Hallo,
vor fast einem Jahr wurde bei meinem Mann Depressionen festgestellt. Hauptauslöser war die Arbeit und sein Chef, sagt er. Er musste viel einstecken und letztendlich ist ihm dann wohl der Kragen geplatzt. Seitdem ist er krank geschrieben und er ist in psychologischer Behandlung im Krankenhaus. Da geht er einmal im Monat Hin. Ich unterstütze ihn natürlich und habe einen neuen Job angenommen in der Zwischenzeit. Es waren wirklich anstrengende Monate für mich und die Kinder, da er sich manchmal einfach nicht helfen ließ oder sich gar nicht verstanden gefühlt hatte. Er wollte dann natürlich auch nichts mehr mit den Kindern und mir was unternehmen. Sobald ich etwas Anderes gesagt habe, was er nicht hören wollte, ist ihm der Kragen geplatzt und er hat komplett dicht gemacht. Nun ist viel Zeit vergangen und ich dachte, es tut sich langsam mal was.
Einen Termin beim Psychotherapeuten hat erst frühestens Ende Oktober bekommen. In eine Tagesklinik möchte er nicht gehen, Reha muss er wohl darüber nachdenken und Motivation für einen neuen Job hat er wohl auch nicht, da er sich erst mal selbst helfen möchte. Zuhause tut er zwar bisschen was aber letztendlich bleibt doch alles an mir hängen. Ich gehe Teilzeit arbeiten und bringe und hole die Kinder ab, koche und schmeiße den Haushalt größtenteils. Es stört mich einfach, dass von ihm so wenig kommt. Zum Zocken hat er aber genug Motivation und da platzt dann mir der Kragen und es kommt zum Streit. Egal, wann ich meine Meinung sage oder mit irgendwas nicht einverstanden bin, kommt es zum Streit. Ich fühle mich manchmal komplett veräppelt und auch ausgenutzt. Zumal ich auch ein vorbelastetes Kind habe, um das ich mich sehr gerne kümmere und er immer mehr Fortschritte macht. Natürlich möchte ich auch meinem Mann helfen aber ich weiß nicht mehr wie. Lösungsvorschläge nimmt er sowieso nicht an und sagt immer, ich würde ihn nicht verstehen. Ich nehme Depressionen natürlich ernst und versuche ihn zu verstehen. Aber so kann es auch nicht ewig weitergehen. Seine Familie kann ihm leider auch nicht helfen. Da ist er sich selbst überlassen. Ich weiß auch gar nicht, was ich mir mit diesem Post erhoffe. Vielleicht habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht und könnt mir sagen, ob ich egoistisch bin oder überreagiere?
Leben mit einem depressiven Menschen
Hey du 🙂 Ich bin bipolar und deshalb immer wieder depressiv. Momentan schon seit fast 2 Jahren beinah durchgehend.
Ich finde dich nicht egoistisch.
Als Betroffene kann ich zwar einerseits verstehen wie dein Mann sich fühlen muss, andererseits aber ein paar seiner Verhaltensweisen so gar nicht verstehen.
Zum einen wieso er nur 1x im Monat in Behandlung ist. Ja man muss teils lang auf einen Therapieplatz warten, aber wenn es wirklich akut ist und es einem so mies geht lässt man sich in eine Akutklinik einweisen und bekommt da auch wirklich IMMER zeitnah einen Termin. Ich muss es wissen, denn in gebau so einer Klinik habe ich jahrelang gearbeitet bis ich zuletzt eben seit fast 2 Jahren krankgeschrieben wurde/bin.
Auch in einer Tagesklinik bekommt man schneller einen Termin als bei einem "einfachen" Therapeuten. Auch in so einer TK war ich selbst anfang des Jahres, da es recht akut war musste ich auch nur knapp 2 Wochen warten. Da verstehe ich deinen Mann nicht, weshalb er sich nicht helfen lässt. Ja ich weiß es fällt einem schwer sich zu sowas überhaupt aufzuraffen, aber ich persönlich möchte doch gern alles versuchen meinem Partner nicht so zur Last zu fallen.
Was ich so gar nicht verstehe und für mich nicht zusammenpasst: Depression bedeutet eben auch an nichts mehr Freude zu empfinden. Oft habe ich dann das Gefühl, dass manche sich für depressiv halten, obwohl sie es eigentlich nicht wirklich sind. Oder zumindest nicht so schwer wie sie tun. Es gibt immerhin verschiedene Abstufungen von Deoressionen. Welchem Menschen, der so schwer depressiv ist, dass er im Haushalt wirklich absolut nichts mehr auf die Reihe bekommt, macht sein Hobby (im Falle deines Mannes das Zocken) noch spaß? - Keinem!
