Leider habe ich keine Freunde oder Familienmitglieder mit denen ich tiefergehend darüber sprechen kann. Vielleicht gibt es hier ja Frauen, die ähnliche Erfahrungen oder Gedanken haben?
Mir geht es psychisch zunehmend schlechter, weil wir nun seit über einem Jahr an unserem ersten Kind basteln. Wir sind beide 31 Jahre alt (ich werde bald 32) und seit letztem Jahr verheiratet. Zusammen sind wir schon seit 2011. Für uns war von Anfang an klar, dass wir einmal Kinder haben möchten. Tatsächlich hege ich aber schon länger den Kinderwunsch (ich würde sagen seitdem ich 27 ungefähr), es war jedoch nie der richtige Zeitpunkt. Wir haben beide lange studiert, nicht viel verdient und unsere Jugend genoßen (viel gefeiert, viel gereist etc.). 2019 habe ich die Pille abgesetzt und mein Plan war im Jahr 2020 zu heiraten und schwanger zu werden. Leider kam Corona dazwischen und ich habe den Kinderwunsch nach hinten verschoben. Geheiratet haben wir trotzdem, jedoch nicht so wie wir es uns immer vorgestellt haben (zu zweit alleine im Ausland), sondern doch in kleiner Runde in Deutschland. Die Feier an sich war schön, aber vor allem die Planung war sehr nervenaufreibend für mich bzgl. der Pandemie. In der Zeit wurde das Verhältnis zu meiner besten Freundin und Trauzeugin leider auch schlechter. Ich habe sie dieses Wochenende zum ersten Mal nach der Hochzeit getroffen und habe nicht das Gefühl, dass wir wieder als beste Freunde zusammen finden werden.
Mein Mann ist sehr entspannt was den Kinderwunsch angeht. Ich habe manchmal das Gefühl, ihm ist es nich so wichtig wie mir.
Aufgrund der Situation fühle ich mich zunehmend einsamer und nicht verstanden. Konkret frage ich mich derzeitig, was es mir überhaupt bringt, verheiratet zu sein, wenn wir möglicherweise gar keine Kinder bekommen können. Was ist der Sinn, sich in einer Partnerschaft einzuschränken und anzupassen, dem anderen entgegen zu kommen, wenn man keine Kinder haben wird, die man großziehen kann? Ich schätze, mir fehlt derzeitig der Sinn in unserer Beziehung für die kommenden Jahre... Da ich leider auch keine große Familie habe (keine Geschwister, ohne Vater aufgewachsen) fühle ich mich sehr einsam und frage mich, ob es nicht sinnvoller wäre, sein Leben anders auszurichten als nach Mann, Haus und Kind. Aber wonach?
Leider scheine ich auch karrieretechnisch am Ende angekommen zu sein. Ich sehe derzeitig keine Möglichkeit aufzusteigen. Von Bewerbungen möchte ich gar nicht sprechen. Meinem Gefühl nach, werde ich aufgrund meines Alters direkt aussortiert, trotz guter Qualifikation.
Gibt es hier jemanden dem es ähnlich geht? Oder gibt es hier Frauen, die mir ihre Gedanken zu dem Thema teilen können?
Ich freue mich über eure Erfahrungen.
Unerfüllter Kinderwunsch. Welcher Sinn in der Partnerschaft?
Ich sitze zwar nicht genau im selben Boot wie du, bei uns hat es jedoch auch längere Zeit nicht geklappt bzw. geklappt, aber mit Verlusten. Ich habe mich auch oft gefragt, worauf ich mein Leben denn ausrichten könnte ohne Kinder. Ich wollte jedoch trotzdem mit meinem Mann zusammen bleiben und hatte eher Angst er würde mich verlassen, weil es nicht klappt.
Du bist verheiratet und Anfang 30 - für mich als Arbeitgeber wäre das ein Risiko. Dass du schlechte Karten bei Bewerbungen hast, kann ich nachvollziehen.
Du hast den KiWu doch ein paar Jahre aufgeschoben. Vielleicht frustriert dich das ja auch etwas, dass du nicht früher dazu getan hast. Zumindest habe ich so gedacht. Jünger wäre es vielleicht einfacher gewesen? Vielleicht hat dein Mann auch gesagt, dass er wegen Karriere und dann corona warten will und nicht nur du? Da wäre ich auch etwas frustriert ihm gegenüber gewesen. Oder du ärgerst dich deswegen über dich selbst und hast deshalb diese Gedankengänge.
Oder es klappt ja eh nicht, warum bist du jetzt in diesem Zwangskorsett aus Karriere/jahrelanges Studium + Ehe + Haus(?), aber kein Kind in Sicht.
