Ehekriese und Trauer

Hallo zusammen,
Mein Mann und ich stecken seid zwei Monaten in einer tiefen ehekriese.
Wir sind seid 6 Jahren verheiratet und haben zwei Kinder. Mein Mann hatte eine sehr gewalttätige Kindheit. Der Vater hat ihn und seiner Mutter geschlagen, misshandelt und emotional sehr kaputt gemacht. Seine Jugend war voll von Enttäuschungen, Drogen und ständig falsche Abbiegungen genommen.
Unsere Ehe bzw. unsere Beziehung war immer sehr harmonisch, wir waren immer sehr verliebt in einander und zwischen uns hat eigentlich nie ein Blatt gepasst. Klar, durch die Kinder hat sich viele geändert. Die große ist 4 Jahre alt und die kleine 2. Ich arbeite Vollzeit und er auch.
Vor zwei Monaten dann hatten wir einen kleinen Streit in dem er dann laut sagte dass er es mit mir nicht mehr kann, ich war total neben der doru da es für much total überraschend war. Wir haben dann in den nächsten Wochen viel geredet, und viel Zeit für einander genommen. Hatten sogar eine Eheberatung aufgesucht. Mit der hat es allerdings nicht wirklich gepasst. Parallel dazu lag mein Vater am Sterben, dass hat mich zusätzlich zu meiner Ehe total fertig gemacht. Ich habe eigentlich jeden Tag nur geweint. 8 kg abgenommen und wurde immer unaufmerksamer in der Arbeit,
Mein Mann hatte ständige Stimmungsschwankungen von happy bei uns zu sein und am anderen Tag wütend auf die ganze Welt und in erster Linie auf mich. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl dass ich gerade einfach als Filter für etwas diene dass von ganz tief aufgekommen ist. Er war ständig übermüdet, gereizt, hat ständig geschwitzt. Nach unserem letzten großen Streit, haben wir nochmal geredet und da hat er mir dann erzählt dass irgendwas in seinem Kopf ständig passiert dass er nicht kontrollieren kann. Also hat er einen Therapeuten aufgesucht. Der Termin ist erst noch.
Mein Vater ist vor zwei Wochen verstorben, meine Welt ist zusammen gebrochen. Ich weiß teilweise nicht wo unten und oben ist.
Die letzten zwei Wochen war mein Mann sehr suportiv. Sehr nett zu mir. Wir hatten auch viel intensiven sex.
Vor 4 Tagen fing er wieder an sehr distanziert zu werden. Wenn ich ihn küssen will spitzt er die Lippen nur ganz fest zusammen als würde er sich Eckel. Gestern nach einem schönen Abend mit intensiven Gesprächen, bisschen Wein haben ich, warum auch immer, den Versuch gestartet mit ihm zu schlafen und er hat mich einfach abgeblockt.
Heute frage ich mich die ganze Zeit ob er schon lange eine Entschuldigung getroffen hat aber einfach die Füße still hält weil er in dieser schwierigen Zeit für much nich noch das zu muten möchte.

Mein Kopf ist so müde dass ich teilweise die einfachsten Dinge nicht hinbekommen, ich habe in den letzten Tagen immer wieder den Gedanken in dem ich mir sage vielleicht ist es das einfachste einfach das ganze zu beenden. Denke aber dann wiederum vielleicht ist es nur gerade alles sehr schwierig und wenn ich/ wir wieder ruhige Zeiten haben uns wieder um uns kümmern.
Wir haben demnächst einen zweiten Versuch bei einer Eheberatung die auch Psychologen sind. Mal sehen ob das was bringt oder ob wir einfach gerade die Zeit absitzen.

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Mein Beileid zum Verlust deines Vaters.

Nach allem was du beschreibst, was bei euch los ist, wäre es ein Wunder, wenn der Alltag einfach harmonisch weiterliefe.
Allein beide Vollzeit und zwei Kinder kann durchaus mal sehr belastend sein mit Schlafmangel und Stress.

Ich finde es toll, dass ihr offenbar bereits Hilfsangebote wahrgenommen habt und auch weitere Hilfe bekommen wollt. Es ist eine schwierige Phase. Wenn ihr auf euch acht gebt, werdet ihr das aber hinbekommen. Wenn ihr beide es wollt und ihr miteinander Geduld habt.

Alles Gute 🍀

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"Er war ständig übermüdet, gereizt, hat ständig geschwitzt." An der Stelle bin ich hängen geblieben.
Das was ihr gerade durchmacht und was dein Mann in seiner Jugend erlebt hat ist wahnsinnig belastend, keine Frage! Aber bitte vergesst über der Psyche den Körper nicht.
War dein Mann schonmal beim Hausarzt und hat sich durchchecken lassen? Spontan kommt mir nämlich bei deiner Beschreibung die Schilddrüse in den Sinn. Hat er eventuell auch abgenommen?
Mein Vater, sonst der gutmütigste Mensch der Welt seiner Familie gegenüber, hatte mal einen akuten Basedow-Schub und wurde schier unerträglich, mit genau diesen Symptomen.
Bitte, wenn nicht schon geschehen, lasst das abklären!
Dir herzliches Beileid zum Verlust deines Vaters und euch alles Gute!

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Von mir eine dicke Umarmung und herzliches Beileid! Das was ihr beide da gerade durchmacht, ist wirklich viel zu stemmen. Wie hier schon so schön steht, selbstverständlich könnt ihr gerade nicht so funktionieren wie sonst. Das ist keine Ehekrise, sondern eine Lebenskrise.

Ein Elternteil zu verlieren und den Sterbeprozess zu begleiten wird euch beide für immer verändern. Es kann jetzt auch für euch als Paar die Chance sein, näher aneinander zu rücken. Offen und ehrlich über eure Gefühle zu reden. Nehmt euch wann immer ihr könnt Zeit dafür und ganz wichtig, lass deine Trauer zu. Als mein Opa starb, kam mein Mann von der Arbeit direkt Heim. Hat für uns was gekocht. Habe viel geweint an dem Tag und auch die Wochen darauf. Wann immer mir danach war, hat er mich in die Arme geschlossen. Ich spreche auch oft bei ihm über meine verstorbene Mutter und Oma die er nie kannte. Aber durch die Kinder und wenn wir bei seiner Familie sind, kommt da eben viel hoch. Was ich damit sagen will, gebt euch Zeit.

Ihr müsst garnichts. Auch nicht sofort eine Beratung machen oder intensiven Sex haben. Wenn euch danach ist, super aber es werden wieder andere Zeiten kommen. Krisen können stärken. Manchmal wusste mein Partner garnicht richtig, was er tun soll aber einfach da sein hilft. Auch ablenken hilft manchmal wenn man der Trauer genug Raum gelassen hat. Auf einmal lacht man wieder und das ist nicht falsch und man spricht über all die schönen Zeiten und das Weißt-du-noch.

Und wichtig, legt nicht alles auf die Goldwaage was gesagt wird. Ich bin auch ein impulsiver Mensch und kann sowas raushauen, mein es aber keinesfalls so. Ganz im Gegenteil, habe eher große Verlustängste. Aber wenn es nach manchen Streitd geht, wären wir schon 800mal geschieden, wissen aber beide, wir sind gerade nur verletzt und wütend und sowas steht nie zur Debatte. Ihr schafft das schon ❤