sich das wünschen würden. Aber das hilft mir momentan nicht weiter.
Habt Ihr Tipps, wie ich mich auf das, was ich habe, fokussieren könnte und das, was gut ist, schätzen zu können?
Ich versuche es eh schon mit Mediation und Affirmationen usw.
Aber manchmal beschleicht mich das Gefühl, ich lebe hier gerade gegen mein Innerstes.
Danke im Voraus
Schwanger und ständig Zweifel an der Beziehung
Erstmal herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft 🥰.
Und jetzt zu meiner Frage.
Du kennst ihn seit 15 Jahren, wusstest also vor 2 Jahren, als ihr zusammen gekommen seid, wie er ist, was er kann, nicht kann, Interessen und alles weitere.
Trotzdem hast Du Dich für ein Kind mit ihm entschieden.
Warum?
Zudem er nicht Deine große Liebe ist.
Wenn ich das so lese, tut er mir leid, denn augenscheinlich findest Du nicht sehr viel Gutes an ihm.
Offensichtlich passt ihr eben nicht so gut zusammen, nur kommt diese Erkenntnis etwas zu spät.
Man kann immer ein Stück weit versuchen, seinen Partner zu "ändern", bzw. ihm bestimmte Dinge näher zu bringen, ihn neugierig zu machen für Neues.
Das setzt aber eine gewisse Offenheit seinerseits voraus.
Wenn er diese nicht mitbringt, musst Du das akzeptieren.
Denn so hast Du ihn genommen.
Alles Gute für Euch
Liebe Grüße
Malba
Liebe Malba,
danke für Deine Antwort und die Glückwünsche
Ja, natürlich hast Du recht, ich wusste, wie er ist und kenne ihn gut, soweit man einen Menschen wirklich kennen kann.
Ich versteh schon Deine Ansicht. Er tut mir auch leid. Ich finde schon viel Gutes an ihm und vor allem vor der SS. Seitdem ich davon weiß, dreht sich einfach mein Gedankenkreisel, kommen ständig Zweifel auf und ja, ich habe diese Gedanken, die gemein sind, aber sie sind nun mal da. Die große Liebe ist er nicht, nein, aber ich denke, ich liebe auch anders seitdem ich diese damals verloren habe ; zumal ich damals sehr jung war.
Ich weiß, dass ich grad versuche, ihn irgendwie zu ändern und gleichzeitig weiß ich, wie sch**** das ist von mir. Er sagt auch, er merkt diese Veränderung seit ich schwanger bin. Vorher hab ich uns als super Team gesehen. Klar hatte ich ab und zu Gedanken, ob er der Mann fürs Leben ist, aber das sind vllt auch einfach die Erfahrungen der letzten Beziehung. Und vielleicht muss ich Druck rausnehmen , dass es eben auch so gut funktionieren kann, wenn es nicht die große Liebe ist.
Naja ich versuche dran zu arbeiten.
Schönen Abend Dir!
Herzlichen Glückwunsch zum Wunderbaby! 🤗Ich konnte meinen Partner während der schwangerschaften nicht riechen und habe sehr mit ihm gehadert. Passiert mir auch unschwanger ab und zu, aber so krass wie während der Schwangerschaft und der ersten paar monate nach geburt nicht.
Habe mich dann mal mit Matreszens, also muttertät beschäftigt. Ein junger begriff für eine enorme emotionale,körperliche und psychische verwandlung der frauen wenn sie mutter werden. Dieser prozess ist so gravierend, dass hirnscans zeigen wer Mutter ist und wer nicht. Musste mal googeln.
In Anbetracht dieser veränderungen ist es für mich nicht überraschend, dass frau eine emotionale achterbahnfahrt durchlebt. Und dieses Gedankenkarussell fand ich extrem perfide.
Dein leben endet nicht als mutter und nichts wird stillstehen. Dein partner wird sich vielleicht verändern oder nicht. Aber wer sieht schon in die zukunft ...