Man kann schon mal irrational denken, wenn es nicht nach Plan geht und du scheinst mir bisher eben ein Planer gewesen zu sein, wenn du eine Schwangerschaft wegen Corona aufschiebst. Ich arbeite ausschließlich mit Frauen und habe schon ganz viele irrationale Gedanken von bodenständigen Frauen gehört, von denen man das nie gedacht hätte: zum Beispiel eine Kollegin hatte immer wieder Fehlgeburten und wollte ihren Mann verlassen, weil sie sich dann eingeredet hat, sie wären inkompatibel. Letztlich bekam sie doch 2 gesunde Kinder von ihm. Aber zu der Zeit waren ihre Gedanken echt übel. Eine andere wurde völlig unausstehlich ihrem Partner gegenüber nach absetzen der Pille und KiWu. Während der paar Monate üben stellte sie ihre Beziehung so oft in Frage, es war schon nicht mehr feierlich, aber doch ganz amüsant (no hate).
Wie gesagt - ich denke so ein unerfüllter KiWu kann einem schon mal ein paar wilde Gedanken und Überlegungen in den Kopf setzen.
Ich an deiner Stelle würde jetzt einfach mal anfangen ein paar Dinge abzuklären. Spermiogram machen lassen, Eileiter überprüfen, grundsätzliche Dinge Gerinnung, Schilddrüse. Das darf man nach einem Jahr üben ruhig mal machen. Setz dich etwas mit deiner Fruchtbarkeit auseinander. Mit Hilfe von Internet und Büchern. Ich fühle mich als hätte ich das Thema Fruchtbarkeit studiert als es bei mir nicht klappte, habe viel ausprobiert. Warum es letztlich doch geklappt hat, wer weiß, aber manche müssen leider etwas mehr investieren als andere. Jetzt handeln, dh abklären lassen und nicht in Gedanken abschweifen, die alles plötzlich in Frage stellen wäre mein Rat.
Danke für deinen wertvollen Rat! Tatsächlich finde ich mich in deinem Text sehr stark wieder.
Das mit der Planerin stimmt leider und mir fällt es schwer mit Dingen umzugehen, die anders kommen. Ja, tatsächlich habe ich auch das Gefühl, dass ich wertvolle Zeit habe verstreichen lassen. Mein Mann meinte auch immer zu mir „Ob 27 oder 30, was macht das schon für einen Unterschied?“. Ich glaube insgeheim, war der Kinderwunsch schon früher da und mich ärgert es nun. Aber die Zeit lässt sich nun mal nicht zurück drehen und ich muss mit der Situation umgehen lernen. Auch wenn das heiß, dass uns wohl nichts anderes übrig bleibt als der Termin in der KiWu.
Oft denkt man ja auch, die eigen Gedanken seien immer richtig, deshalb tut es gut zu hören, dass man scheinbar als Frau doch oft irrational denkt und dass es anderen Frauen teilweise auch so geht!
Mir helfen auf jeden Fall die Antworten hier sehr, um einfach mal einen anderen Blickwinkel einzunehmen…
Hey Storky,
genau so war es bei uns auch. Nur alles ein Jahr eher. Seit 2010 ein Paar, 2019 haben wir durch ein schlechtes Spermiogramm erfahren, dass es mit dem Kinderwunsch nichts wird. Unsere Hochzeit lief auch nicht wie geplant.
Wir sind dann in die Klinik zur Behandlung gegangen- im Juni war die Beratung auf Basis der Befunde, im Oktober startete die icsi und ich hielt im November den positiven Test in den Händen. Im August 2020 wurden wir Eltern.
Bevor du nun direkt aufgibst und die Zukunft schwarz malst, würde ich nun die Diagnostik in einer kiwu anstoßen. Es klingt so, als würdet ihr es bisher ohne medizinische Unterstützung versuchen. Bevor ich da nicht alles ausgeschöpft hätte, würde ich den Kopf nicht in den Sand stecken. Aber vielleicht ist deine Bedrückung nun ein Zeichen dafür, dass ihr den Weg in die kiwu einschlagen solltet.
Gefühlt stehe ich gerade, auch wegen der Kinder, am Ende der Karrierenfahnenstange. Ich plane aktuell meine Promotion, um nicht komplett in der Luft zu hängen.
Liebe Grüße
Schoko
Danke für deine Erfahrungen. Tatsächlich wäre das auch der nächste Schritt für uns. Ich hoffe, ich werde da ernst genommen, nicht wie bei meiner derzeitigen Ärztin.
Alles gute für deine Promotion!