Da wird meiner Meinung nach die Depression ein wenig oder auch ein wenig mehr als Ausrede genommen, um möglichst wenig tun zu müssen bzw nurnoch das was einem Spaß macht. Und wenn einem noch etwas spaß macht ist man nicht so schlimm depressiv, dass man ansonsten gar nichts mehr gebacken bekommt. Das nennt sich dann "Krankheitsgewinn".
Finde es nicht in Ordnung von deinem Mann, dass er nicht wirklich was gegen seine Erkrankung unternimmt, aber immernoch an der Konsole hängen kann. Das ist mies.
Hi,
erst einmal danke ich dir für deine Sichtweise. Das habe ich auch so gesehen und ihn darauf angesprochen aber er meinte, dass das Zocken ihm helfen und alles ein bisschen erträglicher machen würde. Natürlich wir seine Familie auch. Glaube, er weiß, wenn er nur das Zocken als einzigen Lichtblick in seinem Leben erwähnt hätte, wäre ich richtig enttäuscht. Ihm wurden tageskliniken und auch stationärer Aufenthalt angeboten aber er hat es abgelehnt. Begründung: er will nicht aus seinem zuhause raus und weg von uns. Und wenn ich ihn dazu dränge, heißt es nur, du willst mich loswerden also sage ich dazu nichts mehr. Es ist auf Dauer einfach schwierig und ich versuche wirklich Verständnis aufzubringen. Nur klappt es manchmal nicht. Ist aber situationsbezogen.
Er redet sich vielleicht ein, dass das Zocken hilft... aber wäre das wahr würde es ihm ja langsam besser gehen.
Objektiv gesehen hilft 1 Spaziergang am Tag mehr.
Auch ein Klinikaufenthalt hilft. Ich verstehe ihn -sogar sehr gut - dass er lieber zu Hause bleibt. Ich bin fast 1 Jahr lang nie aus dem Haus gegangen aus Angst. Seitdem ich ein kleines Kind war habe ich nie mehr woanders als zu Haus übernachtet. Als Patient in eine Klinik zu müssen war für mich die reinste Horrorvorstellung. Ich war ne zeitlang überzeugt, dass sowas alles nur schlimmer machen würde.
Das war quatsch. Nur dadurch wurde es überhaupt etwas besser.
Dein Mann sollte es wirklich versuchen. Nach einer Woche gewöhnt man sich langsam um und hat auch viel weniger Heimweh.
Er muss sich mal vor Augen führen, dass es von allein nicht besser wird und es doch auch kaum viel schlimmer werden kann.
Und auch du solltest dir darüber im klaren sein, dass es zu 99,9% die nächsten Jahre genau so weitergeht, wenn er nichts unternimmt und dir überlegen, ob du das evtl. dein restliches Leben so ertragen kannst.
Ja man sollte füreinander da sein - auch in Phasen der Krankheit. Aber wenn einer so absolut nichts tut um gesund zu werden ist er ja so gesehen für dich auch nicht da.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit wirst du früher oder später auch krank, wenn alles so bleibt wie es jetzt ist. Das habe ich in meinem Beruf schon ziemlich oft erlebt leider.
Tut mir auf jeden Fall sehr leid für dich das alles 😔
Als Angehöriger hat man es meist nicht weniger schwer als als Kranker.
Ich habe eine ähnliche Geschichte hinter mir. Erst hab ich dem Mann vier Jahre lang gut zureden müssen, bis er einsah, dass er eine Depression hatte und sich Hilfe suchte. Bei ihm lag es auch am Job, angeblich. Aber er wollte auch nicht den Job wechseln, oder sonst was ändern. Dann bekam er Medizin, half auch prima. Aber nach etwa 8 Wochen half es plötzlich nicht mehr. Ein anderes Präparat half dann - ausser dass er ab und zu mal probierte, es wieder abzusetzen.
Wir hatten die Situation etwa 6, 7 Jahre, zumindest zeitweise (es kam in Schüben), mit drei Kinder (davon zwei mit ADHS). Dann hab ich mich getrennt. Er hatte auch keine Therapie gemacht, und langsam aber sicher ein Alkoholproblem entwickelt.
Du solltest auf jeden Fall verlangen, dass er etwas dagegen tut. Ich glaube da auch eher, dass Therapie allein es nicht tut. Meist braucht man da auch Medizin. Die kommen sonst gar nicht raus aus dem Negativen. Und es belastet ja sehr, man sollte es nicht zu lange mitmachen. Auch wegen der Kinder. Allerdings ist das Problem ja nicht aus der Welt, wenn man sich trennt. Die Kinder haben dann trotzdem noch einen deprimierten Vater. Wobei er dann auch noch mit den Kindern allein ist, wenn sie bei ihm sind. Ich hab mir da auch oft Sorgen gemacht. Und manches hab ich von den Kindern erst später erfahren. So etwas wie, dass er manchmal bis nachmittags 4 schlief an Sonntagen.