Liebe Kohlkopp,
vielen lieben Dank für Deine Glückwünsche und Deine Nachricht! Die hilft mir wirklich sehr!! Und danke für den Tipp! Das werde ich recherchieren!!
Danke, ich bin froh, dass es mir nicht alleine so geht.
Ganz liebe Grüße:)
Ich kann dir keinen Tipp geben außer dir zu bestätigen das es die Hormone sind, ich hatte den babyblues nach der Geburt meines 2. Kindes und war in der Zeit, wo alles gut war, mein Partner und alle für mich da waren sehr depressiv und hatte auch an der Beziehung gezweifelt ! Heute zurück blickend wirklich grundlos!!! Ich kenn Frauen die das anfang der Schwangerschaft hatten, lass ihn bitte nicht leiden .. und versuch dir vor Augen zu halten, dass er doch tief in deinem Herzen ist !
Alles Gute für euch !
Liebe Kazemeow,
Vielen lieben Dank für Deine Worte! Es tut mir sehr leid, dass Du die Depressionen bzw. den Baby Blues durchstehen musstest.
Danke, dass Du mir das erzählst. Ich fühle mich zur Zeit nämlich wirklich auch ein bisschen depressiv. Ich hoffe, dass es so ist wie bei Deinen Bekannten und es vllt nur jetzt am Anfang der SS so ist.
Vielen Dank und alles Gute :)
Hallo,
Ich denke, dass bei dir gerade die SS-Hormone deine Gefühle durcheinanderpeitschen und dich ins Grübeln bringen. Es ist normal, dass man sich, wenn ein Kind unterwegs ist, viele Gedanken macht und vieles hinterfragt.
Ob eure Beziehung halten wird, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Aber jetzt genieße erstmal die Schwangerschaft und freu dich auf dein Baby. Denke nicht zu weit voraus.
Wenn du meinst, dein Ex stand dir näher als dein jetziger Partner und du konntest mit ihm besser reden, dann halte dir vor Augen, dass es ja trotzdem zur Trennung kam. Also waren die guten Gespräche mit ihm nicht genug. Sonst wärt ihr ja noch zusammen.
Und in biologischer Hinsicht ist dein neuer Freund auf jeden Fall der passendere Partner, denn du wurdest schwanger von ihm, obwohl die Ärzte das ausgeschlossen hätten😉
Liebe Nike,
vielen lieben Dank für Deine verständnisvolle Nachricht! Sie beruhigt mich wirklich.
Ja - Du hast recht, ich sollte einfach nicht zu viel grübeln und die SS genießen.
Das mit der biologischen Hinsicht find ich toll :) Hab sowas auch schon gedacht, aber das gerät immer wieder in den Hintergrund.
Vielen lieben Dank und alles Gute für Dich :)
Deine Gedanken klingen einfach nur todgedacht und verkopft. Alle Menschen haben Schwächen, alle Menschen haben irgendwo Punkte wo es reibt und nicht 100 Prozent zusammenpasst. Das ist normal und das Leben. Deine Hormone und Gedankenkreisel machen dich gerade einfach nur verrückt, wegen der vermeintlichen Finalist der Situation.
Nimm an, dass die Gedanken da sind, und glaube nicht alles was du denkst.
Vielleicht hilft dir ein Dankbarkeitstagebuch, wo du auch die schönen kleinen Momente mit ihm festhalten kannst.
Außerdem kannst du dir ja auch andere Menschen suchen z.B. für einen spirituellen Austausch oder politische Diskussionen, dafür muss man ja nicht zusammen sein.
In einer Beziehung braucht es ja v.a ähnliche Lebensvorstellungen, Vertrauen, Liebe und Respekt und das ist ja bei euch alles gegeben.
Das wird schon wieder, alles gute euch!