Entschuldige die direkte Frage, aber wie läuft es bei euch wenn’s um intime Themen geht? (Also musst du jetzt nicht beantworten ist mehr so eine Frage für dich). Ich hatte nach fast zwei Jahren des versuchens ähnliche Gedanken. Nun hat es endlich geklappt und ich habe nach ein paar Monaten mit Schrecken festgestellt: meine Unzufriedenheit hatte auch viel mit unserem Sexleben zutun! Ich dachte immer, das wir oder ich so sind, dass der KiWu das Sexleben nicht verschlechtert. Mein Mann ist jemand der immer kann und Lust hat, dementsprechend konnte ich da auf meinen Körper achten und dann einfach „Bescheid sagen“. Alles kein Problem. Jetzt merke ich aber: mir hat richtiger Sex gefehlt, ohne es zu merken. Dem anderen nahe sein, sich lieben einfach nur weils Spaß macht und gut tut - egal wann. Ich hab’s wirklich währenddessen nicht bemerkt und bin aktuell etwas erschrocken Ansonsten lass dir gesagt sein, dass alles bis zu einem Jahr zwar nicht schön aber leider auch noch normal ist. Ich drücke euch ganz fest die Daumen und vergesst euch als Paar nicht - seine Liebe zu haben ist nämlich doch eigentlich der Sinn einer Beziehung
Danke für deine offenen Worte! Tatsächlich wäre das auch ein Punkt, über den man sich sicherlich einmal Gedanken machen sollte.
Ich freue mich, dass es bei euch dann noch geklappt hat und wünsche dir alles Gute!
Ich kann vieles von dem nachvollziehen, was Du schreibst. Wir sind nicht verheiratet, aber ich hab mich auch gefragt, was eine Beziehung bringt, wenn ich ein Kind will und keines bekomme. Bei uns war das Problem aber, dass ich einen Kinderwunsch hatte, mein Freund sich aber noch jahrelang Zeit lassen wollte. Und dann hat es auch noch gedauert bis ich schwanger war.
Was ich Dir raten würde: Du beschreibst ganz unterschiedliche Baustellen. Das Berufsleben wird mit Kind nicht leichter.
Viel gravierender finde ich aber den Einfluss auf Freundschaften. Dass Du nun schon mit einer Freundin nichts mehr "anfangen " kannst, ist irgendwie normal. In dem Alter/ Lebensabschnitt passen manche früheren Freundschaften nicht mehr so gut.
Ich hab eine Freundin verloren, weil sie schon während meiner Schwangerschaft Erziehungstipps gab, aber eher nach dem Motto "Eltern heutzutage stellen sich so kompliziert an, früher war alles leichter." (Sie ist selbst kinderlos.)
Gehe diese Baustellen getrennt voneinander an. Ich finde z.B. komisch, dass Du schreibst, Du musst Dich in der Ehe einschränken.
Lieben Dank für deine Erfahrungen. Das hilft mir sehr. Tatsächlich sind es bei mir wirklich mehrere Baustellen, die zur Zeit aufeinander prallen. Vermutlich wirkt mein Text deshalb auch etwas wirr.
Mit Einschränkungen meine ich Dinge, die ich in den letzten Jahren aufgrund des Partners nicht verwirklicht habe. Zum Beispiel ein Auslandsemester oder die Heimat nicht zu verlassen, weil er seinen Job nicht wechseln möchte etc. Das sind Kompromisse, die ich bewusst eingegangen bin. Ohne geht es natürlich nicht. Aber man tut dies ja auch für eine gemeinsame Zukunft und dazu gehört für mich nun mal auch eine Familie dazu. Und wenn das nicht klappen sollte, macht mich dies traurig und ich frage mich, ob ich verpasste Chancen nachholen sollte…
Ich kann deinen Gedanken total gut nachvollziehen, weil ich ähnliche hatte in meiner sehr langen KiWu-Zeit (über 3 Jahre in KiWu-Klinik). Allerdings habe ich das weniger auf meine Partnerschaft bezogen gefühlt, sondern auf mein gesamtes Leben. Wenn ich kein Kind haben kann, so wie es immer mein Wunsch war, wie richte ich mein Leben dann sinnvoll als? Was ist dann die Alternative?
Mit hat es sehr geholfen mit jemandem Neutralen darüber zu sprechen, es war kein Psychologe, sondern eine Sozialarbeiterin mit Zusatzausbildung von Verein DonumVitae. Vielleicht wäre das auch etwas für dich?
Das ist ein guter Tipp und sehe ich mir einmal genauer an, vielen Dank dafür!