Es ist zwar für dich nur noch sekundär relevant, aber hat sich dein Ex mal auf ADHS testen lassen?
Unbehandelt führt ADHS zu Depressionen, und da du 2 Kinder mit adhs hast... (oder bist du selbst betroffen? Irgendwas klingelt gerade bei mir...)
Hallo,
Aus der Sicht einer depressiven person:
Nein, du bist nicht egoistisch bzw müssen Angehörige von depressiven Menschen manchmal egoistisch sein, um selbst nicht in diesem Strudel zu ertrinken.
Das was dein Mann sich da gerade "vorgaukelt" kenne ich selber von mir, auch von anderen depressiven Personen. Es ist halt der Wunsch und die Hoffnung danach, dass es doch noch von alleine wieder gut wird, sich alles verzieht und die Depression morgen einfach weg ist.
Spoiler: es funktioniert in 99% der Fälle nicht!
Dazu kommt diese antriebslosigkeit, die sich körperlich anfühlt wie ein bleimantel, der einen daran hindert, einfach aufzustehen.
Die Depressionen verändern irgendwann dass Denken, verhindern klare Gedanken. Es gab Tage, da habe ich 9 Stunden darüber nachgedacht, ob ich einkaufen gehe oder nicht. Wo ich hingehe?. Fahre ich zu rewe oder Lidl? Oder doch xxx? Was essen wir? Nudeln, Kartoffeln? Pfannkuchen?
Am Ende bin ich nicht gegangen und mein Mann musste es erledigen.
Soviel zum Verständnis.
Ohne hilfe verschwindet eine Depression nicht. Es gibt erkrankte, so wie mich, wo die Depression immer wieder kommt.
Aber mit der Hilfe von Therapeuten und Medikamenten schafft man es sehr häufig, wieder ins Leben zu kommen. Aber alleine wird das in den meisten Fällen nichts.
Dein Mann macht sich etwas vor.
Wenn ich heute diesen gedankenspirale habe, weiß ich, dass eine depressive Episode kommt.
Was Du tun kannst? In vielen Städten gibt es Angehörigenberatungen. Auch wenn du viel um die Ohren hast, gehe dahin. Häufig sitzen da Menschen, die auch mal in deiner Lage waren.
Er scheint mir im Moment kaum zugänglich, alles was du sagst führt zur Explosion. Von außen etwas zu bewirken ist schwer bis kaum möglich, denn wenn dein Mann keine realistische Krankheitseinsicht hat, komme die Signale von außen kaum durch.
Ich fand Die Tagesklinik damals als große Hilfe. Man schläft im eigenen Bett, kann vieles neues gleich ausprobieren. Aber:manche erkrankte brauchen erstmal den geschützten Raum eines stationären Aufenthalts.
Auch Medikamente sind eine gute Möglichkeit, erstmal wieder im Leben anzukommen und ein normales Leben zu fühlen.
War das mal Thema?
Aber das alles kannst du von außen nur vorschlagen, ins tun muss dein Mann kommen.
Du hast ja schon versucht mit ihm zu sprechen, trotzdem würde ich nochmal das Gespräch suchen und ihm deutlich sagen, wie es dir geht und was du dir erhoffst. Aber auch, was Konsequenzen für dich sein können, denn du musst auch auf dich und eure Kinder denken.
Das klingt für mich auch nach "sekundärem Krankheitsgewinn".
Ich würde einen kranken Partner natürlich unterstützen ABER er muss sich schon auch helfen lassen. Nur krank sein und nichts dagegen tun außer faul daheim sitzen würde ich nicht tolerieren.
Ihr habt Familie, er lebt nicht nur für sich alleine sondern trägt Verantwortung.
Ich hab meinen Mann auch schon zum Arzt gespaukt wenn er wegen irgendwas rum gejammert hat aber nichts dagegen unternommen hat.
Such das Gespräch, mach ihm klar dass es so nicht geht und du ihn unterstützen willst wenn er sich helfen lässt aber diese Situation nicht mehr hinnehmen wirst. Er möge sich da bitte Gedanken machen und dir seine Entscheidung mitteilen.
Alles Gute
Ich kann den anderen nur beipflichten: Nein, du bist nicht egoistisch! Ich war selbst vor etwas über zwei Jahren depressiv und in dieser Zeit mit Sicherheit nicht einfach zu ertragen für meinen Mann. Was ich nicht herauslesen konnte: Hat er medikamentöse Unterstützung? Mir hat das sehr geholfen.