Was ich aus deinen Beiträgen herauslese ist Respekt vor deinem Partner, Verbundenheit, du schätzt Vieles an ihm. Aber andererseits fehlt dir auch alles mögliche und die große Liebe ist er nicht. Kurz: Ein toller Mann, aber, aber, aber.
Menschen sind verschieden, daher schreibe ich kurz von mir selbst:
Wenn ich einen Menschen liebe, dann liebe ich ihn. Ohne ihn in gute und schlechte Eigenschaften aufzuteilen, Vergleiche zu ziehen oder Liebe nach groß oder weniger groß zu bemessen und am Ende zu bewerten. Natürlich hat mein Partner wie jeder Mensch liebenswerte und weniger liebenswerte Eigenschaften. Ich würde aber nicht auf die Idee kommen, dass ihm jetzt dies und das fehlt, der dafür aber was anderes bietet. Er ist wie er ist und so liebe ich ihn.
Ich bin mir einigermaßen sicher, dass deine große Liebe, also dein Ex-Freund, auch nicht alles hatte, was du dir wünschst. Aber bei deinem derzeitigen Partner stört dich ganz viel. Auch dass er dir irgendwie leid tut, weil du ihn so kritisch siehst, spricht für mich Bände. Einen mitleidigen Blick hat kein Mensch von seinem Partner verdient, du kannst es aber auch nicht ändern, dass du so empfindest.
Jetzt leben viele Menschen - ich nenne es mal - halbe - Zweckbeziehungen, in denen man innig verbunden ist, sich ein Leben zusammen aufbaut und glücklich und zufrieden damit ist. Für mich wäre da nichts, für dich aber vielleicht schon?
Was ich nicht empfehle, ist ein Schönreden und Verdrängen, indem du alles auf die hormonelle Umstellung schiebst, das halte ich für zu einfach. Das wäre mir zu einfach. Du bringst hier ganz konkrete Punkte vor, fast schon wie eine Mängelliste. Das verschwindet nicht einfach so, die Gedanken hattest du doch vorher schon, nur ist jetzt eben eine neue Verbindlichkeit durch die Schwangerschaft da.
Ich empfehle dir, damit aufzuhören, ihn ändern zu wollen und das, was dir halt Spaß macht, z.B. Neues lernen, eben mit anderen auszuleben. Das Kind wird euer Leben sowieso auf den Kopf stellen, daraus kann sich auch eine ganz neue Dynamik für die Beziehung ergeben. Im Gegensatz zu vielen anderen Männern bringt er viel für ein schönes Familienleben mit. Wer weiß - in ein paar Jahren lachst du womöglich über deine Gedanken und wenn nicht, wird das die Zukunft zeigen.
Hallo!
"Und mir fällt gerade besonders stark auf, dass mir tiefe Gespräche auf Augenhöhe fehlen, dass ich mit ihm nicht über Politik oder Dinge aus dem Bereich der Allgemeinbildung sprechen kann oder über spirituelle oder psychologische Themen. Er möchte sich nicht weiterentwickeln, ist laut seiner Aussage zufrieden mit seinem Job und sich."
Das ist so ziemlich genau der Hauptgrund, warum ich mich letztes Jahr nach 10 Jahren von meinem Mann getrennt habe.
Er ist ein guter Vater für unsere 2 Kindern, hat mich in der Beziehung auf Händen getragen (was mir oft zu viel war) und ich habe mir lange eingeredet, mir machen diese Unstimmigkeiten nichts aus, den "perfekten Partner" gäbe es ja sowieso nicht.
Nun, auf Dauer hat es mir nicht gereicht.
Ein guter Vater ist er immer noch, unsere Elternebene funktioniert wunderbar. Ich bereue unsere gemeinsamen Jahre nicht, bin aber wahnsinnig froh, dass ich mich getrennt habe.
Das war dir jetzt wahrscheinlich keine große Hilfe, aber das sind meine Gedanken zu dem Thema..
LG Claudi