Ich antworte jetzt mal als Mann und muss dich fragen, ob du es wirklich für eine gute Idee hältst, mit deinem Mann Kinder zu bekommen. Ihr scheint ja jetzt schon keine Basis für eine gute, intakte und funktionierende Beziehung zu haben, wenn du dich fragst, ob die Beziehung ohne Kind überhaupt Sinn ergibt. Ein Kind ist imho das I-Tüpfelchen einer funktionierenden Beziehung und nicht ihr Sinn und Zweck. Wenn du dich jetzt schon fragst, ob die Beziehung noch Sinn ergibt, frage ich dich, ob du deinen Partner überhaupt liebst. Ein Kind in einer lieblosen Beziehung aufzuziehen, wird nicht funktionieren. Dafür sind die Herausforderungen einfach zu groß.
Du fragst nach dem Sinn einer Beziehung jenseits von Nachwuchs. Nun: Es ist Liebe, Glück, Geborgenheit, Verständnis, das Leben nicht allein meistern zu müssen, tolle, gemeinsame Erinnerungen und einfach ein erfülltes Leben.
Wenn du das Gefühl hast, dich in der Partnerschaft einschränken zu müssen, frage dich selbst, ob es wirklich Liebe ist. Ich habe meine Ehe nie als einschränkend empfunden. Warum auch? Wildes Rumbumsen mit verschiedenen Partnern war nie mein Ding und ich fand und finde es schön, jemand geliebtes an meiner Seite zu haben. Als sich unser gemeinsamer Kinderwunsch entwickelte (auch nach langem Studium, beruflicher Unsicherheit etc. - genau wie bei dir), haben wir uns überhaupt keinen Druck gemacht. Wir waren beide der Ansicht, dass es super schön wäre, wenn es klappt, aber unsere Welt wäre nicht zusammengebrochen, wenn es nicht geklappt hätte. Wir waren einfach nicht verbissen und hatten eine glückliche Beziehung, in der wir beide uns auch so genug waren. Wir wären definitiv auch ohne Kinder glücklich und zusammen geblieben. Nunja, bei uns hat es dann beim ersten Monat ohne Verhütung sofort geklappt.
Ich glaub, die letzten 2 Sätze würden ganz viele in der Theorie unterschreiben.
In der Realität schaut es anders aus. Zu sagen, unsere Beziehung ist unabhängig vom Kinderwunsch stabil, und dann zu sagen, dass es gleich problemlos geklappt hat, finde ich sehr einfach. Ob das nach mehreren Jahren und/oder mehreren Fehlgeburten auch so schön ist?
Kommt halt darauf an, ob der Kinderwunsch über der Beziehung steht oder ob man auch mit sich als Paar im Reinen ist. Es hängt also maßgeblich von der Priorität des Kinderwunsches ab.
Ich frag mich, weshalb du deinen Mann überhaupt geheiratet hast, wenn du ihn, sofern es mit dem Kinderkriegen nichts wird, doch lieber abstoßen würdest, weil du scheinbar ansonsten nur Nachteile in der bzw. einer Beziehung siehst. Für mich entstünde ein Kind aus dem tiefsten Wunsch heraus, mich mit dem Menschen an meiner Seite zu verbinden. Wenn du jetzt, überspitzt gesagt, das Gefühl hast, elf Jahre lang auf eine Samenspende "hingearbeitet" zu haben, solltest du dir das mit der Beziehung tatsächlich nochmal überlegen, ja.
Selbstverständlich habe ich nicht 11 Jahre auf eine Samenspende hingearbeitet, da ist Quatsch. Ich habe ihn geheiratet, weil ich ihn Liebe und ich eine Familie mit ihm haben möchte. Und diese ist für mich nunmal erst komplett, wenn auch ein Kind dazu kommt. Wie im Eingangstext geschrieben, bin ich selber nicht in einer richtigen Familie aufgewachsen und habe mir das für uns immer gewünscht.
Ich bin echt fassungslos über diese Antworten.
Liebe TE, poste das nochmal im Forum „unerfüllter KiWu“ und ich bin mir sicher du erhältst empathische Antworten aus denen du wirklich Hilfe ziehen kannst.
Liest sich für mich nach dem ersten Mal auch so, als wäre dein Mann nur Spermaproduzent.
Allerdings kam mir der Gedanke, dass du momentan so verzweifelt bist, dass du gerade alles Abwertest.
Kann es sein, dass du denkst, ein Kind wuerde dich vollkommen und glücklich machen und meinst daher, nur ein Kind mache dein Leben lebenswert? Und alles andere, wie zn dein Partner, wenn ihr keine Kinder bekommen könnt, wäre sinnlos?
Das ist ein Trugschluss und dir wird es danach gleich gehen.
So wie es sich ließt, war es definitiv nicht gemeint.
Ich schätze du hast es auf den Punkt gebracht und mit deinen Worten Recht.