Hast du schon mal über eine Therapie für dich nachgedacht, wo du über deine Belastungen durch seine Erkrankung offen sprechen kannst? Mein Mann ist dieses Jahr an Schizophrenie erkrankt und seither mache ich eine Therapie für Angehörige um selbst gesund zu bleiben. Mir tut das sehr gut, dass mir jemand wertfrei zuhört und mir hilft, mir selbst den Alltag erträglicher zu gestalten.
Hi,
Medikamente hat er auch bekommen und musste diese schon 3 mal wechseln, weil er die ersten nicht gut vertragen hatte. Er hatte sich andauernd übergeben müssen. Jetzt vertràgt er die gut aber er sagt, anfangs hat er deutlich mehr einen Unterschied gemerkt und jetzt nicht mehr. Seine Psychologin hatte mir auch mal gesagt, dass das für mich keine leichte Situation ist und ich ruhig was sagen kann, wenn mir das alles zu viel wird.
Blöd, dass das mit den Medikamenten bei ihm nicht so hinhaut. Antidepressiva und viel Sport haben mir damals aus dem Loch raus geholfen...
Ich kann dir das mit der Therapie für dich wirklich nur empfehlen. Wenn dir die Psychologin das schon anbietet würde ich mal probieren wie es dir gefällt. Oder du suchst dir jemand eigenen, falls du dich damit wohler fühlst. Ich persönlich wollte nicht, dass meine Vertrauensperson meinen Mann kennt. So konnte ich auch die "unbequemen Wahrheiten" was seine Krankheit bei mir emotional auslöst offen äußern.
Nein, du verlangst nicht zu viel.
Leider aber ist es so, dass dein Mann das nicht versteht/verstehen will.
Mein Mann ist auch depressiv. Er nennt es nicht so und sein Arzt angeblich auch nicht, sondern chronisches Müdigkeitssyndrom (oder so ähnlich). Fakt ist, er meint, er kann nicht arbeiten gehen, obwohl die Ärzte ihm bescheinigt haben, er könne (muss) 6 Stunden täglich arbeiten. Mein Mann meint er könne das nicht. Das geht jetzt so seit 10 (!) Jahren. Selbst eine Minijob sei zuviel für ihn. Ich habe ihn jahrelang motiviert und letztendlich hieß es immer, ich würde ihm ja nicht glauben und überhaupt könne er sich ja das Leben nehmen.........ach ja.........ALLERDINGS macht er im Gegensatz zu deinem Mann die Hausarbeit und kümmert sich gut um unser Kind, während ich alleine für unseren Lebensunterhalt sorge. Nun ja, so hatte ich es mir nicht vorgestellt und wenn unser Kind ausgezogen ist, werde ich weitersehen. Aber wenn mein Mann wirklich GAR NIX täte, dann würde ich mich trennen. Da bist du ohne besser dran.
Mein Tipp also: du wirst ihn nicht ändern können, denn er wird alles von dir als Kritik ansehen und sich wehren. Entweder machst du deinen Frieden damit (so wie ich) oder du trennst dich.
Alles Gute für euch.
Hi,
danke dir.
Ich weiß nicht, ob ich das so 10 Jahre aushalten könnte aber dein Mann schmeißt auch den kompletten Haushalt. Das ist vielleicht der unterschied. Mein Mann macht auch viel im Haushalt WENN er Lust hat. Ansonsten lässt er leider alles schleifen, wenn er seine Tiefpunkt-Tage hat.
D.h. es kommt leider nicht so oft vor, dass er was im Haushalt tut und leider nicht immer gründlich.
Wenn Kinder im Raum stehen, finde ich eine Trennung immer etwas schwieriger. Aber ich möchte auch nicht, dass sie unglücklich sind und selber will ich auch nicht immer unglücklich bleiben. Ich möchte ihm helfen aber von ihm muss auch was kommen. Ich weiß nur, dass ich das nicht jahrelang durchmachen möchte.
Bedeutet das, du würdest dich von deinem Mann trennen, wenn euer Kind ausgezogen ist?
Ob ich mich dann wirklich trenne, wenn mein Kind ausgezogen ist, weiß ich jetzt nicht.....ich weiß nur, dass ich mich bis dahin nicht trennen werde wegen des Kindes. Hätte ich kein Kind, wären wir mit Sicherheit schon getrennt. Aber wie du ja selbst geschrieben hast, mit Kindern überlegt man sich das alles nochmal genau. Und da bei uns die Option wäre, dass er bei Trennung keinerlei Kontakt mehr zum Kind haben will (wenn das Kind mit zu mir kommen würde), will ich das alles gar nicht ausprobieren und lasse es laufen..........vorgeschlagen habe ich das alles schon, aber dann kommt diese absolute Abwehrhaltung, da kommt man keinen Schritt weiter. Deshalb sag ich da nix mehr und solange das hier "rund" läuft, ist das auch okay für mich.